Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite

Viertes Buch. Geschichte der Teutschen
abzuwarten hätte, und fügete hinzu, wenn ja der Krieg wieder die Teutschen fort-
zusetzen wäre, möchte er selbigen seinem Bruder, Druso, (Tiberii leiblichem
Sohne) überlassen, der bey dermahligem Frieden des Römischen Reiches sich
sonst nirgend zeigen, und einen Triumph verdienen könnte. Germanicus konnte
dieses nicht wohl ablehnen, so deutlich er auch des Käisers Absichten erkennete, und
bezeigete soviel Bescheidenheit, sich seiner grossen Vortheile zu begeben, als er zuvor
Tapfferkeit blicken lassen, sie zu erwerben2. Er machte sich also auf den Weg
nach Rom, nachdem er, an die vier Jahre, beständig diesseit der Alpen gewesen war.
Bey seiner Ankunfft ward er mit den grösten Ehren-Bezeugungen empfangen: die
gesammte Käiserliche Leib-Wache zu Pferde hohlete ihn ein, und das Römische
Volck gieng ihm, bis auf zwantzig Römische Meilen, entgegen. Er hielte darauf, +
den sechs und zwantzigsten Mai, ++ einen prächtigen Triumph3, wobey die besten
Stücke der gemachten Beute, nebst allerhand Abbildungen der gewonnenen
Schlachten, und der Berge, und Flüsse, so er paßiret, aufgeführet wurden. Un-
ter den Gefangenen, so hinter dem Triumph-Wagen zur Schau treten musten,
befanden sich viele vornehme Personen, und unter andern, nach strabonis Er-
zehlung, der um diese Zeit geschrieben, die beyden Cheruscischen Printzen, Segi-
mund, Segestis Sohn, und Sesithacus, Segimers Sohn, nebst seiner Gemah-
lin, Rhamis, die Acrumeri, des Fürsten der Catten, Tochter war. Ferner
Arminii Gemahlin, Thusnelda, nebst dem Printzen Thumelico, den sie, in
ihrer Gefangenschafft, zur Welt gebracht, und der damahls drey Jahr alt war.
Ferner der Sigambrische Printz Theudorix, des tapffern Melonis, Bruders-
Sohn, und Libys, ein vornehmer Priester der Catten.4 Segestes war zwar, vor
seine Person, vom Sieges-Gepränge der Gefangenen ausgenommen worden, hatte
aber doch nicht erhalten können, daß seine Kinder, und sein Vetter, nicht wären
mit aufgeführet worden.

XVII. Nichts zierete den Triumph so sehr, als Germanicus selbst, der
Sein Tod und
Ehrenmahl
am Rheine.
seine Kinder mit auf dem Sieges-Wagen hatte. Tiberius ließ dem Volcke,
Mann vor Mann, dreyhundert Sestertios, in Germanici Namen, austheilen1, und
iederman sahe in Rom den Teutschen Krieg, als völlig ausgeführet, an, da indessen
die Völcker, derer Ramen, und Gefangene, zur Schau traten, zwar noch ihre letz-
teren Niederlagen fühleten, aber doch in völliger Freyheit lebeten. Tiberius er-
klärete sich, daß er selbst das Consulat, aufs künfftige Jahr, mit Germanico
führen wollte: aber man glaubete deswegen doch nicht, daß er es aufrichtig mit ihm

meyne.
2 [Beginn Spaltensatz] idem c. l.
+ c. caecilio rvfo. l. pomponio flacco coss. a. ch. xvii.
++ vii. kal. ivn. tac. L. II. c. 41.
3 tacitvs Annal. L. II. c. 41. Triumpha-
uit de Cheruscis, Chattisque, & Angriuariis, quae-
que aliae nationes usque ad Albim colunt: uecta spo-
lia, captiui simulacra montium, fluminum, proe-
liorum.
strabo L. VII. p.
292. ist weitläufftiger,
unter andern, saget er: In pompa quoque ductus
[Spaltenumbruch] est Libys, Chattorum Sacerdos, aliique mortales ex
deuastatis populis, Cathilis, Ampsanis, Bucte-
ris, Nusipis, Cheruscis, Chattis, Chattuariis,
Landis, Subattiis.
4 strabo l. c.
