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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Viertes Buch. Geschichte der Teutschen
halten, als die Verstattung einer sichern Zuflucht, in den Römischen Provintzen.
Vannii Macht bestund aus lauter Fuß-Volcke; er hatte aber von seinen Nach-
barn1, den Jazygen, einem Sarmatischen Volcke, das trefflich zu Pferde war2,
eine Anzahl Reuterey in seinen Diensten, und verließ sich zugleich sehr auf seine
Vestungen. Allein die Jazygen waren zu hitzig, und wurden sogleich mit den Ly-
giern, und Hermundurern, handgemein, so daß Vannius, ihnen zu Hülffe, sich
selbst ins Feld wagen muste. Das Treffen fiel wieder ihn aus, da er sich denn in
die Schiffe, so auf der Donau fertig lagen, warff, und nach Pannonien entwich.
Der Römische Stadthalter empfing ihn sehr höfflich, da seine Wunden genugsam
zeigeten, daß er sein Königreich nicht eher verlassen, als nachdem er das Leben, es
zu behaupten, gewaget. Der Anhang, so ihm folgete, wurde zwar in Pannonien
versorget, aber die Römer unterliessen nicht, zugleich mit seinen Uberwindern, die
sich in seine Länder theileten3, ein gutes Vernehmen zu unterhalten. tacitvs
rühmet ihre Treue gegen die Römer, und wir finden namentlich von Sidone, daß
er in den Kriegen zwischen Vitellio, und Vespasiano, grosse Proben seines Eyfers
für die Römer von sich gegeben4. Es war auch diesem Printzen, an der Römer
Freundschafft, nicht allein Vannii wegen, so lange er gelebet, viel gelegen, son-
dern auch ihrer eigenen Unterthanen halber, denen es iederzeit schwer fiel, einen
Herrn über sich zu leiden5. Die Marcomannen, und Qvaden, werden zu M.
Aurelii
Zeiten wieder vorkommen, da wir finden, daß die Qvaden bis um den
Fluß Grana gewohnet.

XXXII. Gegen die Römer aber blieb ferner alles am Rheine sowohl, als
Pompeius
Paullinus

läst einen gros-
sen Damm
am Rhein-
Strohme auf-
führen.
an der Donau, eine Zeitlang ruhig, und die Römischen Generale sehneten sich auch
nicht sehr nach Kriegen, da die Insignia triumphalia, derentwegen man vormahls
alles gewaget, ietzund, auch ohne Krieg und Blutvergiessen, konnten erlanget wer-
den. Damit aber der Soldat sich nicht gar der Arbeit entwöhnen möchte, ließ
Pompeius Paullinus, der die Armee in Nieder-Germanien commandirete, einen
mächtigen Damm fortführen am Arm des Rheins, den Drusus zu bauen angefan-
gen hatte, um den Strohm, der gegen die Seite von Gallien sehr zum Austreten ge-
+ a. chr. 55.neigt war, zu zwingen. + Man hält insgemein dafür, daß dieser Damm ober

ietzigem
1 [Beginn Spaltensatz] §. XXXI. 1. Wie sie mit einander gegräntzet, be-
schreibet plinivs H. N. L. IV. c. 25. Inter Da-
nubium, & Hercynium saltum, usque ad Pannonica
hiberna Carnunti, Germanorumque ibi confinium,
campos, & plana, Iazyges, Sarmatae: montes uero &
saltus, pulsi ab his Daci, ad Pathyssum amnem, a
Maro; siue is Duria est, a Sueuis regnoque Vannia-
no dirimens eos: aduersa Basternae tenent, aliique
inde Germani.
2 tacitvs H. L. III. c. 5. Principes Sar-
matarum Iazygum, penes quos ciuitatis regimen, in
commilitium asciti, plebem quoque, & uim equitum,
qua sola ualent, offerebant.
Er sagt an einem an-
dern Orte Hist. L. I. c. 79. von den Sarmatis über-
[Spaltenumbruch] haupt: Namque mirum dictu, ut si omnis Sarma-
tarum uis uelut extra ipsos: nihil ad pedestrem pu-
gnam tam ignavum, ubi per turmas aduenere, uix
ulla acies obstiterit.
3 Wie Sido, und Vangio, sich in Vannii Reich ge-
theilet, ist zwar in der Römischen Historie nicht deut-
lich ausgedrucket, wenn man aber indessen eine Muth-
massung wagen darf, so scheinet es, daß, als Catual-
da
vertrieben worden, die Hermundurer sich frey ge-
macht, u. Vannius nachmahls die Herrschafft über die
Marcomannen erlanget habe. Nach dessen Falle kan
ietzo Vangio die Herrschafft über die Qvaden, und Si-
do
das Königreich der Marcomannen, die zunechst
mit den Hermundurern gräntzeten, bekommen haben.
[Ende Spaltensatz]
Wie
4
5

