Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

schaftlichen Unternehmungen erörtert hat, wendet er sich im zwei-
ten Buche zu der Vertheilung des Volksvermögens und gelangt
hier zu dem Resultate, daß der ursprüngliche Erwerb lediglich
von der Classe der Unternehmer gemacht wird. (§. 688). In
demselben erscheinen alle an Andere für Benutzung ihrer Pro-
ductionsmittel zu machenden Ausgaben als Kosten. Da es aber
dem Unternehmer frei stand, seine eigenen Productionsmittel
tauschweise an Andere zu überlassen, so hat er einen Anspruch
auf Ersatz des hierfür zu erlangen gewesenen Werthes, und der
geringste Betrag des ursprünglichen Erwerbes, welchen ein Un-
ternehmen gewähren muß, ist hiernach der, welcher hinreicht, um
einestheils den für die Theilnahme fremder Productionsmittel
daran an Capitalisten, Grundeigenthümer und Arbeiter zu ent-
richtenden, so wie anderntheils den für die Anwendung eigener
Productionsmittel des Unternehmers durch Widmung derselben
für fremden Dienst erreichbaren Nutzungswerth zu vergüten.
Nun ist jedoch mit jedem Unternehmen ein gewisser Grad von
Gefahr des Verlustes sowohl an den erwarteten Früchten, als
an den Productionsmitteln selbst verbunden. Hierfür muß der
Unternehmer durch eine entsprechende Assecuranzprämie entschädigt
werden, wenn seine Lage nicht schlechter werden soll, als die der-
jenigen Producenten, welche nicht selbst Unternehmer sind. So
lange der Erwerb nichts weiter enthält als diesen Ersatz der auf-
gewendeten fremden und eignen Nutzungen und der Entschädigung
für die gelaufne Gefahr, erhält der Unternehmer als solcher noch
nichts, und es lassen sich allerdings Gründe denken, die einen
Unternehmer bewegen, sich mit einem solchen gewinnlosen Ertrage,
ja selbst mit einem geringeren zu begnügen. Doch diese Um-
stände bilden nur eine Ausnahme von der Regel, daß dem Un-
ternehmer, wenn der Producent Antrieb haben soll, in dessen
Verhältniß überzugehen, außer dem Ersatz der regelmäßigen und

ſchaftlichen Unternehmungen eroͤrtert hat, wendet er ſich im zwei-
ten Buche zu der Vertheilung des Volksvermoͤgens und gelangt
hier zu dem Reſultate, daß der urſpruͤngliche Erwerb lediglich
von der Claſſe der Unternehmer gemacht wird. (§. 688). In
demſelben erſcheinen alle an Andere fuͤr Benutzung ihrer Pro-
ductionsmittel zu machenden Ausgaben als Koſten. Da es aber
dem Unternehmer frei ſtand, ſeine eigenen Productionsmittel
tauſchweiſe an Andere zu uͤberlaſſen, ſo hat er einen Anſpruch
auf Erſatz des hierfuͤr zu erlangen geweſenen Werthes, und der
geringſte Betrag des urſpruͤnglichen Erwerbes, welchen ein Un-
ternehmen gewaͤhren muß, iſt hiernach der, welcher hinreicht, um
einestheils den fuͤr die Theilnahme fremder Productionsmittel
daran an Capitaliſten, Grundeigenthuͤmer und Arbeiter zu ent-
richtenden, ſo wie anderntheils den fuͤr die Anwendung eigener
Productionsmittel des Unternehmers durch Widmung derſelben
fuͤr fremden Dienſt erreichbaren Nutzungswerth zu verguͤten.
Nun iſt jedoch mit jedem Unternehmen ein gewiſſer Grad von
Gefahr des Verluſtes ſowohl an den erwarteten Fruͤchten, als
an den Productionsmitteln ſelbſt verbunden. Hierfuͤr muß der
Unternehmer durch eine entſprechende Aſſecuranzpraͤmie entſchaͤdigt
werden, wenn ſeine Lage nicht ſchlechter werden ſoll, als die der-
jenigen Producenten, welche nicht ſelbſt Unternehmer ſind. So
lange der Erwerb nichts weiter enthaͤlt als dieſen Erſatz der auf-
gewendeten fremden und eignen Nutzungen und der Entſchaͤdigung
fuͤr die gelaufne Gefahr, erhaͤlt der Unternehmer als ſolcher noch
nichts, und es laſſen ſich allerdings Gruͤnde denken, die einen
Unternehmer bewegen, ſich mit einem ſolchen gewinnloſen Ertrage,
ja ſelbſt mit einem geringeren zu begnuͤgen. Doch dieſe Um-
ſtaͤnde bilden nur eine Ausnahme von der Regel, daß dem Un-
ternehmer, wenn der Producent Antrieb haben ſoll, in deſſen
Verhaͤltniß uͤberzugehen, außer dem Erſatz der regelmaͤßigen und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0041" n="29"/>
&#x017F;chaftlichen Unternehmungen ero&#x0364;rtert hat, wendet er &#x017F;ich im zwei-<lb/>
ten Buche zu der Vertheilung des Volksvermo&#x0364;gens und gelangt<lb/>
hier zu dem Re&#x017F;ultate, daß der ur&#x017F;pru&#x0364;ngliche Erwerb lediglich<lb/>
von der Cla&#x017F;&#x017F;e der Unternehmer gemacht wird. (§. 688). In<lb/>
dem&#x017F;elben er&#x017F;cheinen alle an Andere fu&#x0364;r Benutzung ihrer Pro-<lb/>
ductionsmittel zu machenden Ausgaben als Ko&#x017F;ten. Da es aber<lb/>
