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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende der mit PROBO geführten Kriege.
der Römischen Armee gedienet, fürkommt. Die übrigen Gothen, wie sie die
Niederlage der Heruler höreten, wollten über die Donau zurücke, und schlugen eine
Wagenburg, um solches desto sicherer ins Werck zu richten. Gallienus, der, we-
gen einer Rebellion in Jtalien, selbst zurücke muste, ließ die beyden Generale, Mar-
cianum,
und Claudium, wieder sie agiren. Selbige waren unter einander
uneins. Denn da Claudius rieth, ihnen den Rückweg abzuschneiden, so ließ sie
Marcianus dennoch entwischen. Beyde aber dachten wohl nicht, daß hieraus Gele-
genheit zu einem unsterblichen Ruhm für Claudium entstehen sollte 5.

XLIV. Denn Claudius ward noch in selbigem Jahre 268, nach GallieniClaudii Sie-
ge gegen die
Alemannier:
die Gothen
lauffen, aus
dem Niester,
in das schwar-
tze Meer.

Hinrichtung, Käiser. So bald als er Aureolum bey Meiland gedämpffet, be-
kam er mit einem Schwarm Alemannen zu thun, die in Jtalien eingefallen, und
bereits bis an den Lago di Gardia gekommen waren 1, entweder, weil sie Aureo-
lus,
der vormahls Stadthalter in Rätien gewesen, zu Hülffe geruffen hatte, oder,
weil sie gedacht, bey den in Jtalien herrschenden Verwirrungen, im trüben zu
fischen. Es ist wahrscheinlich, daß er, wegen dieses Sieges, 2 den Beynamen
Germanicus angenommen, welcher, auf seinen Müntzen, vor dem Beynamen Go-
thicus,
stehet 3. Die Gothen, so Marcianus wieder Claudii Rath hatte entwi-
schen lassen, erregten ietzo, wie es selbiger vorher gesehen, alle ihre Nachbarn,
und Landes-Leute, um mit desto grösserer Macht, einen neuen Einfall zu wagen.
Es versammleten sich daher die Gothen, Gepiden, Heruler, Peuciner,
und andere Gothische Völcker 4, am Niester 5, und baueten daselbst eine zahlreiche

Flotte.
[Beginn Spaltensatz] pivs L. IX. c. 6. Graecia, Macedonia, Pontus,
Asia, uastata per Gothos.
osorivs L. VII. c. 42. n.
1.
5 pollio fähret an dem not. 1. angeführten
Orte fort: Quo comperto, Scythae, facta carragine,
per montem Gessacum fugere sunt conati. Omnes
inde Scythas Marcianus, uaria bellorum fortuna, agi-
tauit: quae omnes Scythas ad rebellionem excita-
runt.
Es scheinet hier etwas zu fehlen, wenn man
den locum aus Claudii Leben dagegen hält: Nam, ut
superius diximus, illi Gothi, qui euaserant eo tempo-
re, quo illos Marcianus est persecutus, quosque Clo-
dius emitti non siuerat, ne quid fieret, quod effectum
est, omnes gentes suorum ad Romanas incitauerant
praedas.
1 §. XLIV. 1. avrelivs victor epit. c. 34.
Aduersum aciem Alemannorum, haud procul a lacu
Benaco dimicans, tantam multitudinem fudit, ut
aegre pars dimidia superfuerit.
tillem.
muthmasset
p. 1007. daß von diesem Treffen die Stelle bey vosisco
zu verstehen sey in Aurelian. c. 17. Equites sane omnes,
ante Imper ium sub Claudio Aurelianus guhernauit,
quum offensam magistri eorum incurrissent, quod te-
mere, Claudio non iubente, pugnassent. Item Au-
relianus contra Sueuos, & Sarmatas, iisdem tem-
poribus uebementissime dimicauit, ac florentissimam
uictoriam retulit.
2 [Spaltenumbruch] Siehe die Müntzen mit dem Reuers:
VICTORIA GERMANICA

