Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

zeuge. Werkzeuge derselben Art, wie Schneide-, Bohr-, Stoss-, Schlag-
instrumente u. s. w. werden in verschiedenen Arbeitsprozessen gebraucht,
und in demselben Arbeitsprozess dient dasselbe Instrument zu verschiednen
Verrichtungen. Sobald jedoch die verschiednen Operationen eines Ar-
beitsprozesses von einander losgelöst sind und jede Theiloperation in der
Hand des Theilarbeiters eine möglichst entsprechende und daher ausschliess-
liche Form erhält, werden Veränderungen der vorher zu verschiednen
Zwecken dienenden Werkzeuge nothwendig. Die Richtung ihres Form-
wechsels ergiebt sich aus der Erfahrung der besondern Schwierigkeiten,
welche die unveränderte Form in den Weg legt. Die Differen-
zirung
der Arbeitsinstrumente, wodurch Instrumente derselben Art be-
sondre feste Formen für jede besondre Nutzanwendung erhalten, und ihre
Spezialisirung, wodurch jedes solches Sonderinstrument nur in der
Hand spezifischer Theilarbeiter in seinem ganzen Umfang wirkt, charak-
terisiren die Manufaktur. Zu Birmingham allein producirt man etwa 500
Varietäten von Hämmern, wovon jeder nicht nur für einen besondern Pro-
duktionsprozess, sondern eine Anzahl Varietäten oft nur für verschiedne
Operationen in demselben Prozess dient. Die Manufakturperiode verein-
facht, verbessert und vermannigfacht die Arbeitswerkzeuge durch deren
Anpassung an die ausschliesslichen Sonderfunktionen der Theilarbeiter31).
Sie schafft damit zugleich eine der materiellen Bedingungen der
Maschinerie, die aus einer Kombination einfacher Instrumente besteht.

Der Detailarbeiter und sein Instrument bilden die einfachen Ele-
mente
der Manufaktur. Wenden wir uns jetzt zu ihrem Gesammt-
mechanismus
.

Die Gliederung der Manufaktur besitzt zwei Grundformen, die

31) Darwin bemerkt in seinem Epoche machenden Werk über "die Ent-
stehung der Arten
" mit Bezug auf die natürlichen Organe der Pflanzen und
Thiere: "So lange ein und dasselbe Organ verschiedene Arbeiten zu verrichten
hat, lässt sich ein Grund für seine Veränderlichkeit vielleicht darin finden, dass
natürliche Züchtung jede kleine Abweichung der Form weniger sorgfältig erhält
oder unterdrückt, als wenn dasselbe Organ nur zu einem besondern Zwecke allein
bestimmt wäre. So mögen Messer, welche allerlei Dinge zu schneiden bestimmt
sind, im Ganzen so ziemlich von einerlei Form sein, während ein nur zu einerlei
Gebrauch bestimmtes Werkzeug für jeden andern Gebrauch auch eine andre Form
haben muss."

zeuge. Werkzeuge derselben Art, wie Schneide-, Bohr-, Stoss-, Schlag-
instrumente u. s. w. werden in verschiedenen Arbeitsprozessen gebraucht,
und in demselben Arbeitsprozess dient dasselbe Instrument zu verschiednen
Verrichtungen. Sobald jedoch die verschiednen Operationen eines Ar-
beitsprozesses von einander losgelöst sind und jede Theiloperation in der
Hand des Theilarbeiters eine möglichst entsprechende und daher ausschliess-
liche Form erhält, werden Veränderungen der vorher zu verschiednen
Zwecken dienenden Werkzeuge nothwendig. Die Richtung ihres Form-
wechsels ergiebt sich aus der Erfahrung der besondern Schwierigkeiten,
welche die unveränderte Form in den Weg legt. Die Differen-
zirung
der Arbeitsinstrumente, wodurch Instrumente derselben Art be-
sondre feste Formen für jede besondre Nutzanwendung erhalten, und ihre
Spezialisirung, wodurch jedes solches Sonderinstrument nur in der
Hand spezifischer Theilarbeiter in seinem ganzen Umfang wirkt, charak-
terisiren die Manufaktur. Zu Birmingham allein producirt man etwa 500
Varietäten von Hämmern, wovon jeder nicht nur für einen besondern Pro-
duktionsprozess, sondern eine Anzahl Varietäten oft nur für verschiedne
Operationen in demselben Prozess dient. Die Manufakturperiode verein-
facht, verbessert und vermannigfacht die Arbeitswerkzeuge durch deren
Anpassung an die ausschliesslichen Sonderfunktionen der Theilarbeiter31).
Sie schafft damit zugleich eine der materiellen Bedingungen der
Maschinerie, die aus einer Kombination einfacher Instrumente besteht.

