Die Masse des Mehrwerths, die ein Kapital von gegebner Grösse erzeugt, ist das Produkt zweier Faktoren, der Rate des Mehrwerths multiplicirt mit der Arbeiterzahl, die zur gegebnen Rate beschäftigt wird. Sie hängt also ab bei gegebner Rate des Mehrwerths von der Arbeiterzahl und bei gegebner Arbeiterzahl von der Rate des Mehrwerths, überhaupt also von dem zusammengesetzten Verhält- niss der absoluten Grösse des variablen Kapitals und der Rate des Mehrwerths. Nun hat sich gezeigt, dass im Durchschnitt dieselben Ursachen, die die Rate des relativen Mehrwerths erhöhen, die Masse der angewandten Arbeitskraft erniedrigen. Es ist aber klar, dass ein Mehr oder Minder hier eintritt, je nach dem bestimmten Verhältniss, worin diese gegensätzliche Bewegung sich vollzieht, und dass die Tendenz zur Verminderung der Profitrate namentlich geschwächt wird durch Erhöhung der Rate des absoluten, aus Verlängerung des Arbeitstags stammenden Mehrwerths.
Bei der Profitrate hat sich im allgemeinen gefunden, dass dem Sinken der Rate, wegen der steigenden Masse des angewandten Gesammtkapitals, die Zunahme der Profitmasse entspricht. Das gesammte variable Kapital der Gesellschaft betrachtet, ist der von ihm erzeugte Mehrwerth gleich dem erzeugten Profit. Neben der absoluten Masse ist auch die Rate des Mehrwerths gewachsen; die eine, weil die von der Gesellschaft angewandte Masse Arbeitskraft gewachsen, die zweite, weil der Exploitationsgrad dieser Arbeit gewachsen. Aber mit Bezug auf ein Kapital von gegebner Grösse, z. B. 100, kann die Rate des Mehrwerths wachsen, während die Masse im Durchschnitt fällt; weil die Rate bestimmt ist durch das Verhältniss, worin sich der variable Kapitaltheil verwerthet, die Masse dagegen bestimmt ist durch den Verhältnisstheil, den das variable Kapital vom Gesammtkapital ausmacht.
Das Steigen der Mehrwerthsrate -- da es namentlich auch unter Umständen stattfindet wo, wie oben angeführt, keine oder keine verhältnissmäßige Vermehrung des konstanten Kapitals gegen das variable stattfindet -- ist ein Faktor, wodurch die Masse des Mehrwerths, und daher auch die Profitrate mit bestimmt wird. Er hebt nicht das allgemeine Gesetz auf. Aber er macht, dass es mehr als Tendenz wirkt, d. h. als ein Gesetz, dessen absolute Durch- führung durch gegenwirkende Umstände aufgehalten, verlangsamt, abgeschwächt wird. Da aber dieselben Ursachen, die die Rate des Mehrwerths erhöhen (selbst die Verlängerung der Arbeitszeit ist ein Resultat der grossen Industrie), dahin streben, die von einem gegebnen Kapital angewandte Arbeitskraft zu vermindern, so streben
Die Masse des Mehrwerths, die ein Kapital von gegebner Grösse erzeugt, ist das Produkt zweier Faktoren, der Rate des Mehrwerths multiplicirt mit der Arbeiterzahl, die zur gegebnen Rate beschäftigt wird. Sie hängt also ab bei gegebner Rate des Mehrwerths von der Arbeiterzahl und bei gegebner Arbeiterzahl von der Rate des Mehrwerths, überhaupt also von dem zusammengesetzten Verhält- niss der absoluten Grösse des variablen Kapitals und der Rate des Mehrwerths. Nun hat sich gezeigt, dass im Durchschnitt dieselben Ursachen, die die Rate des relativen Mehrwerths erhöhen, die Masse der angewandten Arbeitskraft erniedrigen. Es ist aber klar, dass ein Mehr oder Minder hier eintritt, je nach dem bestimmten Verhältniss, worin diese gegensätzliche Bewegung sich vollzieht, und dass die Tendenz zur Verminderung der Profitrate namentlich geschwächt wird durch Erhöhung der Rate des absoluten, aus Verlängerung des Arbeitstags stammenden Mehrwerths.
