Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Rate des Mehrwerths und gegebnem Werth der Arbeits-
kraft verhalten sich also die Massen des producirten
Mehrwerths direkt wie die Grössen der vorgeschossenen
variablen Kapitale
. Nun weiss man aber, dass der Kapitalist sein Kapi-
tal in zwei Theile theilt. Einen Theil legt er aus in Produktionsmitteln.
Diess ist der constante Theil seines Kapitals. Den andern Theil setzt er um
in lebendige Arbeitskraft. Dieser Theil bildet sein variables Kapital.
Auf Basis derselben Produktionsweise findet in verschiednen
Produktionssphären
verschiedne Theilung des Kapitals in constan-
ten und variablen Bestandtheil statt. Innerhalb derselben Produk-
tionssphäre
wechselt diess Verhältniss mit wechselnder technolo-
gischer Grundlage und gesellschaftlicher Kombination des Produktions-
prozesses. Wie aber ein gegebnes Kapital immer zerfalle in con-
stanten und variablen Bestandtheil, ob der letztere sich zum ersteren ver-
halte wie 1 : 2, 1 : 10, oder 1 : x, das eben aufgestellte Gesetz wird nicht
davon berührt, da, früherer Analyse gemäss, der Werth des constanten
Kapitals im Produktenwerth zwar wiedererscheint, aber nicht in das neu-
gebildete Werthprodukt eingeht. Um 1000 Spinner zu verwenden, sind
natürlich mehr Rohmaterialien, Spindeln u. s. w. erheischt, als um 100 zu
verwenden. Der Werth dieser zuzusetzenden Produktionsmittel aber mag
steigen, fallen, unverändert bleiben, gross oder klein sein, er bleibt ohne
irgend einen Einfluss auf den Verwerthungsprozess der sie bewe-
genden Arbeitskräfte. Das oben konstatirte Gesetz nimmt also die allge-
meinere Form an: Die von verschiedenen Kapitalien pro-
ducirten Massen von Werth und Mehrwerth verhalten
sich, bei gegebnem Werth und gleich grossem Exploita-
tionsgrad der Arbeitskraft, direkt wie die Grössen der
variablen Bestandtheile dieser Kapitale, d. h. ihrer in
lebendige Arbeitskraft umgesetzten Bestandtheile
.

Diess Gesetz widerspricht offenbar aller auf den Augenschein
gegründeten Erfahrung. Jedermann weiss, dass ein Baumwollspinner, der,
die Prozenttheile des angewandten Gesammtkapitals berechnet, relativ
viel constantes und wenig variables Kapital anwendet, desswegen kei-
nen kleineren Gewinn oder Mehrwerth erbeutet als ein Bäcker, der relativ
viel variables und wenig constantes Kapital in Bewegung setzt. Zur
Lösung dieses schcinbaren Widerspruchs bedarf es noch vieler Mittelglieder,

Rate des Mehrwerths und gegebnem Werth der Arbeits-
kraft verhalten sich also die Massen des producirten
Mehrwerths direkt wie die Grössen der vorgeschossenen
variablen Kapitale
. Nun weiss man aber, dass der Kapitalist sein Kapi-
tal in zwei Theile theilt. Einen Theil legt er aus in Produktionsmitteln.
Diess ist der constante Theil seines Kapitals. Den andern Theil setzt er um
in lebendige Arbeitskraft. Dieser Theil bildet sein variables Kapital.
