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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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schlingt. Der Viehzüchter z. B. producirt Häute, der Gerber verwandelt
die Häute in Leder, der Schuster das Leder in Stiefel. Jeder producirt
hier ein Stufenprodukt und die letzte fertige Gestalt ist das kombinirte
Produkt ihrer Sonderarbeiten. Es kommen hinzu die mannigfachen Ar-
beitszweige, die dem Viehzüchter, Gerber, Schuster Produktionsmittel
liefern. Man kann sich nun mit A. Smith einbilden, diese gesellschaft-
liche Theilung der Arbeit unterscheide sich von der manufakturmässigen
nur subjektiv, nämlich für den Beobachter, der hier die mannigfachen
Theilarbeiten auf einen Blick räumlich zusammensieht, während dort ihre
Zerstreuung über grosse Flächen und die grosse Zahl der in jedem Son-
derzweig Beschäftigten den Zusammenhang verdunklen57). Was aber
stellt den Zusammenhang her zwischen den unabhängigen Arbeiten von
Viehzüchter, Gerber, Schuster? Das Dasein ihrer respektiven Produkte als
Waaren. Was charakterisirt dagegen die manufakturmässige Theilung
der Arbeit? Dass der Theilarbeiter keine Waare producirt58). Erst
das gemeinsame Produkt der Theilarbeiter verwandelt sich in Waare.

57) In den eigentlichen Manufakturen, sagt er, scheint die Theilung der
Arbeit grösser, weil "those employed in every different branch of the work can
often be collected into the same workhouse, and placed at once under the view of
the spectator. In those great manufactures (!), on the contrary, which are
destined to supply the great wants of the great body of the people, every different
branch of the work employs so great a number of workmen, that it is impossible
to collect them all into the same workhouse ... the division is not near so ob-
vious." (A. Smith: "Wealth of Nations", b. I, ch. I.) Der berühmte
Passus in demselben Kapitel, der mit den Worten beginnt: "Observe the acco-
modation of the most common artificer or day labourer in a civilized and thriving
country etc." und dann weiter ausmalt, wie zahllos mannigfaltige Gewerbe zur
Befriedigung der Bedürfnisse eines gewöhnlichen Arbeiters zusammenwirken, ist
ziemlich wörtlich kopirt aus B. deMandeville's Remarks zu seiner: "The
Fable of the Bees, or Private Vices, Publick Benefits
." (Erste
Ausgabe ohne Remarks 1706, mit den Remarks 1714.)
58) "There is no longer anything which we can call the natural reward of
individual labonr. Each labourer produces only some part of a whole, and each
part, having no value or utility of itself, there is nothing on which the labourer
can seize, and say: it is my product, this I will keep for myself." ("Labour
defended against the claims of Capital. Lond
. 1825", p. 25.) Der
Verfasser dieser vorzüglichen Schrift ist der früher citirte Th. Hodgskin.
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schlingt. Der Viehzüchter z. B. producirt Häute, der Gerber verwandelt
die Häute in Leder, der Schuster das Leder in Stiefel. Jeder producirt
hier ein Stufenprodukt und die letzte fertige Gestalt ist das kombinirte
Produkt ihrer Sonderarbeiten. Es kommen hinzu die mannigfachen Ar-
beitszweige, die dem Viehzüchter, Gerber, Schuster Produktionsmittel
liefern. Man kann sich nun mit A. Smith einbilden, diese gesellschaft-
liche Theilung der Arbeit unterscheide sich von der manufakturmässigen
nur subjektiv, nämlich für den Beobachter, der hier die mannigfachen
Theilarbeiten auf einen Blick räumlich zusammensieht, während dort ihre
Zerstreuung über grosse Flächen und die grosse Zahl der in jedem Son-
derzweig Beschäftigten den Zusammenhang verdunklen57). Was aber
stellt den Zusammenhang her zwischen den unabhängigen Arbeiten von
Viehzüchter, Gerber, Schuster? Das Dasein ihrer respektiven Produkte als
Waaren. Was charakterisirt dagegen die manufakturmässige Theilung
der Arbeit? Dass der Theilarbeiter keine Waare producirt58). Erst
das gemeinsame Produkt der Theilarbeiter verwandelt sich in Waare.