1 §. XVII. 1. Das Andencken dieses Triumphs, ha-
ben wir auf den Müntzen, so den Reuers führen:
[Ende Spaltensatz]
SIGNIS

Viertes Buch. Geſchichte der Teutſchen
abzuwarten haͤtte, und fuͤgete hinzu, wenn ja der Krieg wieder die Teutſchen fort-
zuſetzen waͤre, moͤchte er ſelbigen ſeinem Bruder, Druſo, (Tiberii leiblichem
Sohne) uͤberlaſſen, der bey dermahligem Frieden des Roͤmiſchen Reiches ſich
ſonſt nirgend zeigen, und einen Triumph verdienen koͤnnte. Germanicus konnte
dieſes nicht wohl ablehnen, ſo deutlich er auch des Kaͤiſers Abſichten erkennete, und
bezeigete ſoviel Beſcheidenheit, ſich ſeiner groſſen Vortheile zu begeben, als er zuvor
Tapfferkeit blicken laſſen, ſie zu erwerben2. Er machte ſich alſo auf den Weg
nach Rom, nachdem er, an die vier Jahre, beſtaͤndig dieſſeit der Alpen geweſen war.
Bey ſeiner Ankunfft ward er mit den groͤſten Ehren-Bezeugungen empfangen: die
geſammte Kaͤiſerliche Leib-Wache zu Pferde hohlete ihn ein, und das Roͤmiſche
Volck gieng ihm, bis auf zwantzig Roͤmiſche Meilen, entgegen. Er hielte darauf,
den ſechs und zwantzigſten Mai, †† einen praͤchtigen Triumph3, wobey die beſten
Stuͤcke der gemachten Beute, nebſt allerhand Abbildungen der gewonnenen
Schlachten, und der Berge, und Fluͤſſe, ſo er paßiret, aufgefuͤhret wurden. Un-
ter den Gefangenen, ſo hinter dem Triumph-Wagen zur Schau treten muſten,
befanden ſich viele vornehme Perſonen, und unter andern, nach strabonis Er-
zehlung, der um dieſe Zeit geſchrieben, die beyden Cheruſciſchen Printzen, Segi-
mund, Segeſtis Sohn, und Seſithacus, Segimers Sohn, nebſt ſeiner Gemah-
lin, Rhamis, die Acrumeri, des Fuͤrſten der Catten, Tochter war. Ferner
Arminii Gemahlin, Thusnelda, nebſt dem Printzen Thumelico, den ſie, in
ihrer Gefangenſchafft, zur Welt gebracht, und der damahls drey Jahr alt war.
Ferner der Sigambriſche Printz Theudorix, des tapffern Melonis, Bruders-
Sohn, und Libys, ein vornehmer Prieſter der Catten.4 Segeſtes war zwar, vor
ſeine Perſon, vom Sieges-Gepraͤnge der Gefangenen ausgenommen worden, hatte
aber doch nicht erhalten koͤnnen, daß ſeine Kinder, und ſein Vetter, nicht waͤren
mit aufgefuͤhret worden.

XVII. Nichts zierete den Triumph ſo ſehr, als Germanicus ſelbſt, der
Sein Tod und
Ehrenmahl
am Rheine.
ſeine Kinder mit auf dem Sieges-Wagen hatte. Tiberius ließ dem Volcke,
Mann vor Mann, dreyhundert Seſtertios, in Germanici Namen, austheilen1, und
iederman ſahe in Rom den Teutſchen Krieg, als voͤllig ausgefuͤhret, an, da indeſſen
die Voͤlcker, derer Ramen, und Gefangene, zur Schau traten, zwar noch ihre letz-
teren Niederlagen fuͤhleten, aber doch in voͤlliger Freyheit lebeten. Tiberius er-
klaͤrete ſich, daß er ſelbſt das Conſulat, aufs kuͤnfftige Jahr, mit Germanico
fuͤhren wollte: aber man glaubete deswegen doch nicht, daß er es aufrichtig mit ihm

meyne.
2 [Beginn Spaltensatz] idem c. l.
c. caecilio rvfo. l. pomponio flacco coss. a. ch. xvii.
†† vii. kal. ivn. tac. L. II. c. 41.
3 tacitvs Annal. L. II. c. 41. Triumpha-
uit de Cheruſcis, Chattisque, & Angriuariis, quae-
que aliae nationes usque ad Albim colunt: uecta ſpo-
lia, captiui ſimulacra montium, fluminum, proe-
liorum.
strabo L. VII. p.
292. iſt weitlaͤufftiger,
unter andern, ſaget er: In pompa quoque ductus
[Spaltenumbruch] eſt Libys, Chattorum Sacerdos, aliique mortales ex
deuaſtatis populis, Cathilis, Ampſanis, Bucte-
ris, Nuſipis, Cheruſcis, Chattis, Chattuariis,
Landis, Subattiis.
