Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.Die fünffte Betrachtung. zu der Bekehrung erfodert gutes zu thun. Gegen GOtt müssen wir uns im guten üben/ in der An- dacht/ im Gebet und Dancksagung. Gegen dem Nechsten müssen wir gutes üben durch Lieb und Barmhertzigkeit. Viele meinen/ es sey genung/ wenn sie niemand Unrecht thun: Nicht also/ es gehöret auch dazu/ daß man dem Nechsten alles gutes erzeige. Eine feine Gewohnheit ist es/ wenn ein Christ zu Abend sein Gewissen erfor- schet und nachfraget/ nicht allein was er böses be- gangen/ sondern auch/ ob er iemand etwas gutes erzeiget habe. Einen ieglichen Tag/ darinnen er seinem Rechsten kein guts erzeiget/ soll er für verlohren halten. Achte nicht/ daß man allein mit Gelde gutes thue/ es ist mehr/ damit man dem Rechsten dienen kan/ arbeiten/ helffen/ rah- ten/ trösten heist auch gutes thun; Dienet euch einander/ ein ieglicher nach der Gabe/ die er empfangen hat. 1. Pet. 4. v. 10. Folget noch eins/ denn wann einer sich schon re? K jv
Die fünffte Betrachtung. zu der Bekehrung erfodert gutes zu thun. Gegen GOtt müſſen wir uns im guten üben/ in der An- dacht/ im Gebet und Danckſagung. Gegen dem Nechſten müſſen wir gutes üben durch Lieb und Barmhertzigkeit. Viele meinen/ es ſey genung/ wenn ſie niemand Unrecht thun: Nicht alſo/ es gehöret auch dazu/ daß man dem Nechſten alles gutes erzeige. Eine feine Gewohnheit iſt es/ wenn ein Chriſt zu Abend ſein Gewiſſen erfor- ſchet und nachfraget/ nicht allein was er böſes be- gangen/ ſondern auch/ ob er iemand etwas gutes erzeiget habe. Einen ieglichen Tag/ darinnen er ſeinem Rechſten kein guts erzeiget/ ſoll er für verlohren halten. Achte nicht/ daß man allein mit Gelde gutes thue/ es iſt mehr/ damit man dem Rechſten dienen kan/ arbeiten/ helffen/ rah- ten/ tröſten heiſt auch gutes thun; Dienet euch einander/ ein ieglicher nach der Gabe/ die er empfangen hat. 1. Pet. 4. v. 10. Folget noch eins/ denn wann einer ſich ſchon re? K jv
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Die fünffte Betrachtung.
zu der Bekehrung erfodert gutes zu thun. Gegen
GOtt müſſen wir uns im guten üben/ in der An-
dacht/ im Gebet und Danckſagung. Gegen dem
Nechſten müſſen wir gutes üben durch Lieb und
Barmhertzigkeit. Viele meinen/ es ſey genung/
wenn ſie niemand Unrecht thun: Nicht alſo/ es
gehöret auch dazu/ daß man dem Nechſten alles
gutes erzeige. Eine feine Gewohnheit iſt es/
wenn ein Chriſt zu Abend ſein Gewiſſen erfor-
ſchet und nachfraget/ nicht allein was er böſes be-
gangen/ ſondern auch/ ob er iemand etwas gutes
erzeiget habe. Einen ieglichen Tag/ darinnen
er ſeinem Rechſten kein guts erzeiget/ ſoll er für
verlohren halten. Achte nicht/ daß man allein
mit Gelde gutes thue/ es iſt mehr/ damit man
dem Rechſten dienen kan/ arbeiten/ helffen/ rah-
ten/ tröſten heiſt auch gutes thun; Dienet euch
einander/ ein ieglicher nach der Gabe/ die er
empfangen hat. 1. Pet. 4. v. 10.
Folget noch eins/ denn wann einer ſich ſchon
gar wohl verhält in Worten und Wercken/ kan
er doch nicht unangefochten bleiben; Denn wir
leben nicht unter lauter heiligen Engeln/ ſon-
dern unter einem Hauffen vieler gebrechlicher
Leute/ da findet ſich mancher wunderlicher Kopf/
mancher undanckbahrer Gaſt. Was ſoll man
machen/ daß man das ruhige Leben nicht verlie-
re?
K jv
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/174>, abgerufen am 16.02.2025. |