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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Fünfftes Buch. Geschichte der Teutschen
wandten sich nach Griechenland. Sie stiegen in Attica aus, und gingen in Pelo-
ponesum,
da sie in Corinth, Argos, Sparta, und durch gantz Achajen, trau-
rige Zeichen ihres Zuges, mit plündern, sengen, und brennen, anrichteten, ohne
daß ihnen iemand Wiederstand that. Doch haben sich die Athenienser an sie ge-
waget 2, und, unter Dexippi Anführung, ihnen hin und wieder in den engen Pässen
Schläge angebracht. Sie konnten aber doch nicht hindern, daß sie nicht durch
Boeotien, vollend in Epirum, und ferner in Moesiam eingedrungen
wären 3. Dieser Dexippus hat die Historie seiner Zeit beschrieben, davon uns
aber nur wenige Reste übrig geblieben. trebellivs pollio, iornan-
des,
u. syncellvs, haben selbige noch gantz gehabt, aber so schlecht gebrauchet,
daß wir kaum die rechte Ordnung der Begebenheiten zusammen bringen können.
Am wenigsten finden wir, wo ihre Flotten hingekommen. Gallienus, der eben wie-
der Laelianum, in Gallien zu Felde war, sahe sich genöthiget, die Waffen gegen
das Illyricum zu wenden, wo die Gefahr täglich grösser ward. Er überließ das Com-
mando gegen Gallien seinen Generalen, und zog selbst wieder die Gothen, und
Heruler. Wir finden, daß er sie bey der Stadt Naissus in Moesien geschlagen.
Er scheinet aber auch, ungeachtet seines Sieges, gute Bedingungen zum Frie-
den angebothen zu haben, immassen der General der Heruler, Naulobatus, sich ihm
unterworffen, aber dagegen, unter andern auch die Ehre des Consulats
erhalten 4. Aus den Herulis, die sich damahls den Römern ergeben, schei-
net das Heer gemacht zu seyn, das seit dem unter den fremden Völckern, die bey

der
[Beginn Spaltensatz] urbibus, muniendisque praefecit: pugnatumque est
etrca Pontum, & a Byzantiis ducibus uicti sunt Bar-
bari. Veneriano item duce, nauali bello Gothi su-
perati sunt; tum ipse Venerianus militari periit
morte. Atque inde Cyzicum, & Asiam, deinceps
Achaiam omnem, uastauerunt, & ab Atheniensibus,
duce Dexippo, scriptore horum temporum, uicti sunt.
Vnde pulsi, per Epirum, Acarnaniam, Boeotiam,
peruagati sunt. Gallienus interea, uix excitatus pu-
blicis malis, Gothis, uagantibus per Illyricum, occur-
rit, & fortuito plurimos interemit.
Diese ziemlich
verwirrte Erzehlung, wird durch die folgende Anmer-
ckungen mit erläutert werden. Jm übrigen muth-
masset Msr. de tillemont. p. 994. daß dieses
der Athenaeus sey, von dem ein Buch von den Krieges-
Gerüsten, so noch nicht gedruckt, vorhanden.
2 syncellvs p. 382. D. Eodem tempore
Aeruli, 500 nauibus uecti, Moeotide palude traiecta,
in Pontum feruntur, & Byzantium, Chrysopolimque
occupant. Ibi, consertis manibus, nonnihil retro ce-
dere coacti ad fauces usque Ponti Euxini, Hieron
uulgo nuncupatas: postero uero die prosperis uenti
flatibus ad Cyzici, Bithyniae insignis ciuitatis, fretum
primum exscendunt, Lemnum deinde, & Scyrum in-
sulae depopulantur: tum in Atticam facta irrupti-
one, Athenas, Corinthum, Spartam, Argos, Acha-
[Spaltenumbruch] iamque uniuersam, incendio & uastitate foedant:

