Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855.ein Gewinn sei für das materielle Gut und ein anderer für Die Ansicht, welche den Unternehmergewinn von Lohn 1) Die wesentliche Verschiedenheit beider Fälle liegt jedoch auf der Hand. Die Arme gehören so gut zur Persönlichkeit des Arbeiters wie seine Muskelkraft und Intelligenz. Das Capital ist von der Persönlichkeit des Capitalisten vollständig geschieden. Er kann es ohne Anstrengung an einen Andern ausleihen oder veräußern, was der Arbeiter mit seinen Armen nicht kann. Daß Rossi diesen Unterschied übersah, rührt daher, daß er fortwäh- rend die persönliche Kraft und Fähigkeit als Capital ansieht, eine Ausdeh- nung dieses Begriffes, die schon von dem Verfasser des eben erwähnten Auf- satzes der Quart. Rev., sowie von Hermann, Staatsw.-Unters., München 1832, S. 50--59 zurückgewiesen worden ist. 2) In Coquelin et Guillaumin, Dictionnaire d'econ. polit. Article: Profit. 2
ein Gewinn ſei fuͤr das materielle Gut und ein anderer fuͤr Die Anſicht, welche den Unternehmergewinn von Lohn 1) Die weſentliche Verſchiedenheit beider Fälle liegt jedoch auf der Hand. Die Arme gehören ſo gut zur Perſönlichkeit des Arbeiters wie ſeine Muskelkraft und Intelligenz. Das Capital iſt von der Perſönlichkeit des Capitaliſten vollſtändig geſchieden. Er kann es ohne Anſtrengung an einen Andern ausleihen oder veräußern, was der Arbeiter mit ſeinen Armen nicht kann. Daß Roſſi dieſen Unterſchied überſah, rührt daher, daß er fortwäh- rend die perſönliche Kraft und Fähigkeit als Capital anſieht, eine Ausdeh- nung dieſes Begriffes, die ſchon von dem Verfaſſer des eben erwähnten Auf- ſatzes der Quart. Rev., ſowie von Hermann, Staatsw.-Unterſ., München 1832, S. 50—59 zurückgewieſen worden iſt. 2) In Coquelin et Guillaumin, Dictionnaire d’écon. polit. Article: Profit. 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0029" n="17"/> ein Gewinn ſei fuͤr das materielle Gut und ein anderer fuͤr<lb/> die Aufſicht und Leitung <note place="foot" n="1)">Die weſentliche Verſchiedenheit beider Fälle liegt jedoch auf der<lb/> Hand. Die Arme gehören ſo gut zur Perſönlichkeit des Arbeiters wie ſeine<lb/> Muskelkraft und Intelligenz. Das Capital iſt von der Perſönlichkeit des<lb/> Capitaliſten vollſtändig geſchieden. Er kann es ohne Anſtrengung an einen<lb/> Andern ausleihen oder veräußern, was der Arbeiter mit ſeinen Armen nicht<lb/> kann. Daß Roſſi dieſen Unterſchied überſah, rührt daher, daß er fortwäh-<lb/> rend die perſönliche Kraft und Fähigkeit als Capital anſieht, eine Ausdeh-<lb/> nung dieſes Begriffes, die ſchon von dem Verfaſſer des eben erwähnten Auf-<lb/> ſatzes der <hi rendition="#aq">Quart. Rev.,</hi> ſowie von Hermann, Staatsw.-Unterſ., München 1832,<lb/> S. 50—59 zurückgewieſen worden iſt.</note>.</p><lb/> <p>Die Anſicht, welche den Unternehmergewinn von Lohn<lb/> und Capitalgewinn ſondert und weſentlich auf eine Entſchaͤdi-<lb/> gung fuͤr die gelaufene Gefahr zuruͤckfuͤhrt, finden wir in<lb/> Frankreich mit aller Entſchiedenheit nur von <hi rendition="#g">Courcelle<lb/> Seneuil</hi> <note place="foot" n="2)">In <hi rendition="#aq">Coquelin et Guillaumin, Dictionnaire d’écon. polit. Article:<lb/> Profit.