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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Fünfftes Buch. Geschichte der Teutschen
Flotte 6. Sie verstunden theils selber ein wenig den Schiffbau, theils brauchten
sie die Gefangenen, die darinnen erfahren waren. Sie thaten ihren ersten Ver-
such auf Tomos, so an der Küste vom Ponto, nicht weit vom Ausfluß der
Donau gelegen, und in der Historie durch Ovidii exilium berühmt ist. Sie
wurden aber sowohl hier, als bey Marcianopolis, das an eben der Küste lieget, ge-
schlagen: seegelten hernach weiter, paßirten den Hellespont, und lenckten gegen Grie-
chenland. Sie besserten ihre Flotte an dem Gestade, so am Fuß des Berges
Athos lieget, und theilten sich hernach. Eine Partie belagerte Cassandria,
und Thessalonich in Macedonien, konnten sie aber nicht erobern, ungeachtet sie
mit den Rüstungen, die zu Belagerungen erfordert werden, ziemlich versehen waren.
Ein anderer Theil der Flotte plünderte die Küsten von Griechenland 7. Und etli-
che sind bis an die Jnsel Creta, und Cypren, gekommen 8: doch konnten sie kei-
ne Städte erobern 9, weil man allenthalben die Vestungen in guten Stand gese-
tzet hatte: wozu bereits Gallienus die Anstalten gemachet, der Cleodamum,
und Athenaeum, zwey berühmte Kriegs-Baumeister, von Bizanz gebürtig, aus-
geschicket hatte, die Städte überall aufs beste zu bevestigen. Und wo es auf der
See zum Treffen kam, waren sie eben so neu, und unglücklich, als in ihren Bela-
gerungen.

XLV. Claudius schickte seinen Bruder Quintillum ins Illyricum, und
Claudius
schlägt die Go-
then.
trug Aureliano das Commando über die gantze Armee im Illyrico, u. in Thracien
so lange auf 1, bis er selbst folgen konnte. Die Gothen, so Thessalonich und Cas-
sandria belagert hatten, huben, wie sie von seinem Anmarsch höreten, die Belage-
rung auf, und gingen Landwärts längst den Fluß Axmo, und lenckten sich, bey der
Stadt Daberus, auf den Weg nach Moesien. Unterwegens stieß ein Heer Dal-
matischer Reuter auf sie, gegen welche sie 3000 Mann einbüsseten. Jn Moesien
traffen sie den Käiser mit der Haupt-Armee bey Naissus an: in dem erfolgten
Treffen hielten sie sich so wohl, daß die Römer weichen musten. Dieselbe nah-
men aber einen Umweg, wo niemand geglaubet hätte, daß eine Armee fortkom-
men könnte, und überfielen die Gothen so unvermuthet, daß es mehr ein Gemetzel,

als
[Beginn Spaltensatz] lis, Peucis & Gothis; collectique propter Tyram, flu-
uium in Pontum se exonerantem, sexies mille nauibus
aedificatis, ac trecentis & uiginti millibus hominum
in eas impositis, nauigatione per Pontum instituta,
Tomis, munito moenibus oppido tentato, reiecti
sunt. &c.
6 pollio sagt 2000 Schiffe. zosimvs
gar 6000.
7 zosimvs l. c. Progressi uero & Marciano-
polim, Mysiae ciuitatem, delati, & ne illa quidem po-
titi, uento usi prospero, nauigabant ulterius. Vbi
Propontidis angustias adtigissent, quod multitudo
nauium celeritatem sluxus ferre non posset; naues
inter se collidebantur, & nullo ferebantur ordine
lembi, gubernatoribus clauos dimittentibus; ita qui-
dem, ut partim demergerentur, partim cum homi-
[Spaltenumbruch] nibus ipsis, partim hominum uacuae, littoribus ad-
pellerent, magna tum hominum, tum nauigiorum
multitudine, pereunte. Propter hanc causam a Pro-
pontidis angustiis Barbari recedebant, Cyzicum uer-
sus nauigantes. Quumque rebus infectis inde dila-
psi fuissent, ac propter Hellespontum nauigatione
directa, & ad montem Atho delati, naues ibi suas
refecissent; Cassandriam & Thessalonicam obside-
bant, machinisque moenibus admotis, parum abe-
rat, quin eas caperent. &c.
8 trebel. pollio in Claud. c. 12. Fu-
erunt per ea tempora & apud Cretam, Scythae, &
Cyprum uastare tentarunt. Sed ubique, morbo ex-
ercitu laborante, superati sunt.
9 zonaras schreibet aber doch p. 239. l. c.
sie hätten Athen erobert. Er erzehlet unter andern:
[Ende Spaltensatz]
sie hät-
1

