erhöht, so bleibt die Masse des producirten Mehrwerths un- verändert. Muss unter den früheren Annahmen der Kapitalist 100 Tha- ler vorschiessen, um 100 Arbeiter täglich zu exploitiren, und beträgt die Rate des Mehrwerths 50 %, so wirft diess variable Kapital von 100 einen Mehrwerth von 50 ab, oder von 100 x 3 Arbeitsstunden. Wird die Rate des Mehrwerths verdoppelt, oder der Arbeitstag statt von 6 zu 9, von 6 zu 12 Stunden verlängert, so wirft das um die Hälfte verminderte variable Kapital von 50 Thalern ebenfalls einen Mehrwerth von 50 Thalern ab oder von 50 x 6 Arbeitsstunden. Verminderung des variablen Kapi- tals ist also ausgleichbar durch proportionelle Erhöhung im Exploitations- grad der Arbeitskraft oder Abnahme in der Anzahl der beschäftigten Ar- beiter durch proportionelle Verlängerung des Arbeitstags. Innerhalb ge- wisser Grenzen wird die vom Kapital erpressbare Zufuhr der Arbeit also unabhängig von der Arbeiterzufuhr202). Umgekehrt lässt Ab- nahmein der Rate des Mehrwerths die Masse des produ- cirten Mehrwerths unverändert, wenn proportionell die Grösse des variablen Kapitals oder die Anzahl der beschäftigten Arbeiter wächst.
Indess hat der Ersatz von Arbeiteranzahl oder Grösse des variablen Kapitals durch gesteigerte Rate des Mehrwerths oder Verlängerung des Arbeitstags unüberspringbare absolute Schranken. Welches immer der Werth der Arbeitskraft sei, ob daher die zur Erhaltung des Arbei- ters nothwendige Arbeitszeit 2 oder 10 Stunden betrage, der Ge- sammtwerth, den ein Arbeiter, Tag aus Tag ein, produciren kann, ist immer kleiner als der Werth, worin sich 24 Arbeitsstunden vergegen- ständlichen, kleiner als 12 sh. oder 4 Thaler, wenn diess der Geldausdruck der 24 vergegenständlichten Arbeitsstunden. Unter unsrer früheren An- nahme, wonach täglich 6 Arbeitsstunden erheischt, um die Arbeitskraft selbst zu reproduciren oder den in ihrem Ankauf vorgeschossenen Kapital- werth zu ersetzen, producirt ein variables Kapital von 500 Thalern, das täglich 500 Arbeiter zur Mehrwerthsrate von 100 % oder mit zwölfstün- digem Arbeitstag verwendet, täglich einen Mehrwerth von 500 Thalern
202) Diess Elementargesetz scheint den Herren von der Vulgärökonomie un- bekannt, die, umgekehrte Archimedes, in der Bestimmung der Marktpreise der Arbeit durch Nachfrage und Zufuhr den Punkt gefunden zu haben glauben, nicht um die Welt aus den Angeln zu heben, sondern um sie stillzusetzen.
erhöht, so bleibt die Masse des producirten Mehrwerths un- verändert. Muss unter den früheren Annahmen der Kapitalist 100 Tha- ler vorschiessen, um 100 Arbeiter täglich zu exploitiren, und beträgt die Rate des Mehrwerths 50 %, so wirft diess variable Kapital von 100 einen Mehrwerth von 50 ab, oder von 100 × 3 Arbeitsstunden. Wird die Rate des Mehrwerths verdoppelt, oder der Arbeitstag statt von 6 zu 9, von 6 zu 12 Stunden verlängert, so wirft das um die Hälfte verminderte variable Kapital von 50 Thalern ebenfalls einen Mehrwerth von 50 Thalern ab oder von 50 × 6 Arbeitsstunden. Verminderung des variablen Kapi- tals ist also ausgleichbar durch proportionelle Erhöhung im Exploitations- grad der Arbeitskraft oder Abnahme in der Anzahl der beschäftigten Ar- beiter durch proportionelle Verlängerung des Arbeitstags. Innerhalb ge- wisser Grenzen wird die vom Kapital erpressbare Zufuhr der Arbeit also unabhängig von der Arbeiterzufuhr202). Umgekehrt lässt Ab- nahmein der Rate des Mehrwerths die Masse des produ- cirten Mehrwerths unverändert, wenn proportionell die Grösse des variablen Kapitals oder die Anzahl der beschäftigten Arbeiter wächst.
