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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Die Methode zur Berechnung der Rate des Mehrwerths ist also kurz-
gefasst diese: Wir nehmen den ganzen Produktenwerth und setzen
den darin nur wiedererscheinenden constanten Kapitalwerth
gleich Null. Die übrigbleibende Werthsumme ist das einzige im Bildungs-
prozess der Waare wirklich erzeugte Werthprodukt. Ist der Mehrwerth
gegeben, so ziehn wir ihn von diesem Werthprodukt ab, um das variable
Kapital zu finden. Umgekehrt, wenn letzteres gegeben und wir den
Mehrwerth suchen. Sind beide gegeben, so ist nur noch die Schlussopera-
tion zu verrichten, das Verhältniss des Mehrwerths zum variablen Kapital,
, zu berechnen.

So einfach die Methode, scheint es doch passend, den Leser in die
ihr zu Grunde liegende und ihm ungewohnte Anschauungsweise durch
einige Beispiele einzuexerciren.

Zunächst ein Beispiel aus der Spinnindustrie. Die Data gehören
dem Jahre 1860. Für unsren Zweck gleichgültige Umstände sind unter-
drückt. Eine Fabrik konsumirte wöchentlich 11,500 lbs. Baumwolle,
wovon 1500 Abfall. Zu 7 d. das Pfund Baumwolle, beträgt das Roh-
material daher 336 Pfd. St. Sie setzte 10000 Spindeln in Bewegung, zu
1 Pfd. St. per Spindel = 10000 Pfd. St., wovon der jährliche Verschleiss,
zu 121/2 %, 1250 Pfd. St., für die Woche also 24 Pfd. St.; der wöchent-
liche Verschleiss der Dampfmaschine 20 Pfd. St.; die wöchentliche Aus-
gabe für Hilfsstoffe, Kohle, Oel u. s. w. 40 Pfd. St. Der wöchentliche
Arbeitslohn betrug 70 Pfd. St. und der Verkaufspreis des lb. Garn 1 sh.,
also der 10000 lbs. Garn wöchentlich 550 Pfd. St. Der constante
Werththeil des Kapitals beträgt also 420 Pfd. St. Wir setzen ihn = 0,
da er in der wöchentlichen Werthbildung nicht mitspielt. Das wirkliche
wöchentliche Werthprodukt, das übrig bleibt, also = 130 Pfd. St.
Wir ziehn davon das an die Arbeiter gezahlte variable Kapital von
70 Pfd. St. ab, bleibt Mehrwerth von 60 Pfd. St. Die Rate des
Mehrwerths
, , , also ungefähr 86 %. Diese Prozentzahl drückt
den Exploitationsgrad der Arbeitskraft oder den Verwerthungsgrad des
variablen Kapitals aus. Nehmen wir an, dass 10 Stunden in jener Fabrik
im täglichen Durchschnitt gearbeitet ward, so betrug die nothwendige
Arbeit ungefähr 5, und die Mehrarbeit 4 Stunden.


Die Methode zur Berechnung der Rate des Mehrwerths ist also kurz-
gefasst diese: Wir nehmen den ganzen Produktenwerth und setzen
den darin nur wiedererscheinenden constanten Kapitalwerth
gleich Null. Die übrigbleibende Werthsumme ist das einzige im Bildungs-
prozess der Waare wirklich erzeugte Werthprodukt. Ist der Mehrwerth
gegeben, so ziehn wir ihn von diesem Werthprodukt ab, um das variable
Kapital zu finden. Umgekehrt, wenn letzteres gegeben und wir den
Mehrwerth suchen. Sind beide gegeben, so ist nur noch die Schlussopera-
tion zu verrichten, das Verhältniss des Mehrwerths zum variablen Kapital,
, zu berechnen.

So einfach die Methode, scheint es doch passend, den Leser in die
ihr zu Grunde liegende und ihm ungewohnte Anschauungsweise durch
einige Beispiele einzuexerciren.

