Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

Bild:
<< vorherige Seite
bis zu Ende des Batavischen Krieges.

XX. Maroboduus zwar hat würcklich seine Zuflucht nach Jtalien genommen.Beyder ferne-
re: Begeben-
heiten. Von
dem König-
reiche, das
Vannius ge-
stifftet.

Wie aber ein Reich, das noch ohne beständige Verfassung ist, und nur bloß, durch
eine kluge Regierung seines Fürsten, in Ordnung gehalten wird, wenn derselbe ab-
gehet, gar leichte zerfället; so genoß auch Catualda der neuen Hoheit nicht lange.
Vibilius vertrieb ihn mit Hülffe der Hermundurer, und er sahe sich genöthiget,
seine Zuflucht ebenfalls zu den Römern zu nehmen, die ihm Forum Iulium, in dem
Narbonesischen Gallien, zu seinem Auffenthalte, anwiesen: im übrigen aber
sich seiner so wenig, als Marobodui, annahmen. Beyde hatten einen grossen
Schwarm von ihrem Anhange mit sich gebracht, der aber zurücke muste, weil man
besorgete, sie möchten die Provintzen beunruhigen. Es wurde ihnen das Land,
zwischen der Mar, und dem Chus, am rechten Ufer der Donau, eingegeben, und
Vannius, ein Quade von Geburt, über sie zum Könige verordnet, von dessen Zu-
fällen unten Nachricht erfolgen wird. So unangenehm es auch diesen Flüchtlin-
gen, die bisher gantz verschiedenen Neigungen gefolget, vorkommen mochte, daß
sie nunmehro neben, und unter einander, wohnen sollten, so musten sie es doch
noch für eine Wohlthat rechnen, daß sie nicht dem neuen Könige der Marcoman-
nen ausgelieffert wurden. Diese wurden der Veränderung eben so wenig frohe,
da diejenigen, so, um Maroboduum verhaßt zu machen, die Freyheit am meisten
gerühmet, nachdem sie das Hefft in die Hände bekommen, ihnen eben so wenig
davon geniessen liessen. Die Römer scheinen sich mit dem neuen Könige gesetzet zu
haben, und hatten weiter von selbiger Seiten wenig zu besorgen, da Vannius
gleichsam zur Besatzung gegen die Marcomannen dienete, und ihr König befürch-
ten muste, die Römer könnten, bey der ersten Bewegung, Maroboduum wieder
einsetzen2. Dieser unglückliche König hat noch gantzer achtzehen Jahre zu Raven-
na gelebet, und nur gar zu viel Zeit gehabt zu erfahren, was für ein Unterschied
zwischen einem mächtigen Printzen sey, dem offte seine Laster selbst, als Tugenden,
ausgeleget werden, und einem Printzen ohne Land, dem auch, was das Glück thut,
als ein Fehler zugemessen wird. tacitvs leget es ihm fast zur Schande aus,
daß er nicht durch einen freywilligen Tod seinem Elende ein Ende gemacht. Aber
auch ein Held, so grosse Gedancken er in seinem Wohlstande hat, nimmt, wenn
sich derselbe ändert, mit demjenigen vorlieb, was gemeinen Leuten gut deucht, und
verläst die Hütte so ungerne, als den Thron. Jm übrigen ward Druso die Ova-
ti
on zuerkannt3, die er aber erst das Jahr hernach gehalten.