Bei der Profitrate hat sich im allgemeinen gefunden, dass dem Sinken der Rate, wegen der steigenden Masse des angewandten Gesammtkapitals, die Zunahme der Profitmasse entspricht. Das gesammte variable Kapital der Gesellschaft betrachtet, ist der von ihm erzeugte Mehrwerth gleich dem erzeugten Profit. Neben der absoluten Masse ist auch die Rate des Mehrwerths gewachsen; die eine, weil die von der Gesellschaft angewandte Masse Arbeitskraft gewachsen, die zweite, weil der Exploitationsgrad dieser Arbeit gewachsen. Aber mit Bezug auf ein Kapital von gegebner Grösse, z. B. 100, kann die Rate des Mehrwerths wachsen, während die Masse im Durchschnitt fällt; weil die Rate bestimmt ist durch das Verhältniss, worin sich der variable Kapitaltheil verwerthet, die Masse dagegen bestimmt ist durch den Verhältnisstheil, den das variable Kapital vom Gesammtkapital ausmacht.
Das Steigen der Mehrwerthsrate — da es namentlich auch unter Umständen stattfindet wo, wie oben angeführt, keine oder keine verhältnissmäßige Vermehrung des konstanten Kapitals gegen das variable stattfindet — ist ein Faktor, wodurch die Masse des Mehrwerths, und daher auch die Profitrate mit bestimmt wird. Er hebt nicht das allgemeine Gesetz auf. Aber er macht, dass es mehr als Tendenz wirkt, d. h. als ein Gesetz, dessen absolute Durch- führung durch gegenwirkende Umstände aufgehalten, verlangsamt, abgeschwächt wird. Da aber dieselben Ursachen, die die Rate des Mehrwerths erhöhen (selbst die Verlängerung der Arbeitszeit ist ein Resultat der grossen Industrie), dahin streben, die von einem gegebnen Kapital angewandte Arbeitskraft zu vermindern, so streben
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[215/0249]
Die Masse des Mehrwerths, die ein Kapital von gegebner Grösse
erzeugt, ist das Produkt zweier Faktoren, der Rate des Mehrwerths
multiplicirt mit der Arbeiterzahl, die zur gegebnen Rate beschäftigt
wird. Sie hängt also ab bei gegebner Rate des Mehrwerths von
der Arbeiterzahl und bei gegebner Arbeiterzahl von der Rate des
Mehrwerths, überhaupt also von dem zusammengesetzten Verhält-
niss der absoluten Grösse des variablen Kapitals und der Rate des
Mehrwerths. Nun hat sich gezeigt, dass im Durchschnitt dieselben
Ursachen, die die Rate des relativen Mehrwerths erhöhen, die
Masse der angewandten Arbeitskraft erniedrigen. Es ist aber klar,
dass ein Mehr oder Minder hier eintritt, je nach dem bestimmten
Verhältniss, worin diese gegensätzliche Bewegung sich vollzieht,
und dass die Tendenz zur Verminderung der Profitrate namentlich
geschwächt wird durch Erhöhung der Rate des absoluten, aus
Verlängerung des Arbeitstags stammenden Mehrwerths.
Bei der Profitrate hat sich im allgemeinen gefunden, dass dem
Sinken der Rate, wegen der steigenden Masse des angewandten
Gesammtkapitals, die Zunahme der Profitmasse entspricht. Das
gesammte variable Kapital der Gesellschaft betrachtet, ist der von
ihm erzeugte Mehrwerth gleich dem erzeugten Profit. Neben der
absoluten Masse ist auch die Rate des Mehrwerths gewachsen; die
eine, weil die von der Gesellschaft angewandte Masse Arbeitskraft
gewachsen, die zweite, weil der Exploitationsgrad dieser Arbeit
gewachsen. Aber mit Bezug auf ein Kapital von gegebner Grösse,
z. B. 100, kann die Rate des Mehrwerths wachsen, während die
Masse im Durchschnitt fällt; weil die Rate bestimmt ist durch
das Verhältniss, worin sich der variable Kapitaltheil verwerthet,
die Masse dagegen bestimmt ist durch den Verhältnisstheil, den
das variable Kapital vom Gesammtkapital ausmacht.
Das Steigen der Mehrwerthsrate — da es namentlich auch unter
Umständen stattfindet wo, wie oben angeführt, keine oder keine
verhältnissmäßige Vermehrung des konstanten Kapitals gegen das
variable stattfindet — ist ein Faktor, wodurch die Masse des
Mehrwerths, und daher auch die Profitrate mit bestimmt wird.
Er hebt nicht das allgemeine Gesetz auf. Aber er macht, dass es
mehr als Tendenz wirkt, d. h. als ein Gesetz, dessen absolute Durch-
führung durch gegenwirkende Umstände aufgehalten, verlangsamt,
abgeschwächt wird. Da aber dieselben Ursachen, die die Rate
des Mehrwerths erhöhen (selbst die Verlängerung der Arbeitszeit ist
ein Resultat der grossen Industrie), dahin streben, die von einem
gegebnen Kapital angewandte Arbeitskraft zu vermindern, so streben
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/249>, abgerufen am 21.11.2024.
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