Viertes Buch. Geſchichte der Teutſchen
halten, als die Verſtattung einer ſichern Zuflucht, in den Roͤmiſchen Provintzen.
Vannii Macht beſtund aus lauter Fuß-Volcke; er hatte aber von ſeinen Nach-
barn1, den Jazygen, einem Sarmatiſchen Volcke, das trefflich zu Pferde war2,
eine Anzahl Reuterey in ſeinen Dienſten, und verließ ſich zugleich ſehr auf ſeine
Veſtungen. Allein die Jazygen waren zu hitzig, und wurden ſogleich mit den Ly-
giern, und Hermundurern, handgemein, ſo daß Vannius, ihnen zu Huͤlffe, ſich
ſelbſt ins Feld wagen muſte. Das Treffen fiel wieder ihn aus, da er ſich denn in
die Schiffe, ſo auf der Donau fertig lagen, warff, und nach Pannonien entwich.
Der Roͤmiſche Stadthalter empfing ihn ſehr hoͤfflich, da ſeine Wunden genugſam
zeigeten, daß er ſein Koͤnigreich nicht eher verlaſſen, als nachdem er das Leben, es
zu behaupten, gewaget. Der Anhang, ſo ihm folgete, wurde zwar in Pannonien
verſorget, aber die Roͤmer unterlieſſen nicht, zugleich mit ſeinen Uberwindern, die
ſich in ſeine Laͤnder theileten3, ein gutes Vernehmen zu unterhalten. tacitvs
ruͤhmet ihre Treue gegen die Roͤmer, und wir finden namentlich von Sidone, daß
er in den Kriegen zwiſchen Vitellio, und Veſpaſiano, groſſe Proben ſeines Eyfers
fuͤr die Roͤmer von ſich gegeben4. Es war auch dieſem Printzen, an der Roͤmer
Freundſchafft, nicht allein Vannii wegen, ſo lange er gelebet, viel gelegen, ſon-
dern auch ihrer eigenen Unterthanen halber, denen es iederzeit ſchwer fiel, einen
Herrn uͤber ſich zu leiden5. Die Marcomannen, und Qvaden, werden zu M.
Aurelii
Zeiten wieder vorkommen, da wir finden, daß die Qvaden bis um den
Fluß Grana gewohnet.

XXXII. Gegen die Roͤmer aber blieb ferner alles am Rheine ſowohl, als
Pompeius
Paullinus

laͤſt einen groſ-
ſen Damm
am Rhein-
Strohme auf-
fuͤhren.
an der Donau, eine Zeitlang ruhig, und die Roͤmiſchen Generale ſehneten ſich auch
nicht ſehr nach Kriegen, da die Inſignia triumphalia, derentwegen man vormahls
alles gewaget, ietzund, auch ohne Krieg und Blutvergieſſen, konnten erlanget wer-
den. Damit aber der Soldat ſich nicht gar der Arbeit entwoͤhnen moͤchte, ließ
Pompeius Paullinus, der die Armee in Nieder-Germanien commandirete, einen
maͤchtigen Dam̃ fortfuͤhren am Arm des Rheins, den Druſus zu bauen angefan-
gen hatte, um den Strohm, der gegen die Seite von Gallien ſehr zum Austreten ge-
a. chr. 55.neigt war, zu zwingen. † Man haͤlt insgemein dafuͤr, daß dieſer Damm ober