Auf Basis derselben Produktionsweise findet in verschiednen
Produktionssphären
verschiedne Theilung des Kapitals in constan-
ten und variablen Bestandtheil statt. Innerhalb derselben Produk-
tionssphäre
wechselt diess Verhältniss mit wechselnder technolo-
gischer Grundlage und gesellschaftlicher Kombination des Produktions-
prozesses. Wie aber ein gegebnes Kapital immer zerfalle in con-
stanten und variablen Bestandtheil, ob der letztere sich zum ersteren ver-
halte wie 1 : 2, 1 : 10, oder 1 : x, das eben aufgestellte Gesetz wird nicht
davon berührt, da, früherer Analyse gemäss, der Werth des constanten
Kapitals im Produktenwerth zwar wiedererscheint, aber nicht in das neu-
gebildete Werthprodukt eingeht. Um 1000 Spinner zu verwenden, sind
natürlich mehr Rohmaterialien, Spindeln u. s. w. erheischt, als um 100 zu
verwenden. Der Werth dieser zuzusetzenden Produktionsmittel aber mag
steigen, fallen, unverändert bleiben, gross oder klein sein, er bleibt ohne
irgend einen Einfluss auf den Verwerthungsprozess der sie bewe-
genden Arbeitskräfte. Das oben konstatirte Gesetz nimmt also die allge-
meinere Form an: Die von verschiedenen Kapitalien pro-
ducirten Massen von Werth und Mehrwerth verhalten
sich, bei gegebnem Werth und gleich grossem Exploita-
tionsgrad der Arbeitskraft, direkt wie die Grössen der
variablen Bestandtheile dieser Kapitale, d. h. ihrer in
lebendige Arbeitskraft umgesetzten Bestandtheile
.

Diess Gesetz widerspricht offenbar aller auf den Augenschein
gegründeten Erfahrung. Jedermann weiss, dass ein Baumwollspinner, der,
die Prozenttheile des angewandten Gesammtkapitals berechnet, relativ
viel constantes und wenig variables Kapital anwendet, desswegen kei-
nen kleineren Gewinn oder Mehrwerth erbeutet als ein Bäcker, der relativ
viel variables und wenig constantes Kapital in Bewegung setzt. Zur
Lösung dieses schcinbaren Widerspruchs bedarf es noch vieler Mittelglieder,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0304" n="285"/>
Rate des Mehrwerths und gegebnem Werth der Arbeits-<lb/>
kraft verhalten sich also die Massen des producirten<lb/>
Mehrwerths direkt wie die Grössen der vorgeschossenen<lb/>
variablen Kapitale</hi>. Nun weiss man aber, dass der Kapitalist sein Kapi-<lb/>
tal in zwei Theile theilt. Einen Theil legt er aus in Produktionsmitteln.<lb/>
Diess ist der <hi rendition="#g">constante</hi> Theil seines Kapitals. Den andern Theil setzt er um<lb/>
in lebendige Arbeitskraft. Dieser Theil bildet sein <hi rendition="#g">variables Kapital</hi>.<lb/>
Auf Basis <hi rendition="#g">derselben</hi> Produktionsweise findet <hi rendition="#g">in verschiednen<lb/>
Produktionssphären</hi> verschiedne Theilung des Kapitals in constan-<lb/>
ten und variablen Bestandtheil statt. Innerhalb <hi rendition="#g">derselben Produk-<lb/>
tionssphäre</hi> wechselt diess Verhältniss mit wechselnder technolo-<lb/>
gischer Grundlage und gesellschaftlicher Kombination des Produktions-<lb/>
prozesses. Wie aber ein gegebnes Kapital immer zerfalle in con-<lb/>
stanten und variablen Bestandtheil, ob der letztere sich zum ersteren ver-<lb/>
halte wie 1 : 2, 1 : 10, oder 1 : x, das eben aufgestellte Gesetz wird nicht<lb/>
davon berührt, da, früherer Analyse gemäss, der Werth des constanten<lb/>
Kapitals im Produktenwerth zwar wiedererscheint, aber nicht in das neu-<lb/>
gebildete Werthprodukt eingeht. Um 1000 Spinner zu verwenden, sind<lb/>
natürlich mehr Rohmaterialien, Spindeln u. s. w. erheischt, als um 100 zu<lb/>
verwenden. Der <hi rendition="#g">Werth</hi> dieser zuzusetzenden Produktionsmittel aber mag<lb/>
steigen, fallen, unverändert bleiben, gross oder klein sein, er bleibt ohne<lb/>
