Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


Vierter Abschnitt.
Jntervalle, welche aus der harmonischen
Tonleiter vermittelst der Addition der Jntervalle
zu sich selbst und unter einander ent-
stehen.


§. 35.

Wenn wir die in der harmonischen Tonleiter enthaltnen
Jntervalle und deren Umkehrungen gegen einen gewis-
sen Grundton C stellen, und bey jedem Jntervall den Grad
bemerken, um welchen es von der Einheit oder von dem Ver-
hältniß der Gleichheit entfernt ist, so erscheinet folgende Ta-
belle. Die umgekehrten Jntervalle richten sich in ihrer Ord-
nung nach denen, von welchen sie durch die Umkehrung ab-
stammen. Also

[Spaltenumbruch]
1:1 = C:C Einklang
1ster Grad 2:1 = C:c Octave
2ter Grad 3:2 = C:G Quinte.
3ter Grad 4:3 = C:F Quarte.
[Spaltenumbruch]
4ter Grad 5:4 = C:E große Terz
5ter Grad 6:5 = C:Es kl. Terz
Zum 4ten Gr. 8:5 = C:As kl. Sexte
Zum 5ten Gr. 5:3 = C:A gr. Sexte.
§. 36.

Um in der Entwickelung der übrigen Jntervalle aus der
harmonischen Tonleiter nach der natürlichsten Ordnung zu Werke
zu gehen, ist zu merken,

1) daß, da die Octave die Gränze aller Jntervalle ist, und
also die zu erfindenden Jntervalle innerhalb dem Raum
einer Octave enthalten seyn müssen, alle diejenigen cal-
culatorischen Verrichtungen, welche uns Jntervalle ge-
ben, die größer als die Octave sind, nicht statt finden.
Also kann z. E. weder die Ration der Quinte 3:2 zu sich
selbst addiret, noch die Octave 2:1 mit einem andern
Jntervalle zusammengesetzet werden.
2) Da wir neue, und keine schon existirende Jntervalle su-
chen, so können wir uns alle diejenigen Zusammense-
tzungen
C


Vierter Abſchnitt.
Jntervalle, welche aus der harmoniſchen
Tonleiter vermittelſt der Addition der Jntervalle
zu ſich ſelbſt und unter einander ent-
ſtehen.


§. 35.

Wenn wir die in der harmoniſchen Tonleiter enthaltnen
Jntervalle und deren Umkehrungen gegen einen gewiſ-
ſen Grundton C ſtellen, und bey jedem Jntervall den Grad
bemerken, um welchen es von der Einheit oder von dem Ver-
haͤltniß der Gleichheit entfernt iſt, ſo erſcheinet folgende Ta-
belle. Die umgekehrten Jntervalle richten ſich in ihrer Ord-
nung nach denen, von welchen ſie durch die Umkehrung ab-
ſtammen. Alſo

[Spaltenumbruch]
1:1 = C:C Einklang
1ſter Grad 2:1 = C:c Octave
2ter Grad 3:2 = C:G Quinte.
3ter Grad 4:3 = C:F Quarte.
[Spaltenumbruch]
4ter Grad 5:4 = C:E große Terz
5ter Grad 6:5 = C:Es kl. Terz
Zum 4ten Gr. 8:5 = C:As kl. Sexte
Zum 5ten Gr. 5:3 = C:A gr. Sexte.
§. 36.

Um in der Entwickelung der uͤbrigen Jntervalle aus der
harmoniſchen Tonleiter nach der natuͤrlichſten Ordnung zu Werke
zu gehen, iſt zu merken,