4 strabo l. c.
1 §. XVII. 1. Das Andencken dieſes Triumphs, ha-
ben wir auf den Muͤntzen, ſo den Reuers fuͤhren:
[Ende Spaltensatz]
SIGNIS
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0132" n="98"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Viertes Buch. Ge&#x017F;chichte der Teut&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
abzuwarten ha&#x0364;tte, und fu&#x0364;gete hinzu, wenn ja der Krieg wieder die Teut&#x017F;chen fort-<lb/>
zu&#x017F;etzen wa&#x0364;re, mo&#x0364;chte er &#x017F;elbigen &#x017F;einem Bruder, <hi rendition="#aq">Dru&#x017F;o, (Tiberii</hi> leiblichem<lb/>
Sohne) u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en, der bey dermahligem Frieden des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Reiches &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t nirgend zeigen, und einen Triumph verdienen ko&#x0364;nnte. <hi rendition="#aq">Germanicus</hi> konnte<lb/>
die&#x017F;es nicht wohl ablehnen, &#x017F;o deutlich er auch des Ka&#x0364;i&#x017F;ers Ab&#x017F;ichten erkennete, und<lb/>
bezeigete &#x017F;oviel Be&#x017F;cheidenheit, &#x017F;ich &#x017F;einer gro&#x017F;&#x017F;en Vortheile zu begeben, als er zuvor<lb/>
Tapfferkeit blicken la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ie zu erwerben<note place="foot" n="2"><cb type="start"/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">idem</hi></hi> c. l.</hi></note>. Er machte &#x017F;ich al&#x017F;o auf den Weg<lb/>
nach Rom, nachdem er, an die vier Jahre, be&#x017F;ta&#x0364;ndig die&#x017F;&#x017F;eit der Alpen gewe&#x017F;en war.<lb/>
Bey &#x017F;einer Ankunfft ward er mit den gro&#x0364;&#x017F;ten Ehren-Bezeugungen empfangen: die<lb/>
ge&#x017F;ammte Ka&#x0364;i&#x017F;erliche Leib-Wache zu Pferde hohlete ihn ein, und das Ro&#x0364;mi&#x017F;che<lb/>
Volck gieng ihm, bis auf zwantzig Ro&#x0364;mi&#x017F;che Meilen, entgegen. Er hielte darauf, <note place="foot" n="&#x2020;"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k"><hi rendition="#g">c. caecilio rvfo. l. pomponio flacco coss.</hi> a. ch. xvii.</hi></hi><note type="editorial">Im Druck befindet sich dieser Fußnotentext über denen, die im Spaltensatz am unteren Seitenrand aufgelistet sind.</note></note><lb/>
den &#x017F;echs und zwantzig&#x017F;ten Mai, <note place="foot" n="&#x2020;&#x2020;"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">vii. <hi rendition="#g">kal. ivn. tac.</hi></hi> L. II. c.</hi> 41.<note type="editorial">Im Druck befindet sich dieser Fußnotentext über denen, die im Spaltensatz am unteren Seitenrand aufgelistet sind.</note></note> einen pra&#x0364;chtigen Triumph<note place="foot" n="3"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> Annal. L. II. c. 41. <hi rendition="#i">Triumpha-<lb/>
uit de Cheru&#x017F;cis, Chattisque, &amp; Angriuariis, quae-<lb/>
que aliae nationes usque ad Albim colunt: uecta &#x017F;po-<lb/>
lia, captiui &#x017F;imulacra montium, fluminum, proe-<lb/>
liorum.</hi> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">strabo</hi></hi> L. VII. p.</hi> 292. i&#x017F;t weitla&#x0364;ufftiger,<lb/>
unter andern, &#x017F;aget er: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">In pompa quoque ductus<lb/><cb/>
e&#x017F;t Libys, Chattorum Sacerdos, aliique mortales ex<lb/>
deua&#x017F;tatis populis, Cathilis, Amp&#x017F;anis, Bucte-<lb/>
ris, Nu&#x017F;ipis, Cheru&#x017F;cis, Chattis, Chattuariis,<lb/>
Landis, Subattiis.</hi></hi></note>, wobey die be&#x017F;ten<lb/>