Der Detailarbeiter und sein Instrument bilden die einfachen Ele-
mente
der Manufaktur. Wenden wir uns jetzt zu ihrem Gesammt-
mechanismus
.

Die Gliederung der Manufaktur besitzt zwei Grundformen, die

31) Darwin bemerkt in seinem Epoche machenden Werk über „die Ent-
stehung der Arten
“ mit Bezug auf die natürlichen Organe der Pflanzen und
Thiere: „So lange ein und dasselbe Organ verschiedene Arbeiten zu verrichten
hat, lässt sich ein Grund für seine Veränderlichkeit vielleicht darin finden, dass
natürliche Züchtung jede kleine Abweichung der Form weniger sorgfältig erhält
oder unterdrückt, als wenn dasselbe Organ nur zu einem besondern Zwecke allein
bestimmt wäre. So mögen Messer, welche allerlei Dinge zu schneiden bestimmt
sind, im Ganzen so ziemlich von einerlei Form sein, während ein nur zu einerlei
Gebrauch bestimmtes Werkzeug für jeden andern Gebrauch auch eine andre Form
haben muss.“
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0343" n="324"/><hi rendition="#g">zeuge</hi>. Werkzeuge derselben Art, wie Schneide-, Bohr-, Stoss-, Schlag-<lb/>
instrumente u. s. w. werden in verschiedenen Arbeitsprozessen gebraucht,<lb/>
und in demselben Arbeitsprozess dient dasselbe Instrument zu verschiednen<lb/>
Verrichtungen. Sobald jedoch die verschiednen Operationen eines Ar-<lb/>
beitsprozesses von einander losgelöst sind und jede Theiloperation in der<lb/>
Hand des Theilarbeiters eine möglichst entsprechende und daher ausschliess-<lb/>
liche Form erhält, werden Veränderungen der vorher zu verschiednen<lb/>
Zwecken dienenden Werkzeuge nothwendig. Die Richtung ihres Form-<lb/>
wechsels ergiebt sich aus der Erfahrung der besondern Schwierigkeiten,<lb/>
welche die unveränderte Form in den Weg legt. Die <hi rendition="#g">Differen-<lb/>
zirung</hi> der Arbeitsinstrumente, wodurch Instrumente derselben Art be-<lb/>
sondre feste Formen für jede besondre Nutzanwendung erhalten, und ihre<lb/><hi rendition="#g">Spezialisirung</hi>, wodurch jedes solches Sonderinstrument nur in der<lb/>
Hand spezifischer Theilarbeiter in seinem ganzen Umfang wirkt, charak-<lb/>
terisiren die Manufaktur. Zu Birmingham allein producirt man etwa 500<lb/>
Varietäten von Hämmern, wovon jeder nicht nur für einen besondern Pro-<lb/>
duktionsprozess, sondern eine Anzahl Varietäten oft nur für verschiedne<lb/>
Operationen in demselben Prozess dient. Die Manufakturperiode verein-<lb/>
facht, verbessert und vermannigfacht die Arbeitswerkzeuge durch deren<lb/>
Anpassung an die ausschliesslichen Sonderfunktionen der Theilarbeiter<note place="foot" n="31)"><hi rendition="#g">Darwin</hi> bemerkt in seinem Epoche machenden Werk über &#x201E;<hi rendition="#g">die Ent-<lb/>
stehung der Arten</hi>&#x201C; mit Bezug auf die natürlichen Organe der Pflanzen und<lb/>
Thiere: &#x201E;So lange ein und dasselbe Organ verschiedene Arbeiten zu verrichten<lb/>
hat, lässt sich ein Grund für seine Veränderlichkeit vielleicht darin finden, dass<lb/>
natürliche Züchtung jede kleine Abweichung der Form weniger sorgfältig erhält<lb/>
oder unterdrückt, als wenn dasselbe Organ nur zu einem besondern Zwecke allein<lb/>
bestimmt wäre. So mögen Messer, welche allerlei Dinge zu schneiden bestimmt<lb/>
sind, im Ganzen so ziemlich von einerlei Form sein, während ein nur zu einerlei<lb/>