XXI. Arminio schlug der über Marboden erhaltene Vortheil auch nichtArminii Tod.

zum
[Beginn Spaltensatz] mundurorum opibus, & Vibilio duce; receptusque,
forum Iulium, Narbonensis Galliae coloniam, mit-
titur. Barbari, utrumque comitati, ne quietas
provincias immixti turbarent, Danubium ultra, in-
ter flumina Marum, & Cusum, locantur, dato Rege,
Vannio, gentis Quadorum.
Vannius
hat also nicht
das gantze Reich, wie es Maroboduus, und Catualda,
beherrschet, erhalten, sondern nur das Land inter
Marum, Chusumque amnem,
wo seit dem die Qva-
den beständig gewohnet. Vannius kan sein Reich er-
[Spaltenumbruch] weitert haben: wir finden aber in der Historie nicht
genug Nachrichten, daß wir die Völcker, die er dazu
gebracht, nahmhafft machen könnten.
2 tacitvs de M. G. c. 42. Marcomannis,
Quadisque, usque ad nostram memoriam, Reges man-
serunt ex gente ipsorum, nobile Marobodui, & Tu-
dri, genus.
3 tacitvs L. II. c. 64. Decreuere patres,
ut Germanicus, atque Drusus, ouantes urbem in-
troirent.

[Ende Spaltensatz]
§. XXI.
N 3
bis zu Ende des Bataviſchen Krieges.

XX. Maroboduus zwar hat wuͤrcklich ſeine Zuflucht nach Jtalien genommen.Beyder ferne-
re: Begeben-
heiten. Von
dem Koͤnig-
reiche, das
Vannius ge-
ſtifftet.

Wie aber ein Reich, das noch ohne beſtaͤndige Verfaſſung iſt, und nur bloß, durch
eine kluge Regierung ſeines Fuͤrſten, in Ordnung gehalten wird, wenn derſelbe ab-
gehet, gar leichte zerfaͤllet; ſo genoß auch Catualda der neuen Hoheit nicht lange.
Vibilius vertrieb ihn mit Huͤlffe der Hermundurer, und er ſahe ſich genoͤthiget,
ſeine Zuflucht ebenfalls zu den Roͤmern zu nehmen, die ihm Forum Iulium, in dem
Narboneſiſchen Gallien, zu ſeinem Auffenthalte, anwieſen: im uͤbrigen aber
ſich ſeiner ſo wenig, als Marobodui, annahmen. Beyde hatten einen groſſen
Schwarm von ihrem Anhange mit ſich gebracht, der aber zuruͤcke muſte, weil man
beſorgete, ſie moͤchten die Provintzen beunruhigen. Es wurde ihnen das Land,
zwiſchen der Mar, und dem Chus, am rechten Ufer der Donau, eingegeben, und
Vannius, ein Quade von Geburt, uͤber ſie zum Koͤnige verordnet, von deſſen Zu-
faͤllen unten Nachricht erfolgen wird. So unangenehm es auch dieſen Fluͤchtlin-
gen, die bisher gantz verſchiedenen Neigungen gefolget, vorkommen mochte, daß
ſie nunmehro neben, und unter einander, wohnen ſollten, ſo muſten ſie es doch
noch fuͤr eine Wohlthat rechnen, daß ſie nicht dem neuen Koͤnige der Marcoman-
nen ausgelieffert wurden. Dieſe wurden der Veraͤnderung eben ſo wenig frohe,
da diejenigen, ſo, um Maroboduum verhaßt zu machen, die Freyheit am meiſten
geruͤhmet, nachdem ſie das Hefft in die Haͤnde bekommen, ihnen eben ſo wenig
davon genieſſen lieſſen. Die Roͤmer ſcheinen ſich mit dem neuen Koͤnige geſetzet zu
haben, und hatten weiter von ſelbiger Seiten wenig zu beſorgen, da Vannius
gleichſam zur Beſatzung gegen die Marcomannen dienete, und ihr Koͤnig befuͤrch-
ten muſte, die Roͤmer koͤnnten, bey der erſten Bewegung, Maroboduum wieder
einſetzen2. Dieſer ungluͤckliche Koͤnig hat noch gantzer achtzehen Jahre zu Raven-
na gelebet, und nur gar zu viel Zeit gehabt zu erfahren, was fuͤr ein Unterſchied
zwiſchen einem maͤchtigen Printzen ſey, dem offte ſeine Laſter ſelbſt, als Tugenden,
ausgeleget werden, und einem Printzen ohne Land, dem auch, was das Gluͤck thut,
als ein Fehler zugemeſſen wird. tacitvs leget es ihm faſt zur Schande aus,
daß er nicht durch einen freywilligen Tod ſeinem Elende ein Ende gemacht. Aber
auch ein Held, ſo groſſe Gedancken er in ſeinem Wohlſtande hat, nimmt, wenn
ſich derſelbe aͤndert, mit demjenigen vorlieb, was gemeinen Leuten gut deucht, und
verlaͤſt die Huͤtte ſo ungerne, als den Thron. Jm uͤbrigen ward Druſo die Ova-
ti
on zuerkannt3, die er aber erſt das Jahr hernach gehalten.