zosimvs
gedencket dieser Expedition gantz kurtz L. I.
c. 39. Quum autem Scythae Graeciam grauissimis da-
mnis adfecissent, ipsis etiam Athenis expugnatis,
Gallienus manum cum eis, ad Thraciam usque iam
progressis, conserturus accessit.
3 syncellvs p. 382. D. Donec positis per loca
difficiliora insidiis, auxiliisque a Gallieno missis,
plurimos eorum Athenienses occiderunt: & ad Nes-
sum alios ter mille prostrauerunt.
Msr. de til-
lemont
glaubet, es sey hier der Fluß Nessus in
Thracien gemeynet, es ist aber leichter von der Stadt
Naissus in Ober-Moesien zu verstehen: daselbst konn-
ten sich Gallienus bey seinem An-Marsch, und die
Heruli, als sie aus Epiro kamen, leichter einander be-
gegnen.
4 vid. not. 1. & 3. syncellvs l. c. Sub idem
tempus Naulobatus, Aerulorum dux, Gallieno Impe-
ratori deditione facta, consularis dignitatis honorem
accepit.
Seit dem finden wir, daß Heruli in der
Römischen Armee gedienet. Dieses ist die Expediti-
on, deren einige andere Römische Historici nur gantz
kurtz gedencken, als victor in Caes. c. 33. Adeo,
ut Thraciam Gothi libere progressi, Macedones,
Achaeosque & Asiae finitima occuparent.
evtro-

[Ende Spaltensatz]
pivs

Fuͤnfftes Buch. Geſchichte der Teutſchen
wandten ſich nach Griechenland. Sie ſtiegen in Attica aus, und gingen in Pelo-
poneſum,
da ſie in Corinth, Argos, Sparta, und durch gantz Achajen, trau-
rige Zeichen ihres Zuges, mit pluͤndern, ſengen, und brennen, anrichteten, ohne
daß ihnen iemand Wiederſtand that. Doch haben ſich die Athenienſer an ſie ge-
waget 2, und, unter Dexippi Anfuͤhrung, ihnen hin und wieder in den engen Paͤſſen
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Boeotien, vollend in Epirum, und ferner in Moeſiam eingedrungen
waͤren 3. Dieſer Dexippus hat die Hiſtorie ſeiner Zeit beſchrieben, davon uns
aber nur wenige Reſte uͤbrig geblieben. trebellivs pollio, iornan-
des,
u. syncellvs, haben ſelbige noch gantz gehabt, aber ſo ſchlecht gebrauchet,
daß wir kaum die rechte Ordnung der Begebenheiten zuſammen bringen koͤnnen.
Am wenigſten finden wir, wo ihre Flotten hingekommen. Gallienus, der eben wie-
der Laelianum, in Gallien zu Felde war, ſahe ſich genoͤthiget, die Waffen gegen
das Illyricum zu wenden, wo die Gefahr taͤglich groͤſſer ward. Er uͤberließ das Com-
mando gegen Gallien ſeinen Generalen, und zog ſelbſt wieder die Gothen, und
Heruler. Wir finden, daß er ſie bey der Stadt Naiſſus in Moeſien geſchlagen.
Er ſcheinet aber auch, ungeachtet ſeines Sieges, gute Bedingungen zum Frie-
den angebothen zu haben, immaſſen der General der Heruler, Naulobatus, ſich ihm
unterworffen, aber dagegen, unter andern auch die Ehre des Conſulats
erhalten 4. Aus den Herulis, die ſich damahls den Roͤmern ergeben, ſchei-
net das Heer gemacht zu ſeyn, das ſeit dem unter den fremden Voͤlckern, die bey

