Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Neunde Buch. Der schön Ascanius: Und ließ ihm gehn zu hertzen/Als der noch hefftiger dadurch empfunde schmertzen: Weil er beraubet war des vaters gegenwart/ Nach dem er ängstig that nach wahrer liebesart: Drauff sprach er wiederumb: Es sey dir zugesaget/ Was dir nach deinem sinn in diesem werck behaget/ Das du mit grossem muth dir jtzo nimmest für: Ich wil die mutter auch verpflegen nach gebühr/ Als gienge sie mich an/ und meine mutter wehre: Ich wil ihr folgen gern und leisten pflicht und ehre: Es sol der nahme nur Creusa mangeln dran; Nicht wenig gutes auch wird ihr thun jederman; Die weil sie einen sohn hat an das liecht gebohren/ Der ihm die tugend hat zu seinen ruhm erkohren: Es mag dein anschlag wie er wolle/ lauffen ab/ Nicht desto minder sol dir bleiben/ was ich hab Dir treulich zugesagt. Ich wil dir hiemit schweren Bey meinem haupt/ daß ich dir dieses wil gewähren; Gleich wie mein vater pflag zuschweren ohne tück/ Was ich dir sage zu/ wenn du kömmst mit gelück Zu rücke wiederumb/ und dieses sol nach rechte Verbleiben unverrückt der mutter und geschlechte. So saget er und weint/ nam seinen degen ab/ Des hefft vergüldet war den ihm sein vater gab/ Der von Lycaon war mit einer schönen scheide Vom helffenbein gemacht sehr künstlich und geschmeide. Der Mnestheus gab dem Nis ein borstig Lewenfell/ Der treu Alethes zog den heim stracks auff der stell Von E e 2
Das Neunde Buch. Der ſchoͤn Aſcanius: Und ließ ihm gehn zu hertzen/Als der noch hefftiger dadurch empfunde ſchmertzen: Weil er beraubet war des vaters gegenwart/ Nach dem er aͤngſtig that nach wahrer liebesart: Drauff ſprach er wiederumb: Es ſey dir zugeſaget/ Was dir nach deinem ſinn in dieſem werck behaget/ Das du mit groſſem muth dir jtzo nimmeſt fuͤr: Ich wil die mutter auch verpflegen nach gebuͤhr/ Als gienge ſie mich an/ und meine mutter wehre: Ich wil ihr folgen gern und leiſten pflicht und ehre: Es ſol der nahme nur Creuſa mangeln dran; Nicht wenig gutes auch wird ihr thun jederman; Die weil ſie einen ſohn hat an das liecht gebohren/ Der ihm die tugend hat zu ſeinen ruhm erkohren: Es mag dein anſchlag wie er wolle/ lauffen ab/ Nicht deſto minder ſol dir bleiben/ was ich hab Dir treulich zugeſagt. Ich wil dir hiemit ſchweren Bey meinem haupt/ daß ich dir dieſes wil gewaͤhren; Gleich wie mein vater pflag zuſchweren ohne tuͤck/ Was ich dir ſage zu/ wenn du koͤmmſt mit geluͤck Zu ruͤcke wiederumb/ und dieſes ſol nach rechte Verbleiben unverruͤckt der mutter und geſchlechte. So ſaget er und weint/ nam ſeinen degen ab/ Des hefft verguͤldet war den ihm ſein vater gab/ Der von Lycaon war mit einer ſchoͤnen ſcheide Vom helffenbein gemacht ſehr kuͤnſtlich und geſchmeide. Der Mneſtheus gab dem Niſ ein borſtig Lewenfell/ Der treu Alethes zog den heim ſtracks auff der ſtell Von E e 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0457" n="435"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Neunde Buch.