Fuͤnfftes Buch. Geſchichte der Teutſchen
Flotte 6. Sie verſtunden theils ſelber ein wenig den Schiffbau, theils brauchten
ſie die Gefangenen, die darinnen erfahren waren. Sie thaten ihren erſten Ver-
ſuch auf Tomos, ſo an der Kuͤſte vom Ponto, nicht weit vom Ausfluß der
Donau gelegen, und in der Hiſtorie durch Ovidii exilium beruͤhmt iſt. Sie
wurden aber ſowohl hier, als bey Marcianopolis, das an eben der Kuͤſte lieget, ge-
ſchlagen: ſeegelten hernach weiter, paßirten den Helleſpont, und lenckten gegen Grie-
chenland. Sie beſſerten ihre Flotte an dem Geſtade, ſo am Fuß des Berges
Athos lieget, und theilten ſich hernach. Eine Partie belagerte Caſſandria,
und Theſſalonich in Macedonien, konnten ſie aber nicht erobern, ungeachtet ſie
mit den Ruͤſtungen, die zu Belagerungen erfordert werden, ziemlich verſehen waren.
Ein anderer Theil der Flotte pluͤnderte die Kuͤſten von Griechenland 7. Und etli-
che ſind bis an die Jnſel Creta, und Cypren, gekommen 8: doch konnten ſie kei-
ne Staͤdte erobern 9, weil man allenthalben die Veſtungen in guten Stand geſe-
tzet hatte: wozu bereits Gallienus die Anſtalten gemachet, der Cleodamum,
und Athenaeum, zwey beruͤhmte Kriegs-Baumeiſter, von Bizanz gebuͤrtig, aus-
geſchicket hatte, die Staͤdte uͤberall aufs beſte zu beveſtigen. Und wo es auf der
See zum Treffen kam, waren ſie eben ſo neu, und ungluͤcklich, als in ihren Bela-
gerungen.

XLV. Claudius ſchickte ſeinen Bruder Quintillum ins Illyricum, und
Claudius
ſchlaͤgt die Go-
then.
trug Aureliano das Commando uͤber die gantze Armee im Illyrico, u. in Thracien
ſo lange auf 1, bis er ſelbſt folgen konnte. Die Gothen, ſo Theſſalonich und Caſ-
ſandria belagert hatten, huben, wie ſie von ſeinem Anmarſch hoͤreten, die Belage-
rung auf, und gingen Landwaͤrts laͤngſt den Fluß Axmo, und lenckten ſich, bey der
Stadt Daberus, auf den Weg nach Moeſien. Unterwegens ſtieß ein Heer Dal-
matiſcher Reuter auf ſie, gegen welche ſie 3000 Mann einbuͤſſeten. Jn Moeſien
traffen ſie den Kaͤiſer mit der Haupt-Armee bey Naiſſus an: in dem erfolgten
Treffen hielten ſie ſich ſo wohl, daß die Roͤmer weichen muſten. Dieſelbe nah-
men aber einen Umweg, wo niemand geglaubet haͤtte, daß eine Armee fortkom-
men koͤnnte, und uͤberfielen die Gothen ſo unvermuthet, daß es mehr ein Gemetzel,