der
[Beginn Spaltensatz] urbibus, muniendisque praefecit: pugnatumque eſt
etrca Pontum, & a Byzantiis ducibus uicti ſunt Bar-
bari. Veneriano item duce, nauali bello Gothi ſu-
perati ſunt; tum ipſe Venerianus militari periit
morte. Atque inde Cyzicum, & Aſiam, deinceps
Achaiam omnem, uaſtauerunt, & ab Athenienſibus,
duce Dexippo, ſcriptore horum temporum, uicti ſunt.
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peruagati ſunt. Gallienus interea, uix excitatus pu-
blicis malis, Gothis, uagantibus per Illyricum, occur-
rit, & fortuito plurimos interemit.
Dieſe ziemlich
verwirrte Erzehlung, wird durch die folgende Anmer-
ckungen mit erlaͤutert werden. Jm uͤbrigen muth-
maſſet Mſr. de tillemont. p. 994. daß dieſes
der Athenaeus ſey, von dem ein Buch von den Krieges-
Geruͤſten, ſo noch nicht gedruckt, vorhanden.
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Aeruli, 500 nauibus uecti, Moeotide palude traiecta,
in Pontum feruntur, & Byzantium, Chryſopolimque
occupant. Ibi, conſertis manibus, nonnihil retro ce-
dere coacti ad fauces usque Ponti Euxini, Hieron
uulgo nuncupatas: poſtero uero die proſperis uenti
flatibus ad Cyzici, Bithyniae inſignis ciuitatis, fretum
primum exſcendunt, Lemnum deinde, & Scyrum in-
ſulae depopulantur: tum in Atticam facta irrupti-
one, Athenas, Corinthum, Spartam, Argos, Acha-
[Spaltenumbruch] iamque uniuerſam, incendio & uaſtitate foedant:

