Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Andere Buch. Ihr achtzen und geheul/ daß es in lüfften schallet;Die königin bestürtzt bald auff/ bald nieder wallet/ Wie auch Andromache und wissen keinen raht In eusserster gefahr und untergang der stadt. Sie wolleu nur allein von feindes band und ketten/ Weil nichts mehr übrig ist/ihr liebes leben retten: Drumb halten sie sich fest zu letzt an pfost und thür/ Und küssen heiliglich dieselbe mit begier. Pyrrh aber fähret fort/ und braucht sich seiner stärcke/ Es kan noch schloß noch wacht ihn halten von dem wercke Und grimmen wüten ab. Die thür bricht endlich loß Durch mauerbrecher macht und offt empfangnen stoß. Man kömmt mit sturm hinein. Die griechen schlagen nieder/ Was sich nicht geben wil und ihnen ist zu wider/ Es dringt des krieges volck auff allen seiten ein Und kan kein ort für drang und zwang mehr übrig seyn. kein strom wenn er bricht aus den vorgefchützeu thämmen/ Die seinen strengen lauff sich unterstehn zuhämmen/ Fährt über alles feld mit solchem ungestümm Und reist mit vieh und stall; Als Pyrrh verübt im grimm. Ich hab ihn selbst gesehn wie er kundt rasend dürsten Nach lauter mord und blut/ Ich habe beyde fürsten Der Griechen anch gesehn/ der Helene gemahl/ Den Agamemnon auch im königlichen saal. Ich habe Hecuben mit fürstlichen matronen Und in die hundert wol weibadliche personen Zuföderst Priamum zum altar schleppen sehn/ Und alle sampt durch mord erschrecklich untergehn. Es
Das Andere Buch. Ihr achtzen und geheul/ daß es in luͤfften ſchallet;Die koͤnigin beſtuͤrtzt bald auff/ bald nieder wallet/ Wie auch Andromache und wiſſen keinen raht In euſſerſter gefahr und untergang der ſtadt. Sie wolleu nur allein von feindes band und ketten/ Weil nichts mehr uͤbrig iſt/ihr liebes leben retten: Drumb halten ſie ſich feſt zu letzt an pfoſt und thuͤr/ Und kuͤſſen heiliglich dieſelbe mit begier. Pyrrh aber faͤhret fort/ und braucht ſich ſeiner ſtaͤrcke/ Es kan noch ſchloß noch wacht ihn haltẽ von dem wercke Und grimmen wuͤten ab. Die thuͤr bricht endlich loß Durch mauerbrecher macht und offt empfangnen ſtoß. Man koͤm̃t mit ſturm hinein. Die griechẽ ſchlagẽ nieder/ Was ſich nicht geben wil und ihnen iſt zu wider/ Es dringt des krieges volck auff allen ſeiten ein Und kan kein ort fuͤr drang und zwang mehr uͤbrig ſeyn. kein ſtrom wenn er bricht aus den vorgefchuͤtzeu thaͤm̃en/ Die ſeinen ſtrengen lauff ſich unterſtehn zuhaͤmmen/ Faͤhrt uͤber alles feld mit ſolchem ungeſtuͤmm Und reiſt mit vieh und ſtall; Als Pyrrh veruͤbt im grim̃. Ich hab ihn ſelbſt geſehn wie er kundt raſend duͤrſten Nach lauter mord und blut/ Ich habe beyde fuͤrſten Der Griechen anch geſehn/ der Helene gemahl/ Den Agamemnon auch im koͤniglichen ſaal. Ich habe Hecuben mit fuͤrſtlichen matronen Und in die hundert wol weibadliche perſonen Zufoͤderſt Priamum zum altar ſchleppen ſehn/ Und alle ſampt durch mord erſchrecklich untergehn. Es
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Das Andere Buch.
Ihr achtzen und geheul/ daß es in luͤfften ſchallet;
Die koͤnigin beſtuͤrtzt bald auff/ bald nieder wallet/
Wie auch Andromache und wiſſen keinen raht
In euſſerſter gefahr und untergang der ſtadt.
Sie wolleu nur allein von feindes band und ketten/
Weil nichts mehr uͤbrig iſt/ihr liebes leben retten:
Drumb halten ſie ſich feſt zu letzt an pfoſt und thuͤr/
Und kuͤſſen heiliglich dieſelbe mit begier.
Pyrrh aber faͤhret fort/ und braucht ſich ſeiner ſtaͤrcke/
Es kan noch ſchloß noch wacht ihn haltẽ von dem wercke
Und grimmen wuͤten ab. Die thuͤr bricht endlich loß
Durch mauerbrecher macht und offt empfangnen ſtoß.
Man koͤm̃t mit ſturm hinein. Die griechẽ ſchlagẽ nieder/
Was ſich nicht geben wil und ihnen iſt zu wider/
Es dringt des krieges volck auff allen ſeiten ein
Und kan kein ort fuͤr drang und zwang mehr uͤbrig ſeyn.
kein ſtrom wenn er bricht aus den vorgefchuͤtzeu thaͤm̃en/
Die ſeinen ſtrengen lauff ſich unterſtehn zuhaͤmmen/
Faͤhrt uͤber alles feld mit ſolchem ungeſtuͤmm
Und reiſt mit vieh und ſtall; Als Pyrrh veruͤbt im grim̃.
Ich hab ihn ſelbſt geſehn wie er kundt raſend duͤrſten
Nach lauter mord und blut/ Ich habe beyde fuͤrſten
Der Griechen anch geſehn/ der Helene gemahl/
Den Agamemnon auch im koͤniglichen ſaal.
Ich habe Hecuben mit fuͤrſtlichen matronen
Und in die hundert wol weibadliche perſonen
Zufoͤderſt Priamum zum altar ſchleppen ſehn/
Und alle ſampt durch mord erſchrecklich untergehn.
Es
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