Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

Bild:
<< vorherige Seite

Die vierdte Betrachtung.
daß du mich demüthigest/ und hilffest mir.
Was ist nun der gläubigen Seelen ihr Er-
bieten? Ich wil hinein gehen. Das Haus/
darin sie gehen wil/ ist ein geistliches Haus; so
muß der Eingang auch geistlich seyn. Wer in
diese Hütten gehen wil/ der muß mit dem Geist
hinein gehen; Durch Beystand deß heiligen
Geistes muß er seinen Geist von der Erden er-
heben/ so gehet er ein in die Pforte deß HErrn.
Was wil die Seele da machen? Ich wil dem
HErrn dancken. Sie hat ja den gantzen Psalm
hindurch gedancket; Doch wann sie hie spricht/
thut mir auff die Thüre/ daß ich hinein gehe/ und
dem Herrn dancke/ zeiget sie ihr hertzliches Ver-
langen an/ daß sie träget nach dem Reich Christi
in ihr/ daß sie die Wunder GOttes möge em-
pfinden/ und den HErrn preisen.

Was höre ich aber hie für eine Ursach? was
ists/ dafür die Seele dancken wil? Ich wil dir
dancken/ spricht sie/ daß du mich demüthigest
und hilffest mir.
Du demüthigest mich/ und
bist meine Hülff und mein Heyl. Das ist das
Wunder-Spiel/ das GOtt in seinem Hause
spielet. Die er lieb hat/ die demüthiget er/ und
wenns scheinet/ daß sie verloren seyn/ so hilfft er
ihnen. Wenn sie gedemüthiget werden/ so ruf-
fen sie/ das Schreyen der Elenden höret der

HErr/

Die vierdte Betrachtung.
daß du mich demüthigeſt/ und hilffeſt mir.
Was iſt nun der gläubigen Seelen ihr Er-
bieten? Ich wil hinein gehen. Das Haus/
darin ſie gehen wil/ iſt ein geiſtliches Haus; ſo
muß der Eingang auch geiſtlich ſeyn. Wer in
dieſe Hütten gehen wil/ der muß mit dem Geiſt
hinein gehen; Durch Beyſtand deß heiligen
Geiſtes muß er ſeinen Geiſt von der Erden er-
heben/ ſo gehet er ein in die Pforte deß HErrn.
Was wil die Seele da machen? Ich wil dem
HErrn dancken. Sie hat ja den gantzen Pſalm
hindurch gedancket; Doch wann ſie hie ſpricht/
thut mir auff die Thüre/ daß ich hinein gehe/ und
dem Herrn dancke/ zeiget ſie ihr hertzliches Ver-
langen an/ daß ſie träget nach dem Reich Chriſti
in ihr/ daß ſie die Wunder GOttes möge em-
pfinden/ und den HErrn preiſen.

Was höre ich aber hie für eine Urſach? was
iſts/ dafür die Seele dancken wil? Ich wil dir
dancken/ ſpricht ſie/ daß du mich demüthigeſt
und hilffeſt mir.
Du demüthigeſt mich/ und
biſt meine Hülff und mein Heyl. Das iſt das
Wunder-Spiel/ das GOtt in ſeinem Hauſe
ſpielet. Die er lieb hat/ die demüthiget er/ und
wenns ſcheinet/ daß ſie verloren ſeyn/ ſo hilfft er
ihnen. Wenn ſie gedemüthiget werden/ ſo ruf-
fen ſie/ das Schreyen der Elenden höret der