zosimvs
gedencket dieſer Expedition gantz kurtz L. I.
c. 39. Quum autem Scythae Graeciam grauiſſimis da-
mnis adfeciſſent, ipſis etiam Athenis expugnatis,
Gallienus manum cum eis, ad Thraciam usque iam
progreſſis, conſerturus acceſſit.
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difficiliora inſidiis, auxiliisque a Gallieno miſſis,
plurimos eorum Athenienſes occiderunt: & ad Neſ-
ſum alios ter mille proſtrauerunt.
Mſr. de til-
lemont
glaubet, es ſey hier der Fluß Neſſus in
Thracien gemeynet, es iſt aber leichter von der Stadt
Naiſſus in Ober-Moeſien zu verſtehen: daſelbſt konn-
ten ſich Gallienus bey ſeinem An-Marſch, und die
Heruli, als ſie aus Epiro kamen, leichter einander be-
gegnen.
4 vid. not. 1. & 3. syncellvs l. c. Sub idem
tempus Naulobatus, Aerulorum dux, Gallieno Impe-
ratori deditione facta, conſularis dignitatis honorem
accepit.
Seit dem finden wir, daß Heruli in der
Roͤmiſchen Armee gedienet. Dieſes iſt die Expediti-
on, deren einige andere Roͤmiſche Hiſtorici nur gantz
kurtz gedencken, als victor in Caeſ. c. 33. Adeo,
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[180/0214] Fuͤnfftes Buch. Geſchichte der Teutſchen wandten ſich nach Griechenland. Sie ſtiegen in Attica aus, und gingen in Pelo- poneſum, da ſie in Corinth, Argos, Sparta, und durch gantz Achajen, trau- rige Zeichen ihres Zuges, mit pluͤndern, ſengen, und brennen, anrichteten, ohne daß ihnen iemand Wiederſtand that. Doch haben ſich die Athenienſer an ſie ge- waget 2, und, unter Dexippi Anfuͤhrung, ihnen hin und wieder in den engen Paͤſſen Schlaͤge angebracht. Sie konnten aber doch nicht hindern, daß ſie nicht durch Boeotien, vollend in Epirum, und ferner in Moeſiam eingedrungen waͤren 3. Dieſer Dexippus hat die Hiſtorie ſeiner Zeit beſchrieben, davon uns aber nur wenige Reſte uͤbrig geblieben. trebellivs pollio, iornan- des, u. syncellvs, haben ſelbige noch gantz gehabt, aber ſo ſchlecht gebrauchet, daß wir kaum die rechte Ordnung der Begebenheiten zuſammen bringen koͤnnen. Am wenigſten finden wir, wo ihre Flotten hingekommen. Gallienus, der eben wie- der Laelianum, in Gallien zu Felde war, ſahe ſich genoͤthiget, die Waffen gegen das Illyricum zu wenden, wo die Gefahr taͤglich groͤſſer ward. Er uͤberließ das Com- mando gegen Gallien ſeinen Generalen, und zog ſelbſt wieder die Gothen, und Heruler. Wir finden, daß er ſie bey der Stadt Naiſſus in Moeſien geſchlagen. Er ſcheinet aber auch, ungeachtet ſeines Sieges, gute Bedingungen zum Frie- den angebothen zu haben, immaſſen der General der Heruler, Naulobatus, ſich ihm unterworffen, aber dagegen, unter andern auch die Ehre des Conſulats erhalten 4. Aus den Herulis, die ſich damahls den Roͤmern ergeben, ſchei- net das Heer gemacht zu ſeyn, das ſeit dem unter den fremden Voͤlckern, die bey der 1 2 syncellvs p. 382. D. Eodem tempore Aeruli, 500 nauibus uecti, Moeotide palude traiecta, in Pontum feruntur, & Byzantium, Chryſopolimque occupant. Ibi, conſertis manibus, nonnihil retro ce- dere coacti ad fauces usque Ponti Euxini, Hieron uulgo nuncupatas: poſtero uero die proſperis uenti flatibus ad Cyzici, Bithyniae inſignis ciuitatis, fretum primum exſcendunt, Lemnum deinde, & Scyrum in- ſulae depopulantur: tum in Atticam facta irrupti- one, Athenas, Corinthum, Spartam, Argos, Acha- iamque uniuerſam, incendio & uaſtitate foedant: zosimvs gedencket dieſer Expedition gantz kurtz L. I. c. 39. Quum autem Scythae Graeciam grauiſſimis da- mnis adfeciſſent, ipſis etiam Athenis expugnatis, Gallienus manum cum eis, ad Thraciam usque iam progreſſis, conſerturus acceſſit. 3 syncellvs p. 382. D. Donec poſitis per loca difficiliora inſidiis, auxiliisque a Gallieno miſſis, plurimos eorum Athenienſes occiderunt: & ad Neſ- ſum alios ter mille proſtrauerunt. Mſr. de til- lemont glaubet, es ſey hier der Fluß Neſſus in Thracien gemeynet, es iſt aber leichter von der Stadt Naiſſus in Ober-Moeſien zu verſtehen: daſelbſt konn- ten ſich Gallienus bey ſeinem An-Marſch, und die Heruli, als ſie aus Epiro kamen, leichter einander be- gegnen. 4 vid. not. 1. & 3. syncellvs l. c. Sub idem tempus Naulobatus, Aerulorum dux, Gallieno Impe- ratori deditione facta, conſularis dignitatis honorem accepit. Seit dem finden wir, daß Heruli in der Roͤmiſchen Armee gedienet. Dieſes iſt die Expediti- on, deren einige andere Roͤmiſche Hiſtorici nur gantz kurtz gedencken, als victor in Caeſ. c. 33. Adeo, ut Thraciam Gothi libere progreſſi, Macedones, Achaeosque & Aſiae finitima occuparent. evtro- pivs 1 urbibus, muniendisque praefecit: pugnatumque eſt etrca Pontum, & a Byzantiis ducibus uicti ſunt Bar- bari. Veneriano item duce, nauali bello Gothi ſu- perati ſunt; tum ipſe Venerianus militari periit morte. Atque inde Cyzicum, & Aſiam, deinceps Achaiam omnem, uaſtauerunt, & ab Athenienſibus, duce Dexippo, ſcriptore horum temporum, uicti ſunt. Vnde pulſi, per Epirum, Acarnaniam, Boeotiam, peruagati ſunt. Gallienus interea, uix excitatus pu- blicis malis, Gothis, uagantibus per Illyricum, occur- rit, & fortuito plurimos interemit. Dieſe ziemlich verwirrte Erzehlung, wird durch die folgende Anmer- ckungen mit erlaͤutert werden. Jm uͤbrigen muth- maſſet Mſr. de tillemont. p. 994. daß dieſes der Athenaeus ſey, von dem ein Buch von den Krieges- Geruͤſten, ſo noch nicht gedruckt, vorhanden.

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/214>, abgerufen am 24.11.2024.