Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.über den 33. Psalm irrdische Macht und Stärcke/ er betrieget sich gewißlich. Beym Esaia 28. v. 1. nennet GOtt die stoltzen Israeliten die Trunckenen von E- phraim/ die von Wein taumelen: Wann ie- mand bedencket/ ich bin mächtig/ wer mag wider mich bestehen? Das seynd Einbildungen gleich dem starcken Wein/ der die stoltzen Hertzen truncken macht/ daß sie nicht wissen sich recht zu- besinnen/ woher sie Stärcke und Hülffe nehmen sollen/ taumeln und werden rasend in ihrem Sinn. Menschen Macht ist eine ohnmächtige Macht. So mercket nun zum andern/ die Krafft Spei-
über den 33. Pſalm irꝛdiſche Macht und Stärcke/ er betrieget ſich gewißlich. Beym Eſaia 28. v. 1. nennet GOtt die ſtoltzen Iſraeliten die Trunckenen von E- phraim/ die von Wein taumelen: Wann ie- mand bedencket/ ich bin mächtig/ wer mag wider mich beſtehen? Das ſeynd Einbildungen gleich dem ſtarcken Wein/ der die ſtoltzen Hertzen truncken macht/ daß ſie nicht wiſſen ſich recht zu- beſinnen/ woher ſie Stärcke und Hülffe nehmen ſollen/ taumeln und werden raſend in ihrem Sinn. Menſchen Macht iſt eine ohnmächtige Macht. So mercket nun zum andern/ die Krafft Spei-
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über den 33. Pſalm
irꝛdiſche Macht und Stärcke/ er betrieget ſich
gewißlich. Beym Eſaia 28. v. 1. nennet GOtt
die ſtoltzen Iſraeliten die Trunckenen von E-
phraim/ die von Wein taumelen: Wann ie-
mand bedencket/ ich bin mächtig/ wer mag wider
mich beſtehen? Das ſeynd Einbildungen gleich
dem ſtarcken Wein/ der die ſtoltzen Hertzen
truncken macht/ daß ſie nicht wiſſen ſich recht zu-
beſinnen/ woher ſie Stärcke und Hülffe nehmen
ſollen/ taumeln und werden raſend in ihrem
Sinn. Menſchen Macht iſt eine ohnmächtige
Macht.
So mercket nun zum andern/ die Krafft
göttlicher Hülffe; Siehe deß HErrn Auge
ſiehet auff die/ ſo ihn fürchten/ die auff ſeine
Güte hoffen. Daß er ihre Seele errette
vom Tode/ und ernehre ſie in der Theurung.
Zweyerley Krafft wird Gott zugeeignet. 1. Daß
er unſere Seele vom Tode errette. 2. Daß er
uns ernehre in der Theurung. Der Tod iſt
das letzte Unglück/ das uns treffen kan/ denn wei-
ter kan kein Unfall kommen. Bringts uns biß
zum Tod/ muß es auffhören. Der nun auß dem
Tod erretten kan/ der kan auch auß allem Un-
glück erretten. Theurung oder Hunger iſt
nicht einerley/ der eine Hunger trifft den Leib/
der ander trifft die Seele. Wie der Leib ſeine
Spei-
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