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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende der mit IVLIANO geführten Kriege.
unter Chnodomarii Anführung, der seit Magnentii Zeiten in Gallien hausete,
und gleich Anfangs seinen Waffen, durch den Sieg gegen Decentium, grosses
Ansehen gegeben hatte. Wie nun die Teutschen von einem Uberläuffer erfah-
ren, daß Iulianus nur 13000. Mann bey sich hätte, liessen sie ihm zu entbiethen,
daß er ihnen ein Land, so sie durch ihre Tapferkeit erobert, nicht weiter streitig
machen möchte.

L. Iulianus behielte die Gesandten zurücke, und brach von Zabern auf,Treffen bey
Straßburg.

den Feinden, die sich in der Gegend von Straßburg darzu gefast hielten, ein
Treffen zu liefern. Chnodomar commandirte den lincken Flügel . Seine
Stärcke, sein muthiges Pferd, sein schöner Harnisch, der grosse rothe Federbusch
auf seinem Helm, und die ungeheure Lantze, so er führte, unterhielten in den Augen
seiner Soldaten das Vertrauen, so sie in seine Tapferkeit setzten: den rechten Flü-
gel führete Serapio 2, seines Bruders Meserichs Sohn. Ausser diesen beyden
Heerführern waren noch fünf andere regierende Fürsten, die nachmals Iulianus
deswegen absonderlich heimgesuchet; 10. Printzen, und eine grosse Anzahl vor-
nehmer Ritter bey der Armee 3.

LI. Amm. marcellinvs beschreibt die Schlacht weitläufftig. HierNiederlage der
Alemannen.
Chnodomar
wird gefangen.

ist es genug, wenn ich anmercke, daß die Teutschen geschlagen worden, und als
sie auf der Flucht über den Rhein setzen wollen, fast so viel im Wasser umge-
kommen, als auf der Wahlstadt geblieben. Man muß sich aber wundern, da
ammianvs selbst das Treffen so hartnäckig beschreibet, daß von Römischer

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[Beginn Spaltensatz] nostro congressum, frena retinentem & scutum
basta una manu uibrata, tegminibus ferreis ab-
scondito bellatori nocere non posse: peditem uero
inter ipsos discriminum uertices, cum nihil caueri
solet praeter id quod occurrit, humi occulte reptan-
tem, latere forato iumenti, incautum rectorem
praecipitem agere, leui negotio trucidandum. Hoc
itaque disposito, dextrum sui latus struxere, clan-
destinis insidiis & obscuris.
2 Man solte sich Anfangs fast wundern, wie ein
Alemannischer Printz zu diesem Egyptischen Namen
kommen. Er hieß eigentlich Aganaricus; aber sein
Vater Meserich, der lange Zeit als Geissel unter den
Römern in Gallien gewesen, und bey dieser Gelegen-
heit des Aberglaubens der Egyptier, so sich durch die
Römischen Provintzen ausgebreitet, kundig worden
war, hatte ihm diesen Namen, an statt des erstern
beygeleget. S. amm. marcellini Worte
in der folgenden Note.
3 ammian. l. c. c. 12. Ductabant autem
populos omnes pugnaces & saeuos Chnodomarius, &
Serapio, potestate excelsiores ante alios reges. Et
Chnodomarius quidem nefarius belli totius incentor,
cuius uertici flammeus torulus aptabatur, anteibat
cornu sinistrum, audax & fidens ingenti robere
[Spaltenumbruch] lacertorum, ubi ardor proelii sperabatur immanis,
equo spumante sublimior, erectus in iaculum for-
midandae uastitatis, armorumque nitore conspi-
cuus, antea strenuus & miles, & utilis praeter
caeteros ductor. Latus uero dextrum Serapio age-
bat, etiam tum adultae lanuginis iuuenis, efficacia
praecurrens aetatem: Mederichi fratris Chnodo-
marii filius, hominis quoad uixerat perfidissimi:
ideo sic appellatus, quod pater eius diu obsidatus
pignore tentus in Galliis, doctusque Graeca quaedam
arcana, hunc filium suum Agenarichum genitali
uocabulo dictitatum, ad Serapionis transtulit nomen.
Hos sequebantur potestate proximi reges numero
quinque, regalesque decem, & optimatum series
magna, armatorumque millia triginta & quinque.
ex uariis nationibus partim mercede, partim pacte
uicissitudinis reddendae quaesita.
Diese Fürsten,
welche amm. marcellinvs und andere hi-
storici reges
nennen, herrscheten über gewisse Bezir-
cke, und werden nicht so wohl in Ansehen ihrer Macht,
als weil sie niemand über sich hatten, reges genannt:
wie denn auch der, bey den Alemannen und Francken
gewöhnliche Titul KUNJNG, oder CHUNJNG
mehr die Ehre des Geschlechts, daraus die Fürsten
abstammeten, als ihre Macht, oder eine unumschränckte
Landesherrliche Gewalt anzeigen.
[Ende Spaltensatz]
§. LI.
J i

