Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite

bis zu Ende des Batavischen Krieges.
meyne2. Er bedienete sich bald darauf der Bewegungen, so um diese Zeit in Asi-
en entstunden, ihm die Beruhigung des Morgenlandes aufzutragen, um seiner, mit
guter Art, loß zu werden. Germanicus trat zwar auf der Reisen, zu Nicopolis in
Achaia, das Consulät an3, starb aber, im folgenden Jahre +, aller Vermuthen nach,
an Giffte4, das ihm auf Tiberii, oder desselben Mutter, Liviä, heimlichen
Befehl beygebracht worden. So sorgfältig Tiberius gewesen, Drusi Haus zu
unterdrücken, so wenig hat er den Untergang seines eigenen hindern können; da
hingegen Germanici Sohn, Caius, und sein Bruder Claudius, ihm in der
Regierung gefolget. Unter anderen Ehren-Zeichen, ward dem verstorbenen
Germanico ein Triumph-Bogen am Rheinstrohme aufgerichtet, den die Zeit
zwar ietzt zerstöhret, aber ohne dem Ruhme dieses fürtrefflichen Helden Abbruch
zu thun 5.

XVIII. Tiberii Staats-Regeln hatten zwar dem tapfferen GermanicoKriege zwi-
schen Armi-
nio,
und Ma-
roboduo.

nicht anstehen wollen, traffen aber doch sicher ein. Unter allen Teutschen Fürsten
stunden Arminius, und Maroboduus, im grösten Ansehen. Dieser war zwar
für sich mächtig, aber nicht so beliebt, weil er sich einer mehrern Gewalt gebrau-
chete, als die Teutsche Freyheit zu leiden schiene. Hingegen Arminius wurde
allenthalben als Erhalter der Teutschen Freyheit gepriesen. Beyde Fürsten liebeten
die Ehre, u. da Teutschland zu der Zeit kein ander Mittel Ruhm zu erwerben kenne-
te, als Stärcke, und Tapfferkeit, kam es gar bald zwischen ihnen zum Kriege.
Die Semnoner, und Langobarden fielen von Maroboduo ab, und begaben sich
unter Arminii Schutz. Zu gleicher Zeit erklärete sich der Fürst Jngviomar, mit
allen seinen Leuten, öffentlich vor den König der Marcomannen, aus keiner andern
Ursache, als weil ers vor verkleinerlich hielte, unter seines Bruders Sohne zu ste-
hen. Es kam zum Treffen, dergleichen unter den Teutschen noch nie war gesehen
worden: so wohl zeigeten beyde Partien an vortheilhaffter Postirung, und gutem
Commando, was sie in den bisherigen Kriegen, und insonderheit von den Römern,
gelernet1. Beyde hatten grosse Ursache ihr äusserstes zu thun: Marbod sein Reich
zu behaupten, Arminius seinen hergebrachten Ruhm, und zugleich die Semnoner,
und Langobarden, in seinem Schutze zu erhalten. Beyde Theile kamen endlich
mit gleichem Verluste von einander: da sowohl Arminii, als Marbods rechter
Flügel geschlagen ward. Maroboduus getrauete sich gleichwohl nicht ein zweytes
Treffen zu wagen, welches ihm, als eine Furchsamkeit, ausgeleget ward. Und
wie die Neigungen der Menschen ohnedem leichte dem Glücke folgen, so lieffen ietzt

seine
[Beginn Spaltensatz] SIGNIS RECEPTIS: DEVICTIS GERMANIS.
2 tacitvs L. II. c. 42.
3 tacitvs L. II. c. 53.
+ m. ivnio silano, l. norbano balbo, (alii, flacco) coss.
chr.
19. V. C.
772.
4 tacitvs L. II. c. 73.
5 tacitvs L. II. c. 83. Arcus additi Romae,
& apud ripam Rheni, & in monte Syriae Amano,
cum inscriptione rerum gestarum, ac mortem obrem
[Spaltenumbruch] publicam obiisse. Sepulchrum Antiochiae, ubi cre-
matus: tribunal Epidaphnae. quo in loco uitam
finierat. Statuarum, locorumue, in qui cole-
rentur, haud facile quis numerum inierit.
1 §. XIIX. 1. tacitvs L. II. c. 45. Diriguntur
acies pari utrimque spe, nec ut olim apud Germanos,
uagis incursibus, aut disiectas per cateruas: quippe

