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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende des Batavischen Krieges.
Furcht und Schrecken setzen möchte. Er selbst fiel den Tenchterern über den Hals,
und drohete, sie mit Strumpff und Stiel auszurotten, wenn sie nicht den Ansi-
bariern die Freundschafft aufkündigten. Die Bructerer wurden dadurch gleich-
falls abgeschrecket, und die unglückseeligen Ansibarier zogen sich zurücke zu den an-
gräntzenden Usipetern, Tubanten, Catten, und Cheruscern. Sie wurden aber al-
lenthalben feindlich abgewiesen, und die gantze Nation, nachdem sie alles ausge-
standen, was Elend, Mangel, und Krieg betrübtes mit sich führet, und dieje-
nigen, so die Waffen führen konnten, im Felde geblieben, die übrigen aber in die
Knechtschafft zerstreuet worden, vertilget.

XXXV. Jn eben demselben Sommer + setzete es ein blutiges Treffen zwi-Blutiges Tref-
fen zwischen
den Catten u.
Hermundu-
rern.

schen den Catten, und Hermundurern, wegen einiger Saltz-Qvellen, so an den
Gräntzen von beyden Völckern lagen, und die ein iedes sich zueignen woll-
te. Die Catten hatten eine Gelübde gethan, wenn sie das Feld behielten, die
Feinde ihren Göttern aufzuopffern; welcher unmenschliche Aberglaube allem,
was Othem hatte, das Leben zu kosten pflegete. Die Sache lieff aber anders, und
für die Catten um so viel betrübter ab, weil die Feinde ietzt an ihnen ausübeten, was
Sie selbst im Sinne gehabt1.

XXXVI. Jch kan hier die Bewegungen, so um diese Zeit in Gallien, undIulius Vin-
dex
will Gal-
lien in Frey-
heit setzen;
wird aber bey
Besancon ge-
schlagen.

bey den am Rheine stehenden Legionen entstanden, von denen selbst das Käiserthum
dependiret, nicht vorbey lassen, weil das meiste an Oertern, so ietzo zum Teutschen
Reiche gehören, fürgegangen, und an vielen auch die Teutschen selbst grossen An-
theil gehabt. Neronis Tyranney hatte die Herrschafft der Römer, allen Pro-
vintzen verhast, und verächtlich, gemacht. Iulius Vindex, ein vornehmer Galli-
er, wagete also den gefährlichen Entschluß, sein Vaterland von diesem Ungeheuer
zu befreyen. Er hatte die Einwohner von Gallia Narbonensi, und Viennensi1, auf
der Seiten, und unter den Sequanen, und Aeduern, grossen Anhang2. Hingegen
waren andere Völcker in Gallien, insonderheit die Belgen, Lingonen, und Trevi-
rer seinen Anschlägen zuwider3. Die Haupt-Sache kam also darauf an, wohin

die
[Beginn Spaltensatz] sum. Illi Bructeros, Tenchteros, ulteriores etiam
nationes, socias bello, uocabant. Auitus scripto ad
Curtilium Manciam, superioris exercitus legatum, ut
Rhenum transgressus, arma a tergo ostenderet; ipse
legiones in agrum Tenchterum induxit, excidium
minitans, nisi caussam suam dissociarent. Igitur
absistentibus his, pari metu exterriti Bructeri. Et
caeteris quoque, aliena pericula deserentibus, sola
Ansibariorum gens retro ad Vsipios, & Tubantes, con-
cessit: quorum terris exacti, cum Cattos, dein
Cheruscos petissent; errore longo, hospites, egeni,
hostes, in alieno, quod iuventutis erat, caeduntur,
imbellis aetas in praedam diuisa est.
menso al-
tingivs
hat bereits angemercket l. c. p. 7. daß
man, nach taciti Zeiten, noch einen Rest von An-
sibariis
in der Historie antreffe.
+ §. XXXV. + A. C. 58. V. C. 811. imp. nerone
III., et valerio messala., coss.
1 [Spaltenumbruch] §. XXXV. 1. tacitvs Annal. L. XIII. c. 57.
Sed bellum Hermunduris prosperum, Cattis exitio-
sius fuit, quia uictores diuersam aciem Marti, ac Mer-
curio, sacrauere, quo uoto equi, viri, cuncta uicta
occidioni dantur. Et minae quidem hostiles in ipsos
vertebantur.
lipsivs
will die Saale hier verste-
hen, in not. ad h. l. Wie die Gottheiten, so taci-
tvs
hier Martem, und Mercurium, nennet, bey
den Catten selbst geheissen, überlassen wir andern aus-
zumachen.
1 §. XXXVI. 1. Conf. tacitvs L. I. c. 66. &
passim al.
2 Daß es die Sequani und Aedui mit Vindice
gehalten, erhellet aus taciti L. I. c. 36.
3 idem L. IV. c. 69. Constat obstitisse Treui-
ris Lingonibusque, quod Vindicis motu, cum Vergi-
nio stetissent.

