Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.Die sechste Betrachtung. Ihm der Vater: Sey getrost mein Sohn/ Ichwil herauß reissen. Klage ich auch/ (denn die Macht habe ich/ GOtt Lob/ daß ich meinem himmlischen Vater mein Leyd klagen darff:) Ach Vater/ grosse Angst hat mich umgeben; so an- worteter mir auch: Mein Sohn/ sey getrost/ Ich wil herauß reissen. Sage ich: Ich versincke in der Tieffe deß Meers; So spricht er aber- mahl: Ich wil herauß reissen. Faß diß Wort/ meine Seele/ du seyst wo du seyst/ denn der Herr muß sein Wort wahr machen. Er hat gesaget: Ich wil herauß reissen; Das muß Er war machen/ oder Er muß nicht GOtt seyn. Ach daß du es doch gläuben köntest! Nun sehe auch wie es GOtt mit den Feinden det/
Die ſechſte Betrachtung. Ihm der Vater: Sey getroſt mein Sohn/ Ichwil herauß reiſſen. Klage ich auch/ (denn die Macht habe ich/ GOtt Lob/ daß ich meinem him̃liſchen Vater mein Leyd klagen darff:) Ach Vater/ groſſe Angſt hat mich umgeben; ſo an- worteter mir auch: Mein Sohn/ ſey getroſt/ Ich wil herauß reiſſen. Sage ich: Ich verſincke in der Tieffe deß Meers; So ſpricht er aber- mahl: Ich wil herauß reiſſen. Faß diß Wort/ meine Seele/ du ſeyſt wo du ſeyſt/ denn der Herr muß ſein Wort wahr machẽ. Er hat geſaget: Ich wil herauß reiſſen; Das muß Er war machen/ oder Er muß nicht GOtt ſeyn. Ach daß du es doch gläuben könteſt! Nun ſehe auch wie es GOtt mit den Feinden det/
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Die ſechſte Betrachtung.
Ihm der Vater: Sey getroſt mein Sohn/ Ich
wil herauß reiſſen. Klage ich auch/ (denn die
Macht habe ich/ GOtt Lob/ daß ich meinem
him̃liſchen Vater mein Leyd klagen darff:) Ach
Vater/ groſſe Angſt hat mich umgeben; ſo an-
worteter mir auch: Mein Sohn/ ſey getroſt/
Ich wil herauß reiſſen. Sage ich: Ich verſincke
in der Tieffe deß Meers; So ſpricht er aber-
mahl: Ich wil herauß reiſſen. Faß diß Wort/
meine Seele/ du ſeyſt wo du ſeyſt/ denn der Herr
muß ſein Wort wahr machẽ. Er hat geſaget: Ich
wil herauß reiſſen; Das muß Er war machen/
oder Er muß nicht GOtt ſeyn. Ach daß du es
doch gläuben könteſt!
Nun ſehe auch wie es GOtt mit den Feinden
ſeines Schns machen wil. Er ſpricht alſo zu ſei-
nem Sohn; Dein blutiger Fuß/ oder dein Fuß
im Blut ſoll zutreten die Zunge deiner Hunde.
Im 22. Pſalm klaget Chriſtus auch über die
Hunde/ die ihn umgeben haben/ und die boßhaff-
tige Rotte/ die ſich um ihn gemacht. Der Hun-
de Art iſt/ das ſie bellen und beiſſen. Aber hie
wird ihnen das Stillſchweigen gedräuet. Wie
ſoll das zugehen? Chriſtus ſoll mit ſeinem Fuß
das Haupt der Hunde alſo zuqvetſchen/ daß auch
die Zunge an der Erden kleben bleibe/ da ſoll deñ
der Fuß/ der vorhin in ſeinem eigen Blute geba-
det/
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