ietzigem
1 [Beginn Spaltensatz] §. XXXI. 1. Wie ſie mit einander gegraͤntzet, be-
ſchreibet plinivs H. N. L. IV. c. 25. Inter Da-
nubium, & Hercynium ſaltum, usque ad Pannonica
hiberna Carnunti, Germanorumque ibi confinium,
campos, & plana, Iazyges, Sarmatae: montes uero &
ſaltus, pulſi ab his Daci, ad Pathyſſum amnem, a
Maro; ſiue is Duria eſt, a Sueuis regnoque Vannia-
no dirimens eos: aduerſa Baſternae tenent, aliique
inde Germani.
2 tacitvs H. L. III. c. 5. Principes Sar-
matarum Iazygum, penes quos ciuitatis regimen, in
commilitium aſciti, plebem quoque, & uim equitum,
qua ſola ualent, offerebant.
Er ſagt an einem an-
dern Orte Hiſt. L. I. c. 79. von den Sarmatis uͤber-
[Spaltenumbruch] haupt: Namque mirum dictu, ut ſi omnis Sarma-
tarum uis uelut extra ipſos: nihil ad pedeſtrem pu-
gnam tam ignavum, ubi per turmas aduenere, uix
ulla acies obſtiterit.
3 Wie Sido, und Vangio, ſich in Vannii Reich ge-
theilet, iſt zwar in der Roͤmiſchen Hiſtorie nicht deut-
lich ausgedrucket, wenn man aber indeſſen eine Muth-
maſſung wagen darf, ſo ſcheinet es, daß, als Catual-
da
vertrieben worden, die Hermundurer ſich frey ge-
macht, u. Vannius nachmahls die Herrſchafft uͤber die
Marcomannen erlanget habe. Nach deſſen Falle kan
ietzo Vangio die Herrſchafft uͤber die Qvaden, und Si-
do
das Koͤnigreich der Marcomannen, die zunechſt
mit den Hermundurern graͤntzeten, bekommen haben.
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Wie
4
5
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[112/0146] Viertes Buch. Geſchichte der Teutſchen halten, als die Verſtattung einer ſichern Zuflucht, in den Roͤmiſchen Provintzen. Vannii Macht beſtund aus lauter Fuß-Volcke; er hatte aber von ſeinen Nach- barn 1, den Jazygen, einem Sarmatiſchen Volcke, das trefflich zu Pferde war 2, eine Anzahl Reuterey in ſeinen Dienſten, und verließ ſich zugleich ſehr auf ſeine Veſtungen. Allein die Jazygen waren zu hitzig, und wurden ſogleich mit den Ly- giern, und Hermundurern, handgemein, ſo daß Vannius, ihnen zu Huͤlffe, ſich ſelbſt ins Feld wagen muſte. Das Treffen fiel wieder ihn aus, da er ſich denn in die Schiffe, ſo auf der Donau fertig lagen, warff, und nach Pannonien entwich. Der Roͤmiſche Stadthalter empfing ihn ſehr hoͤfflich, da ſeine Wunden genugſam zeigeten, daß er ſein Koͤnigreich nicht eher verlaſſen, als nachdem er das Leben, es zu behaupten, gewaget. Der Anhang, ſo ihm folgete, wurde zwar in Pannonien verſorget, aber die Roͤmer unterlieſſen nicht, zugleich mit ſeinen Uberwindern, die ſich in ſeine Laͤnder theileten 3, ein gutes Vernehmen zu unterhalten. tacitvs ruͤhmet ihre Treue gegen die Roͤmer, und wir finden namentlich von Sidone, daß er in den Kriegen zwiſchen Vitellio, und Veſpaſiano, groſſe Proben ſeines Eyfers fuͤr die Roͤmer von ſich gegeben 4. Es war auch dieſem Printzen, an der Roͤmer Freundſchafft, nicht allein Vannii wegen, ſo lange er gelebet, viel gelegen, ſon- dern auch ihrer eigenen Unterthanen halber, denen es iederzeit ſchwer fiel, einen Herrn uͤber ſich zu leiden 5. Die Marcomannen, und Qvaden, werden zu M. Aurelii Zeiten wieder vorkommen, da wir finden, daß die Qvaden bis um den Fluß Grana gewohnet. XXXII. Gegen die Roͤmer aber blieb ferner alles am Rheine ſowohl, als an der Donau, eine Zeitlang ruhig, und die Roͤmiſchen Generale ſehneten ſich auch nicht ſehr nach Kriegen, da die Inſignia triumphalia, derentwegen man vormahls alles gewaget, ietzund, auch ohne Krieg und Blutvergieſſen, konnten erlanget wer- den. Damit aber der Soldat ſich nicht gar der Arbeit entwoͤhnen moͤchte, ließ Pompeius Paullinus, der die Armee in Nieder-Germanien commandirete, einen maͤchtigen Dam̃ fortfuͤhren am Arm des Rheins, den Druſus zu bauen angefan- gen hatte, um den Strohm, der gegen die Seite von Gallien ſehr zum Austreten ge- neigt war, zu zwingen. † Man haͤlt insgemein dafuͤr, daß dieſer Damm ober ietzigem Pompeius Paullinus laͤſt einen groſ- ſen Damm am Rhein- Strohme auf- fuͤhren. † a. chr. 55. 1 §. XXXI. 1. Wie ſie mit einander gegraͤntzet, be- ſchreibet plinivs H. N. L. IV. c. 25. Inter Da- nubium, & Hercynium ſaltum, usque ad Pannonica hiberna Carnunti, Germanorumque ibi confinium, campos, & plana, Iazyges, Sarmatae: montes uero & ſaltus, pulſi ab his Daci, ad Pathyſſum amnem, a Maro; ſiue is Duria eſt, a Sueuis regnoque Vannia- no dirimens eos: aduerſa Baſternae tenent, aliique inde Germani. 2 tacitvs H. L. III. c. 5. Principes Sar- matarum Iazygum, penes quos ciuitatis regimen, in commilitium aſciti, plebem quoque, & uim equitum, qua ſola ualent, offerebant. Er ſagt an einem an- dern Orte Hiſt. L. I. c. 79. von den Sarmatis uͤber- haupt: Namque mirum dictu, ut ſi omnis Sarma- tarum uis uelut extra ipſos: nihil ad pedeſtrem pu- gnam tam ignavum, ubi per turmas aduenere, uix ulla acies obſtiterit. 3 Wie Sido, und Vangio, ſich in Vannii Reich ge- theilet, iſt zwar in der Roͤmiſchen Hiſtorie nicht deut- lich ausgedrucket, wenn man aber indeſſen eine Muth- maſſung wagen darf, ſo ſcheinet es, daß, als Catual- da vertrieben worden, die Hermundurer ſich frey ge- macht, u. Vannius nachmahls die Herrſchafft uͤber die Marcomannen erlanget habe. Nach deſſen Falle kan ietzo Vangio die Herrſchafft uͤber die Qvaden, und Si- do das Koͤnigreich der Marcomannen, die zunechſt mit den Hermundurern graͤntzeten, bekommen haben. Wie 4 5

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/146>, abgerufen am 19.05.2024.