[Ende Spaltensatz]
longa
N 2

bis zu Ende des Bataviſchen Krieges.
meyne2. Er bedienete ſich bald darauf der Bewegungen, ſo um dieſe Zeit in Aſi-
en entſtunden, ihm die Beruhigung des Morgenlandes aufzutragen, um ſeiner, mit
guter Art, loß zu werden. Germanicus trat zwar auf der Reiſen, zu Nicopolis in
Achaia, das Conſulaͤt an3, ſtarb aber, im folgenden Jahre , aller Vermuthen nach,
an Giffte4, das ihm auf Tiberii, oder deſſelben Mutter, Liviaͤ, heimlichen
Befehl beygebracht worden. So ſorgfaͤltig Tiberius geweſen, Druſi Haus zu
unterdruͤcken, ſo wenig hat er den Untergang ſeines eigenen hindern koͤnnen; da
hingegen Germanici Sohn, Caius, und ſein Bruder Claudius, ihm in der
Regierung gefolget. Unter anderen Ehren-Zeichen, ward dem verſtorbenen
Germanico ein Triumph-Bogen am Rheinſtrohme aufgerichtet, den die Zeit
zwar ietzt zerſtoͤhret, aber ohne dem Ruhme dieſes fuͤrtrefflichen Helden Abbruch
zu thun 5.

XVIII. Tiberii Staats-Regeln hatten zwar dem tapfferen GermanicoKriege zwi-
ſchen Armi-
nio,
und Ma-
roboduo.

nicht anſtehen wollen, traffen aber doch ſicher ein. Unter allen Teutſchen Fuͤrſten
ſtunden Arminius, und Maroboduus, im groͤſten Anſehen. Dieſer war zwar
fuͤr ſich maͤchtig, aber nicht ſo beliebt, weil er ſich einer mehrern Gewalt gebrau-
chete, als die Teutſche Freyheit zu leiden ſchiene. Hingegen Arminius wurde
allenthalben als Erhalter der Teutſchen Freyheit geprieſen. Beyde Fuͤrſten liebeten
die Ehre, u. da Teutſchland zu der Zeit kein ander Mittel Ruhm zu erwerben kenne-
te, als Staͤrcke, und Tapfferkeit, kam es gar bald zwiſchen ihnen zum Kriege.
Die Semnoner, und Langobarden fielen von Maroboduo ab, und begaben ſich
unter Arminii Schutz. Zu gleicher Zeit erklaͤrete ſich der Fuͤrſt Jngviomar, mit
allen ſeinen Leuten, oͤffentlich vor den Koͤnig der Marcomannen, aus keiner andern
Urſache, als weil ers vor verkleinerlich hielte, unter ſeines Bruders Sohne zu ſte-
hen. Es kam zum Treffen, dergleichen unter den Teutſchen noch nie war geſehen
worden: ſo wohl zeigeten beyde Partien an vortheilhaffter Poſtirung, und gutem
Commando, was ſie in den bisherigen Kriegen, und inſonderheit von den Roͤmern,
gelernet1. Beyde hatten groſſe Urſache ihr aͤuſſerſtes zu thun: Marbod ſein Reich
zu behaupten, Arminius ſeinen hergebrachten Ruhm, und zugleich die Semnoner,
und Langobarden, in ſeinem Schutze zu erhalten. Beyde Theile kamen endlich
mit gleichem Verluſte von einander: da ſowohl Arminii, als Marbods rechter
Fluͤgel geſchlagen ward. Maroboduus getrauete ſich gleichwohl nicht ein zweytes
Treffen zu wagen, welches ihm, als eine Furchſamkeit, ausgeleget ward. Und
wie die Neigungen der Menſchen ohnedem leichte dem Gluͤcke folgen, ſo lieffen ietzt

ſeine
[Beginn Spaltensatz] SIGNIS RECEPTIS: DEVICTIS GERMANIS.
2 tacitvs L. II. c. 42.
3 tacitvs L. II. c. 53.
m. ivnio silano, l. norbano balbo, (alii, flacco) coss.
chr.
19. V. C.
772.
4 tacitvs L. II. c. 73.
5 tacitvs L. II. c. 83. Arcus additi Romae,
& apud ripam Rheni, & in monte Syriae Amano,
cum inſcriptione rerum geſtarum, ac mortem obrem
[Spaltenumbruch] publicam obiiſſe. Sepulchrum Antiochiae, ubi cre-
matus: tribunal Epidaphnae. quo in loco uitam
finierat. Statuarum, locorumue, in qui cole-
rentur, haud facile quis numerum inierit.
1 §. XIIX. 1. tacitvs L. II. c. 45. Diriguntur
acies pari utrimque ſpe, nec ut olim apud Germanos,
uagis incurſibus, aut disiectas per cateruas: quippe