dem Unternehmer frei &#x017F;tand, &#x017F;eine eigenen Productionsmittel<lb/>
tau&#x017F;chwei&#x017F;e an Andere zu u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o hat er einen An&#x017F;pruch<lb/>
auf Er&#x017F;atz des hierfu&#x0364;r zu erlangen gewe&#x017F;enen Werthes, und der<lb/>
gering&#x017F;te Betrag des ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen Erwerbes, welchen ein Un-<lb/>
ternehmen gewa&#x0364;hren muß, i&#x017F;t hiernach der, welcher hinreicht, um<lb/>
einestheils den fu&#x0364;r die Theilnahme fremder Productionsmittel<lb/>
daran an Capitali&#x017F;ten, Grundeigenthu&#x0364;mer und Arbeiter zu ent-<lb/>
richtenden, &#x017F;o wie anderntheils den fu&#x0364;r die Anwendung eigener<lb/>
Productionsmittel des Unternehmers durch Widmung der&#x017F;elben<lb/>
fu&#x0364;r fremden Dien&#x017F;t erreichbaren Nutzungswerth zu vergu&#x0364;ten.<lb/>
Nun i&#x017F;t jedoch mit jedem Unternehmen ein gewi&#x017F;&#x017F;er Grad von<lb/>
Gefahr des Verlu&#x017F;tes &#x017F;owohl an den erwarteten Fru&#x0364;chten, als<lb/>
an den Productionsmitteln &#x017F;elb&#x017F;t verbunden. Hierfu&#x0364;r muß der<lb/>
Unternehmer durch eine ent&#x017F;prechende A&#x017F;&#x017F;ecuranzpra&#x0364;mie ent&#x017F;cha&#x0364;digt<lb/>
werden, wenn &#x017F;eine Lage nicht &#x017F;chlechter werden &#x017F;oll, als die der-<lb/>
jenigen Producenten, welche nicht &#x017F;elb&#x017F;t Unternehmer &#x017F;ind. So<lb/>
lange der Erwerb nichts weiter entha&#x0364;lt als die&#x017F;en Er&#x017F;atz der auf-<lb/>
gewendeten fremden und eignen Nutzungen und der Ent&#x017F;cha&#x0364;digung<lb/>
fu&#x0364;r die gelaufne Gefahr, erha&#x0364;lt der Unternehmer als &#x017F;olcher noch<lb/>
nichts, und es la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich allerdings Gru&#x0364;nde denken, die einen<lb/>
Unternehmer bewegen, &#x017F;ich mit einem &#x017F;olchen gewinnlo&#x017F;en Ertrage,<lb/>
ja &#x017F;elb&#x017F;t mit einem geringeren zu begnu&#x0364;gen. Doch die&#x017F;e Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nde bilden nur eine Ausnahme von der Regel, daß dem Un-<lb/>
ternehmer, wenn der Producent Antrieb haben &#x017F;oll, in de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Verha&#x0364;ltniß u&#x0364;berzugehen, außer dem Er&#x017F;atz der regelma&#x0364;ßigen und<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0041] ſchaftlichen Unternehmungen eroͤrtert hat, wendet er ſich im zwei- ten Buche zu der Vertheilung des Volksvermoͤgens und gelangt hier zu dem Reſultate, daß der urſpruͤngliche Erwerb lediglich von der Claſſe der Unternehmer gemacht wird. (§. 688). In demſelben erſcheinen alle an Andere fuͤr Benutzung ihrer Pro- ductionsmittel zu machenden Ausgaben als Koſten. Da es aber dem Unternehmer frei ſtand, ſeine eigenen Productionsmittel tauſchweiſe an Andere zu uͤberlaſſen, ſo hat er einen Anſpruch auf Erſatz des hierfuͤr zu erlangen geweſenen Werthes, und der geringſte Betrag des urſpruͤnglichen Erwerbes, welchen ein Un- ternehmen gewaͤhren muß, iſt hiernach der, welcher hinreicht, um einestheils den fuͤr die Theilnahme fremder Productionsmittel daran an Capitaliſten, Grundeigenthuͤmer und Arbeiter zu ent- richtenden, ſo wie anderntheils den fuͤr die Anwendung eigener Productionsmittel des Unternehmers durch Widmung derſelben fuͤr fremden Dienſt erreichbaren Nutzungswerth zu verguͤten. Nun iſt jedoch mit jedem Unternehmen ein gewiſſer Grad von Gefahr des Verluſtes ſowohl an den erwarteten Fruͤchten, als an den Productionsmitteln ſelbſt verbunden. Hierfuͤr muß der Unternehmer durch eine entſprechende Aſſecuranzpraͤmie entſchaͤdigt werden, wenn ſeine Lage nicht ſchlechter werden ſoll, als die der- jenigen Producenten, welche nicht ſelbſt Unternehmer ſind. So lange der Erwerb nichts weiter enthaͤlt als dieſen Erſatz der auf- gewendeten fremden und eignen Nutzungen und der Entſchaͤdigung fuͤr die gelaufne Gefahr, erhaͤlt der Unternehmer als ſolcher noch nichts, und es laſſen ſich allerdings Gruͤnde denken, die einen Unternehmer bewegen, ſich mit einem ſolchen gewinnloſen Ertrage, ja ſelbſt mit einem geringeren zu begnuͤgen. Doch dieſe Um- ſtaͤnde bilden nur eine Ausnahme von der Regel, daß dem Un- ternehmer, wenn der Producent Antrieb haben ſoll, in deſſen Verhaͤltniß uͤberzugehen, außer dem Erſatz der regelmaͤßigen und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/41
Zitationshilfe: Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/41>, abgerufen am 21.11.2024.