XXI. Arminio ſchlug der uͤber Marboden erhaltene Vortheil auch nichtArminii Tod.

zum
[Beginn Spaltensatz] mundurorum opibus, & Vibilio duce; receptusque,
forum Iulium, Narbonenſis Galliae coloniam, mit-
titur. Barbari, utrumque comitati, ne quietas
provincias immixti turbarent, Danubium ultra, in-
ter flumina Marum, & Cuſum, locantur, dato Rege,
Vannio, gentis Quadorum.
Vannius
hat alſo nicht
das gantze Reich, wie es Maroboduus, und Catualda,
beherrſchet, erhalten, ſondern nur das Land inter
Marum, Chuſumque amnem,
wo ſeit dem die Qva-
den beſtaͤndig gewohnet. Vannius kan ſein Reich er-
[Spaltenumbruch] weitert haben: wir finden aber in der Hiſtorie nicht
genug Nachrichten, daß wir die Voͤlcker, die er dazu
gebracht, nahmhafft machen koͤnnten.
2 tacitvs de M. G. c. 42. Marcomannis,
Quadisque, usque ad noſtram memoriam, Reges man-
ſerunt ex gente ipſorum, nobile Marobodui, & Tu-
dri, genus.
3 tacitvs L. II. c. 64. Decreuere patres,
ut Germanicus, atque Druſus, ouantes urbem in-
troirent.

[Ende Spaltensatz]
§. XXI.
N 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0135" n="101"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">bis zu Ende des Batavi&#x017F;chen Krieges.</hi> </fw><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">XX. Maroboduus</hi> zwar hat wu&#x0364;rcklich &#x017F;eine Zuflucht nach Jtalien genommen.<note place="right">Beyder ferne-<lb/>
re: Begeben-<lb/>
heiten. Von<lb/>
dem Ko&#x0364;nig-<lb/>
reiche, das<lb/><hi rendition="#aq">Vannius</hi> ge-<lb/>
&#x017F;tifftet.</note><lb/>
Wie aber ein Reich, das noch ohne be&#x017F;ta&#x0364;ndige Verfa&#x017F;&#x017F;ung i&#x017F;t, und nur bloß, durch<lb/>
eine kluge Regierung &#x017F;eines Fu&#x0364;r&#x017F;ten, in Ordnung gehalten wird, wenn der&#x017F;elbe ab-<lb/>
gehet, gar leichte zerfa&#x0364;llet; &#x017F;o genoß auch <hi rendition="#aq">Catualda</hi> der neuen Hoheit nicht lange.<lb/><hi rendition="#aq">Vibilius</hi> vertrieb ihn mit Hu&#x0364;lffe der Hermundurer, und er &#x017F;ahe &#x017F;ich geno&#x0364;thiget,<lb/>
&#x017F;eine Zuflucht ebenfalls zu den Ro&#x0364;mern zu nehmen, die ihm <hi rendition="#aq">Forum Iulium,</hi> in dem<lb/>
Narbone&#x017F;i&#x017F;chen Gallien, zu &#x017F;einem Auffenthalte, anwie&#x017F;en: im u&#x0364;brigen aber<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;einer &#x017F;o wenig, als <hi rendition="#aq">Marobodui,</hi> annahmen. Beyde hatten einen gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Schwarm von ihrem Anhange mit &#x017F;ich gebracht, der aber zuru&#x0364;cke mu&#x017F;te, weil man<lb/>
be&#x017F;orgete, &#x017F;ie mo&#x0364;chten die Provintzen beunruhigen. Es wurde ihnen das Land,<lb/>
zwi&#x017F;chen der Mar, und dem Chus, am rechten Ufer der Donau, eingegeben, und<lb/><hi rendition="#aq">Vannius,</hi> ein Quade von Geburt, u&#x0364;ber &#x017F;ie zum Ko&#x0364;nige verordnet<note xml:id="FN134_01_02" prev="#FN134_01_01" place="foot" n="1"><cb type="start"/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">mundurorum opibus, &amp; Vibilio duce; receptusque,<lb/>
forum Iulium, Narbonen&#x017F;is Galliae coloniam, mit-<lb/>
titur. Barbari, utrumque comitati, ne quietas<lb/>
provincias immixti turbarent, Danubium ultra, in-<lb/>
ter flumina Marum, &amp; Cu&#x017F;um, locantur, dato Rege,<lb/>
Vannio, gentis Quadorum.</hi> Vannius</hi> hat al&#x017F;o nicht<lb/>
das gantze Reich, wie es <hi rendition="#aq">Maroboduus,</hi> und <hi rendition="#aq">Catualda,</hi><lb/>
beherr&#x017F;chet, erhalten, &#x017F;ondern nur das Land <hi rendition="#aq">inter<lb/>
Marum, Chu&#x017F;umque amnem,</hi> wo &#x017F;eit dem die Qva-<lb/>
den be&#x017F;ta&#x0364;ndig gewohnet. <hi rendition="#aq">Vannius</hi> kan &#x017F;ein Reich er-<lb/><cb/>
weitert haben: wir finden aber in der Hi&#x017F;torie nicht<lb/>
genug Nachrichten, daß wir die Vo&#x0364;lcker, die er dazu<lb/>
gebracht, nahmhafft machen ko&#x0364;nnten.<note type="editorial">Es handelt sich um eine fortlaufende Fußnote, deren Text auf der vorherigen Seite beginnt.</note></note>, von de&#x017F;&#x017F;en Zu-<lb/>
fa&#x0364;llen unten Nachricht erfolgen wird. So unangenehm es auch die&#x017F;en Flu&#x0364;chtlin-<lb/>
gen, die bisher gantz ver&#x017F;chiedenen Neigungen gefolget, vorkommen mochte, daß<lb/>
&#x017F;ie nunmehro neben, und unter einander, wohnen &#x017F;ollten, &#x017F;o mu&#x017F;ten &#x017F;ie es doch<lb/>
noch fu&#x0364;r eine Wohlthat rechnen, daß &#x017F;ie nicht dem neuen Ko&#x0364;nige der Marcoman-<lb/>