[Ende Spaltensatz]
longa
N 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0133" n="99"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bis zu Ende des Batavi&#x017F;chen Krieges.</hi></fw><lb/>
meyne<note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> L. II. c.</hi> 42.</note>. Er bedienete &#x017F;ich bald darauf der Bewegungen, &#x017F;o um die&#x017F;e Zeit in A&#x017F;i-<lb/>
en ent&#x017F;tunden, ihm die Beruhigung des Morgenlandes aufzutragen, um &#x017F;einer, mit<lb/>
guter Art, loß zu werden. <hi rendition="#aq">Germanicus</hi> trat zwar auf der Rei&#x017F;en, zu Nicopolis in<lb/>
Achaia, das Con&#x017F;ula&#x0364;t an<note place="foot" n="3"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> L. II. c.</hi> 53.</note>, &#x017F;tarb aber, im folgenden Jahre <note place="foot" n="&#x2020;"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">m. ivnio silano, l. norbano balbo,</hi></hi> (alii, <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">flacco) coss.<lb/>
chr.</hi></hi> 19. V. C.</hi> 772.<note type="editorial">Im Druck befindet sich dieser Fußnotentext über denen, die im Spaltensatz am unteren Seiterand aufgelistet sind.</note></note>, aller Vermuthen nach,<lb/>
an Giffte<note place="foot" n="4"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> L. II. c.</hi> 73.</note>, das ihm auf Tiberii, oder de&#x017F;&#x017F;elben Mutter, Livia&#x0364;, heimlichen<lb/>
Befehl beygebracht worden. So &#x017F;orgfa&#x0364;ltig <hi rendition="#aq">Tiberius</hi> gewe&#x017F;en, <hi rendition="#aq">Dru&#x017F;i</hi> Haus zu<lb/>
unterdru&#x0364;cken, &#x017F;o wenig hat er den Untergang &#x017F;eines eigenen hindern ko&#x0364;nnen; da<lb/>
hingegen <hi rendition="#aq">Germanici</hi> Sohn, <hi rendition="#aq">Caius,</hi> und &#x017F;ein Bruder <hi rendition="#aq">Claudius,</hi> ihm in der<lb/>
Regierung gefolget. Unter anderen Ehren-Zeichen, ward dem ver&#x017F;torbenen<lb/>
Germanico ein Triumph-Bogen am Rhein&#x017F;trohme aufgerichtet, den die Zeit<lb/>
zwar ietzt zer&#x017F;to&#x0364;hret, aber ohne dem Ruhme die&#x017F;es fu&#x0364;rtrefflichen Helden Abbruch<lb/>
zu thun <note place="foot" n="5"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> L. II. c. 83. <hi rendition="#i">Arcus additi Romae,<lb/>
&amp; apud ripam Rheni, &amp; in monte Syriae Amano,<lb/>
cum in&#x017F;criptione rerum ge&#x017F;tarum, ac mortem obrem<lb/><cb/>
publicam obii&#x017F;&#x017F;e. Sepulchrum Antiochiae, ubi cre-<lb/>
matus: tribunal Epidaphnae. quo in loco uitam<lb/>
finierat. Statuarum, locorumue, in qui cole-<lb/>
rentur, haud facile quis numerum inierit.</hi></hi></note>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">XVIII. Tiberii</hi> Staats-Regeln hatten zwar dem tapfferen <hi rendition="#aq">Germanico</hi><note place="right">Kriege zwi-<lb/>
&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Armi-<lb/>
nio,</hi> und <hi rendition="#aq">Ma-<lb/>
roboduo.</hi></note><lb/>
nicht an&#x017F;tehen wollen, traffen aber doch &#x017F;icher ein. Unter allen Teut&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;tunden <hi rendition="#aq">Arminius,</hi> und <hi rendition="#aq">Maroboduus,</hi> im gro&#x0364;&#x017F;ten An&#x017F;ehen. Die&#x017F;er war zwar<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ich ma&#x0364;chtig, aber nicht &#x017F;o beliebt, weil er &#x017F;ich einer mehrern Gewalt gebrau-<lb/>