</hi> </fw><lb/> <l>Der ſchoͤn Aſcanius: Und ließ ihm gehn zu hertzen/</l><lb/> <l>Als der noch hefftiger dadurch empfunde ſchmertzen:</l><lb/> <l>Weil er beraubet war des vaters gegenwart/</l><lb/> <l>Nach dem er aͤngſtig that nach wahrer liebesart:</l><lb/> <l>Drauff ſprach er wiederumb: <hi rendition="#fr">E</hi>s ſey dir zugeſaget/</l><lb/> <l>Was dir nach deinem ſinn in dieſem werck behaget/</l><lb/> <l>Das du mit groſſem muth dir jtzo nimmeſt fuͤr:</l><lb/> <l>Ich wil die mutter auch verpflegen nach gebuͤhr/</l><lb/> <l>Als gienge ſie mich an/ und meine mutter wehre:</l><lb/> <l>Ich wil ihr folgen gern und leiſten pflicht und ehre:</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">E</hi>s ſol der nahme nur Creuſa mangeln dran;</l><lb/> <l>Nicht wenig gutes auch wird ihr thun jederman;</l><lb/> <l>Die weil ſie einen ſohn hat an das liecht gebohren/</l><lb/> <l>Der ihm die tugend hat zu ſeinen ruhm erkohren:</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">E</hi>s mag dein anſchlag wie er wolle/ lauffen ab/</l><lb/> <l>Nicht deſto minder ſol dir bleiben/ was ich hab</l><lb/> <l>Dir treulich zugeſagt. Ich wil dir hiemit ſchweren</l><lb/> <l>Bey meinem haupt/ daß ich dir dieſes wil gewaͤhren;</l><lb/> <l>Gleich wie mein vater pflag zuſchweren ohne tuͤck/</l><lb/> <l>Was ich dir ſage zu/ wenn du koͤmmſt mit geluͤck</l><lb/> <l>Zu ruͤcke wiederumb/ und dieſes ſol nach rechte</l><lb/> <l>Verbleiben unverruͤckt der mutter und geſchlechte.</l><lb/> <l>So ſaget er und weint/ nam ſeinen degen ab/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>es hefft verguͤldet war den ihm ſein vater gab/</l><lb/> <l>Der von Lycaon war mit einer ſchoͤnen ſcheide</l><lb/> <l>Vom helffenbein gemacht ſehr kuͤnſtlich und geſchmeide.</l><lb/> <l>Der Mneſtheus gab dem Niſ ein borſtig Lewenfell/</l><lb/> <l>Der treu Alethes zog den heim ſtracks auff der ſtell</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">E e 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [435/0457]
Das Neunde Buch.
Der ſchoͤn Aſcanius: Und ließ ihm gehn zu hertzen/
Als der noch hefftiger dadurch empfunde ſchmertzen:
Weil er beraubet war des vaters gegenwart/
Nach dem er aͤngſtig that nach wahrer liebesart:
Drauff ſprach er wiederumb: Es ſey dir zugeſaget/
Was dir nach deinem ſinn in dieſem werck behaget/
Das du mit groſſem muth dir jtzo nimmeſt fuͤr:
Ich wil die mutter auch verpflegen nach gebuͤhr/
Als gienge ſie mich an/ und meine mutter wehre:
Ich wil ihr folgen gern und leiſten pflicht und ehre:
Es ſol der nahme nur Creuſa mangeln dran;
Nicht wenig gutes auch wird ihr thun jederman;
Die weil ſie einen ſohn hat an das liecht gebohren/
Der ihm die tugend hat zu ſeinen ruhm erkohren:
Es mag dein anſchlag wie er wolle/ lauffen ab/
Nicht deſto minder ſol dir bleiben/ was ich hab
Dir treulich zugeſagt. Ich wil dir hiemit ſchweren
Bey meinem haupt/ daß ich dir dieſes wil gewaͤhren;
Gleich wie mein vater pflag zuſchweren ohne tuͤck/
Was ich dir ſage zu/ wenn du koͤmmſt mit geluͤck
Zu ruͤcke wiederumb/ und dieſes ſol nach rechte
Verbleiben unverruͤckt der mutter und geſchlechte.
So ſaget er und weint/ nam ſeinen degen ab/
Des hefft verguͤldet war den ihm ſein vater gab/
Der von Lycaon war mit einer ſchoͤnen ſcheide
Vom helffenbein gemacht ſehr kuͤnſtlich und geſchmeide.
Der Mneſtheus gab dem Niſ ein borſtig Lewenfell/
Der treu Alethes zog den heim ſtracks auff der ſtell
Von
E e 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |