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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Sechstes Buch. Geschichte der Teutschen

XLVIII. Iulianus richtete indessen Zabern wieder an, um die gewöhnliche
Die Aleman-
nen schlagen
den Römi-
schen General
unterhalb
Basel.
Strasse, welche die Alemannen allda bißher nach Gallien gehabt hatten, zu sper-
ren. Barbatio war seines Orts beschäfftiget, eine Schiff-Brücke über den
Rhein zu schlagen, und den Alemannen selbst ins Land zu fallen, und dadurch
zu verhindern, daß sie ihren Landsleuten, an der andern Seite des Rheins, keine
Hülffe schicken möchten. Aber die Alemannen warffen oberhalb der Gegend,
in welcher er die Brücke anrichten wolte, grosse Bäume in den Fluß, die von
selbigem mit weggeführet wurden, und die Schiffe auseinander rissen 1. Ehe
er sichs versahe, übermeisterten die Alemannen, so in Gallien stunden, ihn selbst,
und schlugen ihn leichte in die Flucht, weil er nicht Zeit gehabt, sich in einige
Bereitschafft zu stellen. Sie verfolgten die Flüchtigen, bis durchs Gebiethe
der Rauracorum, und machten dabey ansehnliche Beute 2.

XLIX. Dieser Vortheil hub den Fürsten der Alemannen dergestalt den
Und ziehen Iu-
liano
entge-
gen.
Muth, daß sie alle ihre Völcker zusammen zogen, und sich bey Straßburg setz-
ten. Sie wurden von der rechten Seite des Rheins, und unter andern von den
beyden Völckern, so kurtz vorher mit Constantio Friede gemacht hatten, sehr
verstärcket. Denn Gundomad war indessen umgebracht worden, und seine
Unterthanen schlugen sich zu ihren Landsleuten sowohl, als Vadomarii Leute,
der, wie er nachmahls vorgab, nicht vermögend gewesen, sie davon abzuhalten 1.
Iulianus erfuhr, daß diese Verstärckungen, 3. Tage und 3. Nächte über den
Rhein zu setzen, zugebracht. Diese gesammte Macht der Alemannen stund
2
1

unter
1 [Beginn Spaltensatz] §. XLVIII. 1. libanivs l. c. Cumque ille
fluuium nauibus iunxisset, barbari caesis arboribus
ingentes stipites secundo amne dimiserunt, qui in-
cidentes in naues, alias dissiparunt, alias confre-
gerunt, nonnullas etiam submerserunt. Igitur,
cum primus conatus male cessisset, hic quidem cum
triginta illis militum millibus fugam capessit. At
barbari fugientes persequi & caedere. &c.
2 ammianvs marcellinvs L. XVI.
c. 11. Multitudo barbarica rumorem nimia uelo-
citate praeuersa, Barbationem cum exercitu, quem
regebat, Gallico uallo discretum, impetu repentino
aggressa, sequensque fugientes adusque Rauracos,
& ultra quoad potuit, rapta sarcinarum & iumen-
torum cum calonibus parte maxima, redit ad suos.

amm. marcell.
nennet L. XVI. c. 12. die
Fürsten, so dabey gewesen: Quo dispalato foedo
terrore, Alamannorum reges Chnodomarius &
Vestralpus, Vrius quinetiam & Vrsicinus cum Se-
rapione & Suomario & Hortario, in unum robore
uirium suarum omni collecto, consedere prope ur-
bem Argentoratum.
Er beschreibet ferner, wie
Chnodomar das Commando geführet: Agitabat
autem miscebatque omnia sine modo, ubique sese
diffunditans, & princeps audendi periculosa rex
Chnodomarius, ardua subrigens supercilia, ut saepe
[Spaltenumbruch] secundis rebus elatus. Nam & Decentium caesa-
rem superauit aequo Marte congressus, & ciuitates
crutas multas uastauit & opulentas, licentiusque diu
nullo refragante Gallias persultauit.
1 §. XLIX. 1. ammian. L. XVI. c. 12. Alio
itidem modo res est aggrauata Romana ex negotie
tali. Regii duo fratres uinculo pacis adstricti, quam
anno praeterito impetrauerant a Constantio, nec
tumultuare, nec commoueri sunt ausi. Sed paulo
postea uno ex his Gundomado, qui potior erat,
fideique firmioris, per insidias interemto, omnis
eius populus cum nostris hostibus conspirauit. Et
confestim Vadomarii plebs, ut asserebat, agmini-
bus bella cientium barbarorum sese coniunxit.
2 idem l. c.
1 §. L. 1. Man siehet beym ammiano, daß die
Teutschen noch immer, wie zu taciti Zeiten,
gewohnt gewesen, Fußknechte mit unter ihre Reute-
rey zu mengen. amm. marcell. L. XVI. c. 12.
Cumque ita, ut ante dictus docuerat perfuga, equi-
tatum omnem a dextro latere sibi uidissent opposi-
tum, quicquid apud eos per equestres copias prae-
pollebat, in laeuo cornu locauere confertum. Iis-
demque sparsim pedites miscuere, discursatores &
leues, profecto ratione tuta poscente. Norant enim
licet prudentem ex equo bellatorem cum clibanario

[Ende Spaltensatz]
nostro
Sechſtes Buch. Geſchichte der Teutſchen

XLVIII. Iulianus richtete indeſſen Zabern wieder an, um die gewoͤhnliche
Die Aleman-
nen ſchlagen
den Roͤmi-
ſchen General
unterhalb
Baſel.
Straſſe, welche die Alemannen allda bißher nach Gallien gehabt hatten, zu ſper-
ren. Barbatio war ſeines Orts beſchaͤfftiget, eine Schiff-Bruͤcke uͤber den
Rhein zu ſchlagen, und den Alemannen ſelbſt ins Land zu fallen, und dadurch
zu verhindern, daß ſie ihren Landsleuten, an der andern Seite des Rheins, keine
Huͤlffe ſchicken moͤchten. Aber die Alemannen warffen oberhalb der Gegend,
in welcher er die Bruͤcke anrichten wolte, groſſe Baͤume in den Fluß, die von
ſelbigem mit weggefuͤhret wurden, und die Schiffe auseinander riſſen 1. Ehe
er ſichs verſahe, uͤbermeiſterten die Alemannen, ſo in Gallien ſtunden, ihn ſelbſt,
und ſchlugen ihn leichte in die Flucht, weil er nicht Zeit gehabt, ſich in einige
Bereitſchafft zu ſtellen. Sie verfolgten die Fluͤchtigen, bis durchs Gebiethe
der Rauracorum, und machten dabey anſehnliche Beute 2.

XLIX. Dieſer Vortheil hub den Fuͤrſten der Alemannen dergeſtalt den
Und ziehen Iu-
liano
entge-
gen.
Muth, daß ſie alle ihre Voͤlcker zuſammen zogen, und ſich bey Straßburg ſetz-
ten. Sie wurden von der rechten Seite des Rheins, und unter andern von den
beyden Voͤlckern, ſo kurtz vorher mit Conſtantio Friede gemacht hatten, ſehr
verſtaͤrcket. Denn Gundomad war indeſſen umgebracht worden, und ſeine
Unterthanen ſchlugen ſich zu ihren Landsleuten ſowohl, als Vadomarii Leute,
der, wie er nachmahls vorgab, nicht vermoͤgend geweſen, ſie davon abzuhalten 1.
Iulianus erfuhr, daß dieſe Verſtaͤrckungen, 3. Tage und 3. Naͤchte uͤber den
Rhein zu ſetzen, zugebracht. Dieſe geſammte Macht der Alemannen ſtund
2
1

unter
1 [Beginn Spaltensatz] §. XLVIII. 1. libanivs l. c. Cumque ille
fluuium nauibus iunxiſſet, barbari caeſis arboribus
ingentes ſtipites ſecundo amne dimiſerunt, qui in-
cidentes in naues, alias diſſiparunt, alias confre-
gerunt, nonnullas etiam ſubmerſerunt. Igitur,
cum primus conatus male ceſſiſſet, hic quidem cum
triginta illis militum millibus fugam capeſſit. At
barbari fugientes perſequi & caedere. &c.
2 ammianvs marcellinvs L. XVI.
c. 11. Multitudo barbarica rumorem nimia uelo-
citate praeuerſa, Barbationem cum exercitu, quem
regebat, Gallico uallo diſcretum, impetu repentino
aggreſſa, ſequensque fugientes adusque Rauracos,
& ultra quoad potuit, rapta ſarcinarum & iumen-
torum cum calonibus parte maxima, redit ad ſuos.

amm. marcell.
nennet L. XVI. c. 12. die
Fuͤrſten, ſo dabey geweſen: Quo diſpalato foedo
terrore, Alamannorum reges Chnodomarius &
Veſtralpus, Vrius quinetiam & Vrſicinus cum Se-
rapione & Suomario & Hortario, in unum robore
uirium ſuarum omni collecto, conſedere prope ur-
bem Argentoratum.
Er beſchreibet ferner, wie
Chnodomar das Commando gefuͤhret: Agitabat
autem miſcebatque omnia ſine modo, ubique ſeſe
diffunditans, & princeps audendi periculoſa rex
Chnodomarius, ardua ſubrigens ſupercilia, ut ſaepe
[Spaltenumbruch] ſecundis rebus elatus. Nam & Decentium caeſa-
rem ſuperauit aequo Marte congreſſus, & ciuitates
crutas multas uaſtauit & opulentas, licentiusque diu
nullo refragante Gallias perſultauit.
1 §. XLIX. 1. ammian. L. XVI. c. 12. Alio
itidem modo res eſt aggrauata Romana ex negotie
tali. Regii duo fratres uinculo pacis adſtricti, quam
anno praeterito impetrauerant a Conſtantio, nec
tumultuare, nec commoueri ſunt auſi. Sed paulo
poſtea uno ex his Gundomado, qui potior erat,
fideique firmioris, per inſidias interemto, omnis
eius populus cum noſtris hoſtibus conſpirauit. Et
confeſtim Vadomarii plebs, ut aſſerebat, agmini-
bus bella cientium barbarorum ſeſe coniunxit.
2 idem l. c.
1 §. L. 1. Man ſiehet beym ammiano, daß die
Teutſchen noch immer, wie zu taciti Zeiten,
gewohnt geweſen, Fußknechte mit unter ihre Reute-
rey zu mengen. amm. marcell. L. XVI. c. 12.
Cumque ita, ut ante dictus docuerat perfuga, equi-
tatum omnem a dextro latere ſibi uidiſſent oppoſi-
tum, quicquid apud eos per equeſtres copias prae-
pollebat, in laeuo cornu locauere confertum. Iis-
demque ſparſim pedites miſcuere, diſcurſatores &
leues, profecto ratione tuta poſcente. Norant enim
licet prudentem ex equo bellatorem cum clibanario