Indess hat der Ersatz von Arbeiteranzahl oder Grösse des variablen Kapitals durch gesteigerte Rate des Mehrwerths oder Verlängerung des Arbeitstags unüberspringbare absolute Schranken. Welches immer der Werth der Arbeitskraft sei, ob daher die zur Erhaltung des Arbei- ters nothwendige Arbeitszeit 2 oder 10 Stunden betrage, der Ge- sammtwerth, den ein Arbeiter, Tag aus Tag ein, produciren kann, ist immer kleiner als der Werth, worin sich 24 Arbeitsstunden vergegen- ständlichen, kleiner als 12 sh. oder 4 Thaler, wenn diess der Geldausdruck der 24 vergegenständlichten Arbeitsstunden. Unter unsrer früheren An- nahme, wonach täglich 6 Arbeitsstunden erheischt, um die Arbeitskraft selbst zu reproduciren oder den in ihrem Ankauf vorgeschossenen Kapital- werth zu ersetzen, producirt ein variables Kapital von 500 Thalern, das täglich 500 Arbeiter zur Mehrwerthsrate von 100 % oder mit zwölfstün- digem Arbeitstag verwendet, täglich einen Mehrwerth von 500 Thalern
202) Diess Elementargesetz scheint den Herren von der Vulgärökonomie un- bekannt, die, umgekehrte Archimedes, in der Bestimmung der Marktpreise der Arbeit durch Nachfrage und Zufuhr den Punkt gefunden zu haben glauben, nicht um die Welt aus den Angeln zu heben, sondern um sie stillzusetzen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0302"n="283"/>
erhöht, so bleibt <hirendition="#g">die Masse des producirten Mehrwerths un-<lb/>
verändert</hi>. Muss unter den früheren Annahmen der Kapitalist 100 Tha-<lb/>
ler vorschiessen, um 100 Arbeiter täglich zu exploitiren, und beträgt die<lb/>
Rate des Mehrwerths 50 %, so wirft diess variable Kapital von 100 einen<lb/>
Mehrwerth von 50 ab, oder von 100 × 3 Arbeitsstunden. Wird die<lb/>
Rate des Mehrwerths verdoppelt, oder der Arbeitstag statt von 6 zu 9,<lb/>
von 6 zu 12 Stunden verlängert, so wirft das um die Hälfte verminderte<lb/>
variable Kapital von 50 Thalern ebenfalls einen Mehrwerth von 50 Thalern<lb/>
ab oder von 50 × 6 Arbeitsstunden. Verminderung des variablen Kapi-<lb/>
tals ist also ausgleichbar durch proportionelle Erhöhung im Exploitations-<lb/>
grad der Arbeitskraft oder Abnahme in der Anzahl der beschäftigten Ar-<lb/>
beiter durch proportionelle Verlängerung des Arbeitstags. Innerhalb ge-<lb/>
wisser Grenzen wird die vom Kapital erpressbare <hirendition="#g">Zufuhr der Arbeit</hi><lb/>
also unabhängig von der <hirendition="#g">Arbeiterzufuhr</hi><noteplace="foot"n="202)">Diess Elementargesetz scheint den Herren von der Vulgärökonomie un-<lb/>
bekannt, die, umgekehrte Archimedes, in der Bestimmung der Marktpreise der<lb/>
Arbeit durch Nachfrage und Zufuhr den Punkt gefunden zu haben glauben, nicht<lb/>
um die Welt aus den Angeln zu heben, sondern um sie stillzusetzen.</note>. Umgekehrt lässt <hirendition="#g">Ab-<lb/>
nahmein der Rate des Mehrwerths</hi> die <hirendition="#g">Masse des produ-<lb/>
cirten Mehrwerths</hi> unverändert, wenn proportionell die Grösse des<lb/>
variablen Kapitals oder die Anzahl der beschäftigten Arbeiter wächst.</p><lb/><p>Indess hat der <hirendition="#g">Ersatz</hi> von Arbeiteranzahl oder Grösse des variablen<lb/>
Kapitals durch gesteigerte Rate des Mehrwerths oder Verlängerung des<lb/>
Arbeitstags unüberspringbare <hirendition="#g">absolute</hi> Schranken. Welches immer der<lb/><hirendition="#g">Werth der Arbeitskraft</hi> sei, ob daher die zur Erhaltung des Arbei-<lb/>