</hi></note> vertreten. Im Anfang, meint er, arbeitet der<lb/> Menſch nur mit ſeinen eigenen Capital- und Arbeitskraͤften.<lb/> Die Theilung der Arbeit ruft jedoch bald die Benutzung frem-<lb/> der Capitalien und Arme hervor, und ſpaͤter nimmt der Unter-<lb/> nehmervertrag den heutzutage vorwiegenden Sinn an, daß der<lb/> Unternehmer zwar ein eignes Capital beſitzt, aber fremde Grund-<lb/> ſtuͤcke, Capitalien und Arbeiter gegen eine fixe Entſchaͤdigung<lb/> fuͤr die Betreibung der Unternehmung gewinnt. Er concipirt<lb/> und leitet die Unternehmung, er iſt deren Seele. Alle Ge-<lb/> fahren gehen auf ſeine Rechnung, aber auch alle Gewinnſte.<lb/> Auch in der Commanditengeſellſchaft und Arbeiteraſſociation er-<lb/> halten dort die Capitaliſten, hier die Arbeiter nur dadurch An-<lb/> theil am Gewinn, daß ſie die Gefahr der Verluſte mit auf ſich<lb/> <fw place="bottom" type="sig">2</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0029]
ein Gewinn ſei fuͤr das materielle Gut und ein anderer fuͤr
die Aufſicht und Leitung 1).
Die Anſicht, welche den Unternehmergewinn von Lohn
und Capitalgewinn ſondert und weſentlich auf eine Entſchaͤdi-
gung fuͤr die gelaufene Gefahr zuruͤckfuͤhrt, finden wir in
Frankreich mit aller Entſchiedenheit nur von Courcelle
Seneuil 2) vertreten. Im Anfang, meint er, arbeitet der
Menſch nur mit ſeinen eigenen Capital- und Arbeitskraͤften.
Die Theilung der Arbeit ruft jedoch bald die Benutzung frem-
der Capitalien und Arme hervor, und ſpaͤter nimmt der Unter-
nehmervertrag den heutzutage vorwiegenden Sinn an, daß der
Unternehmer zwar ein eignes Capital beſitzt, aber fremde Grund-
ſtuͤcke, Capitalien und Arbeiter gegen eine fixe Entſchaͤdigung
fuͤr die Betreibung der Unternehmung gewinnt. Er concipirt
und leitet die Unternehmung, er iſt deren Seele. Alle Ge-
fahren gehen auf ſeine Rechnung, aber auch alle Gewinnſte.
Auch in der Commanditengeſellſchaft und Arbeiteraſſociation er-
halten dort die Capitaliſten, hier die Arbeiter nur dadurch An-
theil am Gewinn, daß ſie die Gefahr der Verluſte mit auf ſich
1) Die weſentliche Verſchiedenheit beider Fälle liegt jedoch auf der
Hand. Die Arme gehören ſo gut zur Perſönlichkeit des Arbeiters wie ſeine
Muskelkraft und Intelligenz. Das Capital iſt von der Perſönlichkeit des
Capitaliſten vollſtändig geſchieden. Er kann es ohne Anſtrengung an einen
Andern ausleihen oder veräußern, was der Arbeiter mit ſeinen Armen nicht
kann. Daß Roſſi dieſen Unterſchied überſah, rührt daher, daß er fortwäh-
rend die perſönliche Kraft und Fähigkeit als Capital anſieht, eine Ausdeh-
nung dieſes Begriffes, die ſchon von dem Verfaſſer des eben erwähnten Auf-
ſatzes der Quart. Rev., ſowie von Hermann, Staatsw.-Unterſ., München 1832,
S. 50—59 zurückgewieſen worden iſt.
2) In Coquelin et Guillaumin, Dictionnaire d’écon. polit. Article:
Profit.
2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |