Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Von der Mühseligen Kürtze des Menschlichen Lebens : Ein Leich-Sermon/ Bey der Adelichen Leichbegängnus Deß ... Herrn Gebhard Moltken ... Rostock, 1645.

Bild:
<< vorherige Seite

wol gedienet werden / hat ers doch nicht zugelassen / sondern hat sich wollen / wie Schwach er auch gewesen / zu der Gemeine Christi halten / vnd ist den Tag wann er zur Beicht sich eingestellet / in der Kirchen von Morgen biß an den Abend gesessen / vnd mit milder vergiessung seiner Thränen sich in rechtschaffener Bußfertigkeit mit seinem Gebet zu Gott gekehret.

In einem Geistlichen Gesprech hat er einmahl zu mir diese Wort geredet: Ich bin nun bey nahe 77. Jahr alt / vnd habe noch nicht gewust wie ich in Christo recht leben soll / das muß ich nun erst lernen. Nun so will ich auch anders nicht studiren / so lange ich lebe / als wie ich Christo leben möge. Vnd das sagte er mit gantz eyffriger Bewegung seines Gemütes. Offt hat er gleichsfals mit Eyffer geklaget / vber die Tragheit vnd Widerspen stigkeit des Fleisches / wie es den guten Wandel in Christo nicht hernach will. Welches Klagen / wann es von Hertzen kömpt / das rechte Kennezeichen der heyligen Kinder Gottes ist / die so viel mehr Vntugent vnd Vnart des fleisches in sich spüren vnd beklagen / je mehr sie nach dem inwendigen Menschen gedencken / Gott zu dienen. Im Todtbet / wie er erinnert ward / er hette seinem HErrn Christo gelebet / so könne er auch nun frölich in seinem HErrn Christo sterben / auff daß er Christi sey / todt vnd lebendig / hat er geklaget: Ach ach das ich so wenige wenige Zeit in Christo gelebet. Nun weil er mit gläubigem Verlangen dem HErren JEsu angehangen / so wird auch gewißlich all sein Mangel mit der volligen Gerechtigkeit vnd Heyligkeit JEsu Christi erstattet seyn.

wol gedienet werden / hat ers doch nicht zugelassen / sondern hat sich wollen / wie Schwach er auch gewesen / zu der Gemeine Christi halten / vnd ist den Tag wann er zur Beicht sich eingestellet / in der Kirchen von Morgen biß an den Abend gesessen / vnd mit milder vergiessung seiner Thränen sich in rechtschaffener Bußfertigkeit mit seinem Gebet zu Gott gekehret.

In einem Geistlichen Gesprech hat er einmahl zu mir diese Wort geredet: Ich bin nun bey nahe 77. Jahr alt / vnd habe noch nicht gewust wie ich in Christo recht leben soll / das muß ich nun erst lernen. Nun so will ich auch anders nicht studiren / so lange ich lebe / als wie ich Christo leben möge. Vnd das sagte er mit gantz eyffriger Bewegung seines Gemütes. Offt hat er gleichsfals mit Eyffer geklaget / vber die Tragheit vnd Widerspen stigkeit des Fleisches / wie es den guten Wandel in Christo nicht hernach will. Welches Klagen / wann es von Hertzen kömpt / das rechte Kennezeichen der heyligen Kinder Gottes ist / die so viel mehr Vntugent vnd Vnart des fleisches in sich spüren vnd beklagen / je mehr sie nach dem inwendigen Menschen gedencken / Gott zu dienen. Im Todtbet / wie er erinnert ward / er hette seinem HErrn Christo gelebet / so könne er auch nun frölich in seinem HErrn Christo sterben / auff daß er Christi sey / todt vnd lebendig / hat er geklaget: Ach ach das ich so wenige wenige Zeit in Christo gelebet. Nun weil er mit gläubigem Verlangen dem HErren JEsu angehangen / so wird auch gewißlich all sein Mangel mit der volligen Gerechtigkeit vnd Heyligkeit JEsu Christi erstattet seyn.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0035" n="35"/>
wol gedienet werden / hat ers doch nicht zugelassen / sondern hat sich wollen /
                     wie Schwach er auch gewesen / zu der Gemeine Christi halten / vnd ist den Tag
                     wann er zur Beicht sich eingestellet / in der Kirchen von Morgen biß an den
                     Abend gesessen / vnd mit milder vergiessung seiner Thränen sich in
                     rechtschaffener Bußfertigkeit mit seinem Gebet zu Gott gekehret.</p>
        <p>In einem Geistlichen Gesprech hat er einmahl zu mir diese Wort geredet: Ich bin
                     nun bey nahe 77. Jahr alt / vnd habe noch nicht gewust wie ich in Christo recht
                     leben soll / das muß ich nun erst lernen. Nun so will ich auch anders nicht
                     studiren / so lange ich lebe / als wie ich Christo leben möge. Vnd das sagte er
                     mit gantz eyffriger Bewegung seines Gemütes. Offt hat er gleichsfals mit Eyffer
                     geklaget / vber die Tragheit vnd Widerspen stigkeit des Fleisches / wie es den
                     guten Wandel in Christo nicht hernach will. Welches Klagen / wann es von Hertzen
                     kömpt / das rechte Kennezeichen der heyligen Kinder Gottes ist / die so viel
                     mehr Vntugent vnd Vnart des fleisches in sich spüren vnd beklagen / je mehr sie
                     nach dem inwendigen Menschen gedencken / Gott zu dienen. Im Todtbet / wie er
                     erinnert ward / er hette seinem HErrn Christo gelebet / so könne er auch nun
                     frölich in seinem HErrn Christo sterben / auff daß er Christi sey / todt vnd
                     lebendig / hat er geklaget: Ach ach das ich so wenige wenige Zeit in Christo
                     gelebet. Nun weil er mit gläubigem Verlangen dem HErren JEsu angehangen / so
                     wird auch gewißlich all sein Mangel mit der volligen Gerechtigkeit vnd
                     Heyligkeit JEsu Christi erstattet seyn.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0035] wol gedienet werden / hat ers doch nicht zugelassen / sondern hat sich wollen / wie Schwach er auch gewesen / zu der Gemeine Christi halten / vnd ist den Tag wann er zur Beicht sich eingestellet / in der Kirchen von Morgen biß an den Abend gesessen / vnd mit milder vergiessung seiner Thränen sich in rechtschaffener Bußfertigkeit mit seinem Gebet zu Gott gekehret. In einem Geistlichen Gesprech hat er einmahl zu mir diese Wort geredet: Ich bin nun bey nahe 77. Jahr alt / vnd habe noch nicht gewust wie ich in Christo recht leben soll / das muß ich nun erst lernen. Nun so will ich auch anders nicht studiren / so lange ich lebe / als wie ich Christo leben möge. Vnd das sagte er mit gantz eyffriger Bewegung seines Gemütes. Offt hat er gleichsfals mit Eyffer geklaget / vber die Tragheit vnd Widerspen stigkeit des Fleisches / wie es den guten Wandel in Christo nicht hernach will. Welches Klagen / wann es von Hertzen kömpt / das rechte Kennezeichen der heyligen Kinder Gottes ist / die so viel mehr Vntugent vnd Vnart des fleisches in sich spüren vnd beklagen / je mehr sie nach dem inwendigen Menschen gedencken / Gott zu dienen. Im Todtbet / wie er erinnert ward / er hette seinem HErrn Christo gelebet / so könne er auch nun frölich in seinem HErrn Christo sterben / auff daß er Christi sey / todt vnd lebendig / hat er geklaget: Ach ach das ich so wenige wenige Zeit in Christo gelebet. Nun weil er mit gläubigem Verlangen dem HErren JEsu angehangen / so wird auch gewißlich all sein Mangel mit der volligen Gerechtigkeit vnd Heyligkeit JEsu Christi erstattet seyn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_kuertze_1645
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_kuertze_1645/35
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von der Mühseligen Kürtze des Menschlichen Lebens : Ein Leich-Sermon/ Bey der Adelichen Leichbegängnus Deß ... Herrn Gebhard Moltken ... Rostock, 1645, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_kuertze_1645/35>, abgerufen am 02.05.2024.