[Ende Spaltensatz]
4. dio
P 2

bis zu Ende des Bataviſchen Krieges.
Furcht und Schrecken ſetzen moͤchte. Er ſelbſt fiel den Tenchterern uͤber den Hals,
und drohete, ſie mit Strumpff und Stiel auszurotten, wenn ſie nicht den Anſi-
bariern die Freundſchafft aufkuͤndigten. Die Bructerer wurden dadurch gleich-
falls abgeſchrecket, und die ungluͤckſeeligen Anſibarier zogen ſich zuruͤcke zu den an-
graͤntzenden Uſipetern, Tubanten, Catten, und Cheruſcern. Sie wurden aber al-
lenthalben feindlich abgewieſen, und die gantze Nation, nachdem ſie alles ausge-
ſtanden, was Elend, Mangel, und Krieg betruͤbtes mit ſich fuͤhret, und dieje-
nigen, ſo die Waffen fuͤhren konnten, im Felde geblieben, die uͤbrigen aber in die
Knechtſchafft zerſtreuet worden, vertilget.

XXXV. Jn eben demſelben Sommer ſetzete es ein blutiges Treffen zwi-Blutiges Tꝛef-
fen zwiſchen
den Catten u.
Hermundu-
rern.

ſchen den Catten, und Hermundurern, wegen einiger Saltz-Qvellen, ſo an den
Graͤntzen von beyden Voͤlckern lagen, und die ein iedes ſich zueignen woll-
te. Die Catten hatten eine Geluͤbde gethan, wenn ſie das Feld behielten, die
Feinde ihren Goͤttern aufzuopffern; welcher unmenſchliche Aberglaube allem,
was Othem hatte, das Leben zu koſten pflegete. Die Sache lieff aber anders, und
fuͤr die Catten um ſo viel betruͤbter ab, weil die Feinde ietzt an ihnen ausuͤbeten, was
Sie ſelbſt im Sinne gehabt1.

XXXVI. Jch kan hier die Bewegungen, ſo um dieſe Zeit in Gallien, undIulius Vin-
dex
will Gal-
lien in Frey-
heit ſetzen;
wird aber bey
Beſançon ge-
ſchlagen.

bey den am Rheine ſtehenden Legionen entſtanden, von denen ſelbſt das Kaͤiſerthum
dependiret, nicht vorbey laſſen, weil das meiſte an Oertern, ſo ietzo zum Teutſchen
Reiche gehoͤren, fuͤrgegangen, und an vielen auch die Teutſchen ſelbſt groſſen An-
theil gehabt. Neronis Tyranney hatte die Herrſchafft der Roͤmer, allen Pro-
vintzen verhaſt, und veraͤchtlich, gemacht. Iulius Vindex, ein vornehmer Galli-
er, wagete alſo den gefaͤhrlichen Entſchluß, ſein Vaterland von dieſem Ungeheuer
zu befreyen. Er hatte die Einwohner von Gallia Narbonenſi, und Viennenſi1, auf
der Seiten, und unter den Sequanen, und Aeduern, groſſen Anhang2. Hingegen
waren andere Voͤlcker in Gallien, inſonderheit die Belgen, Lingonen, und Trevi-
rer ſeinen Anſchlaͤgen zuwider3. Die Haupt-Sache kam alſo darauf an, wohin

