Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

würden unsere Arbeiter in Folge solcher ewigen Sklaverei ihren
Ruf nicht verlieren statt erhalten? Welche Art Kunstgeschick könnten wir
erwarten von solch hart geplackten Thieren? (hard driven ani-
mals) . . . . Viele von ihnen verrichten soviel Arbeit in 4 Tagen als ein
Franzose in 5 oder 6. Aber wenn Engländer ewige Schanzarbeiter sein
sollen, so steht zu fürchten, dass sie noch unter die Franzosen entarten
(degenerate) werden. Wenn unser Volk wegen seiner Tapferkeit im
Krieg berühmt ist, sagen wir nicht, dass diess einerseits dem guten eng-
lischen Roastbeef und Pudding in seinem Leibe, andrerseits nicht minder
unsrem konstitutionellen Geiste der Freiheit geschuldet ist? Und warum
sollte die grössere Genialität, Energie und Gewandtheit unserer Handwer-
ker und Manufakturarbeiter nicht der Freiheit geschuldet sein, womit sie
sich in ihrer eignen Art und Weise zerstreuen? Ich hoffe, sie werden
nie weder diese Privilegien verlieren, noch das gute Le-
ben
, woraus ihre Arbeitstüchtigkeit und ihr Muth gleichmässig her-
stammen"!122)

Darauf antwortet der Verfasser des "Essay on Trade and Com-
merce
":

"Wenn es für eine göttliche Einrichtung gilt, den siebenten Tag
der Woche zu feiern, so schliesst diess ein, dass die andern Wochentage
der Arbeit (er meint dem Kapital, wie man gleich sehn wird) angehö-
ren, und es kann nicht grausam gescholten werden, diess Gebot Gottes zu
erzwingen
. . . . . Dass die Menschheit im Allgemeinen von Natur zur
Bequemlichkeit und Trägheit neigt, davon machen wir die fatale Erfah-
rung im Betragen unsres Manufakturpöbels, der durchschnittlich
nicht über 4 Tage die Wochearbeitet
, ausser im Fall einer
Theurung der Lebensmittel . . . . Gesetzt ein Bushel Weizen repräsentire
alle Lebensmittel des Arbeiters, koste 5 sh., und der Arbeiter verdiene
einen Shilling täglich durch seine Arbeit. Dann braucht er bloss 5 Tage
in der Woche zu arbeiten; nur 4, wenn der Bushel 4 sh. beträgt . . . .
Da aber der Arbeitslohn in diesem Königreich viel höher steht, verglichen
mit dem Preise der Lebensmittel, so besitzt der Manufakturarbeiter, der
4 Tage arbeitet, einen Geldüberschuss, womit er während des Rests der
Woche müssig lebt . . . . Ich hoffe, ich habe genug gesagt, um klar zu

122) Postlethwaite l. c. "First Preliminary Discourse", p. 14.

würden unsere Arbeiter in Folge solcher ewigen Sklaverei ihren
Ruf nicht verlieren statt erhalten? Welche Art Kunstgeschick könnten wir
erwarten von solch hart geplackten Thieren? (hard driven ani-
mals) . . . . Viele von ihnen verrichten soviel Arbeit in 4 Tagen als ein
Franzose in 5 oder 6. Aber wenn Engländer ewige Schanzarbeiter sein
sollen, so steht zu fürchten, dass sie noch unter die Franzosen entarten
(degenerate) werden. Wenn unser Volk wegen seiner Tapferkeit im
Krieg berühmt ist, sagen wir nicht, dass diess einerseits dem guten eng-
lischen Roastbeef und Pudding in seinem Leibe, andrerseits nicht minder
unsrem konstitutionellen Geiste der Freiheit geschuldet ist? Und warum
sollte die grössere Genialität, Energie und Gewandtheit unserer Handwer-
ker und Manufakturarbeiter nicht der Freiheit geschuldet sein, womit sie
sich in ihrer eignen Art und Weise zerstreuen? Ich hoffe, sie werden
nie weder diese Privilegien verlieren, noch das gute Le-
ben
, woraus ihre Arbeitstüchtigkeit und ihr Muth gleichmässig her-
stammen“!122)