Gebrauch bestimmtes Werkzeug für jeden andern Gebrauch auch eine andre Form<lb/>
haben muss.&#x201C;</note>.<lb/>
Sie schafft damit zugleich eine der <hi rendition="#g">materiellen Bedingungen</hi> der<lb/>
Maschinerie, die aus einer Kombination einfacher Instrumente besteht.</p><lb/>
            <p>Der Detailarbeiter und sein Instrument bilden die einfachen <hi rendition="#g">Ele-<lb/>
mente</hi> der Manufaktur. Wenden wir uns jetzt zu ihrem <hi rendition="#g">Gesammt-<lb/>
mechanismus</hi>.</p><lb/>
            <p>Die Gliederung der Manufaktur besitzt <hi rendition="#g">zwei Grundformen</hi>, die<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[324/0343] zeuge. Werkzeuge derselben Art, wie Schneide-, Bohr-, Stoss-, Schlag- instrumente u. s. w. werden in verschiedenen Arbeitsprozessen gebraucht, und in demselben Arbeitsprozess dient dasselbe Instrument zu verschiednen Verrichtungen. Sobald jedoch die verschiednen Operationen eines Ar- beitsprozesses von einander losgelöst sind und jede Theiloperation in der Hand des Theilarbeiters eine möglichst entsprechende und daher ausschliess- liche Form erhält, werden Veränderungen der vorher zu verschiednen Zwecken dienenden Werkzeuge nothwendig. Die Richtung ihres Form- wechsels ergiebt sich aus der Erfahrung der besondern Schwierigkeiten, welche die unveränderte Form in den Weg legt. Die Differen- zirung der Arbeitsinstrumente, wodurch Instrumente derselben Art be- sondre feste Formen für jede besondre Nutzanwendung erhalten, und ihre Spezialisirung, wodurch jedes solches Sonderinstrument nur in der Hand spezifischer Theilarbeiter in seinem ganzen Umfang wirkt, charak- terisiren die Manufaktur. Zu Birmingham allein producirt man etwa 500 Varietäten von Hämmern, wovon jeder nicht nur für einen besondern Pro- duktionsprozess, sondern eine Anzahl Varietäten oft nur für verschiedne Operationen in demselben Prozess dient. Die Manufakturperiode verein- facht, verbessert und vermannigfacht die Arbeitswerkzeuge durch deren Anpassung an die ausschliesslichen Sonderfunktionen der Theilarbeiter 31). Sie schafft damit zugleich eine der materiellen Bedingungen der Maschinerie, die aus einer Kombination einfacher Instrumente besteht. Der Detailarbeiter und sein Instrument bilden die einfachen Ele- mente der Manufaktur. Wenden wir uns jetzt zu ihrem Gesammt- mechanismus. Die Gliederung der Manufaktur besitzt zwei Grundformen, die 31) Darwin bemerkt in seinem Epoche machenden Werk über „die Ent- stehung der Arten“ mit Bezug auf die natürlichen Organe der Pflanzen und Thiere: „So lange ein und dasselbe Organ verschiedene Arbeiten zu verrichten hat, lässt sich ein Grund für seine Veränderlichkeit vielleicht darin finden, dass natürliche Züchtung jede kleine Abweichung der Form weniger sorgfältig erhält oder unterdrückt, als wenn dasselbe Organ nur zu einem besondern Zwecke allein bestimmt wäre. So mögen Messer, welche allerlei Dinge zu schneiden bestimmt sind, im Ganzen so ziemlich von einerlei Form sein, während ein nur zu einerlei Gebrauch bestimmtes Werkzeug für jeden andern Gebrauch auch eine andre Form haben muss.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/343
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/343>, abgerufen am 22.11.2024.