Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583.

Bild:
<< vorherige Seite

sen oder die Natur der Gottlosen selbst. Ebner massen stehet es auch im 53. Psalm nicht in der Heiligen Sprache / sondern also stehet: Sie sind abominabiles oder ein Greuwel worden / in iniquitate, in jhrer Vntugendt / Vngerechtigkeit oder Boßheit / vnd das hat Lutherus vertiert in jhrem bösen Wesen. Hat also Luthero nie getreumet / daß (Wesen) so viel heissen solte / als Substantz oder die verderbte Menschliche Natur / oder verderbte Seele deß Menschen. Mit was Gewissen nun das Gegentheil solche Zeugnüß füret vnd die einfältigen mit betreugt / mag es wol zusehen / ehe deß HERRN Zorn auffwachet.

Die fünffte Vrsach / daß viel gleichgeltende Wort in der Schrifft stehen / welche eben so viel heissen sollen / als das Wort Fleisch / steinern Hertz / alter Adam / alter Mensch / etc. Daruon ist droben Bericht geschehen / daß solcher Wörter keins so viel heißt / als das Wort Substantz oder Wesen / in den Brauch / in welchem sie es füren. Dann gemelte Wörter alle sindt concreta vocabula, das ist / solche Wörter / so zwey Ding begreiffen / nemblich / die verderbte Substantz / Natur oder Wesen deß Menschen / vnd die Verderbung / so darinnen ist / darumb es nicht wahr / daß sie gleichgeltendt sind vnd einerley Verstandt mit dem Wort Substantz / Natur oder Wesen haben. Da sie auch gleich abstractiue gebraucht / für die Verderbung selbst / dennoch bedeuten sie keine Substantz oder Wesen nicht / sondern einen Gebrechen / Schaden oder Mangel in der Substantz oder Wesen der verderbten Menschlichen Natur / wie droben auß dem kleinen Catechismo Lutheri / vom Wort (alter Adam) erwiesen worden. Taug also diese Vrsach auch nicht / vnd das von wegen jhrer Vnwarheit.

Die sechste Vrsach ist gleicher Gestallt eine schändtliche Verkehrung / wie die vierdte / dann ob wol die Kirche das Wörtlein (Wesen) brauchet / in den sie singet: Durch Adams Fall ist gantz verderbt Menschlich Natur vnd Wesen / so heißt es doch in solchen Kir-

sen oder die Natur der Gottlosen selbst. Ebner massen stehet es auch im 53. Psalm nicht in der Heiligen Sprache / sondern also stehet: Sie sind abominabiles oder ein Greuwel worden / in iniquitate, in jhrer Vntugendt / Vngerechtigkeit oder Boßheit / vnd das hat Lutherus vertiert in jhrem bösen Wesen. Hat also Luthero nie getreumet / daß (Wesen) so viel heissen solte / als Substantz oder die verderbte Menschliche Natur / oder verderbte Seele deß Menschen. Mit was Gewissen nun das Gegentheil solche Zeugnüß füret vñ die einfältigen mit betreugt / mag es wol zusehen / ehe deß HERRN Zorn auffwachet.

Die fünffte Vrsach / daß viel gleichgeltende Wort in der Schrifft stehẽ / welche ebẽ so viel heissen sollẽ / als das Wort Fleisch / steinern Hertz / alter Adam / alter Mensch / etc. Daruon ist droben Bericht geschehen / daß solcher Wörter keins so viel heißt / als das Wort Substantz oder Wesen / in dẽ Brauch / in welchem sie es füren. Dann gemelte Wörter alle sindt concreta vocabula, das ist / solche Wörter / so zwey Ding begreiffen / nemblich / die verderbte Substantz / Natur oder Wesen deß Menschen / vnd die Verderbung / so darinnen ist / darumb es nicht wahr / daß sie gleichgeltendt sind vñ einerley Verstandt mit dem Wort Substantz / Natur oder Wesen habẽ. Da sie auch gleich abstractiuè gebraucht / für die Verderbung selbst / dennoch bedeuten sie keine Substantz oder Wesen nicht / sondern einen Gebrechen / Schadẽ oder Mangel in der Substantz oder Wesen der verderbtẽ Menschlichẽ Natur / wie drobẽ auß dem kleinen Catechismo Lutheri / vom Wort (alter Adam) erwiesen worden. Taug also diese Vrsach auch nicht / vnd das von wegen jhrer Vnwarheit.

