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Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776.

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Sechzehnter Abschnitt.
Von der Decomposition und Probe der
Verhältnisse einer ungleichschwebenden
Temperatur.


§. 140.

Die Decomposition oder Zergliederung einer ungleich-
schwebenden Temperatur bestehet darinnen, daß man
aus den gegebnen Verhältnissen der Jntervalle einer Octave
die Verhältnisse der andern eilf Octaven erfindet; und die
Probe, daß man aus der Beschaffenheit der Quinten und
beyden consonirenden Terzen die Beschaffenheit der Dreyklänge
erfindet.

§. 141.

Die Verhältnisse der Jntervalle einer Octave können auf
dreyerley Art
gegeben werden, entweder wie bey (a),
wo man nach Ordnung der in einer Octave liegenden zwölf
Töne, von dem tiefsten Ende der Octave zum höchsten hin-
aufsteiget, als:

[Spaltenumbruch]
(a) c cis (des) = 25:24
d = 9:8
dis (es) = 6:5
e = 5:4
f = 4:3
fis (ges) = 45:32
[Spaltenumbruch]
c g = 3 2
gis (as) = 25:16
a = 5:3
b = 9:5
h = 15:8
cn = 2:1

(Es wird in diesen und ähnlichen Fällen auf die wahre Be-
nennung gewisser Verhältnisse nicht acht gegeben, und z. E.
das Verhältniß 6:5 so gut unter der Benennung von einer
kleinen Terz als übermäßigen Secunde dargeleget, und also
c es mit c dis vermischt).

Oder wie bey (b), wo man durch vermischte diatonische
und chromatische halbe Töne von dem einen Ende der Octave
bis zum andern fortgehet, als:

(b)
H 3


Sechzehnter Abſchnitt.
Von der Decompoſition und Probe der
Verhaͤltniſſe einer ungleichſchwebenden
Temperatur.


§. 140.

Die Decompoſition oder Zergliederung einer ungleich-
ſchwebenden Temperatur beſtehet darinnen, daß man
aus den gegebnen Verhaͤltniſſen der Jntervalle einer Octave
die Verhaͤltniſſe der andern eilf Octaven erfindet; und die
Probe, daß man aus der Beſchaffenheit der Quinten und
beyden conſonirenden Terzen die Beſchaffenheit der Dreyklaͤnge
erfindet.

§. 141.

Die Verhaͤltniſſe der Jntervalle einer Octave koͤnnen auf
dreyerley Art
gegeben werden, entweder wie bey (a),
wo man nach Ordnung der in einer Octave liegenden zwoͤlf
Toͤne, von dem tiefſten Ende der Octave zum hoͤchſten hin-
aufſteiget, als:

[Spaltenumbruch]
(a) c cis (des) = 25:24
d = 9:8
dis (es) = 6:5
e = 5:4
f = 4:3
fis (ges) = 45:32
[Spaltenumbruch]
c g = 3 2
gis (as) = 25:16
a = 5:3
b = 9:5
h = 15:8
= 2:1

(Es wird in dieſen und aͤhnlichen Faͤllen auf die wahre Be-
nennung gewiſſer Verhaͤltniſſe nicht acht gegeben, und z. E.
das Verhaͤltniß 6:5 ſo gut unter der Benennung von einer
kleinen Terz als uͤbermaͤßigen Secunde dargeleget, und alſo
c es mit c dis vermiſcht).

Oder wie bey (b), wo man durch vermiſchte diatoniſche
und chromatiſche halbe Toͤne von dem einen Ende der Octave
bis zum andern fortgehet, als:

(b)
H 3
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[117/0137] Sechzehnter Abſchnitt. Von der Decompoſition und Probe der Verhaͤltniſſe einer ungleichſchwebenden Temperatur. §. 140. Die Decompoſition oder Zergliederung einer ungleich- ſchwebenden Temperatur beſtehet darinnen, daß man aus den gegebnen Verhaͤltniſſen der Jntervalle einer Octave die Verhaͤltniſſe der andern eilf Octaven erfindet; und die Probe, daß man aus der Beſchaffenheit der Quinten und beyden conſonirenden Terzen die Beſchaffenheit der Dreyklaͤnge erfindet. §. 141. Die Verhaͤltniſſe der Jntervalle einer Octave koͤnnen auf dreyerley Art gegeben werden, entweder wie bey (a), wo man nach Ordnung der in einer Octave liegenden zwoͤlf Toͤne, von dem tiefſten Ende der Octave zum hoͤchſten hin- aufſteiget, als: (a) c cis (des) = 25:24 d = 9:8 dis (es) = 6:5 e = 5:4 f = 4:3 fis (ges) = 45:32 c g = 3 2 gis (as) = 25:16 a = 5:3 b = 9:5 h = 15:8 c̄ = 2:1 (Es wird in dieſen und aͤhnlichen Faͤllen auf die wahre Be- nennung gewiſſer Verhaͤltniſſe nicht acht gegeben, und z. E. das Verhaͤltniß 6:5 ſo gut unter der Benennung von einer kleinen Terz als uͤbermaͤßigen Secunde dargeleget, und alſo c es mit c dis vermiſcht). Oder wie bey (b), wo man durch vermiſchte diatoniſche und chromatiſche halbe Toͤne von dem einen Ende der Octave bis zum andern fortgehet, als: (b) H 3

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Zitationshilfe: Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/137>, abgerufen am 21.11.2024.