S. 445 ff. eine "Abschweifung. Herr Rodbertus. Eine neue Grund- rententheorie." Nur unter diesem Gesichtspunkt wird hier der dritte sociale Brief betrachtet. Die Rodbertus'sche Mehrwerthstheorie im Allgemeinen wird erledigt mit der ironischen Bemerkung: "Herr Rodbertus untersucht erst, wie es in einem Lande aussieht, wo Grund- und Kapitalbesitz nicht geschieden sind, und kommt dann zum wichtigen Resultat, dass die Rente (worunter er den ganzen Mehrwerth versteht) bloss gleich der unbezahlten Arbeit oder dem Quantum von Produkten ist worin sie sich darstellt."
Die kapitalistische Menschheit hat nun schon verschiedliche Jahrhunderte lang Mehrwerth producirt und ist allmählich auch da- hin gekommen, sich über dessen Entstehung Gedanken zu machen. Die erste Ansicht war die aus der unmittelbaren kaufmännischen Praxis entspringende: der Mehrwerth entstehe aus einem Aufschlag auf den Werth des Produkts. Sie herrschte unter den Merkantilisten, aber schon James Steuart sah ein dass dabei, was der Eine gewinnt, der Andre nothwendig verlieren muss. Trotzdem spukt diese Ansicht noch lange fort, namentlich unter Socialisten; aus der klassischen Wissenschaft wird sie aber verdrängt durch A. Smith.
Bei ihm heisst es, Wealth of Nations, b. I, ch. VI: "Sobald Kapital (stock) sich angehäuft hat in den Händen Einzelner, werden Einige darunter es natürlicher Weise anwenden, um fleissige Leute an die Arbeit zu setzen und diesen Rohstoffe und Lebensmittel zu liefern, um durch den Verkauf der Produkte ihrer Arbeit, oder durch das was ihre Arbeit dem Werth jener Rohstoffe hinzu- gefügt hat, einen Profit zu machen. . . . . . Der Werth den die Arbeiter den Rohstoffen zusetzen, löst sich hier in zwei Theile auf, wovon der eine ihren Lohn zahlt, der andre den Profit des Beschäftigers auf den ganzen von ihm vorgeschossnen Betrag von Rohstoffen und Arbeitslöhnen." Und etwas weiter: "So- bald der Boden eines Landes durchweg Privateigenthum geworden, lieben es die Grundbesitzer wie andre Leute auch, zu ernten, wo sie nicht gesäet, und fordern Bodenrente selbst für die natürlichen Erzeugnisse des Bodens . . . . Der Arbeiter . . . . muss dem Grund- besitzer einen Antheil von dem abtreten, was seine Arbeit ge- sammelt oder producirt hat. Dieser Antheil, oder was dasselbe, der Preis dieses Antheils, macht die Bodenrente aus."
S. 445 ff. eine „Abschweifung. Herr Rodbertus. Eine neue Grund- rententheorie.“ Nur unter diesem Gesichtspunkt wird hier der dritte sociale Brief betrachtet. Die Rodbertus’sche Mehrwerthstheorie im Allgemeinen wird erledigt mit der ironischen Bemerkung: „Herr Rodbertus untersucht erst, wie es in einem Lande aussieht, wo Grund- und Kapitalbesitz nicht geschieden sind, und kommt dann zum wichtigen Resultat, dass die Rente (worunter er den ganzen Mehrwerth versteht) bloss gleich der unbezahlten Arbeit oder dem Quantum von Produkten ist worin sie sich darstellt.“
Die kapitalistische Menschheit hat nun schon verschiedliche Jahrhunderte lang Mehrwerth producirt und ist allmählich auch da- hin gekommen, sich über dessen Entstehung Gedanken zu machen. Die erste Ansicht war die aus der unmittelbaren kaufmännischen Praxis entspringende: der Mehrwerth entstehe aus einem Aufschlag auf den Werth des Produkts. Sie herrschte unter den Merkantilisten, aber schon James Steuart sah ein dass dabei, was der Eine gewinnt, der Andre nothwendig verlieren muss. Trotzdem spukt diese Ansicht noch lange fort, namentlich unter Socialisten; aus der klassischen Wissenschaft wird sie aber verdrängt durch A. Smith.