Die sechste Vrsach ist gleicher Gestallt eine schändtliche Verkehrung / wie die vierdte / dann ob wol die Kirche das Wörtlein (Wesen) brauchet / in dẽ sie singet: Durch Adams Fall ist gantz verderbt Menschlich Natur vnd Wesen / so heißt es doch in solchẽ Kir-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0186"/>
sen oder die Natur der                      Gottlosen selbst. Ebner massen stehet es auch im 53. Psalm nicht in der Heiligen                      Sprache / sondern also stehet: Sie sind abominabiles oder ein Greuwel worden /                      in iniquitate, in jhrer Vntugendt / Vngerechtigkeit oder Boßheit / vnd das hat                      Lutherus vertiert in jhrem bösen Wesen. Hat also Luthero nie getreumet / daß                      (Wesen) so viel heissen solte / als Substantz oder die verderbte Menschliche                      Natur / oder verderbte Seele deß Menschen. Mit was Gewissen nun das Gegentheil                      solche Zeugnüß füret vn&#x0303; die einfältigen mit betreugt / mag es wol                      zusehen / ehe deß HERRN Zorn auffwachet.</p>
        <p>Die fünffte Vrsach / daß viel gleichgeltende Wort in der Schrifft stehe&#x0303; / welche ebe&#x0303; so viel heissen solle&#x0303;                      / als das Wort Fleisch / steinern Hertz / alter Adam / alter Mensch / etc.                      Daruon ist droben Bericht geschehen / daß solcher Wörter keins so viel heißt /                      als das Wort Substantz oder Wesen / in de&#x0303; Brauch / in welchem sie                      es füren. Dann gemelte Wörter alle sindt concreta vocabula, das ist / solche                      Wörter / so zwey Ding begreiffen / nemblich / die verderbte Substantz / Natur                      oder Wesen deß Menschen / vnd die Verderbung / so darinnen ist / darumb es nicht                      wahr / daß sie gleichgeltendt sind vn&#x0303; einerley Verstandt mit dem                      Wort Substantz / Natur oder Wesen habe&#x0303;. Da sie auch gleich                      abstractiuè gebraucht / für die Verderbung selbst / dennoch bedeuten sie keine                      Substantz oder Wesen nicht / sondern einen Gebrechen / Schade&#x0303;                      oder Mangel in der Substantz oder Wesen der verderbte&#x0303;                          Menschliche&#x0303; Natur / wie drobe&#x0303; auß dem kleinen                      Catechismo Lutheri / vom Wort (alter Adam) erwiesen worden. Taug also diese                      Vrsach auch nicht / vnd das von wegen jhrer Vnwarheit.</p>
        <p>Die sechste Vrsach ist gleicher Gestallt eine schändtliche Verkehrung / wie die                      vierdte / dann ob wol die Kirche das Wörtlein (Wesen) brauchet / in de&#x0303; sie singet: Durch Adams Fall ist gantz verderbt Menschlich Natur                      vnd Wesen / so heißt es doch in solche&#x0303;                      Kir-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0186] sen oder die Natur der Gottlosen selbst. Ebner massen stehet es auch im 53. Psalm nicht in der Heiligen Sprache / sondern also stehet: Sie sind abominabiles oder ein Greuwel worden / in iniquitate, in jhrer Vntugendt / Vngerechtigkeit oder Boßheit / vnd das hat Lutherus vertiert in jhrem bösen Wesen. Hat also Luthero nie getreumet / daß (Wesen) so viel heissen solte / als Substantz oder die verderbte Menschliche Natur / oder verderbte Seele deß Menschen. Mit was Gewissen nun das Gegentheil solche Zeugnüß füret vñ die einfältigen mit betreugt / mag es wol zusehen / ehe deß HERRN Zorn auffwachet. Die fünffte Vrsach / daß viel gleichgeltende Wort in der Schrifft stehẽ / welche ebẽ so viel heissen sollẽ / als das Wort Fleisch / steinern Hertz / alter Adam / alter Mensch / etc. Daruon ist droben Bericht geschehen / daß solcher Wörter keins so viel heißt / als das Wort Substantz oder Wesen / in dẽ Brauch / in welchem sie es füren. Dann gemelte Wörter alle sindt concreta vocabula, das ist / solche Wörter / so zwey Ding begreiffen / nemblich / die verderbte Substantz / Natur oder Wesen deß Menschen / vnd die Verderbung / so darinnen ist / darumb es nicht wahr / daß sie gleichgeltendt sind vñ einerley Verstandt mit dem Wort Substantz / Natur oder Wesen habẽ. Da sie auch gleich abstractiuè gebraucht / für die Verderbung selbst / dennoch bedeuten sie keine Substantz oder Wesen nicht / sondern einen Gebrechen / Schadẽ oder Mangel in der Substantz oder Wesen der verderbtẽ Menschlichẽ Natur / wie drobẽ auß dem kleinen Catechismo Lutheri / vom Wort (alter Adam) erwiesen worden. Taug also diese Vrsach auch nicht / vnd das von wegen jhrer Vnwarheit. Die sechste Vrsach ist gleicher Gestallt eine schändtliche Verkehrung / wie die vierdte / dann ob wol die Kirche das Wörtlein (Wesen) brauchet / in dẽ sie singet: Durch Adams Fall ist gantz verderbt Menschlich Natur vnd Wesen / so heißt es doch in solchẽ Kir-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583/186
Zitationshilfe: Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583/186>, abgerufen am 19.05.2024.