Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.werde in jemand gefunden scharffer Verstandt / Beredtseligkeit / vnd andere Gaben deß Gemütes / die die Welt hoch achtet; vnnd derselbslasse sich nicht regieren in seinem Leben von dem Geist der da ist ein Geist der Weißheit / deß Rathes / der Stärcke / vnnd der Furcht GOttes; sondern thut nur alles nach seinem fleischlichen Sinn / wie dann derselben genug seyn / was wolten die sich rühmen / daß sie Tempel deß heyligen Geistes weren? Den eusserlichen fleischlichen Schein findet man auch bey Heyden. Es müssen innerliche geistliche heylige Bewegungen da seyn / soll es heissen / daß der H. Geist seinen Sitz vnd Werckstatt in dir habe. Hie wird sich wol mancher frommer Christ finden vnd klagen; Ach ich fühle nicht deß H. Geistes Werck / soll dann der heylige Geist in mir gar nicht mehr seyn? Ist nun eine Seele da / der solche Gedancken einfallen / die frage ich: Hastu ein hertzlich Verlangen darnach / daß der heylige Geist auch in dir möge sein Werck haben? Sprichstu: Nein / ich begere solch Ding in mir nit zu fühlen; wolan / so hastu dem H. Geist abgesaget; sprichstu aber: Ach ja / mich verlanget darnach; sihe / eben diß heylige Verlangen ist ein Werck deß H. Geistes; so lang diß Verlangen noch da ist / ists nie gar mit dir auß. Es seynd auch wol Heuchler / die da sagen: ich wolte gerne / kans aber nicht; vnd ist jhnen doch kein rechter Ernst; mit denen habe ich nichts zu thun. Denen es aber ein Ernst ist im heiligen Verlangen / den sage ich dieses zur Nachricht / daß die Krafft deß H. Geistes nicht stracks vollkommen bey vns erfunden werde. Es ist kein Mensch der da leben solte auff Erden allezeit voll Trost vnd Frewd / vnd nur immer hurtig vnnd lustig zum guten / ohn alle Betrübnuß der Sünden. Fühlestu dann nit allezeit gleiche Krafft deß Geistes / so gedencke nicht fort / daß es darumb verloren sey. Christen soll man nicht vrtheilen nach jhrer Schwachheit / vnnd nach dem eusserlichen Ansehen. Die Junger Christi waren bißher gesessen in Finsternuß / in Vnverstand / in Schwachheit / in Furcht / vnd war gantz kein Muth da; war aber darumb mit jhnen nit gantz werde in jemand gefunden scharffer Verstandt / Beredtseligkeit / vnd andere Gaben deß Gemütes / die die Welt hoch achtet; vnnd derselbslasse sich nicht regieren in seinem Leben von dem Geist der da ist ein Geist der Weißheit / deß Rathes / der Stärcke / vnnd der Furcht GOttes; sondern thut nur alles nach seinem fleischlichen Sinn / wie dann derselben genug seyn / was wolten die sich rühmen / daß sie Tempel deß heyligen Geistes weren? Den eusserlichen fleischlichen Schein findet man auch bey Heyden. Es müssen innerliche geistliche heylige Bewegungen da seyn / soll es heissen / daß der H. Geist seinen Sitz vnd Werckstatt in dir habe. Hie wird sich wol mancher frommer Christ finden vnd klagen; Ach ich fühle nicht deß H. Geistes Werck / soll dann der heylige Geist in mir gar nicht mehr seyn? Ist nun eine Seele da / der solche Gedancken einfallen / die frage ich: Hastu ein hertzlich Verlangen darnach / daß der heylige Geist auch in dir möge sein Werck haben? Sprichstu: Nein / ich begere solch Ding in mir nit zu fühlen; wolan / so hastu dem H. Geist abgesaget; sprichstu aber: Ach ja / mich verlanget darnach; sihe / eben diß heylige Verlangen ist ein Werck deß H. Geistes; so lang diß Verlangen noch da ist / ists nie gar mit dir auß. Es seynd auch wol Heuchler / die da sagen: ich wolte gerne / kans aber nicht; vnd ist jhnen doch kein rechter Ernst; mit denen habe ich nichts zu thun. Denen es aber ein Ernst ist im heiligen