beym bandvri p. 350. 351.
3 v. bandvri l. c. p. 332.
4 pollio in Claudio c. 6. Denique Scytha-
rum diuersi populi, Peucini, Trutungi, Austrogo-
thi, Virtingui, Sigipedes, Celtae etiam, & Heruli,
praedae cupiditate in Romanum solum, & Rempubli-
cam uenerunt, atque illic pleraque uastarunt, dum
aliis occupatus est Claudius.
salmasivs
meynt
ad h. l. diese Trutingi, die Grutungi beym ammi-
an. marcell.
L. XXVII.
und die Pruthingi
beym zosimo, wären ein Volck. Die Virthun-
gii
wären die Vithungi, derer sidonivs a-
pollinaris
gedenckt, und von den Iuthungis
nicht unterschieden. An statt Celtae muthmasset er,
müsse man lesen Celetae, welches Volck in Thracien,
um die Gebürge Rhodope, und Hemus, gewohnet.
Wem diese letztere Muthmassung anstehet, muß hin-
zuthun, daß die Celetae erst zu den Gothen getreten,
als selbige bereits in Thracien eingedrungen gewesen.
5 zosimvs L. I. c. 41. D. Hoc tempore, quot-
quot erant Scythae superstites, animis propter expe-
ditiones hactenus susceptas elati, adiunctis sibi Heru-

[Ende Spaltensatz]
lis,
Z 3

bis zu Ende der mit PROBO gefuͤhrten Kriege.
der Roͤmiſchen Armee gedienet, fuͤrkommt. Die uͤbrigen Gothen, wie ſie die
Niederlage der Heruler hoͤreten, wollten uͤber die Donau zuruͤcke, und ſchlugen eine
Wagenburg, um ſolches deſto ſicherer ins Werck zu richten. Gallienus, der, we-
gen einer Rebellion in Jtalien, ſelbſt zuruͤcke muſte, ließ die beyden Generale, Mar-
cianum,
und Claudium, wieder ſie agiren. Selbige waren unter einander
uneins. Denn da Claudius rieth, ihnen den Ruͤckweg abzuſchneiden, ſo ließ ſie
Marcianus dennoch entwiſchen. Beyde aber dachten wohl nicht, daß hieraus Gele-
genheit zu einem unſterblichen Ruhm fuͤr Claudium entſtehen ſollte 5.

XLIV. Denn Claudius ward noch in ſelbigem Jahre 268, nach GallieniClaudii Sie-
ge gegen die
Alemannier:
die Gothen
lauffen, aus
dem Nieſter,
in das ſchwar-
tze Meer.

Hinrichtung, Kaͤiſer. So bald als er Aureolum bey Meiland gedaͤmpffet, be-
kam er mit einem Schwarm Alemannen zu thun, die in Jtalien eingefallen, und
bereits bis an den Lago di Gardia gekommen waren 1, entweder, weil ſie Aureo-
lus,
der vormahls Stadthalter in Raͤtien geweſen, zu Huͤlffe geruffen hatte, oder,
weil ſie gedacht, bey den in Jtalien herrſchenden Verwirrungen, im truͤben zu
fiſchen. Es iſt wahrſcheinlich, daß er, wegen dieſes Sieges, 2 den Beynamen
Germanicus angenommen, welcher, auf ſeinen Muͤntzen, vor dem Beynamen Go-
thicus,
ſtehet 3. Die Gothen, ſo Marcianus wieder Claudii Rath hatte entwi-
ſchen laſſen, erregten ietzo, wie es ſelbiger vorher geſehen, alle ihre Nachbarn,
und Landes-Leute, um mit deſto groͤſſerer Macht, einen neuen Einfall zu wagen.
Es verſammleten ſich daher die Gothen, Gepiden, Heruler, Peuciner,
und andere Gothiſche Voͤlcker 4, am Nieſter 5, und baueten daſelbſt eine zahlreiche