chete, als die Teut&#x017F;che Freyheit zu leiden &#x017F;chiene. Hingegen <hi rendition="#aq">Arminius</hi> wurde<lb/>
allenthalben als Erhalter der Teut&#x017F;chen Freyheit geprie&#x017F;en. Beyde Fu&#x0364;r&#x017F;ten liebeten<lb/>
die Ehre, u. da Teut&#x017F;chland zu der Zeit kein ander Mittel Ruhm zu erwerben kenne-<lb/>
te, als Sta&#x0364;rcke, und Tapfferkeit, kam es gar bald zwi&#x017F;chen ihnen zum Kriege.<lb/>
Die Semnoner, und Langobarden fielen von <hi rendition="#aq">Maroboduo</hi> ab, und begaben &#x017F;ich<lb/>
unter <hi rendition="#aq">Arminii</hi> Schutz. Zu gleicher Zeit erkla&#x0364;rete &#x017F;ich der Fu&#x0364;r&#x017F;t Jngviomar, mit<lb/>
allen &#x017F;einen Leuten, o&#x0364;ffentlich vor den Ko&#x0364;nig der Marcomannen, aus keiner andern<lb/>
Ur&#x017F;ache, als weil ers vor verkleinerlich hielte, unter &#x017F;eines Bruders Sohne zu &#x017F;te-<lb/>
hen. Es kam zum Treffen, dergleichen unter den Teut&#x017F;chen noch nie war ge&#x017F;ehen<lb/>
worden: &#x017F;o wohl zeigeten beyde Partien an vortheilhaffter Po&#x017F;tirung, und gutem<lb/>
Commando, was &#x017F;ie in den bisherigen Kriegen, und in&#x017F;onderheit von den Ro&#x0364;mern,<lb/>
gelernet<note xml:id="FN133_01_01" next="#FN133_01_02" place="foot" n="1">§. <hi rendition="#aq">XIIX</hi>. 1. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> L. II. c. 45. <hi rendition="#i">Diriguntur<lb/>
acies pari utrimque &#x017F;pe, nec ut olim apud Germanos,<lb/>
uagis incur&#x017F;ibus, aut disiectas per cateruas: quippe</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">longa</hi></hi></fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 2</fw><cb type="end"/><lb/></note>. Beyde hatten gro&#x017F;&#x017F;e Ur&#x017F;ache ihr a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;tes zu thun: Marbod &#x017F;ein Reich<lb/>
zu behaupten, <hi rendition="#aq">Arminius</hi> &#x017F;einen hergebrachten Ruhm, und zugleich die Semnoner,<lb/>
und Langobarden, in &#x017F;einem Schutze zu erhalten. Beyde Theile kamen endlich<lb/>
mit gleichem Verlu&#x017F;te von einander: da &#x017F;owohl <hi rendition="#aq">Arminii,</hi> als Marbods rechter<lb/>
Flu&#x0364;gel ge&#x017F;chlagen ward. <hi rendition="#aq">Maroboduus</hi> getrauete &#x017F;ich gleichwohl nicht ein zweytes<lb/>
Treffen zu wagen, welches ihm, als eine Furch&#x017F;amkeit, ausgeleget ward. Und<lb/>
wie die Neigungen der Men&#x017F;chen ohnedem leichte dem Glu&#x0364;cke folgen, &#x017F;o lieffen ietzt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eine</fw><lb/><note xml:id="FN132_01_02" prev="#FN132_01_01" place="foot" n="1"><cb type="start"/><hi rendition="#aq">SIGNIS RECEPTIS: DEVICTIS GERMANIS.</hi><note type="editorial">Es handelt sich um eine fortlaufende Fußnote, deren Text auf der vorherigen Seite beginnt. Im Druck ist die Fußnotenfortsetzung an erster Stelle auf dieser Seite aufgelistet.