die
[Beginn Spaltensatz] ſum. Illi Bructeros, Tenchteros, ulteriores etiam
nationes, ſocias bello, uocabant. Auitus ſcripto ad
Curtilium Manciam, ſuperioris exercitus legatum, ut
Rhenum transgreſſus, arma a tergo oſtenderet; ipſe
legiones in agrum Tenchterum induxit, excidium
minitans, niſi cauſſam ſuam diſſociarent. Igitur
abſiſtentibus his, pari metu exterriti Bructeri. Et
caeteris quoque, aliena pericula deſerentibus, ſola
Anſibariorum gens retro ad Vſipios, & Tubantes, con-
ceſſit: quorum terris exacti, cum Cattos, dein
Cheruſcos petiſſent; errore longo, hoſpites, egeni,
hoſtes, in alieno, quod iuventutis erat, caeduntur,
imbellis aetas in praedam diuiſa eſt.
menso al-
tingivs
hat bereits angemercket l. c. p. 7. daß
man, nach taciti Zeiten, noch einen Reſt von An-
ſibariis
in der Hiſtorie antreffe.
§. XXXV. † A. C. 58. V. C. 811. imp. nerone
III., et valerio messala., coss.
1 [Spaltenumbruch] §. XXXV. 1. tacitvs Annal. L. XIII. c. 57.
Sed bellum Hermunduris proſperum, Cattis exitio-
ſius fuit, quia uictores diuerſam aciem Marti, ac Mer-
curio, ſacrauere, quo uoto equi, viri, cuncta uicta
occidioni dantur. Et minae quidem hoſtiles in ipſos
vertebantur.
lipsivs
will die Saale hier verſte-
hen, in not. ad h. l. Wie die Gottheiten, ſo taci-
tvs
hier Martem, und Mercurium, nennet, bey
den Catten ſelbſt geheiſſen, uͤberlaſſen wir andern aus-
zumachen.
1 §. XXXVI. 1. Conf. tacitvs L. I. c. 66. &
paſſim al.
2 Daß es die Sequani und Aedui mit Vindice
gehalten, erhellet aus taciti L. I. c. 36.
3 idem L. IV. c. 69. Conſtat obſtitiſſe Treui-
ris Lingonibusque, quod Vindicis motu, cum Vergi-
nio ſtetiſſent.