Darauf antwortet der Verfasser des „Essay on Trade and Com-
merce
“:

„Wenn es für eine göttliche Einrichtung gilt, den siebenten Tag
der Woche zu feiern, so schliesst diess ein, dass die andern Wochentage
der Arbeit (er meint dem Kapital, wie man gleich sehn wird) angehö-
ren, und es kann nicht grausam gescholten werden, diess Gebot Gottes zu
erzwingen
. . . . . Dass die Menschheit im Allgemeinen von Natur zur
Bequemlichkeit und Trägheit neigt, davon machen wir die fatale Erfah-
rung im Betragen unsres Manufakturpöbels, der durchschnittlich
nicht über 4 Tage die Wochearbeitet
, ausser im Fall einer
Theurung der Lebensmittel . . . . Gesetzt ein Bushel Weizen repräsentire
alle Lebensmittel des Arbeiters, koste 5 sh., und der Arbeiter verdiene
einen Shilling täglich durch seine Arbeit. Dann braucht er bloss 5 Tage
in der Woche zu arbeiten; nur 4, wenn der Bushel 4 sh. beträgt . . . .
Da aber der Arbeitslohn in diesem Königreich viel höher steht, verglichen
mit dem Preise der Lebensmittel, so besitzt der Manufakturarbeiter, der
4 Tage arbeitet, einen Geldüberschuss, womit er während des Rests der
Woche müssig lebt . . . . Ich hoffe, ich habe genug gesagt, um klar zu