Stu&#x0364;cke der gemachten Beute, neb&#x017F;t allerhand Abbildungen der gewonnenen<lb/>
Schlachten, und der Berge, und Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;o er paßiret, aufgefu&#x0364;hret wurden. Un-<lb/>
ter den Gefangenen, &#x017F;o hinter dem Triumph-Wagen zur Schau treten mu&#x017F;ten,<lb/>
befanden &#x017F;ich viele vornehme Per&#x017F;onen, und unter andern, nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">strabonis</hi></hi></hi> Er-<lb/>
zehlung, der um die&#x017F;e Zeit ge&#x017F;chrieben, die beyden Cheru&#x017F;ci&#x017F;chen Printzen, Segi-<lb/>
mund, Sege&#x017F;tis Sohn, und <hi rendition="#aq">Se&#x017F;ithacus,</hi> Segimers Sohn, neb&#x017F;t &#x017F;einer Gemah-<lb/>
lin, Rhamis, die <hi rendition="#aq">Acrumeri,</hi> des Fu&#x0364;r&#x017F;ten der Catten, Tochter war. Ferner<lb/><hi rendition="#aq">Arminii</hi> Gemahlin, Thusnelda, neb&#x017F;t dem Printzen <hi rendition="#aq">Thumelico,</hi> den &#x017F;ie, in<lb/>
ihrer Gefangen&#x017F;chafft, zur Welt gebracht, und der damahls drey Jahr alt war.<lb/>
Ferner der Sigambri&#x017F;che Printz <hi rendition="#aq">Theudorix,</hi> des tapffern <hi rendition="#aq">Melonis,</hi> Bruders-<lb/>
Sohn, und <hi rendition="#aq">Libys,</hi> ein vornehmer Prie&#x017F;ter der Catten.<note place="foot" n="4"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">strabo</hi></hi> l. c.</hi></note> <hi rendition="#aq">Sege&#x017F;tes</hi> war zwar, vor<lb/>
&#x017F;eine Per&#x017F;on, vom Sieges-Gepra&#x0364;nge der Gefangenen ausgenommen worden, hatte<lb/>
aber doch nicht erhalten ko&#x0364;nnen, daß &#x017F;eine Kinder, und &#x017F;ein Vetter, nicht wa&#x0364;ren<lb/>
mit aufgefu&#x0364;hret worden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">XVII.</hi> Nichts zierete den Triumph &#x017F;o &#x017F;ehr, als <hi rendition="#aq">Germanicus</hi> &#x017F;elb&#x017F;t, der<lb/><note place="left">Sein Tod und<lb/>
Ehrenmahl<lb/>
am Rheine.</note>&#x017F;eine Kinder mit auf dem Sieges-Wagen hatte. <hi rendition="#aq">Tiberius</hi> ließ dem Volcke,<lb/>
Mann vor Mann, dreyhundert <hi rendition="#aq">Se&#x017F;tertios,</hi> in <hi rendition="#aq">Germanici</hi> Namen, austheilen<note xml:id="FN132_01_01" next="#FN132_01_02" place="foot" n="1">§. <hi rendition="#aq">XVII</hi>. 1. Das Andencken die&#x017F;es Triumphs, ha-<lb/>
ben wir auf den Mu&#x0364;ntzen, &#x017F;o den <hi rendition="#aq">Reuers</hi> fu&#x0364;hren:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">SIGNIS</hi></fw><cb type="end"/>
</note>, und<lb/>
iederman &#x017F;ahe in Rom den Teut&#x017F;chen Krieg, als vo&#x0364;llig ausgefu&#x0364;hret, an, da inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
die Vo&#x0364;lcker, derer Ramen, und Gefangene, zur Schau traten, zwar noch ihre letz-<lb/>
teren Niederlagen fu&#x0364;hleten, aber doch in vo&#x0364;lliger Freyheit lebeten. <hi rendition="#aq">Tiberius</hi> er-<lb/>
kla&#x0364;rete &#x017F;ich, daß er &#x017F;elb&#x017F;t das <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ulat,</hi> aufs ku&#x0364;nfftige Jahr, mit <hi rendition="#aq">Germanico</hi><lb/>
