Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Erste Buch.
Zerstreuete die schiff/ ihn selbst auch so zerrisse/
Zerschlug und grimmiglich an einen felsen schmisse/
Daß er des donners flamm spye aus verwundter brust.
Ich aber/ die ich bin/ wie allen ist bewust/
Des himmelskönigin/ ich/ die ich einher gehe
Mit hoher majestet und für den Göttern stehe
Als Jovis ehgemahl und schwester/ lieg in streit
Mit einem eintzeln volck/ das ich so lange zeit
Bekrieg/ und dennoch nicht kan aus dem wege schaffen;
sol ich nichts richten aus durch meinen grimm und waffen?
Ist meine macht ohn macht/ mein scepter sonder ehr?
Wer wird dich beten an/ o Juno/ wer wird mehr
Dir opffer bringen dar? Als sie nun war mit pochen
In diese harte wort aus grossem zorn gebrochen/
Erhebt sie sich ins land und an denselben Ort/
Allwo gezeuget wird/ ost/ süden/ west und nortd.
Da sitzet Eolus der könig und regieret/
Die Winde/ daß sie sich/ in massen sichs gebüret/
Verhalten mäßiglich: Er hält sie in der klufft
Mit zwange/ daß sie aus-nicht-brechen in die lufft:
Im fall sie aber sich erzeigen etwas böse/
Und machen in dem schlund des berges groß getöse/
Sitzt Eol auff dem thron/ läst hören seine stimm/
Spricht ihnen glimpflich zu und stillet zorn und grimm.
Und wo er das nicht thät/ so würde mit der erden
Der hohe himmel sitz und meer vermischet werden/
Sie kehrten alles üm und führtens in die lufft:
Nun aber ist es gut/ daß Gott sie in der klufft
Tieff
Das Erſte Buch.
Zerſtreuete die ſchiff/ ihn ſelbſt auch ſo zerriſſe/
Zerſchlug und grimmiglich an einen felſen ſchmiſſe/
Daß er des donners flamm ſpye aus verwundter bruſt.
Ich aber/ die ich bin/ wie allen iſt bewuſt/
Des himmelskoͤnigin/ ich/ die ich einher gehe
Mit hoher majeſtet und fuͤr den Goͤttern ſtehe
Als Jovis ehgemahl und ſchweſter/ lieg in ſtreit
Mit einem eintzeln volck/ das ich ſo lange zeit
Bekrieg/ und dennoch nicht kan aus dem wege ſchaffen;
ſol ich nichts richtẽ aus durch meinen grim̃ und waffen?
Iſt meine macht ohn macht/ mein ſcepter ſonder ehr?
Wer wird dich beten an/ o Juno/ wer wird mehr
Dir opffer bringen dar? Als ſie nun war mit pochen
In dieſe harte wort aus groſſem zorn gebrochen/
Erhebt ſie ſich ins land und an denſelben Ort/
Allwo gezeuget wird/ oſt/ ſuͤden/ weſt und nortd.
Da ſitzet Eolus der koͤnig und regieret/
Die Winde/ daß ſie ſich/ in maſſen ſichs gebuͤret/
Verhalten maͤßiglich: Er haͤlt ſie in der klufft
Mit zwange/ daß ſie aus-nicht-brechen in die lufft:
Im fall ſie aber ſich erzeigen etwas boͤſe/
Und machen in dem ſchlund des berges groß getoͤſe/
Sitzt Eol auff dem thron/ laͤſt hoͤren ſeine ſtimm/
Spricht ihnen glimpflich zu und ſtillet zorn und grimm.
