Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Fall / ist Leyder allzuwahr. Daß sich aber darauß recht schliessen solte: Ergo so hat Christus die Erbsünde erlöset / vrtheile wer vrtheilen kan / ob solchs im Grundt vnd Warheit recht geschlossen sey vnd darauß folge.

Lutheri vnd der Schrifft Sprüche / so das Gegentheil dieses Orts einfüret / sind wol gut / vnd bezeugen / daß wir jämmerlich / der Sünde wegen / durch vnd durch verderbt sind / etc. Sie dienen aber darzu nicht / darzu sie das Gegentheil allegirt: Nemmlich / daß sie die fürgestelte proposition: Christus habe die Erbsünde erlöset / erweisen sollen.

X. 3. fac. ij.

Fellet das Gegentheil mit der Thür gar ins Hauß hinein vnd streitet mit hefftigen Worten / daß nicht nur ein Accidentale, sondern ein Essentiale discrimen vnter Christi vnd vnser Menschlichen Natur sey / vnd kompt doch wider auff die vorige Geige / daß Christi Natur nicht verderbt sey / wie vnser Natur / sondern aller Ding von Natur oder wesentlich gerecht / vnd dem Gesetz Gottes gleichförmig.

Hierauff muß vnderschiedlich geantwortet werden / vnd erstlich / daß es vnrecht geredt sey / daß die Menschliche Natur wesentlich gerecht / welchs das Gegentheil für vnd für treibt. Dann wesentlich gerecht seyn / ist eben als viel als die Gerechtigkeit selbst seyn / Solchs aber kan der Menschlichen Natur / an oder für sich selbst / weder in Adam noch in Christo oder vns Menschen zugeschrieben werden. Sintemal Gott alleine eygnet vnd gebüret / daß er per essentian oder wesentlich gerecht sey: Vnd GOTT vnnd Gerechtigkeit conuertibiles termini seyn / wie man in Schulen redet. Dann in Gott ist nichts zufelliges / vnnd wenn GOtt köndte vngerecht seyn oder werden / so were er nicht GOTT. Was aber die Creaturen anlangt / so ausserhalb dem Göttlichen Wesen sind / in denselben ist ein anders das Wesen / ein anders die Gütigkeit oder Gerechtigkeit deß Wesens. Vnd also ist in den erschaffenen Creaturen keines Weges einerley das Wesen selbst / vnnd die Gütigkeit

dem Fall / ist Leyder allzuwahr. Daß sich aber darauß recht schliessen solte: Ergo so hat Christus die Erbsünde erlöset / vrtheile wer vrtheilen kan / ob solchs im Grundt vnd Warheit recht geschlossen sey vnd darauß folge.

Lutheri vnd der Schrifft Sprüche / so das Gegentheil dieses Orts einfüret / sind wol gut / vnd bezeugen / daß wir jämmerlich / der Sünde wegen / durch vnd durch verderbt sind / etc. Sie dienen aber darzu nicht / darzu sie das Gegentheil allegirt: Nem̃lich / daß sie die fürgestelte proposition: Christus habe die Erbsünde erlöset / erweisen sollen.

X. 3. fac. ij.

Fellet das Gegentheil mit der Thür gar ins Hauß hinein vnd streitet mit hefftigen Worten / daß nicht nur ein Accidentale, sondern ein Essentiale discrimen vnter Christi vnd vnser Menschlichen Natur sey / vnd kompt doch wider auff die vorige Geige / daß Christi Natur nicht verderbt sey / wie vnser Natur / sondern aller Ding von Natur oder wesentlich gerecht / vnd dem Gesetz Gottes gleichförmig.

