Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Zehende Buch.
Und gleichwol ward er froh/ umb das sie propheceyte/
Er würde haben glück und kommen aus dem streite/
Als siegesreicher held. Hebt demnach sein gesicht
Zum blaugewölbten thron und bittend kürtzlich spricht:
O mutter Cybele/ von der die Götter kommen/
Die du dich Dindymi des berges angenommen/
Und dir gefallen läßt/ die du dasselbe land
Und hohe städte liebst/ und leuen/ die gespannt
Für deinem wagen sind. Du rathest mir zu wagen
Ein treffen mit dem feind und tapffer drein zuschlagen.
Ey nun so gieb gelück zu deinem propheceyn/
Und komm zum Troervolck mit sanfftem gnaden schein.
So viel red er/ mehr nicht: Und unterdes kam wieder
Der lichte febus an mit gläntzendem gefieder
Und jagte weg die nacht. Da ließ er stracks ergehn
An alles volck befehl/ sie solten rüstig stehn/
Und jeder sich zur fahn ohn alle säumnüß finden/
Und an die waffen auch das hertze lassen binden
Daß/ wo der leib verwahrt/ der muth auch sey bereit/
Und halte sich gefast zu gehen an den streit.
Er war nunmehr so weit mit seinem heer gekommen/
Daß er die Troer hat in augenschein genommen
Und seine lagerstatt. Er steiget in die höh
An hindertheil des schiffs/ und recket auff der see
den blancken schild hoch auf: da hört man an dem schreyen/
Davon der himmel schallt/ wie sich die Troer freuen
Und jauchtzen auff der maur: Das ist die eigenschafft
Der hoffnung/ daß sie kan erwecken muth und krafft.
Die
Das Zehende Buch.
Und gleichwol ward er froh/ umb das ſie propheceyte/
Er wuͤrde haben gluͤck und kommen aus dem ſtreite/
Als ſiegesreicher held. Hebt demnach ſein geſicht
Zum blaugewoͤlbten thron und bittend kuͤrtzlich ſpricht:
O mutter Cybele/ von der die Goͤtter kommen/
Die du dich Dindymi des berges angenommen/
Und dir gefallen laͤßt/ die du daſſelbe land
Und hohe ſtaͤdte liebſt/ und leuen/ die geſpannt
Fuͤr deinem wagen ſind. Du ratheſt mir zu wagen
Ein treffen mit dem feind und tapffer drein zuſchlagen.
Ey nun ſo gieb geluͤck zu deinem propheceyn/
Und komm zum Troervolck mit ſanfftem gnaden ſchein.
So viel red er/ mehr nicht: Und unterdes kam wieder
Der lichte febus an mit glaͤntzendem gefieder
Und jagte weg die nacht. Da ließ er ſtracks ergehn
An alles volck befehl/ ſie ſolten ruͤſtig ſtehn/
Und jeder ſich zur fahn ohn alle ſaͤumnuͤß finden/
Und an die waffen auch das hertze laſſen binden
Daß/ wo der leib verwahrt/ der muth auch ſey bereit/
Und halte ſich gefaſt zu gehen an den ſtreit.
Er war nunmehr ſo weit mit ſeinem heer gekommen/
Daß er die Troer hat in augenſchein genommen
Und ſeine lagerſtatt. Er ſteiget in die hoͤh
An hindertheil des ſchiffs/ und recket auff der ſee
den blancken ſchild hoch auf: da hoͤrt man an dem ſchreyẽ/
Davon der himmel ſchallt/ wie ſich die Troer freuen
Und jauchtzen auff der maur: Das iſt die eigenſchafft
Der hoffnung/ daß ſie kan erwecken muth und krafft.