[Ende Spaltensatz]
4. dio
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[115/0149] bis zu Ende des Bataviſchen Krieges. Furcht und Schrecken ſetzen moͤchte. Er ſelbſt fiel den Tenchterern uͤber den Hals, und drohete, ſie mit Strumpff und Stiel auszurotten, wenn ſie nicht den Anſi- bariern die Freundſchafft aufkuͤndigten. Die Bructerer wurden dadurch gleich- falls abgeſchrecket, und die ungluͤckſeeligen Anſibarier zogen ſich zuruͤcke zu den an- graͤntzenden Uſipetern, Tubanten, Catten, und Cheruſcern. Sie wurden aber al- lenthalben feindlich abgewieſen, und die gantze Nation, nachdem ſie alles ausge- ſtanden, was Elend, Mangel, und Krieg betruͤbtes mit ſich fuͤhret, und dieje- nigen, ſo die Waffen fuͤhren konnten, im Felde geblieben, die uͤbrigen aber in die Knechtſchafft zerſtreuet worden, vertilget 2. XXXV. Jn eben demſelben Sommer † ſetzete es ein blutiges Treffen zwi- ſchen den Catten, und Hermundurern, wegen einiger Saltz-Qvellen, ſo an den Graͤntzen von beyden Voͤlckern lagen, und die ein iedes ſich zueignen woll- te. Die Catten hatten eine Geluͤbde gethan, wenn ſie das Feld behielten, die Feinde ihren Goͤttern aufzuopffern; welcher unmenſchliche Aberglaube allem, was Othem hatte, das Leben zu koſten pflegete. Die Sache lieff aber anders, und fuͤr die Catten um ſo viel betruͤbter ab, weil die Feinde ietzt an ihnen ausuͤbeten, was Sie ſelbſt im Sinne gehabt 1. Blutiges Tꝛef- fen zwiſchen den Catten u. Hermundu- rern. XXXVI. Jch kan hier die Bewegungen, ſo um dieſe Zeit in Gallien, und bey den am Rheine ſtehenden Legionen entſtanden, von denen ſelbſt das Kaͤiſerthum dependiret, nicht vorbey laſſen, weil das meiſte an Oertern, ſo ietzo zum Teutſchen Reiche gehoͤren, fuͤrgegangen, und an vielen auch die Teutſchen ſelbſt groſſen An- theil gehabt. Neronis Tyranney hatte die Herrſchafft der Roͤmer, allen Pro- vintzen verhaſt, und veraͤchtlich, gemacht. Iulius Vindex, ein vornehmer Galli- er, wagete alſo den gefaͤhrlichen Entſchluß, ſein Vaterland von dieſem Ungeheuer zu befreyen. Er hatte die Einwohner von Gallia Narbonenſi, und Viennenſi 1, auf der Seiten, und unter den Sequanen, und Aeduern, groſſen Anhang 2. Hingegen waren andere Voͤlcker in Gallien, inſonderheit die Belgen, Lingonen, und Trevi- rer ſeinen Anſchlaͤgen zuwider 3. Die Haupt-Sache kam alſo darauf an, wohin die Iulius Vin- dex will Gal- lien in Frey- heit ſetzen; wird aber bey Beſançon ge- ſchlagen. 2 ſum. Illi Bructeros, Tenchteros, ulteriores etiam nationes, ſocias bello, uocabant. Auitus ſcripto ad Curtilium Manciam, ſuperioris exercitus legatum, ut Rhenum transgreſſus, arma a tergo oſtenderet; ipſe legiones in agrum Tenchterum induxit, excidium minitans, niſi cauſſam ſuam diſſociarent. Igitur abſiſtentibus his, pari metu exterriti Bructeri. Et caeteris quoque, aliena pericula deſerentibus, ſola Anſibariorum gens retro ad Vſipios, & Tubantes, con- ceſſit: quorum terris exacti, cum Cattos, dein Cheruſcos petiſſent; errore longo, hoſpites, egeni, hoſtes, in alieno, quod iuventutis erat, caeduntur, imbellis aetas in praedam diuiſa eſt. menso al- tingivs hat bereits angemercket l. c. p. 7. daß man, nach taciti Zeiten, noch einen Reſt von An- ſibariis in der Hiſtorie antreffe. † §. XXXV. † A. C. 58. V. C. 811. imp. nerone III., et valerio messala., coss. 1 §. XXXV. 1. tacitvs Annal. L. XIII. c. 57. Sed bellum Hermunduris proſperum, Cattis exitio- ſius fuit, quia uictores diuerſam aciem Marti, ac Mer- curio, ſacrauere, quo uoto equi, viri, cuncta uicta occidioni dantur. Et minae quidem hoſtiles in ipſos vertebantur. lipsivs will die Saale hier verſte- hen, in not. ad h. l. Wie die Gottheiten, ſo taci- tvs hier Martem, und Mercurium, nennet, bey den Catten ſelbſt geheiſſen, uͤberlaſſen wir andern aus- zumachen. 1 §. XXXVI. 1. Conf. tacitvs L. I. c. 66. & paſſim al. 2 Daß es die Sequani und Aedui mit Vindice gehalten, erhellet aus taciti L. I. c. 36. 3 idem L. IV. c. 69. Conſtat obſtitiſſe Treui- ris Lingonibusque, quod Vindicis motu, cum Vergi- nio ſtetiſſent. 4. dio P 2

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/149>, abgerufen am 21.11.2024.