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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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nem Könige stehet es nicht zu/ dann derselbe
soll nur auf die Wolfahrt seiner Untertha-
nen sehen/ und sein eigenes Interesse ver-
säumen/ wann es von nöthen thut/ sein
Volck zu beschützen und zu erhalten. Die
Persohn wird von einer lautern menschli-
chen Majestät bekleidet/ aber das Beste
und der Nutz des gantzen Königreichs ha-
ben etwas göttliches an sich/ und es ist eine
Grund-Regel/ welche von den weissesten
Philosophis und Theologis gebillicht
worden/ daß ie gemeiner und weitausge-
streckter das Gute sey/ ie Göttlicher sey es.

XII.

Ein Fürst würde sich sehr irren/ wann er
meynte/ die Herrschafft sey mehr sein/ als er
der Herrschafft sey. Alle seine Sorge und
Arbeit soll dahin gehen/ daß er derselben
nützlich und ohn unterlaß diene. Man kan
sagen/ daß der Müßiggang die gemeine
Leute lehret Ubels thun/ so bald er auffhöret
um der Unterthanen Nutzen willen zu ar-
beiten.

XIII.

Die warhafftige Großmüthigkeit lehret
einen König sich um seines Reichs Nutzen
willen zuerhalten/ und sich in gefährlichen

Be-

nem Koͤnige ſtehet es nicht zu/ dann derſelbe
ſoll nur auf die Wolfahrt ſeiner Untertha-
nen ſehen/ und ſein eigenes Intereſſe ver-
ſaͤumen/ wann es von noͤthen thut/ ſein
Volck zu beſchuͤtzen und zu erhalten. Die
Perſohn wird von einer lautern menſchli-
chen Majeſtaͤt bekleidet/ aber das Beſte
und der Nutz des gantzen Koͤnigreichs ha-
ben etwas goͤttliches an ſich/ und es iſt eine
Grund-Regel/ welche von den weiſſeſten
Philoſophis und Theologis gebillicht
worden/ daß ie gemeiner und weitausge-
ſtreckter das Gute ſey/ ie Goͤttlicher ſey es.

XII.

Ein Fuͤrſt wuͤrde ſich ſehr irren/ wann er
meynte/ die Herrſchafft ſey mehr ſein/ als er
der Herrſchafft ſey. Alle ſeine Sorge und
Arbeit ſoll dahin gehen/ daß er derſelben
nuͤtzlich und ohn unterlaß diene. Man kan
ſagen/ daß der Muͤßiggang die gemeine
Leute lehret Ubels thun/ ſo bald er auffhoͤret
um der Unterthanen Nutzen willen zu ar-
beiten.

XIII.

Die warhafftige Großmuͤthigkeit lehret
einen Koͤnig ſich um ſeines Reichs Nutzen
willen zuerhalten/ und ſich in gefaͤhrlichen

Be-
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[166[156]/0167] nem Koͤnige ſtehet es nicht zu/ dann derſelbe ſoll nur auf die Wolfahrt ſeiner Untertha- nen ſehen/ und ſein eigenes Intereſſe ver- ſaͤumen/ wann es von noͤthen thut/ ſein Volck zu beſchuͤtzen und zu erhalten. Die Perſohn wird von einer lautern menſchli- chen Majeſtaͤt bekleidet/ aber das Beſte und der Nutz des gantzen Koͤnigreichs ha- ben etwas goͤttliches an ſich/ und es iſt eine Grund-Regel/ welche von den weiſſeſten Philoſophis und Theologis gebillicht worden/ daß ie gemeiner und weitausge- ſtreckter das Gute ſey/ ie Goͤttlicher ſey es. XII. Ein Fuͤrſt wuͤrde ſich ſehr irren/ wann er meynte/ die Herrſchafft ſey mehr ſein/ als er der Herrſchafft ſey. Alle ſeine Sorge und Arbeit ſoll dahin gehen/ daß er derſelben nuͤtzlich und ohn unterlaß diene. Man kan ſagen/ daß der Muͤßiggang die gemeine Leute lehret Ubels thun/ ſo bald er auffhoͤret um der Unterthanen Nutzen willen zu ar- beiten. XIII. Die warhafftige Großmuͤthigkeit lehret einen Koͤnig ſich um ſeines Reichs Nutzen willen zuerhalten/ und ſich in gefaͤhrlichen Be-

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 166[156]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/167>, abgerufen am 21.11.2024.