122) Postlethwaite l. c. „First Preliminary Discourse“, p. 14.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0268" n="249"/>
würden unsere Arbeiter in Folge <hi rendition="#g">solcher ewigen Sklaverei</hi> ihren<lb/>
Ruf nicht verlieren statt erhalten? Welche Art Kunstgeschick könnten wir<lb/>
erwarten von <hi rendition="#g">solch hart geplackten Thieren</hi>? (hard driven ani-<lb/>
mals) . . . . Viele von ihnen verrichten soviel Arbeit in 4 Tagen als ein<lb/>
Franzose in 5 oder 6. Aber wenn Engländer ewige Schanzarbeiter sein<lb/>
sollen, so steht zu fürchten, dass sie noch unter die Franzosen entarten<lb/>
(degenerate) werden. Wenn unser Volk wegen seiner Tapferkeit im<lb/>
Krieg berühmt ist, sagen wir nicht, dass diess einerseits dem guten eng-<lb/>
lischen Roastbeef und Pudding in seinem Leibe, andrerseits nicht minder<lb/>
unsrem konstitutionellen Geiste der Freiheit geschuldet ist? Und warum<lb/>
sollte die grössere Genialität, Energie und Gewandtheit unserer Handwer-<lb/>
ker und Manufakturarbeiter nicht der Freiheit geschuldet sein, womit sie<lb/>
sich in ihrer eignen Art und Weise zerstreuen? Ich hoffe, <hi rendition="#g">sie werden<lb/>
nie weder diese Privilegien verlieren, noch das gute Le-<lb/>
ben</hi>, woraus ihre Arbeitstüchtigkeit und ihr Muth gleichmässig her-<lb/>
stammen&#x201C;!<note place="foot" n="122)"><hi rendition="#g">Postlethwaite</hi> l. c. &#x201E;<hi rendition="#g">First Preliminary Discourse</hi>&#x201C;, p. 14.</note></p><lb/>
              <p>Darauf antwortet der Verfasser des &#x201E;<hi rendition="#g">Essay on Trade and Com-<lb/>
merce</hi>&#x201C;:</p><lb/>
              <p>&#x201E;Wenn es für eine <hi rendition="#g">göttliche</hi> Einrichtung gilt, den siebenten Tag<lb/>
der Woche zu feiern, so schliesst diess ein, dass die andern Wochentage<lb/>
der Arbeit (er meint dem <hi rendition="#g">Kapital</hi>, wie man gleich sehn wird) angehö-<lb/>
ren, und es kann nicht grausam gescholten werden, diess Gebot Gottes <hi rendition="#g">zu<lb/>
erzwingen</hi> . . . . . Dass die Menschheit im Allgemeinen von Natur zur<lb/>
Bequemlichkeit und Trägheit neigt, davon machen wir die fatale Erfah-<lb/>
rung im Betragen unsres Manufakturpöbels, der <hi rendition="#g">durchschnittlich<lb/>
nicht über 4 Tage die Wochearbeitet</hi>, ausser im Fall einer<lb/>
Theurung der Lebensmittel . . . . Gesetzt ein Bushel Weizen repräsentire<lb/>
alle Lebensmittel des Arbeiters, koste 5 sh., und der Arbeiter verdiene<lb/>
einen Shilling täglich durch seine Arbeit. Dann braucht er bloss 5 Tage<lb/>
in der Woche zu arbeiten; nur 4, wenn der Bushel 4 sh. beträgt . . . .<lb/>
Da aber der Arbeitslohn in diesem Königreich viel höher steht, verglichen<lb/>
mit dem Preise der Lebensmittel, so besitzt der Manufakturarbeiter, der<lb/>
4 Tage arbeitet, einen Geldüberschuss, womit er während des Rests der<lb/>
Woche müssig lebt . . . . Ich hoffe, ich habe genug gesagt, um klar zu<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0268] würden unsere Arbeiter in Folge solcher ewigen Sklaverei ihren Ruf nicht verlieren statt erhalten? Welche Art Kunstgeschick könnten wir erwarten von solch hart geplackten Thieren? (hard driven ani- mals) . . . . Viele von ihnen verrichten soviel Arbeit in 4 Tagen als ein Franzose in 5 oder 6. Aber wenn Engländer ewige Schanzarbeiter sein sollen, so steht zu fürchten, dass sie noch unter die Franzosen entarten (degenerate) werden. Wenn unser Volk wegen seiner Tapferkeit im Krieg berühmt ist, sagen wir nicht, dass diess einerseits dem guten eng- lischen Roastbeef und Pudding in seinem Leibe, andrerseits nicht minder unsrem konstitutionellen Geiste der Freiheit geschuldet ist? Und warum sollte die grössere Genialität, Energie und Gewandtheit unserer Handwer- ker und Manufakturarbeiter nicht der Freiheit geschuldet sein, womit sie sich in ihrer eignen Art und Weise zerstreuen? Ich hoffe, sie werden nie weder diese Privilegien verlieren, noch das gute Le- ben, woraus ihre Arbeitstüchtigkeit und ihr Muth gleichmässig her- stammen“! 122) Darauf antwortet der Verfasser des „Essay on Trade and Com- merce“: „Wenn es für eine göttliche Einrichtung gilt, den siebenten Tag der Woche zu feiern, so schliesst diess ein, dass die andern Wochentage der Arbeit (er meint dem Kapital, wie man gleich sehn wird) angehö- ren, und es kann nicht grausam gescholten werden, diess Gebot Gottes zu erzwingen . . . . . Dass die Menschheit im Allgemeinen von Natur zur Bequemlichkeit und Trägheit neigt, davon machen wir die fatale Erfah- rung im Betragen unsres Manufakturpöbels, der durchschnittlich nicht über 4 Tage die Wochearbeitet, ausser im Fall einer Theurung der Lebensmittel . . . . Gesetzt ein Bushel Weizen repräsentire alle Lebensmittel des Arbeiters, koste 5 sh., und der Arbeiter verdiene einen Shilling täglich durch seine Arbeit. Dann braucht er bloss 5 Tage in der Woche zu arbeiten; nur 4, wenn der Bushel 4 sh. beträgt . . . . Da aber der Arbeitslohn in diesem Königreich viel höher steht, verglichen mit dem Preise der Lebensmittel, so besitzt der Manufakturarbeiter, der 4 Tage arbeitet, einen Geldüberschuss, womit er während des Rests der Woche müssig lebt . . . . Ich hoffe, ich habe genug gesagt, um klar zu 122) Postlethwaite l. c. „First Preliminary Discourse“, p. 14.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/268
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/268>, abgerufen am 22.11.2024.