Und wo er das nicht thaͤt/ ſo wuͤrde mit der erden
Der hohe himmel ſitz und meer vermiſchet werden/
Sie kehrten alles uͤm und fuͤhrtens in die lufft:
Nun aber iſt es gut/ daß Gott ſie in der klufft
Tieff
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0026" n="4"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Er&#x017F;te Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Zer&#x017F;treuete die &#x017F;chiff/ ihn &#x017F;elb&#x017F;t auch &#x017F;o zerri&#x017F;&#x017F;e/</l><lb/>
          <l>Zer&#x017F;chlug und grimmiglich an einen fel&#x017F;en &#x017F;chmi&#x017F;&#x017F;e/</l><lb/>
          <l>Daß er des donners flamm &#x017F;pye aus verwundter bru&#x017F;t.</l><lb/>
          <l>Ich aber/ die ich bin/ wie allen i&#x017F;t bewu&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>Des himmelsko&#x0364;nigin/ ich/ die ich einher gehe</l><lb/>
          <l>Mit hoher maje&#x017F;tet und fu&#x0364;r den Go&#x0364;ttern &#x017F;tehe</l><lb/>
          <l>Als Jovis ehgemahl und &#x017F;chwe&#x017F;ter/ lieg in &#x017F;treit</l><lb/>
          <l>Mit einem eintzeln volck/ das ich &#x017F;o lange zeit</l><lb/>
          <l>Bekrieg/ und dennoch nicht kan aus dem wege &#x017F;chaffen;</l><lb/>
          <l>&#x017F;ol ich nichts richte&#x0303; aus durch meinen grim&#x0303; und waffen?</l><lb/>
          <l>I&#x017F;t meine macht ohn macht/ mein &#x017F;cepter &#x017F;onder ehr<hi rendition="#i">?</hi></l><lb/>
          <l>Wer wird dich beten an/ o Juno/ wer wird mehr</l><lb/>
          <l>Dir opffer bringen dar? Als &#x017F;ie nun war mit pochen</l><lb/>
          <l>In die&#x017F;e harte wort aus gro&#x017F;&#x017F;em zorn gebrochen/</l><lb/>
          <l>Erhebt &#x017F;ie &#x017F;ich ins land und an den&#x017F;elben Ort/</l><lb/>
          <l>Allwo gezeuget wird/ o&#x017F;t/ &#x017F;u&#x0364;den/ we&#x017F;t und nortd.</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;itzet Eolus der ko&#x0364;nig und regieret/</l><lb/>
          <l>Die Winde/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich/ in ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ichs gebu&#x0364;ret/</l><lb/>
          <l>Verhalten ma&#x0364;ßiglich: Er ha&#x0364;lt &#x017F;ie in der klufft</l><lb/>
          <l>Mit zwange/ daß &#x017F;ie aus-nicht-brechen in die lufft:</l><lb/>
          <l>Im fall &#x017F;ie aber &#x017F;ich erzeigen etwas bo&#x0364;&#x017F;e/</l><lb/>
          <l>Und machen in dem &#x017F;chlund des berges groß geto&#x0364;&#x017F;e/</l><lb/>
          <l>Sitzt Eol auff dem thron/ la&#x0364;&#x017F;t ho&#x0364;ren &#x017F;eine &#x017F;timm/</l><lb/>
          <l>Spricht ihnen glimpflich zu und &#x017F;tillet zorn und grimm.</l><lb/>
          <l>Und wo er das nicht tha&#x0364;t/ &#x017F;o wu&#x0364;rde mit der erden</l><lb/>
          <l>Der hohe himmel &#x017F;itz und meer vermi&#x017F;chet werden/</l><lb/>
          <l>Sie kehrten alles u&#x0364;m und fu&#x0364;hrtens in die lufft:</l><lb/>
          <l>Nun aber i&#x017F;t es gut/ daß Gott &#x017F;ie in der klufft</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Tieff</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0026] Das Erſte Buch. Zerſtreuete die ſchiff/ ihn ſelbſt auch ſo zerriſſe/ Zerſchlug und grimmiglich an einen felſen ſchmiſſe/ Daß er des donners flamm ſpye aus verwundter bruſt. Ich aber/ die ich bin/ wie allen iſt bewuſt/ Des himmelskoͤnigin/ ich/ die ich einher gehe Mit hoher majeſtet und fuͤr den Goͤttern ſtehe Als Jovis ehgemahl und ſchweſter/ lieg in ſtreit Mit einem eintzeln volck/ das ich ſo lange zeit Bekrieg/ und dennoch nicht kan aus dem wege ſchaffen; ſol ich nichts richtẽ aus durch meinen grim̃ und waffen? Iſt meine macht ohn macht/ mein ſcepter ſonder ehr? Wer wird dich beten an/ o Juno/ wer wird mehr Dir opffer bringen dar? Als ſie nun war mit pochen In dieſe harte wort aus groſſem zorn gebrochen/ Erhebt ſie ſich ins land und an denſelben Ort/ Allwo gezeuget wird/ oſt/ ſuͤden/ weſt und nortd. Da ſitzet Eolus der koͤnig und regieret/ Die Winde/ daß ſie ſich/ in maſſen ſichs gebuͤret/ Verhalten maͤßiglich: Er haͤlt ſie in der klufft Mit zwange/ daß ſie aus-nicht-brechen in die lufft: Im fall ſie aber ſich erzeigen etwas boͤſe/ Und machen in dem ſchlund des berges groß getoͤſe/ Sitzt Eol auff dem thron/ laͤſt hoͤren ſeine ſtimm/ Spricht ihnen glimpflich zu und ſtillet zorn und grimm. Und wo er das nicht thaͤt/ ſo wuͤrde mit der erden Der hohe himmel ſitz und meer vermiſchet werden/ Sie kehrten alles uͤm und fuͤhrtens in die lufft: Nun aber iſt es gut/ daß Gott ſie in der klufft Tieff

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/26
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/26>, abgerufen am 21.11.2024.