Bei ihm heisst es, Wealth of Nations, b. I, ch. VI: „Sobald Kapital (stock) sich angehäuft hat in den Händen Einzelner, werden Einige darunter es natürlicher Weise anwenden, um fleissige Leute an die Arbeit zu setzen und diesen Rohstoffe und Lebensmittel zu liefern, um durch den Verkauf der Produkte ihrer Arbeit, oder durch das was ihre Arbeit dem Werth jener Rohstoffe hinzu- gefügt hat, einen Profit zu machen. . . . . . Der Werth den die Arbeiter den Rohstoffen zusetzen, löst sich hier in zwei Theile auf, wovon der eine ihren Lohn zahlt, der andre den Profit des Beschäftigers auf den ganzen von ihm vorgeschossnen Betrag von Rohstoffen und Arbeitslöhnen.“ Und etwas weiter: „So- bald der Boden eines Landes durchweg Privateigenthum geworden, lieben es die Grundbesitzer wie andre Leute auch, zu ernten, wo sie nicht gesäet, und fordern Bodenrente selbst für die natürlichen Erzeugnisse des Bodens . . . . Der Arbeiter . . . . muss dem Grund- besitzer einen Antheil von dem abtreten, was seine Arbeit ge- sammelt oder producirt hat. Dieser Antheil, oder was dasselbe, der Preis dieses Antheils, macht die Bodenrente aus.“
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[XI/0017]
S. 445 ff. eine „Abschweifung. Herr Rodbertus. Eine neue Grund-
rententheorie.“ Nur unter diesem Gesichtspunkt wird hier der
dritte sociale Brief betrachtet. Die Rodbertus’sche Mehrwerthstheorie
im Allgemeinen wird erledigt mit der ironischen Bemerkung: „Herr
Rodbertus untersucht erst, wie es in einem Lande aussieht, wo
Grund- und Kapitalbesitz nicht geschieden sind, und kommt dann
zum wichtigen Resultat, dass die Rente (worunter er den ganzen
Mehrwerth versteht) bloss gleich der unbezahlten Arbeit oder dem
Quantum von Produkten ist worin sie sich darstellt.“
Die kapitalistische Menschheit hat nun schon verschiedliche
Jahrhunderte lang Mehrwerth producirt und ist allmählich auch da-
hin gekommen, sich über dessen Entstehung Gedanken zu machen.
Die erste Ansicht war die aus der unmittelbaren kaufmännischen
Praxis entspringende: der Mehrwerth entstehe aus einem Aufschlag
auf den Werth des Produkts. Sie herrschte unter den Merkantilisten,
aber schon James Steuart sah ein dass dabei, was der Eine gewinnt,
der Andre nothwendig verlieren muss. Trotzdem spukt diese Ansicht
noch lange fort, namentlich unter Socialisten; aus der klassischen
Wissenschaft wird sie aber verdrängt durch A. Smith.
Bei ihm heisst es, Wealth of Nations, b. I, ch. VI: „Sobald
Kapital (stock) sich angehäuft hat in den Händen Einzelner, werden
Einige darunter es natürlicher Weise anwenden, um fleissige Leute
an die Arbeit zu setzen und diesen Rohstoffe und Lebensmittel zu
liefern, um durch den Verkauf der Produkte ihrer Arbeit, oder durch
das was ihre Arbeit dem Werth jener Rohstoffe hinzu-
gefügt hat, einen Profit zu machen. . . . . . Der Werth den die
Arbeiter den Rohstoffen zusetzen, löst sich hier in zwei
Theile auf, wovon der eine ihren Lohn zahlt, der andre den
Profit des Beschäftigers auf den ganzen von ihm vorgeschossnen
Betrag von Rohstoffen und Arbeitslöhnen.“ Und etwas weiter: „So-
bald der Boden eines Landes durchweg Privateigenthum geworden,
lieben es die Grundbesitzer wie andre Leute auch, zu ernten, wo
sie nicht gesäet, und fordern Bodenrente selbst für die natürlichen
Erzeugnisse des Bodens . . . . Der Arbeiter . . . . muss dem Grund-
besitzer einen Antheil von dem abtreten, was seine Arbeit ge-
sammelt oder producirt hat. Dieser Antheil, oder was dasselbe, der
Preis dieses Antheils, macht die Bodenrente aus.“
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Marx, Karl: Das Kapital. Bd. 2. Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals. Hamburg, 1885, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital02_1885/17>, abgerufen am 03.12.2024.
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