Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583.seyn: Sondern die Wort gehen dahin / daß / weil Gott barmhertzig vnd gnädig / gedültig vnd von grosser Gnade vnd Trewe sey / auch Sünde vnd Vbertrettung vergebe / so wölle er gnädig seyn / vnnd Sünde nicht zurechnen / gegen vns armen Menschen / das heist aber noch lange nicht so viel / als der Sünden selbst gnädig seyn. Daß aber das Gegentheil fürwendet / Gott sey auch vnserer Erbsünde / das ist / vnserm alten Adam oder gantz verderbten Wesen / etc. gnädig / ist sein Gedicht / dadurch es für vnd für die verderbte Menschliche Natur vnnd die Verderbung oder Erbsünde selbst mit schrecklicher Gotteslästerung vntereinander menget. Gott vergibt der verderbten Natur die Sünde / so jr vom alten Adam anhangen / vmb Christi willen. Der Erbsünde aber vergibt er nichts / oder ist jhr nicht gnädig / sondern er tilget sie auß / vnd tödtet sie in vns / biß wir am jüngsten Tage gantz vnd gar darvon erledigt werden. Dauid Psalm. 143. bittet nicht / daß Gott der Erbsünde wölle gnädig seyn / wie das Gegentheil fabuliert / sondern er bittet / daß Gott vmb der Erbsünde vnnd andern seinen wircklichen Sünden willen nicht wölle mit jhme in sein Gericht gehen. Die Wort Mosis / Exod. 34. Der HERR gehe mit vns / dann es ist ein halsstarrig Volck / daß du vnser Missethat vnd Sünden gnädig seyest / vnd lassest vns dein Erbe seyn / bestättigen deß Gegentheils Lästerungen im wenigsten nicht. Dann Moses selbst in seinen eygnen Worten sich erkläret / was er meyne / nemmlich / daß Gott der Kinder Israel Missethat wölle gnädig seyn / das ist / dieselben von jhnen wegnemmen / wie das Hebreische Wort / Nasa, das er an gemeldtem Ohrt brauchet / klar zu verstehen gibt. Item / da er fein rundt sagt: Lasse vns dein Erbe seyn. Darauß vnverneinlich folget / das Moses Meynung nicht gewest / daß Gott der Sünden selbst gnädig sey: sondern daß er den Menschen / welche mit Sünden behafft / wölle gnädig seyn vnnd jhre Missethat vergeben oder wegnemmen / daß sie sein Erbe seyn vnd bleiben mögen. Dann wo das Mosis eygentliche Meynung gewest / daß Gott der Sünde seyn: Sondern die Wort gehen dahin / daß / weil Gott barmhertzig vnd gnädig / gedültig vnd von grosser Gnade vnd Trewe sey / auch Sünde vnd Vbertrettung vergebe / so wölle er gnädig seyn / vnnd Sünde nicht zurechnen / gegen vns armen Menschen / das heist aber noch lange nicht so viel / als der Sünden selbst gnädig seyn. Daß aber das Gegentheil fürwendet / Gott sey auch vnserer Erbsünde / das ist / vnserm alten Adam oder gantz verderbten Wesen / etc. gnädig / ist sein Gedicht / dadurch es für vnd für die verderbte Menschliche Natur vnnd die Verderbung oder Erbsünde selbst mit schrecklicher Gotteslästerung vntereinander menget. Gott vergibt der verderbtẽ Natur die Sünde / so jr vom alten Adam anhangen / vmb Christi willen. Der Erbsünde aber vergibt er nichts / oder ist jhr nicht gnädig / sondern er tilget sie auß / vnd tödtet sie in vns / biß wir am jüngsten Tage gantz vnd gar darvon erledigt werden. Dauid Psalm. 143. bittet nicht / daß Gott der Erbsünde wölle gnädig seyn / wie das Gegentheil fabuliert / sondern er bittet / daß Gott vmb der Erbsünde vnnd andern seinen wircklichen Sünden willen nicht wölle mit jhme in sein Gericht gehen. Die Wort Mosis / Exod. 34. Der HERR gehe mit vns / dann es ist ein halsstarrig Volck / daß du vnser Missethat vnd Sünden gnädig seyest / vñ lassest vns dein Erbe seyn / bestättigen deß Gegentheils Lästerungen im wenigsten nicht. Dann Moses selbst in seinen eygnen Worten sich erkläret / was er meyne / nem̃lich / daß Gott der Kinder Israel Missethat wölle gnädig seyn / das ist / dieselben von jhnen wegnemmen / wie das Hebreische Wort / Nasa, das er an gemeldtem Ohrt brauchet / klar zu verstehen gibt. Item / da er fein rundt sagt: Lasse vns dein Erbe seyn. Darauß vnverneinlich folget / das Moses Meynung nicht gewest / daß Gott der Sünden selbst gnädig sey: sondern daß er den Menschen / welche mit Sünden behafft / wölle gnädig seyn vnnd jhre Missethat vergeben oder wegnemmen / daß sie sein Erbe seyn vnd bleiben mögen. 