Flotte.
[Beginn Spaltensatz] pivs L. IX. c. 6. Graecia, Macedonia, Pontus,
Aſia, uaſtata per Gothos.
osorivs L. VII. c. 42. n.
1.
5 pollio faͤhret an dem not. 1. angefuͤhrten
Orte fort: Quo comperto, Scythae, facta carragine,
per montem Geſſacum fugere ſunt conati. Omnes
inde Scythas Marcianus, uaria bellorum fortuna, agi-
tauit: quae omnes Scythas ad rebellionem excita-
runt.
Es ſcheinet hier etwas zu fehlen, wenn man
den locum aus Claudii Leben dagegen haͤlt: Nam, ut
ſuperius diximus, illi Gothi, qui euaſerant eo tempo-
re, quo illos Marcianus eſt perſecutus, quosque Clo-
dius emitti non ſiuerat, ne quid fieret, quod effectum
eſt, omnes gentes ſuorum ad Romanas incitauerant
praedas.
1 §. XLIV. 1. avrelivs victor epit. c. 34.
Aduerſum aciem Alemannorum, haud procul a lacu
Benaco dimicans, tantam multitudinem fudit, ut
aegre pars dimidia ſuperfuerit.
tillem.
muthmaſſet
p. 1007. daß von dieſem Treffen die Stelle bey vosisco
zu verſtehen ſey in Aurelian. c. 17. Equites ſane omnes,
ante Imper ium ſub Claudio Aurelianus guhernauit,
quum offenſam magiſtri eorum incurriſſent, quod te-
mere, Claudio non iubente, pugnaſſent. Item Au-
relianus contra Sueuos, & Sarmatas, iisdem tem-
poribus uebementiſſime dimicauit, ac florentiſſimam
uictoriam retulit.
2 [Spaltenumbruch] Siehe die Muͤntzen mit dem Reuers:
VICTORIA GERMANICA