bis zu Ende der mit IVLIANO gefuͤhrten Kriege.
unter Chnodomarii Anfuͤhrung, der ſeit Magnentii Zeiten in Gallien hauſete,
und gleich Anfangs ſeinen Waffen, durch den Sieg gegen Decentium, groſſes
Anſehen gegeben hatte. Wie nun die Teutſchen von einem Uberlaͤuffer erfah-
ren, daß Iulianus nur 13000. Mann bey ſich haͤtte, lieſſen ſie ihm zu entbiethen,
daß er ihnen ein Land, ſo ſie durch ihre Tapferkeit erobert, nicht weiter ſtreitig
machen moͤchte.

L. Iulianus behielte die Geſandten zuruͤcke, und brach von Zabern auf,Treffen bey
Straßburg.

den Feinden, die ſich in der Gegend von Straßburg darzu gefaſt hielten, ein
Treffen zu liefern. Chnodomar commandirte den lincken Fluͤgel . Seine
Staͤrcke, ſein muthiges Pferd, ſein ſchoͤner Harniſch, der groſſe rothe Federbuſch
auf ſeinem Helm, und die ungeheure Lantze, ſo er fuͤhrte, unterhielten in den Augen
ſeiner Soldaten das Vertrauen, ſo ſie in ſeine Tapferkeit ſetzten: den rechten Fluͤ-
gel fuͤhrete Serapio 2, ſeines Bruders Meſerichs Sohn. Auſſer dieſen beyden
Heerfuͤhrern waren noch fuͤnf andere regierende Fuͤrſten, die nachmals Iulianus
deswegen abſonderlich heimgeſuchet; 10. Printzen, und eine groſſe Anzahl vor-
nehmer Ritter bey der Armee 3.

LI. Amm. marcellinvs beſchreibt die Schlacht weitlaͤufftig. HierNiedeꝛlage der
Alemannen.
Chnodomar
wiꝛd gefangen.

iſt es genug, wenn ich anmercke, daß die Teutſchen geſchlagen worden, und als
ſie auf der Flucht uͤber den Rhein ſetzen wollen, faſt ſo viel im Waſſer umge-
kommen, als auf der Wahlſtadt geblieben. Man muß ſich aber wundern, da
ammianvs ſelbſt das Treffen ſo hartnaͤckig beſchreibet, daß von Roͤmiſcher