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0510" n="488"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Zehende Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Und gleichwol ward er froh/ umb das &#x017F;ie propheceyte/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">E</hi>r wu&#x0364;rde haben glu&#x0364;ck und kommen aus dem &#x017F;treite/</l><lb/>
          <l>Als &#x017F;iegesreicher held. Hebt demnach &#x017F;ein ge&#x017F;icht</l><lb/>
          <l>Zum blaugewo&#x0364;lbten thron und bittend ku&#x0364;rtzlich &#x017F;pricht:</l><lb/>
          <l>O mutter Cybele/ von der die Go&#x0364;tter kommen/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie du dich Dindymi des berges angenommen/</l><lb/>
          <l>Und dir gefallen la&#x0364;ßt/ die du da&#x017F;&#x017F;elbe land</l><lb/>
          <l>Und hohe &#x017F;ta&#x0364;dte lieb&#x017F;t/ und leuen/ die ge&#x017F;pannt</l><lb/>
          <l>Fu&#x0364;r deinem wagen &#x017F;ind. <hi rendition="#fr">D</hi>u rathe&#x017F;t mir zu wagen</l><lb/>
          <l>Ein treffen mit dem feind und tapffer drein zu&#x017F;chlagen.</l><lb/>
          <l>Ey nun &#x017F;o gieb gelu&#x0364;ck zu deinem propheceyn/</l><lb/>
          <l>Und komm zum Troervolck mit &#x017F;anfftem gnaden &#x017F;chein.</l><lb/>
          <l>So viel red er/ mehr nicht: Und unterdes kam wieder</l><lb/>
          <l>Der lichte febus an mit gla&#x0364;ntzendem gefieder</l><lb/>
          <l>Und jagte weg die nacht. Da ließ er &#x017F;tracks ergehn</l><lb/>
          <l>An alles volck befehl/ &#x017F;ie &#x017F;olten ru&#x0364;&#x017F;tig &#x017F;tehn/</l><lb/>
          <l>Und jeder &#x017F;ich zur fahn ohn alle &#x017F;a&#x0364;umnu&#x0364;ß finden/</l><lb/>
          <l>Und an die waffen auch das hertze la&#x017F;&#x017F;en binden</l><lb/>
          <l>Daß/ wo der leib verwahrt/ der muth auch &#x017F;ey bereit/</l><lb/>
          <l>Und halte &#x017F;ich gefa&#x017F;t zu gehen an den &#x017F;treit.</l><lb/>
          <l>Er war nunmehr &#x017F;o weit mit &#x017F;einem heer gekommen/</l><lb/>
          <l>Daß er die Troer hat in augen&#x017F;chein genommen</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;eine lager&#x017F;tatt. Er &#x017F;teiget in die ho&#x0364;h</l><lb/>
          <l>An hindertheil des &#x017F;chiffs/ und recket auff der &#x017F;ee</l><lb/>
          <l>den blancken &#x017F;child hoch auf: da ho&#x0364;rt man an dem &#x017F;chreye&#x0303;/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>avon der himmel &#x017F;challt/ wie &#x017F;ich die Troer freuen</l><lb/>
          <l>Und jauchtzen auff der maur: Das i&#x017F;t die eigen&#x017F;chafft</l><lb/>
          <l>Der hoffnung/ daß &#x017F;ie kan erwecken muth und krafft.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[488/0510] Das Zehende Buch. Und gleichwol ward er froh/ umb das ſie propheceyte/ Er wuͤrde haben gluͤck und kommen aus dem ſtreite/ Als ſiegesreicher held. Hebt demnach ſein geſicht Zum blaugewoͤlbten thron und bittend kuͤrtzlich ſpricht: O mutter Cybele/ von der die Goͤtter kommen/ Die du dich Dindymi des berges angenommen/ Und dir gefallen laͤßt/ die du daſſelbe land Und hohe ſtaͤdte liebſt/ und leuen/ die geſpannt Fuͤr deinem wagen ſind. Du ratheſt mir zu wagen Ein treffen mit dem feind und tapffer drein zuſchlagen. Ey nun ſo gieb geluͤck zu deinem propheceyn/ Und komm zum Troervolck mit ſanfftem gnaden ſchein. So viel red er/ mehr nicht: Und unterdes kam wieder Der lichte febus an mit glaͤntzendem gefieder Und jagte weg die nacht. Da ließ er ſtracks ergehn An alles volck befehl/ ſie ſolten ruͤſtig ſtehn/ Und jeder ſich zur fahn ohn alle ſaͤumnuͤß finden/ Und an die waffen auch das hertze laſſen binden Daß/ wo der leib verwahrt/ der muth auch ſey bereit/ Und halte ſich gefaſt zu gehen an den ſtreit. Er war nunmehr ſo weit mit ſeinem heer gekommen/ Daß er die Troer hat in augenſchein genommen Und ſeine lagerſtatt. Er ſteiget in die hoͤh An hindertheil des ſchiffs/ und recket auff der ſee den blancken ſchild hoch auf: da hoͤrt man an dem ſchreyẽ/ Davon der himmel ſchallt/ wie ſich die Troer freuen Und jauchtzen auff der maur: Das iſt die eigenſchafft Der hoffnung/ daß ſie kan erwecken muth und krafft. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/510
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/510>, abgerufen am 22.11.2024.