57) In den eigentlichen Manufakturen, sagt er, scheint die Theilung der
Arbeit grösser, weil „those employed in every different branch of the work can
often be collected into the same workhouse, and placed at once under the view of
the spectator. In those great manufactures (!), on the contrary, which are
destined to supply the great wants of the great body of the people, every different
branch of the work employs so great a number of workmen, that it is impossible
to collect them all into the same workhouse … the division is not near so ob-
vious.“ (A. Smith: „Wealth of Nations“, b. I, ch. I.) Der berühmte
Passus in demselben Kapitel, der mit den Worten beginnt: „Observe the acco-
modation of the most common artificer or day labourer in a civilized and thriving
country etc.“ und dann weiter ausmalt, wie zahllos mannigfaltige Gewerbe zur
Befriedigung der Bedürfnisse eines gewöhnlichen Arbeiters zusammenwirken, ist
ziemlich wörtlich kopirt aus B. deMandeville’s Remarks zu seiner: „The
Fable of the Bees, or Private Vices, Publick Benefits
.“ (Erste
Ausgabe ohne Remarks 1706, mit den Remarks 1714.)
58) „There is no longer anything which we can call the natural reward of
individual labonr. Each labourer produces only some part of a whole, and each
part, having no value or utility of itself, there is nothing on which the labourer
can seize, and say: it is my product, this I will keep for myself.“ („Labour
defended against the claims of Capital. Lond
. 1825“, p. 25.) Der
Verfasser dieser vorzüglichen Schrift ist der früher citirte Th. Hodgskin.
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[339/0358] schlingt. Der Viehzüchter z. B. producirt Häute, der Gerber verwandelt die Häute in Leder, der Schuster das Leder in Stiefel. Jeder producirt hier ein Stufenprodukt und die letzte fertige Gestalt ist das kombinirte Produkt ihrer Sonderarbeiten. Es kommen hinzu die mannigfachen Ar- beitszweige, die dem Viehzüchter, Gerber, Schuster Produktionsmittel liefern. Man kann sich nun mit A. Smith einbilden, diese gesellschaft- liche Theilung der Arbeit unterscheide sich von der manufakturmässigen nur subjektiv, nämlich für den Beobachter, der hier die mannigfachen Theilarbeiten auf einen Blick räumlich zusammensieht, während dort ihre Zerstreuung über grosse Flächen und die grosse Zahl der in jedem Son- derzweig Beschäftigten den Zusammenhang verdunklen 57). Was aber stellt den Zusammenhang her zwischen den unabhängigen Arbeiten von Viehzüchter, Gerber, Schuster? Das Dasein ihrer respektiven Produkte als Waaren. Was charakterisirt dagegen die manufakturmässige Theilung der Arbeit? Dass der Theilarbeiter keine Waare producirt 58). Erst das gemeinsame Produkt der Theilarbeiter verwandelt sich in Waare. 57) In den eigentlichen Manufakturen, sagt er, scheint die Theilung der Arbeit grösser, weil „those employed in every different branch of the work can often be collected into the same workhouse, and placed at once under the view of the spectator. In those great manufactures (!), on the contrary, which are destined to supply the great wants of the great body of the people, every different branch of the work employs so great a number of workmen, that it is impossible to collect them all into the same workhouse … the division is not near so ob- vious.“ (A. Smith: „Wealth of Nations“, b. I, ch. I.) Der berühmte Passus in demselben Kapitel, der mit den Worten beginnt: „Observe the acco- modation of the most common artificer or day labourer in a civilized and thriving country etc.“ und dann weiter ausmalt, wie zahllos mannigfaltige Gewerbe zur Befriedigung der Bedürfnisse eines gewöhnlichen Arbeiters zusammenwirken, ist ziemlich wörtlich kopirt aus B. deMandeville’s Remarks zu seiner: „The Fable of the Bees, or Private Vices, Publick Benefits.“ (Erste Ausgabe ohne Remarks 1706, mit den Remarks 1714.) 58) „There is no longer anything which we can call the natural reward of individual labonr. Each labourer produces only some part of a whole, and each part, having no value or utility of itself, there is nothing on which the labourer can seize, and say: it is my product, this I will keep for myself.“ („Labour defended against the claims of Capital. Lond. 1825“, p. 25.) Der Verfasser dieser vorzüglichen Schrift ist der früher citirte Th. Hodgskin. 22*

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/358>, abgerufen am 26.06.2024.