nen ausgelieffert wurden. Die&#x017F;e wurden der Vera&#x0364;nderung eben &#x017F;o wenig frohe,<lb/>
da diejenigen, &#x017F;o, um <hi rendition="#aq">Maroboduum</hi> verhaßt zu machen, die Freyheit am mei&#x017F;ten<lb/>
geru&#x0364;hmet, nachdem &#x017F;ie das Hefft in die Ha&#x0364;nde bekommen, ihnen eben &#x017F;o wenig<lb/>
davon genie&#x017F;&#x017F;en lie&#x017F;&#x017F;en. Die Ro&#x0364;mer &#x017F;cheinen &#x017F;ich mit dem neuen Ko&#x0364;nige ge&#x017F;etzet zu<lb/>
haben, und hatten weiter von &#x017F;elbiger Seiten wenig zu be&#x017F;orgen, da <hi rendition="#aq">Vannius</hi><lb/>
gleich&#x017F;am zur Be&#x017F;atzung gegen die Marcomannen dienete, und ihr Ko&#x0364;nig befu&#x0364;rch-<lb/>
ten mu&#x017F;te, die Ro&#x0364;mer ko&#x0364;nnten, bey der er&#x017F;ten Bewegung, <hi rendition="#aq">Maroboduum</hi> wieder<lb/>
ein&#x017F;etzen<note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> de M. G. c. 42. <hi rendition="#i">Marcomannis,<lb/>
Quadisque, usque ad no&#x017F;tram memoriam, Reges man-<lb/>
&#x017F;erunt ex gente ip&#x017F;orum, nobile Marobodui, &amp; Tu-<lb/>
dri, genus.</hi></hi></note>. Die&#x017F;er unglu&#x0364;ckliche Ko&#x0364;nig hat noch gantzer achtzehen Jahre zu Raven-<lb/>
na gelebet, und nur gar zu viel Zeit gehabt zu erfahren, was fu&#x0364;r ein Unter&#x017F;chied<lb/>
zwi&#x017F;chen einem ma&#x0364;chtigen Printzen &#x017F;ey, dem offte &#x017F;eine La&#x017F;ter &#x017F;elb&#x017F;t, als Tugenden,<lb/>
ausgeleget werden, und einem Printzen ohne Land, dem auch, was das Glu&#x0364;ck thut,<lb/>
als ein Fehler zugeme&#x017F;&#x017F;en wird. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi></hi> leget es ihm fa&#x017F;t zur Schande aus,<lb/>
daß er nicht durch einen freywilligen Tod &#x017F;einem Elende ein Ende gemacht. Aber<lb/>
auch ein Held, &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Gedancken er in &#x017F;einem Wohl&#x017F;tande hat, nimmt, wenn<lb/>
&#x017F;ich der&#x017F;elbe a&#x0364;ndert, mit demjenigen vorlieb, was gemeinen Leuten gut deucht, und<lb/>
verla&#x0364;&#x017F;t die Hu&#x0364;tte &#x017F;o ungerne, als den Thron. Jm u&#x0364;brigen ward <hi rendition="#aq">Dru&#x017F;o</hi> die <hi rendition="#aq">Ova-<lb/>
ti</hi>on zuerkannt<note place="foot" n="3"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">tacitvs</hi></hi> L. II. c. 64. <hi rendition="#i">Decreuere patres,<lb/>
ut Germanicus, atque Dru&#x017F;us, ouantes urbem in-<lb/>
troirent.</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">§. <hi rendition="#aq">XXI.</hi></fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 3</fw><cb type="end"/><lb/></note>, die er aber er&#x017F;t das Jahr hernach gehalten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">XXI. Arminio</hi> &#x017F;chlug der u&#x0364;ber Marboden erhaltene Vortheil auch nicht<note place="right"><hi rendition="#aq">Arminii</hi> Tod.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zum</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0135] bis zu Ende des Bataviſchen Krieges. XX. Maroboduus zwar hat wuͤrcklich ſeine Zuflucht nach Jtalien genommen. Wie aber ein Reich, das noch ohne beſtaͤndige Verfaſſung iſt, und nur bloß, durch eine kluge Regierung ſeines Fuͤrſten, in Ordnung gehalten wird, wenn derſelbe ab- gehet, gar leichte zerfaͤllet; ſo genoß auch Catualda der neuen Hoheit nicht lange. Vibilius vertrieb ihn mit Huͤlffe der Hermundurer, und er ſahe ſich