Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583.

Bild:
<< vorherige Seite

das geschicht / sagen wir nicht vnbillich / daß sie Luthero Gewalt thun vnd seine Wort wider seinen Sinn vnnd Meynung anziehen / sagen auch ferrner vnd sagens billich / daß / wo sie gemelte Proposition nicht solcher Gestallt / wie sie dieselbige führen vnnd Luthero zu messen / auß seinen Schrifften darthun / daß alles jhr Dichten vnd Schreiben vergebens sey vnd auff lauter Vngrund stehe. Daß sie aber jhre Glossen fürwenden vnnd sagen: Ey Lutherus hat ja gesagt / vnser Natur sey Sünde / nuhn kan er von keiner andern Natur reden / dann die verderbt ist. Ergo, so muß ja folgen / daß die verderbte Natur die Sünde sey / vnd weil die verderbte Natur fortgepflantzet / so muß sie ja die Erbsünde selbst seyn / etc. Antworten wir / dieses jr Glossieren sey anders nichts / als ein pur lauter Fabelwerck / biß so lang sie die gedachte Proposition oder Rede selbst auß Luthero fürbringen vnd zeigen. Dann wann es mit Glossieren außgerichtet were / so köndt man menniglich seine Wort vmbkehren / vnd alles / was man nur wolt / darauß inferieren / Vnter deß / daß sie nun solches thun / bleiben wir billich darbey / daß das Wort Substantz / in diesem Streit von der Erbsünde / keinen platz habe.

Zum fünfften / daß sie nicht einen einigen Spruch der Schrifft können darthun / in welchem die verderbte Natur die Erbsünde selbst oder Substantz genennt würde.

Zum sechsten / daß sie auch auß der Vätter Schrifften nicht beybringen können / daß die Sünde oder Erbsunde ein Substantz sey / oder daß die verderbte Natur (wie sie jetzo am meisten reden) die Erbsünde selbst sey / etc. Aber hiervon an diesem Ort genug

Die ander Vrsach ist: Daß sie an statt deß Worts Substantz / welches nicht so bekandt ist / das Wort Wesen gebrauchen. So viel das Wort (Wesen) anlangt / weil es in dem Verstande von jnen gebraucht wirdt / wie das Wort Substantz / vnd dardurch angezeiget / daß das Wesen der Natur / oder die verderbte Natur deß

das geschicht / sagẽ wir nicht vnbillich / daß sie Luthero Gewalt thun vnd seine Wort wider seinen Sinn vnnd Meynung anziehen / sagen auch ferrner vnd sagens billich / daß / wo sie gemelte Proposition nicht solcher Gestallt / wie sie dieselbige führen vnnd Luthero zu messen / auß seinen Schrifften darthun / daß alles jhr Dichten vñ Schreiben vergebens sey vnd auff lauter Vngrund stehe. Daß sie aber jhre Glossen fürwenden vnnd sagen: Ey Lutherus hat ja gesagt / vnser Natur sey Sünde / nuhn kan er von keiner andern Natur reden / dann die verderbt ist. Ergo, so muß ja folgen / daß die verderbte Natur die Sünde sey / vnd weil die verderbte Natur fortgepflantzet / so muß sie ja die Erbsünde selbst seyn / etc. Antworten wir / dieses jr Glossieren sey anders nichts / als ein pur lauter Fabelwerck / biß so lang sie die gedachte Proposition oder Rede selbst auß Luthero fürbringen vnd zeigen. Dann wann es mit Glossieren außgerichtet were / so köndt man menniglich seine Wort vmbkehren / vnd alles / was man nur wolt / darauß inferieren / Vnter deß / daß sie nun solches thun / bleiben wir billich darbey / daß das Wort Substantz / in diesem Streit von der Erbsünde / keinen platz habe.

Zum fünfften / daß sie nicht einen einigen Spruch der Schrifft können darthun / in welchem die verderbte Natur die Erbsünde selbst oder Substantz genennt würde.

Zum sechsten / daß sie auch auß der Vätter Schrifften nicht beybringen können / daß die Sünde oder Erbsunde ein Substantz sey / oder daß die verderbte Natur (wie sie jetzo am meisten reden) die Erbsünde selbst sey / etc. Aber hiervon an diesem Ort genug

