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Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776.

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musikalischen Jntervalle mit ihren Verhältnissen.
ren und ähnlichen Jnstrumenten, auf eben denselben Tasten
ausgeübet, und also entweder in eben denselben Ton, oder in
eine Octave vermischet werden: so werden die enharmonischen
Jntervalle aus dieser Ursache erdichtete Jntervalle genen-
net. Die durch gewisse Zerrüttungen der Modulation hervor-
gebrachten harmonischen Wendungen also, deren man sich un-
ter der Benennung von enharmonischen Modulationen zu be-
dienen pflegt, sind nichts als fingirte Modulationen, zu deren
Erfindung die Tastatur unserer Claviere und das Liniensystem
Gelegenheit gegeben haben.

§. 48.

Wenn übrigens das Wort enharmonisch in der Melo-
die gebraucht, und daselbst den Wörtern diatonisch und
chromatisch entgegen gesetzet wird: so wird die Bedeutung
desselben nicht weiter als bis auf die Secunde, und nicht bis
auf die Septime, ausgedehnet, eben so wie das Wort diato-
nisch
nur von den kleinen und großen Secunden, das Wort
chromatisch aber von den übermäßigen Primen gebrauchet
wird. Auf diese Weise machen die drey Töne c d e, oder c d es,
oder c des es eine diatonische Tonfolge; die Töne c cis eine chro-
matische; die Töne c des d eine vermischte diatonisch-chro-
matische; die Töne cis des eine enharmonische, und die Töne
c cis des eine vermischte chromatisch-enharmonische Tonfolge.
Jn der Folge hievon ein mehrers.

§. 49.

Es sind in den vorhergehenden Tabellen die Verhältnisse
einiger Jntervalle anders angegeben worden, als man sie hin
und wieder und zum Theil in meinen eigenen vorigen Werken
findet. Diese Jntervalle sind

1) die übermäßige Quinte, allhier 25:16, sonsten 192:125
2) die verminderte Quarte, -- 32:25, -- 125:96
3) die verminderte Quinte, -- 36:25, -- 64:45
4) die übermäßige Quarte, -- 25:18, -- 45:32
5) die verminderte Terz, -- 288:245, -- 256:225
item 144:125
6) die

muſikaliſchen Jntervalle mit ihren Verhaͤltniſſen.
ren und aͤhnlichen Jnſtrumenten, auf eben denſelben Taſten
ausgeuͤbet, und alſo entweder in eben denſelben Ton, oder in
eine Octave vermiſchet werden: ſo werden die enharmoniſchen
Jntervalle aus dieſer Urſache erdichtete Jntervalle genen-
net. Die durch gewiſſe Zerruͤttungen der Modulation hervor-
gebrachten harmoniſchen Wendungen alſo, deren man ſich un-
ter der Benennung von enharmoniſchen Modulationen zu be-
dienen pflegt, ſind nichts als fingirte Modulationen, zu deren
Erfindung die Taſtatur unſerer Claviere und das Linienſyſtem
Gelegenheit gegeben haben.

§. 48.

Wenn uͤbrigens das Wort enharmoniſch in der Melo-
die gebraucht, und daſelbſt den Woͤrtern diatoniſch und
chromatiſch entgegen geſetzet wird: ſo wird die Bedeutung
deſſelben nicht weiter als bis auf die Secunde, und nicht bis
auf die Septime, ausgedehnet, eben ſo wie das Wort diato-
niſch
nur von den kleinen und großen Secunden, das Wort
chromatiſch aber von den uͤbermaͤßigen Primen gebrauchet
wird. Auf dieſe Weiſe machen die drey Toͤne c d e, oder c d es,
oder c des es eine diatoniſche Tonfolge; die Toͤne c cis eine chro-
matiſche; die Toͤne c des d eine vermiſchte diatoniſch-chro-
matiſche; die Toͤne cis des eine enharmoniſche, und die Toͤne
c cis des eine vermiſchte chromatiſch-enharmoniſche Tonfolge.
Jn der Folge hievon ein mehrers.

§. 49.

Es ſind in den vorhergehenden Tabellen die Verhaͤltniſſe
einiger Jntervalle anders angegeben worden, als man ſie hin
und wieder und zum Theil in meinen eigenen vorigen Werken
findet. Dieſe Jntervalle ſind

1) die uͤbermaͤßige Quinte, allhier 25:16, ſonſten 192:125
2) die verminderte Quarte, — 32:25, — 125:96
3) die verminderte Quinte, — 36:25, — 64:45
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[43/0063] muſikaliſchen Jntervalle mit ihren Verhaͤltniſſen. ren und aͤhnlichen Jnſtrumenten, auf eben denſelben Taſten ausgeuͤbet, und alſo entweder in eben denſelben Ton, oder in eine Octave vermiſchet werden: ſo werden die enharmoniſchen Jntervalle aus dieſer Urſache erdichtete Jntervalle genen- net. Die durch gewiſſe Zerruͤttungen der Modulation hervor- gebrachten harmoniſchen Wendungen alſo, deren man ſich un- ter der Benennung von enharmoniſchen Modulationen zu be- dienen pflegt, ſind nichts als fingirte Modulationen, zu deren Erfindung die Taſtatur unſerer Claviere und das Linienſyſtem Gelegenheit gegeben haben. §. 48. Wenn uͤbrigens das Wort enharmoniſch in der Melo- die gebraucht, und daſelbſt den Woͤrtern diatoniſch und chromatiſch entgegen geſetzet wird: ſo wird die Bedeutung deſſelben nicht weiter als bis auf die Secunde, und nicht bis auf die Septime, ausgedehnet, eben ſo wie das Wort diato- niſch nur von den kleinen und großen Secunden, das Wort chromatiſch aber von den uͤbermaͤßigen Primen gebrauchet wird. Auf dieſe Weiſe machen die drey Toͤne c d e, oder c d es, oder c des es eine diatoniſche Tonfolge; die Toͤne c cis eine chro- matiſche; die Toͤne c des d eine vermiſchte diatoniſch-chro- matiſche; die Toͤne cis des eine enharmoniſche, und die Toͤne c cis des eine vermiſchte chromatiſch-enharmoniſche Tonfolge. Jn der Folge hievon ein mehrers. §. 49. Es ſind in den vorhergehenden Tabellen die Verhaͤltniſſe einiger Jntervalle anders angegeben worden, als man ſie hin und wieder und zum Theil in meinen eigenen vorigen Werken findet. Dieſe Jntervalle ſind 1) die uͤbermaͤßige Quinte, allhier 25:16, ſonſten 192:125 2) die verminderte Quarte, — 32:25, — 125:96 3) die verminderte Quinte, — 36:25, — 64:45 4) die uͤbermaͤßige Quarte, — 25:18, — 45:32 5) die verminderte Terz, — 288:245, — 256:225 item 144:125 6) die

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Zitationshilfe: Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/63>, abgerufen am 23.11.2024.