HErr/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0754" n="731"/><fw place="top" type="header">Die vierdte Betrachtung.</fw><lb/><hi rendition="#fr">daß du mich demüthige&#x017F;t/ und hilffe&#x017F;t mir.</hi><lb/>
Was i&#x017F;t nun der gläubigen Seelen ihr Er-<lb/>
bieten? <hi rendition="#fr">Ich wil hinein gehen.</hi> Das Haus/<lb/>
darin &#x017F;ie gehen wil/ i&#x017F;t ein gei&#x017F;tliches Haus; &#x017F;o<lb/>
muß der Eingang auch gei&#x017F;tlich &#x017F;eyn. Wer in<lb/>
die&#x017F;e Hütten gehen wil/ der muß mit dem Gei&#x017F;t<lb/>
hinein gehen; Durch Bey&#x017F;tand deß heiligen<lb/>
Gei&#x017F;tes muß er &#x017F;einen Gei&#x017F;t von der Erden er-<lb/>
heben/ &#x017F;o gehet er ein in die Pforte deß HErrn.<lb/>
Was wil die Seele da machen? Ich wil dem<lb/>
HErrn dancken. Sie hat ja den gantzen P&#x017F;alm<lb/>
hindurch gedancket; Doch wann &#x017F;ie hie &#x017F;pricht/<lb/>
thut mir auff die Thüre/ daß ich hinein gehe/ und<lb/>
dem Herrn dancke/ zeiget &#x017F;ie ihr hertzliches Ver-<lb/>
langen an/ daß &#x017F;ie träget nach dem Reich Chri&#x017F;ti<lb/>
in ihr/ daß &#x017F;ie die Wunder GOttes möge em-<lb/>
pfinden/ und den HErrn prei&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Was höre ich aber hie für eine Ur&#x017F;ach? was<lb/>
i&#x017F;ts/ dafür die Seele dancken wil? <hi rendition="#fr">Ich wil dir<lb/>
dancken/ &#x017F;pricht &#x017F;ie/ daß du mich demüthige&#x017F;t<lb/>
und hilffe&#x017F;t mir.</hi> Du demüthige&#x017F;t mich/ und<lb/>
bi&#x017F;t meine Hülff und mein Heyl. Das i&#x017F;t das<lb/>
Wunder-Spiel/ das GOtt in &#x017F;einem Hau&#x017F;e<lb/>
&#x017F;pielet. Die er lieb hat/ die demüthiget er/ und<lb/>
wenns &#x017F;cheinet/ daß &#x017F;ie verloren &#x017F;eyn/ &#x017F;o hilfft er<lb/>
ihnen. Wenn &#x017F;ie gedemüthiget werden/ &#x017F;o ruf-<lb/>
fen &#x017F;ie/ das Schreyen der Elenden höret der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">HErr/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[731/0754] Die vierdte Betrachtung. daß du mich demüthigeſt/ und hilffeſt mir. Was iſt nun der gläubigen Seelen ihr Er- bieten? Ich wil hinein gehen. Das Haus/ darin ſie gehen wil/ iſt ein geiſtliches Haus; ſo muß der Eingang auch geiſtlich ſeyn. Wer in dieſe Hütten gehen wil/ der muß mit dem Geiſt hinein gehen; Durch Beyſtand deß heiligen Geiſtes muß er ſeinen Geiſt von der Erden er- heben/ ſo gehet er ein in die Pforte deß HErrn. Was wil die Seele da machen? Ich wil dem HErrn dancken. Sie hat ja den gantzen Pſalm hindurch gedancket; Doch wann ſie hie ſpricht/ thut mir auff die Thüre/ daß ich hinein gehe/ und dem Herrn dancke/ zeiget ſie ihr hertzliches Ver- langen an/ daß ſie träget nach dem Reich Chriſti in ihr/ daß ſie die Wunder GOttes möge em- pfinden/ und den HErrn preiſen. Was höre ich aber hie für eine Urſach? was iſts/ dafür die Seele dancken wil? Ich wil dir dancken/ ſpricht ſie/ daß du mich demüthigeſt und hilffeſt mir. Du demüthigeſt mich/ und biſt meine Hülff und mein Heyl. Das iſt das Wunder-Spiel/ das GOtt in ſeinem Hauſe ſpielet. Die er lieb hat/ die demüthiget er/ und wenns ſcheinet/ daß ſie verloren ſeyn/ ſo hilfft er ihnen. Wenn ſie gedemüthiget werden/ ſo ruf- fen ſie/ das Schreyen der Elenden höret der HErr/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/754
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/754>, abgerufen am 22.11.2024.