fu&#x0364;hren wollte: aber man glaubete deswegen doch nicht, daß er es aufrichtig mit ihm<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">meyne.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0132] Viertes Buch. Geſchichte der Teutſchen abzuwarten haͤtte, und fuͤgete hinzu, wenn ja der Krieg wieder die Teutſchen fort- zuſetzen waͤre, moͤchte er ſelbigen ſeinem Bruder, Druſo, (Tiberii leiblichem Sohne) uͤberlaſſen, der bey dermahligem Frieden des Roͤmiſchen Reiches ſich ſonſt nirgend zeigen, und einen Triumph verdienen koͤnnte. Germanicus konnte dieſes nicht wohl ablehnen, ſo deutlich er auch des Kaͤiſers Abſichten erkennete, und bezeigete ſoviel Beſcheidenheit, ſich ſeiner groſſen Vortheile zu begeben, als er zuvor Tapfferkeit blicken laſſen, ſie zu erwerben 2. Er machte ſich alſo auf den Weg nach Rom, nachdem er, an die vier Jahre, beſtaͤndig dieſſeit der Alpen geweſen war. Bey ſeiner Ankunfft ward er mit den groͤſten Ehren-Bezeugungen empfangen: die geſammte Kaͤiſerliche Leib-Wache zu Pferde hohlete ihn ein, und das Roͤmiſche Volck gieng ihm, bis auf zwantzig Roͤmiſche Meilen, entgegen. Er hielte darauf, † den ſechs und zwantzigſten Mai, †† einen praͤchtigen Triumph 3, wobey die beſten Stuͤcke der gemachten Beute, nebſt allerhand Abbildungen der gewonnenen Schlachten, und der Berge, und Fluͤſſe, ſo er paßiret, aufgefuͤhret wurden. Un- ter den Gefangenen, ſo hinter dem Triumph-Wagen zur Schau treten muſten, befanden ſich viele vornehme Perſonen, und unter andern, nach strabonis Er- zehlung, der um dieſe Zeit geſchrieben, die beyden Cheruſciſchen Printzen, Segi- mund, Segeſtis Sohn, und Seſithacus, Segimers Sohn, nebſt ſeiner Gemah- lin, Rhamis, die Acrumeri, des Fuͤrſten der Catten, Tochter war. Ferner Arminii Gemahlin, Thusnelda, nebſt dem Printzen Thumelico, den ſie, in ihrer Gefangenſchafft, zur Welt gebracht, und der damahls drey Jahr alt war. Ferner der Sigambriſche Printz Theudorix, des tapffern Melonis, Bruders- Sohn, und Libys, ein vornehmer Prieſter der Catten. 4 Segeſtes war zwar, vor ſeine Perſon, vom Sieges-Gepraͤnge der Gefangenen ausgenommen worden, hatte aber doch nicht erhalten koͤnnen, daß ſeine Kinder, und ſein Vetter, nicht waͤren mit aufgefuͤhret worden. XVII. Nichts zierete den Triumph ſo ſehr, als Germanicus ſelbſt, der ſeine Kinder mit auf dem Sieges-Wagen hatte. Tiberius ließ dem Volcke, Mann vor Mann, dreyhundert Seſtertios, in Germanici Namen, austheilen 1, und iederman ſahe in Rom den Teutſchen Krieg, als voͤllig ausgefuͤhret, an, da indeſſen die Voͤlcker, derer Ramen, und Gefangene, zur Schau traten, zwar noch ihre letz- teren Niederlagen fuͤhleten, aber doch in voͤlliger Freyheit lebeten. Tiberius er- klaͤrete ſich, daß er ſelbſt das Conſulat, aufs kuͤnfftige Jahr, mit Germanico fuͤhren wollte: aber man glaubete deswegen doch nicht, daß er es aufrichtig mit ihm meyne. Sein Tod und Ehrenmahl am Rheine. 2 idem c. l. † c. caecilio rvfo. l. pomponio flacco coss. a. ch. xvii. †† vii. kal. ivn. tac. L. II. c. 41. 3 tacitvs Annal. L. II. c. 41. Triumpha- uit de Cheruſcis, Chattisque, & Angriuariis, quae- que aliae nationes usque ad Albim colunt: uecta ſpo- lia, captiui ſimulacra montium, fluminum, proe- liorum. strabo L. VII. p. 292. iſt weitlaͤufftiger, unter andern, ſaget er: In pompa quoque ductus eſt Libys, Chattorum Sacerdos, aliique mortales ex deuaſtatis populis, Cathilis, Ampſanis, Bucte- ris, Nuſipis, Cheruſcis, Chattis, Chattuariis, Landis, Subattiis. 4 strabo l. c. 1 §. XVII. 1. Das Andencken dieſes Triumphs, ha- ben wir auf den Muͤntzen, ſo den Reuers fuͤhren: SIGNIS

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Ergänzungsvorschlag vom DWB [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/132
Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/132>, abgerufen am 19.05.2024.