irgend einen Einfluss auf den <hi rendition="#g">Verwerthungsprozess</hi> der sie bewe-<lb/>
genden Arbeitskräfte. Das oben konstatirte Gesetz nimmt also die allge-<lb/>
meinere Form an: <hi rendition="#g">Die von verschiedenen Kapitalien pro-<lb/>
ducirten Massen von Werth und Mehrwerth verhalten<lb/>
sich, bei gegebnem Werth und gleich grossem Exploita-<lb/>
tionsgrad der Arbeitskraft, direkt wie die Grössen der<lb/>
variablen Bestandtheile dieser Kapitale, d. h. ihrer in<lb/>
lebendige Arbeitskraft umgesetzten Bestandtheile</hi>.</p><lb/>
            <p>Diess Gesetz <hi rendition="#g">widerspricht</hi> offenbar aller auf den Augenschein<lb/>
gegründeten Erfahrung. Jedermann weiss, dass ein Baumwollspinner, der,<lb/>
die Prozenttheile des angewandten Gesammtkapitals berechnet, <hi rendition="#g">relativ</hi><lb/>
viel constantes und wenig variables Kapital anwendet, desswegen kei-<lb/>
nen kleineren Gewinn oder Mehrwerth erbeutet als ein Bäcker, der relativ<lb/>
viel variables und wenig constantes Kapital in Bewegung setzt. Zur<lb/>
Lösung dieses schcinbaren Widerspruchs bedarf es noch vieler Mittelglieder,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0304] Rate des Mehrwerths und gegebnem Werth der Arbeits- kraft verhalten sich also die Massen des producirten Mehrwerths direkt wie die Grössen der vorgeschossenen variablen Kapitale. Nun weiss man aber, dass der Kapitalist sein Kapi- tal in zwei Theile theilt. Einen Theil legt er aus in Produktionsmitteln. Diess ist der constante Theil seines Kapitals. Den andern Theil setzt er um in lebendige Arbeitskraft. Dieser Theil bildet sein variables Kapital. Auf Basis derselben Produktionsweise findet in verschiednen Produktionssphären verschiedne Theilung des Kapitals in constan- ten und variablen Bestandtheil statt. Innerhalb derselben Produk- tionssphäre wechselt diess Verhältniss mit wechselnder technolo- gischer Grundlage und gesellschaftlicher Kombination des Produktions- prozesses. Wie aber ein gegebnes Kapital immer zerfalle in con- stanten und variablen Bestandtheil, ob der letztere sich zum ersteren ver- halte wie 1 : 2, 1 : 10, oder 1 : x, das eben aufgestellte Gesetz wird nicht davon berührt, da, früherer Analyse gemäss, der Werth des constanten Kapitals im Produktenwerth zwar wiedererscheint, aber nicht in das neu- gebildete Werthprodukt eingeht. Um 1000 Spinner zu verwenden, sind natürlich mehr Rohmaterialien, Spindeln u. s. w. erheischt, als um 100 zu verwenden. Der Werth dieser zuzusetzenden Produktionsmittel aber mag steigen, fallen, unverändert bleiben, gross oder klein sein, er bleibt ohne irgend einen Einfluss auf den Verwerthungsprozess der sie bewe- genden Arbeitskräfte. Das oben konstatirte Gesetz nimmt also die allge- meinere Form an: Die von verschiedenen Kapitalien pro- ducirten Massen von Werth und Mehrwerth verhalten sich, bei gegebnem Werth und gleich grossem Exploita- tionsgrad der Arbeitskraft, direkt wie die Grössen der variablen Bestandtheile dieser Kapitale, d. h. ihrer in lebendige Arbeitskraft umgesetzten Bestandtheile. Diess Gesetz widerspricht offenbar aller auf den Augenschein gegründeten Erfahrung. Jedermann weiss, dass ein Baumwollspinner, der, die Prozenttheile des angewandten Gesammtkapitals berechnet, relativ viel constantes und wenig variables Kapital anwendet, desswegen kei- nen kleineren Gewinn oder Mehrwerth erbeutet als ein Bäcker, der relativ viel variables und wenig constantes Kapital in Bewegung setzt. Zur Lösung dieses schcinbaren Widerspruchs bedarf es noch vieler Mittelglieder,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/304
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/304>, abgerufen am 22.11.2024.