genoͤthiget, ſeine Zuflucht ebenfalls zu den Roͤmern zu nehmen, die ihm Forum Iulium, in dem Narboneſiſchen Gallien, zu ſeinem Auffenthalte, anwieſen: im uͤbrigen aber ſich ſeiner ſo wenig, als Marobodui, annahmen. Beyde hatten einen groſſen Schwarm von ihrem Anhange mit ſich gebracht, der aber zuruͤcke muſte, weil man beſorgete, ſie moͤchten die Provintzen beunruhigen. Es wurde ihnen das Land, zwiſchen der Mar, und dem Chus, am rechten Ufer der Donau, eingegeben, und Vannius, ein Quade von Geburt, uͤber ſie zum Koͤnige verordnet 1, von deſſen Zu- faͤllen unten Nachricht erfolgen wird. So unangenehm es auch dieſen Fluͤchtlin- gen, die bisher gantz verſchiedenen Neigungen gefolget, vorkommen mochte, daß ſie nunmehro neben, und unter einander, wohnen ſollten, ſo muſten ſie es doch noch fuͤr eine Wohlthat rechnen, daß ſie nicht dem neuen Koͤnige der Marcoman- nen ausgelieffert wurden. Dieſe wurden der Veraͤnderung eben ſo wenig frohe, da diejenigen, ſo, um Maroboduum verhaßt zu machen, die Freyheit am meiſten geruͤhmet, nachdem ſie das Hefft in die Haͤnde bekommen, ihnen eben ſo wenig davon genieſſen lieſſen. Die Roͤmer ſcheinen ſich mit dem neuen Koͤnige geſetzet zu haben, und hatten weiter von ſelbiger Seiten wenig zu beſorgen, da Vannius gleichſam zur Beſatzung gegen die Marcomannen dienete, und ihr Koͤnig befuͤrch- ten muſte, die Roͤmer koͤnnten, bey der erſten Bewegung, Maroboduum wieder einſetzen 2. Dieſer ungluͤckliche Koͤnig hat noch gantzer achtzehen Jahre zu Raven- na gelebet, und nur gar zu viel Zeit gehabt zu erfahren, was fuͤr ein Unterſchied zwiſchen einem maͤchtigen Printzen ſey, dem offte ſeine Laſter ſelbſt, als Tugenden, ausgeleget werden, und einem Printzen ohne Land, dem auch, was das Gluͤck thut, als ein Fehler zugemeſſen wird. tacitvs leget es ihm faſt zur Schande aus, daß er nicht durch einen freywilligen Tod ſeinem Elende ein Ende gemacht. Aber auch ein Held, ſo groſſe Gedancken er in ſeinem Wohlſtande hat, nimmt, wenn ſich derſelbe aͤndert, mit demjenigen vorlieb, was gemeinen Leuten gut deucht, und verlaͤſt die Huͤtte ſo ungerne, als den Thron. Jm uͤbrigen ward Druſo die Ova- tion zuerkannt 3, die er aber erſt das Jahr hernach gehalten. Beyder ferne- re: Begeben- heiten. Von dem Koͤnig- reiche, das Vannius ge- ſtifftet. XXI. Arminio ſchlug der uͤber Marboden erhaltene Vortheil auch nicht zum Arminii Tod. 1 mundurorum opibus, & Vibilio duce; receptusque, forum Iulium, Narbonenſis Galliae coloniam, mit- titur. Barbari, utrumque comitati, ne quietas provincias immixti turbarent, Danubium ultra, in- ter flumina Marum, & Cuſum, locantur, dato Rege, Vannio, gentis Quadorum. Vannius hat alſo nicht das gantze Reich, wie es Maroboduus, und Catualda, beherrſchet, erhalten, ſondern nur das Land inter Marum, Chuſumque amnem, wo ſeit dem die Qva- den beſtaͤndig gewohnet. Vannius kan ſein Reich er- weitert haben: wir finden aber in der Hiſtorie nicht genug Nachrichten, daß wir die Voͤlcker, die er dazu gebracht, nahmhafft machen koͤnnten. 2 tacitvs de M. G. c. 42. Marcomannis, Quadisque, usque ad noſtram memoriam, Reges man- ſerunt ex gente ipſorum, nobile Marobodui, & Tu- dri, genus. 3 tacitvs L. II. c. 64. Decreuere patres, ut Germanicus, atque Druſus, ouantes urbem in- troirent. §. XXI. N 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Ergänzungsvorschlag vom DWB [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/135
Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/135>, abgerufen am 19.05.2024.