Die ander Vrsach ist: Daß sie an statt deß Worts Substantz / welches nicht so bekandt ist / das Wort Wesen gebrauchen. So viel das Wort (Wesen) anlangt / weil es in dem Verstande von jnen gebraucht wirdt / wie das Wort Substantz / vnd dardurch angezeiget / daß das Wesen der Natur / oder die verderbte Natur deß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0182"/>
das geschicht / sage&#x0303;                      wir nicht vnbillich / daß sie Luthero Gewalt thun vnd seine Wort wider seinen                      Sinn vnnd Meynung anziehen / sagen auch ferrner vnd sagens billich / daß / wo                      sie gemelte Proposition nicht solcher Gestallt / wie sie dieselbige führen vnnd                      Luthero zu messen / auß seinen Schrifften darthun / daß alles jhr Dichten vn&#x0303; Schreiben vergebens sey vnd auff lauter Vngrund stehe. Daß sie                      aber jhre Glossen fürwenden vnnd sagen: Ey Lutherus hat ja gesagt / vnser Natur                      sey Sünde / nuhn kan er von keiner andern Natur reden / dann die verderbt ist.                      Ergo, so muß ja folgen / daß die verderbte Natur die Sünde sey / vnd weil die                      verderbte Natur fortgepflantzet / so muß sie ja die Erbsünde selbst seyn / etc.                      Antworten wir / dieses jr Glossieren sey anders nichts / als ein pur lauter                      Fabelwerck / biß so lang sie die gedachte Proposition oder Rede selbst auß                      Luthero fürbringen vnd zeigen. Dann wann es mit Glossieren außgerichtet were /                      so köndt man menniglich seine Wort vmbkehren / vnd alles / was man nur wolt /                      darauß inferieren / Vnter deß / daß sie nun solches thun / bleiben wir billich                      darbey / daß das Wort Substantz / in diesem Streit von der Erbsünde / keinen                      platz habe.</p>
        <p>Zum fünfften / daß sie nicht einen einigen Spruch der Schrifft können darthun /                      in welchem die verderbte Natur die Erbsünde selbst oder Substantz genennt                      würde.</p>
        <p>Zum sechsten / daß sie auch auß der Vätter Schrifften nicht beybringen können /                      daß die Sünde oder Erbsunde ein Substantz sey / oder daß die verderbte Natur                      (wie sie jetzo am meisten reden) die Erbsünde selbst sey / etc. Aber hiervon an                      diesem Ort genug</p>
        <p>Die ander Vrsach ist: Daß sie an statt deß Worts Substantz / welches nicht so                      bekandt ist / das Wort Wesen gebrauchen. So viel das Wort (Wesen) anlangt / weil                      es in dem Verstande von jnen gebraucht wirdt / wie das Wort Substantz / vnd                      dardurch angezeiget / daß das Wesen der Natur / oder die verderbte Natur deß
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0182] das geschicht / sagẽ wir nicht vnbillich / daß sie Luthero Gewalt thun vnd seine Wort wider seinen Sinn vnnd Meynung anziehen / sagen auch ferrner vnd sagens billich / daß / wo sie gemelte Proposition nicht solcher Gestallt / wie sie dieselbige führen vnnd Luthero zu messen / auß seinen Schrifften darthun / daß alles jhr Dichten vñ Schreiben vergebens sey vnd auff lauter Vngrund stehe. Daß sie aber jhre Glossen fürwenden vnnd sagen: Ey Lutherus hat ja gesagt / vnser Natur sey Sünde / nuhn kan er von keiner andern Natur reden / dann die verderbt ist. Ergo, so muß ja folgen / daß die verderbte Natur die Sünde sey / vnd weil die verderbte Natur fortgepflantzet / so muß sie ja die Erbsünde selbst seyn / etc. Antworten wir / dieses jr Glossieren sey anders nichts / als ein pur lauter Fabelwerck / biß so lang sie die gedachte Proposition oder Rede selbst auß Luthero fürbringen vnd zeigen. Dann wann es mit Glossieren außgerichtet were / so köndt man menniglich seine Wort vmbkehren / vnd alles / was man nur wolt / darauß inferieren / Vnter deß / daß sie nun solches thun / bleiben wir billich darbey / daß das Wort Substantz / in diesem Streit von der Erbsünde / keinen platz habe. Zum fünfften / daß sie nicht einen einigen Spruch der Schrifft können darthun / in welchem die verderbte Natur die Erbsünde selbst oder Substantz genennt würde. Zum sechsten / daß sie auch auß der Vätter Schrifften nicht beybringen können / daß die Sünde oder Erbsunde ein Substantz sey / oder daß die verderbte Natur (wie sie jetzo am meisten reden) die Erbsünde selbst sey / etc. Aber hiervon an diesem Ort genug Die ander Vrsach ist: Daß sie an statt deß Worts Substantz / welches nicht so bekandt ist / das Wort Wesen gebrauchen. So viel das Wort (Wesen) anlangt / weil es in dem Verstande von jnen gebraucht wirdt / wie das Wort Substantz / vnd dardurch angezeiget / daß das Wesen der Natur / oder die verderbte Natur deß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583/182
Zitationshilfe: Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583/182>, abgerufen am 19.05.2024.