Zunächst ein Beispiel aus der Spinnindustrie. Die Data gehören
dem Jahre 1860. Für unsren Zweck gleichgültige Umstände sind unter-
drückt. Eine Fabrik konsumirte wöchentlich 11,500 lbs. Baumwolle,
wovon 1500 Abfall. Zu 7 d. das Pfund Baumwolle, beträgt das Roh-
material daher 336 Pfd. St. Sie setzte 10000 Spindeln in Bewegung, zu
1 Pfd. St. per Spindel = 10000 Pfd. St., wovon der jährliche Verschleiss,
zu 12½ %, 1250 Pfd. St., für die Woche also 24 Pfd. St.; der wöchent-
liche Verschleiss der Dampfmaschine 20 Pfd. St.; die wöchentliche Aus-
gabe für Hilfsstoffe, Kohle, Oel u. s. w. 40 Pfd. St. Der wöchentliche
Arbeitslohn betrug 70 Pfd. St. und der Verkaufspreis des lb. Garn 1⅒ sh.,
also der 10000 lbs. Garn wöchentlich 550 Pfd. St. Der constante
Werththeil des Kapitals beträgt also 420 Pfd. St. Wir setzen ihn = 0,
da er in der wöchentlichen Werthbildung nicht mitspielt. Das wirkliche
wöchentliche Werthprodukt, das übrig bleibt, also = 130 Pfd. St.
Wir ziehn davon das an die Arbeiter gezahlte variable Kapital von
70 Pfd. St. ab, bleibt Mehrwerth von 60 Pfd. St. Die Rate des
Mehrwerths
, , , also ungefähr 86 %. Diese Prozentzahl drückt
den Exploitationsgrad der Arbeitskraft oder den Verwerthungsgrad des
variablen Kapitals aus. Nehmen wir an, dass 10 Stunden in jener Fabrik
im täglichen Durchschnitt gearbeitet ward, so betrug die nothwendige
Arbeit ungefähr 5, und die Mehrarbeit 4 Stunden.


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[186/0205] Die Methode zur Berechnung der Rate des Mehrwerths ist also kurz- gefasst diese: Wir nehmen den ganzen Produktenwerth und setzen den darin nur wiedererscheinenden constanten Kapitalwerth gleich Null. Die übrigbleibende Werthsumme ist das einzige im Bildungs- prozess der Waare wirklich erzeugte Werthprodukt. Ist der Mehrwerth gegeben, so ziehn wir ihn von diesem Werthprodukt ab, um das variable Kapital zu finden. Umgekehrt, wenn letzteres gegeben und wir den Mehrwerth suchen. Sind beide gegeben, so ist nur noch die Schlussopera- tion zu verrichten, das Verhältniss des Mehrwerths zum variablen Kapital, [FORMEL], zu berechnen. So einfach die Methode, scheint es doch passend, den Leser in die ihr zu Grunde liegende und ihm ungewohnte Anschauungsweise durch einige Beispiele einzuexerciren. Zunächst ein Beispiel aus der Spinnindustrie. Die Data gehören dem Jahre 1860. Für unsren Zweck gleichgültige Umstände sind unter- drückt. Eine Fabrik konsumirte wöchentlich 11,500 lbs. Baumwolle, wovon 1500 Abfall. Zu 7 d. das Pfund Baumwolle, beträgt das Roh- material daher 336 Pfd. St. Sie setzte 10000 Spindeln in Bewegung, zu 1 Pfd. St. per Spindel = 10000 Pfd. St., wovon der jährliche Verschleiss, zu 12½ %, 1250 Pfd. St., für die Woche also 24 Pfd. St.; der wöchent- liche Verschleiss der Dampfmaschine 20 Pfd. St.; die wöchentliche Aus- gabe für Hilfsstoffe, Kohle, Oel u. s. w. 40 Pfd. St. Der wöchentliche Arbeitslohn betrug 70 Pfd. St. und der Verkaufspreis des lb. Garn 1⅒ sh., also der 10000 lbs. Garn wöchentlich 550 Pfd. St. Der constante Werththeil des Kapitals beträgt also 420 Pfd. St. Wir setzen ihn = 0, da er in der wöchentlichen Werthbildung nicht mitspielt. Das wirkliche wöchentliche Werthprodukt, das übrig bleibt, also = 130 Pfd. St. Wir ziehn davon das an die Arbeiter gezahlte variable Kapital von 70 Pfd. St. ab, bleibt Mehrwerth von 60 Pfd. St. Die Rate des Mehrwerths, [FORMEL], [FORMEL], also ungefähr 86 %. Diese Prozentzahl drückt den Exploitationsgrad der Arbeitskraft oder den Verwerthungsgrad des variablen Kapitals aus. Nehmen wir an, dass 10 Stunden in jener Fabrik im täglichen Durchschnitt gearbeitet ward, so betrug die nothwendige Arbeit ungefähr 5[FORMEL], und die Mehrarbeit 4[FORMEL] Stunden.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/205>, abgerufen am 27.11.2024.