[Ende Spaltensatz]
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[248/0282] Sechſtes Buch. Geſchichte der Teutſchen XLVIII. Iulianus richtete indeſſen Zabern wieder an, um die gewoͤhnliche Straſſe, welche die Alemannen allda bißher nach Gallien gehabt hatten, zu ſper- ren. Barbatio war ſeines Orts beſchaͤfftiget, eine Schiff-Bruͤcke uͤber den Rhein zu ſchlagen, und den Alemannen ſelbſt ins Land zu fallen, und dadurch zu verhindern, daß ſie ihren Landsleuten, an der andern Seite des Rheins, keine Huͤlffe ſchicken moͤchten. Aber die Alemannen warffen oberhalb der Gegend, in welcher er die Bruͤcke anrichten wolte, groſſe Baͤume in den Fluß, die von ſelbigem mit weggefuͤhret wurden, und die Schiffe auseinander riſſen 1. Ehe er ſichs verſahe, uͤbermeiſterten die Alemannen, ſo in Gallien ſtunden, ihn ſelbſt, und ſchlugen ihn leichte in die Flucht, weil er nicht Zeit gehabt, ſich in einige Bereitſchafft zu ſtellen. Sie verfolgten die Fluͤchtigen, bis durchs Gebiethe der Rauracorum, und machten dabey anſehnliche Beute 2. Die Aleman- nen ſchlagen den Roͤmi- ſchen General unterhalb Baſel. XLIX. Dieſer Vortheil hub den Fuͤrſten der Alemannen dergeſtalt den Muth, daß ſie alle ihre Voͤlcker zuſammen zogen, und ſich bey Straßburg ſetz- ten. Sie wurden von der rechten Seite des Rheins, und unter andern von den beyden Voͤlckern, ſo kurtz vorher mit Conſtantio Friede gemacht hatten, ſehr verſtaͤrcket. Denn Gundomad war indeſſen umgebracht worden, und ſeine Unterthanen ſchlugen ſich zu ihren Landsleuten ſowohl, als Vadomarii Leute, der, wie er nachmahls vorgab, nicht vermoͤgend geweſen, ſie davon abzuhalten 1. Iulianus erfuhr, daß dieſe Verſtaͤrckungen, 3. Tage und 3. Naͤchte uͤber den Rhein zu ſetzen, zugebracht. Dieſe geſammte Macht der Alemannen ſtund unter 2 1 Und ziehen Iu- liano entge- gen. 1 §. XLVIII. 1. libanivs l. c. Cumque ille fluuium nauibus iunxiſſet, barbari caeſis arboribus ingentes ſtipites ſecundo amne dimiſerunt, qui in- cidentes in naues, alias diſſiparunt, alias confre- gerunt, nonnullas etiam ſubmerſerunt. Igitur, cum primus conatus male ceſſiſſet, hic quidem cum triginta illis militum millibus fugam capeſſit. At barbari fugientes perſequi & caedere. &c. 2 ammianvs marcellinvs L. XVI. c. 11. Multitudo barbarica rumorem nimia uelo- citate praeuerſa, Barbationem cum exercitu, quem regebat, Gallico uallo diſcretum, impetu repentino aggreſſa, ſequensque fugientes adusque Rauracos, & ultra quoad potuit, rapta ſarcinarum & iumen- torum cum calonibus parte maxima, redit ad ſuos. amm. marcell. nennet L. XVI. c. 12. die Fuͤrſten, ſo dabey geweſen: Quo diſpalato foedo terrore, Alamannorum reges Chnodomarius & Veſtralpus, Vrius quinetiam & Vrſicinus cum Se- rapione & Suomario & Hortario, in unum robore uirium ſuarum omni collecto, conſedere prope ur- bem Argentoratum. Er beſchreibet ferner, wie Chnodomar das Commando gefuͤhret: Agitabat autem miſcebatque omnia ſine modo, ubique ſeſe diffunditans, & princeps audendi periculoſa rex Chnodomarius, ardua ſubrigens ſupercilia, ut ſaepe ſecundis rebus elatus. Nam & Decentium caeſa- rem ſuperauit aequo Marte congreſſus, & ciuitates crutas multas uaſtauit & opulentas, licentiusque diu nullo refragante Gallias perſultauit. 1 §. XLIX. 1. ammian. L. XVI. c. 12. Alio itidem modo res eſt aggrauata Romana ex negotie tali. Regii duo fratres uinculo pacis adſtricti, quam anno praeterito impetrauerant a Conſtantio, nec tumultuare, nec commoueri ſunt auſi. Sed paulo poſtea uno ex his Gundomado, qui potior erat, fideique firmioris, per inſidias interemto, omnis eius populus cum noſtris hoſtibus conſpirauit. Et confeſtim Vadomarii plebs, ut aſſerebat, agmini- bus bella cientium barbarorum ſeſe coniunxit. 2 idem l. c. 1 §. L. 1. Man ſiehet beym ammiano, daß die Teutſchen noch immer, wie zu taciti Zeiten, gewohnt geweſen, Fußknechte mit unter ihre Reute- rey zu mengen. amm. marcell. L. XVI. c. 12. Cumque ita, ut ante dictus docuerat perfuga, equi- tatum omnem a dextro latere ſibi uidiſſent oppoſi- tum, quicquid apud eos per equeſtres copias prae- pollebat, in laeuo cornu locauere confertum. Iis- demque ſparſim pedites miſcuere, diſcurſatores & leues, profecto ratione tuta poſcente. Norant enim licet prudentem ex equo bellatorem cum clibanario noſtro

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/282>, abgerufen am 24.11.2024.