als
[Beginn Spaltensatz] lis, Peucis & Gothis; collectique propter Tyram, flu-
uium in Pontum ſe exonerantem, ſexies mille nauibus
aedificatis, ac trecentis & uiginti millibus hominum
in eas impoſitis, nauigatione per Pontum inſtituta,
Tomis, munito moenibus oppido tentato, reiecti
ſunt. &c.
6 pollio ſagt 2000 Schiffe. zosimvs
gar 6000.
7 zosimvs l. c. Progreſſi uero & Marciano-
polim, Myſiae ciuitatem, delati, & ne illa quidem po-
titi, uento uſi proſpero, nauigabant ulterius. Vbi
Propontidis anguſtias adtigiſſent, quod multitudo
nauium celeritatem ſluxus ferre non poſſet; naues
inter ſe collidebantur, & nullo ferebantur ordine
lembi, gubernatoribus clauos dimittentibus; ita qui-
dem, ut partim demergerentur, partim cum homi-
[Spaltenumbruch] nibus ipſis, partim hominum uacuae, littoribus ad-
pellerent, magna tum hominum, tum nauigiorum
multitudine, pereunte. Propter hanc cauſam a Pro-
pontidis anguſtiis Barbari recedebant, Cyzicum uer-
ſus nauigantes. Quumque rebus infectis inde dila-
pſi fuiſſent, ac propter Helleſpontum nauigatione
directa, & ad montem Atho delati, naues ibi ſuas
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bant, machinisque moenibus admotis, parum abe-
rat, quin eas caperent. &c.
8 trebel. pollio in Claud. c. 12. Fu-
erunt per ea tempora & apud Cretam, Scythae, &
Cyprum uaſtare tentarunt. Sed ubique, morbo ex-
ercitu laborante, ſuperati ſunt.
9 zonaras ſchreibet aber doch p. 239. l. c.
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[182/0216] Fuͤnfftes Buch. Geſchichte der Teutſchen Flotte 6. Sie verſtunden theils ſelber ein wenig den Schiffbau, theils brauchten ſie die Gefangenen, die darinnen erfahren waren. Sie thaten ihren erſten Ver- ſuch auf Tomos, ſo an der Kuͤſte vom Ponto, nicht weit vom Ausfluß der Donau gelegen, und in der Hiſtorie durch Ovidii exilium beruͤhmt iſt. Sie wurden aber ſowohl hier, als bey Marcianopolis, das an eben der Kuͤſte lieget, ge- ſchlagen: ſeegelten hernach weiter, paßirten den Helleſpont, und lenckten gegen Grie- chenland. Sie beſſerten ihre Flotte an dem Geſtade, ſo am Fuß des Berges Athos lieget, und theilten ſich hernach. Eine Partie belagerte Caſſandria, und Theſſalonich in Macedonien, konnten ſie aber nicht erobern, ungeachtet ſie mit den Ruͤſtungen, die zu Belagerungen erfordert werden, ziemlich verſehen waren. Ein anderer Theil der Flotte pluͤnderte die Kuͤſten von Griechenland 7. Und etli- che ſind bis an die Jnſel Creta, und Cypren, gekommen 8: doch konnten ſie kei- ne Staͤdte erobern 9, weil man allenthalben die Veſtungen in guten Stand geſe- tzet hatte: wozu bereits Gallienus die Anſtalten gemachet, der Cleodamum, und Athenaeum, zwey beruͤhmte Kriegs-Baumeiſter, von Bizanz gebuͤrtig, aus- geſchicket hatte, die Staͤdte uͤberall aufs beſte zu beveſtigen. Und wo es auf der See zum Treffen kam, waren ſie eben ſo neu, und ungluͤcklich, als in ihren Bela- gerungen. XLV. Claudius ſchickte ſeinen Bruder Quintillum ins Illyricum, und trug Aureliano das Commando uͤber die gantze Armee im Illyrico, u. in Thracien ſo lange auf 1, bis er ſelbſt folgen konnte. Die Gothen, ſo Theſſalonich und Caſ- ſandria belagert hatten, huben, wie ſie von ſeinem Anmarſch hoͤreten, die Belage- rung auf, und gingen Landwaͤrts laͤngſt den Fluß Axmo, und lenckten ſich, bey der Stadt Daberus, auf den Weg nach Moeſien. Unterwegens ſtieß ein Heer Dal- matiſcher Reuter auf ſie, gegen welche ſie 3000 Mann einbuͤſſeten. Jn Moeſien traffen ſie den Kaͤiſer mit der Haupt-Armee bey Naiſſus an: in dem erfolgten Treffen hielten ſie ſich ſo wohl, daß die Roͤmer weichen muſten. Dieſelbe nah- men aber einen Umweg, wo niemand geglaubet haͤtte, daß eine Armee fortkom- men koͤnnte, und uͤberfielen die Gothen ſo unvermuthet, daß es mehr ein Gemetzel, als 5 Claudius ſchlaͤgt die Go- then. 6 pollio ſagt 2000 Schiffe. zosimvs gar 6000. 7 zosimvs l. c. Progreſſi uero & Marciano- polim, Myſiae ciuitatem, delati, & ne illa quidem po- titi, uento uſi proſpero, nauigabant ulterius. Vbi Propontidis anguſtias adtigiſſent, quod multitudo nauium celeritatem ſluxus ferre non poſſet; naues inter ſe collidebantur, & nullo ferebantur ordine lembi, gubernatoribus clauos dimittentibus; ita qui- dem, ut partim demergerentur, partim cum homi- nibus ipſis, partim hominum uacuae, littoribus ad- pellerent, magna tum hominum, tum nauigiorum multitudine, pereunte. Propter hanc cauſam a Pro- pontidis anguſtiis Barbari recedebant, Cyzicum uer- ſus nauigantes. Quumque rebus infectis inde dila- pſi fuiſſent, ac propter Helleſpontum nauigatione directa, & ad montem Atho delati, naues ibi ſuas refeciſſent; Caſſandriam & Theſſalonicam obſide- bant, machinisque moenibus admotis, parum abe- rat, quin eas caperent. &c. 8 trebel. pollio in Claud. c. 12. Fu- erunt per ea tempora & apud Cretam, Scythae, & Cyprum uaſtare tentarunt. Sed ubique, morbo ex- ercitu laborante, ſuperati ſunt. 9 zonaras ſchreibet aber doch p. 239. l. c. ſie haͤtten Athen erobert. Er erzehlet unter andern: ſie haͤt- 1 5 lis, Peucis & Gothis; collectique propter Tyram, flu- uium in Pontum ſe exonerantem, ſexies mille nauibus aedificatis, ac trecentis & uiginti millibus hominum in eas impoſitis, nauigatione per Pontum inſtituta, Tomis, munito moenibus oppido tentato, reiecti ſunt. &c.

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/216>, abgerufen am 21.11.2024.