</note></note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0133] bis zu Ende des Bataviſchen Krieges. meyne 2. Er bedienete ſich bald darauf der Bewegungen, ſo um dieſe Zeit in Aſi- en entſtunden, ihm die Beruhigung des Morgenlandes aufzutragen, um ſeiner, mit guter Art, loß zu werden. Germanicus trat zwar auf der Reiſen, zu Nicopolis in Achaia, das Conſulaͤt an 3, ſtarb aber, im folgenden Jahre †, aller Vermuthen nach, an Giffte 4, das ihm auf Tiberii, oder deſſelben Mutter, Liviaͤ, heimlichen Befehl beygebracht worden. So ſorgfaͤltig Tiberius geweſen, Druſi Haus zu unterdruͤcken, ſo wenig hat er den Untergang ſeines eigenen hindern koͤnnen; da hingegen Germanici Sohn, Caius, und ſein Bruder Claudius, ihm in der Regierung gefolget. Unter anderen Ehren-Zeichen, ward dem verſtorbenen Germanico ein Triumph-Bogen am Rheinſtrohme aufgerichtet, den die Zeit zwar ietzt zerſtoͤhret, aber ohne dem Ruhme dieſes fuͤrtrefflichen Helden Abbruch zu thun 5. XVIII. Tiberii Staats-Regeln hatten zwar dem tapfferen Germanico nicht anſtehen wollen, traffen aber doch ſicher ein. Unter allen Teutſchen Fuͤrſten ſtunden Arminius, und Maroboduus, im groͤſten Anſehen. Dieſer war zwar fuͤr ſich maͤchtig, aber nicht ſo beliebt, weil er ſich einer mehrern Gewalt gebrau- chete, als die Teutſche Freyheit zu leiden ſchiene. Hingegen Arminius wurde allenthalben als Erhalter der Teutſchen Freyheit geprieſen. Beyde Fuͤrſten liebeten die Ehre, u. da Teutſchland zu der Zeit kein ander Mittel Ruhm zu erwerben kenne- te, als Staͤrcke, und Tapfferkeit, kam es gar bald zwiſchen ihnen zum Kriege. Die Semnoner, und Langobarden fielen von Maroboduo ab, und begaben ſich unter Arminii Schutz. Zu gleicher Zeit erklaͤrete ſich der Fuͤrſt Jngviomar, mit allen ſeinen Leuten, oͤffentlich vor den Koͤnig der Marcomannen, aus keiner andern Urſache, als weil ers vor verkleinerlich hielte, unter ſeines Bruders Sohne zu ſte- hen. Es kam zum Treffen, dergleichen unter den Teutſchen noch nie war geſehen worden: ſo wohl zeigeten beyde Partien an vortheilhaffter Poſtirung, und gutem Commando, was ſie in den bisherigen Kriegen, und inſonderheit von den Roͤmern, gelernet 1. Beyde hatten groſſe Urſache ihr aͤuſſerſtes zu thun: Marbod ſein Reich zu behaupten, Arminius ſeinen hergebrachten Ruhm, und zugleich die Semnoner, und Langobarden, in ſeinem Schutze zu erhalten. Beyde Theile kamen endlich mit gleichem Verluſte von einander: da ſowohl Arminii, als Marbods rechter Fluͤgel geſchlagen ward. Maroboduus getrauete ſich gleichwohl nicht ein zweytes Treffen zu wagen, welches ihm, als eine Furchſamkeit, ausgeleget ward. Und wie die Neigungen der Menſchen ohnedem leichte dem Gluͤcke folgen, ſo lieffen ietzt ſeine 1 Kriege zwi- ſchen Armi- nio, und Ma- roboduo. 2 tacitvs L. II. c. 42. 3 tacitvs L. II. c. 53. † m. ivnio silano, l. norbano balbo, (alii, flacco) coss. chr. 19. V. C. 772. 4 tacitvs L. II. c. 73. 5 tacitvs L. II. c. 83. Arcus additi Romae, & apud ripam Rheni, & in monte Syriae Amano, cum inſcriptione rerum geſtarum, ac mortem obrem publicam obiiſſe. Sepulchrum Antiochiae, ubi cre- matus: tribunal Epidaphnae. quo in loco uitam finierat. Statuarum, locorumue, in qui cole- rentur, haud facile quis numerum inierit. 1 §. XIIX. 1. tacitvs L. II. c. 45. Diriguntur acies pari utrimque ſpe, nec ut olim apud Germanos, uagis incurſibus, aut disiectas per cateruas: quippe longa 1 SIGNIS RECEPTIS: DEVICTIS GERMANIS. N 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Ergänzungsvorschlag vom DWB [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/133
Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/133>, abgerufen am 19.05.2024.