ters <hirendition="#g">nothwendige Arbeitszeit</hi> 2 oder 10 Stunden betrage, der <hirendition="#g">Ge-<lb/>
sammtwerth</hi>, den ein Arbeiter, Tag aus Tag ein, produciren kann, ist<lb/>
immer <hirendition="#g">kleiner</hi> als der Werth, worin sich 24 Arbeitsstunden vergegen-<lb/>
ständlichen, kleiner als 12 sh. oder 4 Thaler, wenn diess der Geldausdruck<lb/>
der 24 vergegenständlichten Arbeitsstunden. Unter unsrer früheren An-<lb/>
nahme, wonach täglich 6 Arbeitsstunden erheischt, um die Arbeitskraft<lb/>
selbst zu reproduciren oder den in ihrem Ankauf vorgeschossenen Kapital-<lb/>
werth zu ersetzen, producirt ein variables Kapital von 500 Thalern, das<lb/>
täglich 500 Arbeiter zur Mehrwerthsrate von 100 % oder mit zwölfstün-<lb/>
digem Arbeitstag verwendet, täglich einen <hirendition="#g">Mehrwerth</hi> von 500 Thalern<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[283/0302]
erhöht, so bleibt die Masse des producirten Mehrwerths un-
verändert. Muss unter den früheren Annahmen der Kapitalist 100 Tha-
ler vorschiessen, um 100 Arbeiter täglich zu exploitiren, und beträgt die
Rate des Mehrwerths 50 %, so wirft diess variable Kapital von 100 einen
Mehrwerth von 50 ab, oder von 100 × 3 Arbeitsstunden. Wird die
Rate des Mehrwerths verdoppelt, oder der Arbeitstag statt von 6 zu 9,
von 6 zu 12 Stunden verlängert, so wirft das um die Hälfte verminderte
variable Kapital von 50 Thalern ebenfalls einen Mehrwerth von 50 Thalern
ab oder von 50 × 6 Arbeitsstunden. Verminderung des variablen Kapi-
tals ist also ausgleichbar durch proportionelle Erhöhung im Exploitations-
grad der Arbeitskraft oder Abnahme in der Anzahl der beschäftigten Ar-
beiter durch proportionelle Verlängerung des Arbeitstags. Innerhalb ge-
wisser Grenzen wird die vom Kapital erpressbare Zufuhr der Arbeit
also unabhängig von der Arbeiterzufuhr 202). Umgekehrt lässt Ab-
nahmein der Rate des Mehrwerths die Masse des produ-
cirten Mehrwerths unverändert, wenn proportionell die Grösse des
variablen Kapitals oder die Anzahl der beschäftigten Arbeiter wächst.
Indess hat der Ersatz von Arbeiteranzahl oder Grösse des variablen
Kapitals durch gesteigerte Rate des Mehrwerths oder Verlängerung des
Arbeitstags unüberspringbare absolute Schranken. Welches immer der
Werth der Arbeitskraft sei, ob daher die zur Erhaltung des Arbei-
ters nothwendige Arbeitszeit 2 oder 10 Stunden betrage, der Ge-
sammtwerth, den ein Arbeiter, Tag aus Tag ein, produciren kann, ist
immer kleiner als der Werth, worin sich 24 Arbeitsstunden vergegen-
ständlichen, kleiner als 12 sh. oder 4 Thaler, wenn diess der Geldausdruck
der 24 vergegenständlichten Arbeitsstunden. Unter unsrer früheren An-
nahme, wonach täglich 6 Arbeitsstunden erheischt, um die Arbeitskraft
selbst zu reproduciren oder den in ihrem Ankauf vorgeschossenen Kapital-
werth zu ersetzen, producirt ein variables Kapital von 500 Thalern, das
täglich 500 Arbeiter zur Mehrwerthsrate von 100 % oder mit zwölfstün-
digem Arbeitstag verwendet, täglich einen Mehrwerth von 500 Thalern
202) Diess Elementargesetz scheint den Herren von der Vulgärökonomie un-
bekannt, die, umgekehrte Archimedes, in der Bestimmung der Marktpreise der
Arbeit durch Nachfrage und Zufuhr den Punkt gefunden zu haben glauben, nicht
um die Welt aus den Angeln zu heben, sondern um sie stillzusetzen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/302>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.