Verlangen / den sage ich dieses zur Nachricht / daß die Krafft deß H. Geistes nicht stracks vollkommen bey vns erfunden werde. Es ist kein Mensch der da leben solte auff Erden allezeit voll Trost vnd Frewd / vnd nur immer hurtig vnnd lustig zum guten / ohn alle Betrübnuß der Sünden. Fühlestu dann nit allezeit gleiche Krafft deß Geistes / so gedencke nicht fort / daß es darumb verloren sey. Christen soll man nicht vrtheilen nach jhrer Schwachheit / vnnd nach dem eusserlichen Ansehen. Die Junger Christi waren bißher gesessen in Finsternuß / in Vnverstand / in Schwachheit / in Furcht / vnd war gantz kein Muth da; war aber darumb mit jhnen nit gantz <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0846" n="826"/> werde in jemand gefunden scharffer Verstandt / Beredtseligkeit / vnd andere Gaben deß Gemütes / die die Welt hoch achtet; vnnd derselbslasse sich nicht regieren in seinem Leben von dem Geist der da ist ein Geist der Weißheit / deß Rathes / der Stärcke / vnnd der Furcht GOttes; sondern thut nur alles nach seinem fleischlichen Sinn / wie dann derselben genug seyn / was wolten die sich rühmen / daß sie Tempel deß heyligen Geistes weren? Den eusserlichen fleischlichen Schein findet man auch bey Heyden. Es müssen innerliche geistliche heylige Bewegungen da seyn / soll es heissen / daß der H. Geist seinen Sitz vnd Werckstatt in dir habe.</p> <p>Hie wird sich wol mancher frommer Christ finden vnd klagen; Ach ich fühle nicht deß H. 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Fühlestu dann nit allezeit gleiche Krafft deß Geistes / so gedencke nicht fort / daß es darumb verloren sey. Christen soll man nicht vrtheilen nach jhrer Schwachheit / vnnd nach dem eusserlichen Ansehen. Die Junger Christi waren bißher gesessen in Finsternuß / in Vnverstand / in Schwachheit / in Furcht / vnd war gantz kein Muth da; war aber darumb mit jhnen nit gantz </p> </div> </body> </text> </TEI> [826/0846]
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Hie wird sich wol mancher frommer Christ finden vnd klagen; Ach ich fühle nicht deß H. Geistes Werck / soll dann der heylige Geist in mir gar nicht mehr seyn? Ist nun eine Seele da / der solche Gedancken einfallen / die frage ich: Hastu ein hertzlich Verlangen darnach / daß der heylige Geist auch in dir möge sein Werck haben? Sprichstu: Nein / ich begere solch Ding in mir nit zu fühlen; wolan / so hastu dem H. Geist abgesaget; sprichstu aber: Ach ja / mich verlanget darnach; sihe / eben diß heylige Verlangen ist ein Werck deß H. Geistes; so lang diß Verlangen noch da ist / ists nie gar mit dir auß. Es seynd auch wol Heuchler / die da sagen: ich wolte gerne / kans aber nicht; vnd ist jhnen doch kein rechter Ernst; mit denen habe ich nichts zu thun. Denen es aber ein Ernst ist im heiligen Verlangen / den sage ich dieses zur Nachricht / daß die Krafft deß H. Geistes nicht stracks vollkommen bey vns erfunden werde. Es ist kein Mensch der da leben solte auff Erden allezeit voll Trost vnd Frewd / vnd nur immer hurtig vnnd lustig zum guten / ohn alle Betrübnuß der Sünden. Fühlestu dann nit allezeit gleiche Krafft deß Geistes / so gedencke nicht fort / daß es darumb verloren sey. Christen soll man nicht vrtheilen nach jhrer Schwachheit / vnnd nach dem eusserlichen Ansehen. Die Junger Christi waren bißher gesessen in Finsternuß / in Vnverstand / in Schwachheit / in Furcht / vnd war gantz kein Muth da; war aber darumb mit jhnen nit gantz
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 826. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/846>, abgerufen am 28.07.2024. |