Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

lata gratiarum actio 3. Victori congratulatio Votum-
que ulterioris Benedictionis & vitae prolongatio-
nis.
Davon sind itzund alle Buchladen voll.

4 Findet sich es auch/ daß man Abreisenden nichts
mehr kan mit geben/ als einen Wunsch/ da man sie
mit heissen Seuffzern begleitet. Dabey aber auch
unser Angedencken selbsten recommendiret/ und diß
wird Carmen Propempticum genennet/ darinn man
wegen des Abschiedes seinen durchdringenden Schmertz
und Trauren ihm vorstellet/ doch zugleich promitti-
ret/ die alte Freundschafft weder zuvergessen/ noch
durch Entlegenheit des Ortes sich trennen zu lassen.
Hiebey ist vonnöthen zu betrachten:

1. Tempus, dabey man zugleich den Winden und
Lüfften unsern Freund befiehlt/ daß sie ihn führen/ da
mit ihn weder Hitze noch Frost oder Unglück rühre.

2. Locns, a quo, per quem ad quem er reiset.

3. Comitatum, wer mit ihm zieht.

4. Officium, was er bedient. etc.

5. Votum, daß GOtt selbst mit ihm aus- und
eingehe/ und dessen Reise benedeyen wolle.
Bey der Zurückkunfft und Bewillkommung aber ei-
nes Freundes/ so man Epibaterion nennet/ pflegt
man 1. GOtt zu dancken/ der ihn behütet. 2. ihn zu
gratuliren zu seiner Rückkunfft und Gesundheit. 3.
seinen Angehörigen und der Stadt Glück zu wün-
schen. 4. Uns zu erfreuen.

5. Weil aber nichts gemeiners vorkommet/ als ein
Epithalamion, wie auch ein Leichen Carmen/ also will

ich

lata gratiarum actio 3. Victori congratulatio Votum-
que ulterioris Benedictionis & vitæ prolongatio-
nis.
Davon ſind itzund alle Buchladen voll.

4 Findet ſich es auch/ daß man Abreiſenden nichts
mehr kan mit geben/ als einen Wunſch/ da man ſie
mit heiſſen Seuffzern begleitet. Dabey aber auch
unſer Angedencken ſelbſten recommendiret/ und diß
wird Carmen Propempticum genennet/ darinn man
wegen des Abſchiedes ſeinen durchdringendẽ Schmertz
und Trauren ihm vorſtellet/ doch zugleich promitti-
ret/ die alte Freundſchafft weder zuvergeſſen/ noch
durch Entlegenheit des Ortes ſich trennen zu laſſen.
Hiebey iſt vonnoͤthen zu betrachten:

1. Tempus, dabey man zugleich den Winden und
Luͤfften unſern Freund befiehlt/ daß ſie ihn fuͤhren/ da
mit ihn weder Hitze noch Froſt oder Ungluͤck ruͤhre.

2. Locns, a quo, per quem ad quem er reiſet.

3. Comitatum, wer mit ihm zieht.

4. Officium, was er bedient. ꝛc.

5. Votum, daß GOtt ſelbſt mit ihm aus- und
eingehe/ und deſſen Reiſe benedeyen wolle.
Bey der Zuruͤckkunfft und Bewillkommung aber ei-
nes Freundes/ ſo man Epibaterion nennet/ pflegt
man 1. GOtt zu dancken/ der ihn behuͤtet. 2. ihn zu
gratuliren zu ſeiner Ruͤckkunfft und Geſundheit. 3.
ſeinen Angehoͤrigen und der Stadt Gluͤck zu wuͤn-
ſchen. 4. Uns zu erfreuen.