Hierauff muß vnderschiedlich geantwortet werden / vnd erstlich / daß es vnrecht geredt sey / daß die Menschliche Natur wesentlich gerecht / welchs das Gegentheil für vnd für treibt. Dann wesentlich gerecht seyn / ist eben als viel als die Gerechtigkeit selbst seyn / Solchs aber kan der Menschlichen Natur / an oder für sich selbst / weder in Adam noch in Christo oder vns Menschen zugeschrieben werdẽ. Sintemal Gott alleine eygnet vnd gebüret / daß er per essentiã oder wesentlich gerecht sey: Vnd GOTT vnnd Gerechtigkeit conuertibiles termini seyn / wie man in Schulen redet. Dann in Gott ist nichts zufelliges / vnnd wenn GOtt köndte vngerecht seyn oder werden / so were er nicht GOTT. Was aber die Creaturen anlangt / so ausserhalb dem Göttlichen Wesen sind / in denselben ist ein anders das Wesen / ein anders die Gütigkeit oder Gerechtigkeit deß Wesens. Vnd also ist in den erschaffenen Creaturen keines Weges einerley das Wesen selbst / vnnd die Gütigkeit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0088"/>
dem Fall / ist Leyder allzuwahr.                      Daß sich aber darauß recht schliessen solte: Ergo so hat Christus die Erbsünde                      erlöset / vrtheile wer vrtheilen kan / ob solchs im Grundt vnd Warheit recht                      geschlossen sey vnd darauß folge.</p>
        <p>Lutheri vnd der Schrifft Sprüche / so das Gegentheil dieses Orts einfüret / sind                      wol gut / vnd bezeugen / daß wir jämmerlich / der Sünde wegen / durch vnd durch                      verderbt sind / etc. Sie dienen aber darzu nicht / darzu sie das Gegentheil                      allegirt: Nem&#x0303;lich / daß sie die fürgestelte proposition: Christus                      habe die Erbsünde erlöset / erweisen sollen.</p>
        <note place="left">X. 3. fac. ij.</note>
        <p>Fellet das Gegentheil mit der Thür gar ins Hauß hinein vnd streitet mit hefftigen                      Worten / daß nicht nur ein Accidentale, sondern ein Essentiale discrimen vnter                      Christi vnd vnser Menschlichen Natur sey / vnd kompt doch wider auff die vorige                      Geige / daß Christi Natur nicht verderbt sey / wie vnser Natur / sondern aller                      Ding von Natur oder wesentlich gerecht / vnd dem Gesetz Gottes gleichförmig.</p>
        <p>Hierauff muß vnderschiedlich geantwortet werden / vnd erstlich / daß es vnrecht                      geredt sey / daß die Menschliche Natur wesentlich gerecht / welchs das                      Gegentheil für vnd für treibt. Dann wesentlich gerecht seyn / ist eben als viel                      als die Gerechtigkeit selbst seyn / Solchs aber kan der Menschlichen Natur / an                      oder für sich selbst / weder in Adam noch in Christo oder vns Menschen                      zugeschrieben werde&#x0303;. Sintemal Gott alleine eygnet vnd gebüret /                      daß er per essentia&#x0303; oder wesentlich gerecht sey: Vnd GOTT vnnd                      Gerechtigkeit conuertibiles termini seyn / wie man in Schulen redet. Dann in                      Gott ist nichts zufelliges / vnnd wenn GOtt köndte vngerecht seyn oder werden /                      so were er nicht GOTT. Was aber die Creaturen anlangt / so ausserhalb dem                      Göttlichen Wesen sind / in denselben ist ein anders das Wesen / ein anders die                      Gütigkeit oder Gerechtigkeit deß Wesens. Vnd also ist in den erschaffenen                      Creaturen keines Weges einerley das Wesen selbst / vnnd die Gütigkeit
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0088] dem Fall / ist Leyder allzuwahr. Daß sich aber darauß recht schliessen solte: Ergo so hat Christus die Erbsünde erlöset / vrtheile wer vrtheilen kan / ob solchs im Grundt vnd Warheit recht geschlossen sey vnd darauß folge. Lutheri vnd der Schrifft Sprüche / so das Gegentheil dieses Orts einfüret / sind wol gut / vnd bezeugen / daß wir jämmerlich / der Sünde wegen / durch vnd durch verderbt sind / etc. Sie dienen aber darzu nicht / darzu sie das Gegentheil allegirt: Nem̃lich / daß sie die fürgestelte proposition: Christus habe die Erbsünde erlöset / erweisen sollen. Fellet das Gegentheil mit der Thür gar ins Hauß hinein vnd streitet mit hefftigen Worten / daß nicht nur ein Accidentale, sondern ein Essentiale discrimen vnter Christi vnd vnser Menschlichen Natur sey / vnd kompt doch wider auff die vorige Geige / daß Christi Natur nicht verderbt sey / wie vnser Natur / sondern aller Ding von Natur oder wesentlich gerecht / vnd dem Gesetz Gottes gleichförmig. Hierauff muß vnderschiedlich geantwortet werden / vnd erstlich / daß es vnrecht geredt sey / daß die Menschliche Natur wesentlich gerecht / welchs das Gegentheil für vnd für treibt. Dann wesentlich gerecht seyn / ist eben als viel als die Gerechtigkeit selbst seyn / Solchs aber kan der Menschlichen Natur / an oder für sich selbst / weder in Adam noch in Christo oder vns Menschen zugeschrieben werdẽ. Sintemal Gott alleine eygnet vnd gebüret / daß er per essentiã oder wesentlich gerecht sey: Vnd GOTT vnnd Gerechtigkeit conuertibiles termini seyn / wie man in Schulen redet. Dann in Gott ist nichts zufelliges / vnnd wenn GOtt köndte vngerecht seyn oder werden / so were er nicht GOTT. Was aber die Creaturen anlangt / so ausserhalb dem Göttlichen Wesen sind / in denselben ist ein anders das Wesen / ein anders die Gütigkeit oder Gerechtigkeit deß Wesens. Vnd also ist in den erschaffenen Creaturen keines Weges einerley das Wesen selbst / vnnd die Gütigkeit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583/88
Zitationshilfe: Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583/88>, abgerufen am 21.11.2024.