1) daß, da die Octave die Graͤnze aller Jntervalle iſt, und
alſo die zu erfindenden Jntervalle innerhalb dem Raum
einer Octave enthalten ſeyn muͤſſen, alle diejenigen cal-
culatoriſchen Verrichtungen, welche uns Jntervalle ge-
ben, die groͤßer als die Octave ſind, nicht ſtatt finden.
Alſo kann z. E. weder die Ration der Quinte 3:2 zu ſich
ſelbſt addiret, noch die Octave 2:1 mit einem andern
Jntervalle zuſammengeſetzet werden.
2) Da wir neue, und keine ſchon exiſtirende Jntervalle ſu-
chen, ſo koͤnnen wir uns alle diejenigen Zuſammenſe-
tzungen
C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0053" n="33"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vierter Ab&#x017F;chnitt.</hi><lb/>
Jntervalle, welche aus der harmoni&#x017F;chen<lb/>
Tonleiter vermittel&#x017F;t der Addition der Jntervalle<lb/>
zu &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t und unter einander ent-<lb/>
&#x017F;tehen.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 35.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>enn wir die in der harmoni&#x017F;chen Tonleiter enthaltnen<lb/>
Jntervalle und deren Umkehrungen gegen einen gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Grundton <hi rendition="#aq">C</hi> &#x017F;tellen, und bey jedem Jntervall den Grad<lb/>
bemerken, um welchen es von der Einheit oder von dem Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltniß der Gleichheit entfernt i&#x017F;t, &#x017F;o er&#x017F;cheinet folgende Ta-<lb/>
belle. Die umgekehrten Jntervalle richten &#x017F;ich in ihrer Ord-<lb/>
nung nach denen, von welchen &#x017F;ie durch die Umkehrung ab-<lb/>
&#x017F;tammen. Al&#x017F;o</p><lb/>
            <cb/>
            <list>
              <item>1:1 = <hi rendition="#aq">C:C</hi> Einklang</item><lb/>
              <item>1&#x017F;ter Grad 2:1 = <hi rendition="#aq">C:c</hi> Octave</item><lb/>
              <item>2ter Grad 3:2 = <hi rendition="#aq">C:G</hi> Quinte.</item><lb/>
              <item>3ter Grad 4:3 = <hi rendition="#aq">C:F</hi> Quarte.</item>
            </list><lb/>
            <cb/>
            <list>
              <item>4ter Grad 5:4 = <hi rendition="#aq">C:E</hi> große Terz</item><lb/>
              <item>5ter Grad 6:5 = <hi rendition="#aq">C:Es</hi> kl. Terz</item><lb/>
              <item>Zum 4ten Gr. 8:5 = <hi rendition="#aq">C:As</hi> kl. Sexte</item><lb/>
              <item>Zum 5ten Gr. 5:3 = <hi rendition="#aq">C:A</hi> gr. Sexte.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 36.</head><lb/>
            <p>Um in der Entwickelung der u&#x0364;brigen Jntervalle aus der<lb/>
harmoni&#x017F;chen Tonleiter nach der natu&#x0364;rlich&#x017F;ten Ordnung zu Werke<lb/>
zu gehen, i&#x017F;t zu merken,</p><lb/>
            <list>
              <item>1) daß, da die Octave die Gra&#x0364;nze aller Jntervalle i&#x017F;t, und<lb/>
al&#x017F;o die zu erfindenden Jntervalle innerhalb dem Raum<lb/>
einer Octave enthalten &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, alle diejenigen cal-<lb/>
culatori&#x017F;chen Verrichtungen, welche uns Jntervalle ge-<lb/>
ben, die gro&#x0364;ßer als die Octave &#x017F;ind, nicht &#x017F;tatt finden.<lb/>
Al&#x017F;o kann z. E. weder die Ration der Quinte 3:2 zu &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t addiret, noch die Octave 2:1 mit einem andern<lb/>
Jntervalle zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzet werden.</item><lb/>
              <item>2) Da wir neue, und keine &#x017F;chon exi&#x017F;tirende Jntervalle &#x017F;u-<lb/>
chen, &#x017F;o ko&#x0364;nnen wir uns alle diejenigen Zu&#x017F;ammen&#x017F;e-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C</fw><fw place="bottom" type="catch">tzungen</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0053] Vierter Abſchnitt. Jntervalle, welche aus der harmoniſchen Tonleiter vermittelſt der Addition der Jntervalle zu ſich ſelbſt und unter einander ent- ſtehen. §. 35. Wenn wir die in der harmoniſchen Tonleiter enthaltnen Jntervalle und deren Umkehrungen gegen einen gewiſ- ſen Grundton C ſtellen, und bey jedem Jntervall den Grad bemerken, um welchen es von der Einheit oder von dem Ver- haͤltniß der Gleichheit entfernt iſt, ſo erſcheinet folgende Ta- belle. Die umgekehrten Jntervalle richten ſich in ihrer Ord- nung nach denen, von welchen ſie durch die Umkehrung ab- ſtammen. Alſo 1:1 = C:C Einklang 1ſter Grad 2:1 = C:c Octave 2ter Grad 3:2 = C:G Quinte. 3ter Grad 4:3 = C:F Quarte. 4ter Grad 5:4 = C:E große Terz 5ter Grad 6:5 = C:Es kl. Terz Zum 4ten Gr. 8:5 = C:As kl. Sexte Zum 5ten Gr. 5:3 = C:A gr. Sexte. §. 36. Um in der Entwickelung der uͤbrigen Jntervalle aus der harmoniſchen Tonleiter nach der natuͤrlichſten Ordnung zu Werke zu gehen, iſt zu merken, 1) daß, da die Octave die Graͤnze aller Jntervalle iſt, und alſo die zu erfindenden Jntervalle innerhalb dem Raum einer Octave enthalten ſeyn muͤſſen, alle diejenigen cal- culatoriſchen Verrichtungen, welche uns Jntervalle ge- ben, die groͤßer als die Octave ſind, nicht ſtatt finden. Alſo kann z. E. weder die Ration der Quinte 3:2 zu ſich ſelbſt addiret, noch die Octave 2:1 mit einem andern Jntervalle zuſammengeſetzet werden. 2) Da wir neue, und keine ſchon exiſtirende Jntervalle ſu- chen, ſo koͤnnen wir uns alle diejenigen Zuſammenſe- tzungen C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/53
Zitationshilfe: Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/53>, abgerufen am 23.11.2024.