5. Weil aber nichts gemeiners vorkommet/ als ein
Epithalamion, wie auch ein Leichen Carmen/ alſo will

ich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0100" n="88"/><hi rendition="#aq">lata gratiarum actio 3. Victori congratulatio Votum-<lb/>
que ulterioris Benedictionis &amp; vitæ prolongatio-<lb/>
nis.</hi> Davon &#x017F;ind itzund alle Buchladen voll.</p><lb/>
          <p>4 Findet &#x017F;ich es auch/ daß man Abrei&#x017F;enden nichts<lb/>
mehr kan mit geben/ als einen Wun&#x017F;ch/ da man &#x017F;ie<lb/>
mit hei&#x017F;&#x017F;en Seuffzern begleitet. Dabey aber auch<lb/>
un&#x017F;er Angedencken &#x017F;elb&#x017F;ten <hi rendition="#aq">recommendi</hi>ret/ und diß<lb/>
wird Carmen <hi rendition="#aq">Propempticum</hi> genennet/ darinn man<lb/>
wegen des Ab&#x017F;chiedes &#x017F;einen <choice><sic>dnrchdringende&#x0303;</sic><corr>durchdringende&#x0303;</corr></choice> Schmertz<lb/>
und Trauren ihm vor&#x017F;tellet/ doch zugleich <hi rendition="#aq">promitti-</hi><lb/>
ret/ die alte Freund&#x017F;chafft weder zuverge&#x017F;&#x017F;en/ noch<lb/>
durch Entlegenheit des Ortes &#x017F;ich trennen zu la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Hiebey i&#x017F;t vonno&#x0364;then zu betrachten:</p><lb/>
          <p>1. <hi rendition="#aq">Tempus,</hi> dabey man zugleich den Winden und<lb/>
Lu&#x0364;fften un&#x017F;ern Freund befiehlt/ daß &#x017F;ie ihn fu&#x0364;hren/ da<lb/>
mit ihn weder Hitze noch Fro&#x017F;t oder Unglu&#x0364;ck ru&#x0364;hre.</p><lb/>
          <p>2. <hi rendition="#aq">Locns, a quo, per quem ad quem</hi> er rei&#x017F;et.</p><lb/>
          <p>3. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">C</hi>omitatum,</hi> wer mit ihm zieht.</p><lb/>
          <p>4. <hi rendition="#aq">Officium,</hi> was er bedient. &#xA75B;c.</p><lb/>
          <p>5. <hi rendition="#aq">Votum,</hi> daß GOtt &#x017F;elb&#x017F;t mit ihm aus- und<lb/><hi rendition="#et">eingehe/ und de&#x017F;&#x017F;en Rei&#x017F;e benedeyen wolle.</hi><lb/>
Bey der Zuru&#x0364;ckkunfft und Bewillkommung aber ei-<lb/>
nes Freundes/ &#x017F;o man <hi rendition="#aq">Epibaterion</hi> nennet/ pflegt<lb/>
man 1. GOtt zu dancken/ der ihn behu&#x0364;tet. 2. ihn zu<lb/><hi rendition="#aq">gratuli</hi>ren zu &#x017F;einer Ru&#x0364;ckkunfft und Ge&#x017F;undheit. 3.<lb/>
&#x017F;einen Angeho&#x0364;rigen und der Stadt Glu&#x0364;ck zu wu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;chen. 4. Uns zu erfreuen.</p><lb/>
          <p>5. Weil aber nichts gemeiners vorkommet/ als ein<lb/><hi rendition="#aq">Epithalamion,</hi> wie auch ein Leichen Carmen/ al&#x017F;o will<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0100] lata gratiarum actio 3. Victori congratulatio Votum- que ulterioris Benedictionis & vitæ prolongatio- nis. Davon ſind itzund alle Buchladen voll. 4 Findet ſich es auch/ daß man Abreiſenden nichts mehr kan mit geben/ als einen Wunſch/ da man ſie mit heiſſen Seuffzern begleitet. Dabey aber auch unſer Angedencken ſelbſten recommendiret/ und diß wird Carmen Propempticum genennet/ darinn man wegen des Abſchiedes ſeinen durchdringendẽ Schmertz und Trauren ihm vorſtellet/ doch zugleich promitti- ret/ die alte Freundſchafft weder zuvergeſſen/ noch durch Entlegenheit des Ortes ſich trennen zu laſſen. Hiebey iſt vonnoͤthen zu betrachten: 1. Tempus, dabey man zugleich den Winden und Luͤfften unſern Freund befiehlt/ daß ſie ihn fuͤhren/ da mit ihn weder Hitze noch Froſt oder Ungluͤck ruͤhre. 2. Locns, a quo, per quem ad quem er reiſet. 3. Comitatum, wer mit ihm zieht. 4. Officium, was er bedient. ꝛc. 5. Votum, daß GOtt ſelbſt mit ihm aus- und eingehe/ und deſſen Reiſe benedeyen wolle. Bey der Zuruͤckkunfft und Bewillkommung aber ei- nes Freundes/ ſo man Epibaterion nennet/ pflegt man 1. GOtt zu dancken/ der ihn behuͤtet. 2. ihn zu gratuliren zu ſeiner Ruͤckkunfft und Geſundheit. 3. ſeinen Angehoͤrigen und der Stadt Gluͤck zu wuͤn- ſchen. 4. Uns zu erfreuen. 5. Weil aber nichts gemeiners vorkommet/ als ein Epithalamion, wie auch ein Leichen Carmen/ alſo will ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe von 1704 handelt es sich, um die … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/100
Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/100>, abgerufen am 27.11.2024.