beym bandvri p. 350. 351.
3 v. bandvri l. c. p. 332.
4 pollio in Claudio c. 6. Denique Scytha-
rum diuerſi populi, Peucini, Trutungi, Auſtrogo-
thi, Virtingui, Sigipedes, Celtae etiam, & Heruli,
praedae cupiditate in Romanum ſolum, & Rempubli-
cam uenerunt, atque illic pleraque uaſtarunt, dum
aliis occupatus eſt Claudius.
salmasivs
meynt
ad h. l. dieſe Trutingi, die Grutungi beym ammi-
an. marcell.
L. XXVII.
und die Pruthingi
beym zosimo, waͤren ein Volck. Die Virthun-
gii
waͤren die Vithungi, derer sidonivs a-
pollinaris
gedenckt, und von den Iuthungis
nicht unterſchieden. An ſtatt Celtae muthmaſſet er,
muͤſſe man leſen Celetae, welches Volck in Thracien,
um die Gebuͤrge Rhodope, und Hemus, gewohnet.
Wem dieſe letztere Muthmaſſung anſtehet, muß hin-
zuthun, daß die Celetae erſt zu den Gothen getreten,
als ſelbige bereits in Thracien eingedrungen geweſen.
5 zosimvs L. I. c. 41. D. Hoc tempore, quot-
quot erant Scythae ſuperſtites, animis propter expe-
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[181/0215] bis zu Ende der mit PROBO gefuͤhrten Kriege. der Roͤmiſchen Armee gedienet, fuͤrkommt. Die uͤbrigen Gothen, wie ſie die Niederlage der Heruler hoͤreten, wollten uͤber die Donau zuruͤcke, und ſchlugen eine Wagenburg, um ſolches deſto ſicherer ins Werck zu richten. Gallienus, der, we- gen einer Rebellion in Jtalien, ſelbſt zuruͤcke muſte, ließ die beyden Generale, Mar- cianum, und Claudium, wieder ſie agiren. Selbige waren unter einander uneins. Denn da Claudius rieth, ihnen den Ruͤckweg abzuſchneiden, ſo ließ ſie Marcianus dennoch entwiſchen. Beyde aber dachten wohl nicht, daß hieraus Gele- genheit zu einem unſterblichen Ruhm fuͤr Claudium entſtehen ſollte 5. XLIV. Denn Claudius ward noch in ſelbigem Jahre 268, nach Gallieni Hinrichtung, Kaͤiſer. So bald als er Aureolum bey Meiland gedaͤmpffet, be- kam er mit einem Schwarm Alemannen zu thun, die in Jtalien eingefallen, und bereits bis an den Lago di Gardia gekommen waren 1, entweder, weil ſie Aureo- lus, der vormahls Stadthalter in Raͤtien geweſen, zu Huͤlffe geruffen hatte, oder, weil ſie gedacht, bey den in Jtalien herrſchenden Verwirrungen, im truͤben zu fiſchen. Es iſt wahrſcheinlich, daß er, wegen dieſes Sieges, 2 den Beynamen Germanicus angenommen, welcher, auf ſeinen Muͤntzen, vor dem Beynamen Go- thicus, ſtehet 3. Die Gothen, ſo Marcianus wieder Claudii Rath hatte entwi- ſchen laſſen, erregten ietzo, wie es ſelbiger vorher geſehen, alle ihre Nachbarn, und Landes-Leute, um mit deſto groͤſſerer Macht, einen neuen Einfall zu wagen. Es verſammleten ſich daher die Gothen, Gepiden, Heruler, Peuciner, und andere Gothiſche Voͤlcker 4, am Nieſter 5, und baueten daſelbſt eine zahlreiche Flotte. 4 Claudii Sie- ge gegen die Alemannier: die Gothen lauffen, aus dem Nieſter, in das ſchwar- tze Meer. 5 pollio faͤhret an dem not. 1. angefuͤhrten Orte fort: Quo comperto, Scythae, facta carragine, per montem Geſſacum fugere ſunt conati. Omnes inde Scythas Marcianus, uaria bellorum fortuna, agi- tauit: quae omnes Scythas ad rebellionem excita- runt. Es ſcheinet hier etwas zu fehlen, wenn man den locum aus Claudii Leben dagegen haͤlt: Nam, ut ſuperius diximus, illi Gothi, qui euaſerant eo tempo- re, quo illos Marcianus eſt perſecutus, quosque Clo- dius emitti non ſiuerat, ne quid fieret, quod effectum eſt, omnes gentes ſuorum ad Romanas incitauerant praedas. 1 §. XLIV. 1. avrelivs victor epit. c. 34. Aduerſum aciem Alemannorum, haud procul a lacu Benaco dimicans, tantam multitudinem fudit, ut aegre pars dimidia ſuperfuerit. tillem. muthmaſſet p. 1007. daß von dieſem Treffen die Stelle bey vosisco zu verſtehen ſey in Aurelian. c. 17. Equites ſane omnes, ante Imper ium ſub Claudio Aurelianus guhernauit, quum offenſam magiſtri eorum incurriſſent, quod te- mere, Claudio non iubente, pugnaſſent. Item Au- relianus contra Sueuos, & Sarmatas, iisdem tem- poribus uebementiſſime dimicauit, ac florentiſſimam uictoriam retulit. 2 Siehe die Muͤntzen mit dem Reuers: VICTORIA GERMANICA beym bandvri p. 350. 351. 3 v. bandvri l. c. p. 332. 4 pollio in Claudio c. 6. Denique Scytha- rum diuerſi populi, Peucini, Trutungi, Auſtrogo- thi, Virtingui, Sigipedes, Celtae etiam, & Heruli, praedae cupiditate in Romanum ſolum, & Rempubli- cam uenerunt, atque illic pleraque uaſtarunt, dum aliis occupatus eſt Claudius. salmasivs meynt ad h. l. dieſe Trutingi, die Grutungi beym ammi- an. marcell. L. XXVII. und die Pruthingi beym zosimo, waͤren ein Volck. Die Virthun- gii waͤren die Vithungi, derer sidonivs a- pollinaris gedenckt, und von den Iuthungis nicht unterſchieden. An ſtatt Celtae muthmaſſet er, muͤſſe man leſen Celetae, welches Volck in Thracien, um die Gebuͤrge Rhodope, und Hemus, gewohnet. Wem dieſe letztere Muthmaſſung anſtehet, muß hin- zuthun, daß die Celetae erſt zu den Gothen getreten, als ſelbige bereits in Thracien eingedrungen geweſen. 5 zosimvs L. I. c. 41. D. Hoc tempore, quot- quot erant Scythae ſuperſtites, animis propter expe- ditiones hactenus ſuſceptas elati, adiunctis ſibi Heru- lis, 4 pivs L. IX. c. 6. Graecia, Macedonia, Pontus, Aſia, uaſtata per Gothos. osorivs L. VII. c. 42. n. 1. Z 3

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/215>, abgerufen am 21.11.2024.