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Der Erbsünde aber vergibt er nichts / oder ist jhr nicht gnädig / sondern er tilget sie auß / vnd tödtet sie in vns / biß wir am jüngsten Tage gantz vnd gar darvon erledigt werden.</p> <p>Dauid Psalm. 143. bittet nicht / daß Gott der Erbsünde wölle gnädig seyn / wie das Gegentheil fabuliert / sondern er bittet / daß Gott vmb der Erbsünde vnnd andern seinen wircklichen Sünden willen nicht wölle mit jhme in sein Gericht gehen.</p> <p>Die Wort Mosis / Exod. 34. Der HERR gehe mit vns / dann es ist ein halsstarrig Volck / daß du vnser Missethat vnd Sünden gnädig seyest / vñ lassest vns dein Erbe seyn / bestättigen deß Gegentheils Lästerungen im wenigsten nicht. Dann Moses selbst in seinen eygnen Worten sich erkläret / was er meyne / nem̃lich / daß Gott der Kinder Israel Missethat wölle gnädig seyn / das ist / dieselben von jhnen wegnemmen / wie das Hebreische Wort / Nasa, das er an gemeldtem Ohrt brauchet / klar zu verstehen gibt. Item / da er fein rundt sagt: Lasse vns dein Erbe seyn. Darauß vnverneinlich folget / das Moses Meynung nicht gewest / daß Gott der Sünden selbst gnädig sey: sondern daß er den Menschen / welche mit Sünden behafft / wölle gnädig seyn vnnd jhre Missethat vergeben oder wegnemmen / daß sie sein Erbe seyn vnd bleiben mögen. Dann wo das Mosis eygentliche Meynung gewest / daß Gott der Sünde </p> </div> </body> </text> </TEI> [59/0129]
seyn: Sondern die Wort gehen dahin / daß / weil Gott barmhertzig vnd gnädig / gedültig vnd von grosser Gnade vnd Trewe sey / auch Sünde vnd Vbertrettung vergebe / so wölle er gnädig seyn / vnnd Sünde nicht zurechnen / gegen vns armen Menschen / das heist aber noch lange nicht so viel / als der Sünden selbst gnädig seyn.
Daß aber das Gegentheil fürwendet / Gott sey auch vnserer Erbsünde / das ist / vnserm alten Adam oder gantz verderbten Wesen / etc. gnädig / ist sein Gedicht / dadurch es für vnd für die verderbte Menschliche Natur vnnd die Verderbung oder Erbsünde selbst mit schrecklicher Gotteslästerung vntereinander menget. Gott vergibt der verderbtẽ Natur die Sünde / so jr vom alten Adam anhangen / vmb Christi willen. Der Erbsünde aber vergibt er nichts / oder ist jhr nicht gnädig / sondern er tilget sie auß / vnd tödtet sie in vns / biß wir am jüngsten Tage gantz vnd gar darvon erledigt werden.
Dauid Psalm. 143. bittet nicht / daß Gott der Erbsünde wölle gnädig seyn / wie das Gegentheil fabuliert / sondern er bittet / daß Gott vmb der Erbsünde vnnd andern seinen wircklichen Sünden willen nicht wölle mit jhme in sein Gericht gehen.
Die Wort Mosis / Exod. 34. Der HERR gehe mit vns / dann es ist ein halsstarrig Volck / daß du vnser Missethat vnd Sünden gnädig seyest / vñ lassest vns dein Erbe seyn / bestättigen deß Gegentheils Lästerungen im wenigsten nicht. Dann Moses selbst in seinen eygnen Worten sich erkläret / was er meyne / nem̃lich / daß Gott der Kinder Israel Missethat wölle gnädig seyn / das ist / dieselben von jhnen wegnemmen / wie das Hebreische Wort / Nasa, das er an gemeldtem Ohrt brauchet / klar zu verstehen gibt. Item / da er fein rundt sagt: Lasse vns dein Erbe seyn. Darauß vnverneinlich folget / das Moses Meynung nicht gewest / daß Gott der Sünden selbst gnädig sey: sondern daß er den Menschen / welche mit Sünden behafft / wölle gnädig seyn vnnd jhre Missethat vergeben oder wegnemmen / daß sie sein Erbe seyn vnd bleiben mögen. Dann wo das Mosis eygentliche Meynung gewest / daß Gott der Sünde
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