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[Beginn Spaltensatz] noſtro congreſſum, frena retinentem & ſcutum
baſta una manu uibrata, tegminibus ferreis ab-
ſcondito bellatori nocere non poſſe: peditem uero
inter ipſos diſcriminum uertices, cum nihil caueri
ſolet praeter id quod occurrit, humi occulte reptan-
tem, latere forato iumenti, incautum rectorem
praecipitem agere, leui negotio trucidandum. Hoc
itaque diſpoſito, dextrum ſui latus ſtruxere, clan-
deſtinis inſidiis & obſcuris.
2 Man ſolte ſich Anfangs faſt wundern, wie ein
Alemanniſcher Printz zu dieſem Egyptiſchen Namen
kommen. Er hieß eigentlich Aganaricus; aber ſein
Vater Meſerich, der lange Zeit als Geiſſel unter den
Roͤmern in Gallien geweſen, und bey dieſer Gelegen-
heit des Aberglaubens der Egyptier, ſo ſich durch die
Roͤmiſchen Provintzen ausgebreitet, kundig worden
war, hatte ihm dieſen Namen, an ſtatt des erſtern
beygeleget. S. amm. marcellini Worte
in der folgenden Note.
3 ammian. l. c. c. 12. Ductabant autem
populos omnes pugnaces & ſaeuos Chnodomarius, &
Serapio, poteſtate excelſiores ante alios reges. Et
Chnodomarius quidem nefarius belli totius incentor,
cuius uertici flammeus torulus aptabatur, anteibat
cornu ſiniſtrum, audax & fidens ingenti robere
[Spaltenumbruch] lacertorum, ubi ardor proelii ſperabatur immanis,
equo ſpumante ſublimior, erectus in iaculum for-
midandae uaſtitatis, armorumque nitore conſpi-
cuus, antea ſtrenuus & miles, & utilis praeter
caeteros ductor. Latus uero dextrum Serapio age-
bat, etiam tum adultae lanuginis iuuenis, efficacia
praecurrens aetatem: Mederichi fratris Chnodo-
marii filius, hominis quoad uixerat perfidiſſimi:
ideo ſic appellatus, quod pater eius diu obſidatus
pignore tentus in Galliis, doctusque Graeca quaedam
arcana, hunc filium ſuum Agenarichum genitali
uocabulo dictitatum, ad Serapionis tranſtulit nomen.
Hos ſequebantur poteſtate proximi reges numero
quinque, regalesque decem, & optimatum ſeries
magna, armatorumque millia triginta & quinque.
ex uariis nationibus partim mercede, partim pacte
uiciſſitudinis reddendae quaeſita.
Dieſe Fuͤrſten,
welche amm. marcellinvs und andere hi-
ſtorici reges
nennen, herrſcheten uͤber gewiſſe Bezir-
cke, und werden nicht ſo wohl in Anſehen ihrer Macht,
als weil ſie niemand uͤber ſich hatten, reges genannt:
wie denn auch der, bey den Alemannen und Francken
gewoͤhnliche Titul KUNJNG, oder CHUNJNG
mehr die Ehre des Geſchlechts, daraus die Fuͤrſten
abſtammeten, als ihre Macht, oder eine unumſchraͤnckte
Landesherrliche Gewalt anzeigen.
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§. LI.
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[249/0283] bis zu Ende der mit IVLIANO gefuͤhrten Kriege. unter Chnodomarii Anfuͤhrung, der ſeit Magnentii Zeiten in Gallien hauſete, und gleich Anfangs ſeinen Waffen, durch den Sieg gegen Decentium, groſſes Anſehen gegeben hatte. Wie nun die Teutſchen von einem Uberlaͤuffer erfah- ren, daß Iulianus nur 13000. Mann bey ſich haͤtte, lieſſen ſie ihm zu entbiethen, daß er ihnen ein Land, ſo ſie durch ihre Tapferkeit erobert, nicht weiter ſtreitig machen moͤchte. L. Iulianus behielte die Geſandten zuruͤcke, und brach von Zabern auf, den Feinden, die ſich in der Gegend von Straßburg darzu gefaſt hielten, ein Treffen zu liefern. Chnodomar commandirte den lincken Fluͤgel 1. Seine Staͤrcke, ſein muthiges Pferd, ſein ſchoͤner Harniſch, der groſſe rothe Federbuſch auf ſeinem Helm, und die ungeheure Lantze, ſo er fuͤhrte, unterhielten in den Augen ſeiner Soldaten das Vertrauen, ſo ſie in ſeine Tapferkeit ſetzten: den rechten Fluͤ- gel fuͤhrete Serapio 2, ſeines Bruders Meſerichs Sohn. Auſſer dieſen beyden Heerfuͤhrern waren noch fuͤnf andere regierende Fuͤrſten, die nachmals Iulianus deswegen abſonderlich heimgeſuchet; 10. Printzen, und eine groſſe Anzahl vor- nehmer Ritter bey der Armee 3. Treffen bey Straßburg. LI. Amm. marcellinvs beſchreibt die Schlacht weitlaͤufftig. Hier iſt es genug, wenn ich anmercke, daß die Teutſchen geſchlagen worden, und als ſie auf der Flucht uͤber den Rhein ſetzen wollen, faſt ſo viel im Waſſer umge- kommen, als auf der Wahlſtadt geblieben. Man muß ſich aber wundern, da ammianvs ſelbſt das Treffen ſo hartnaͤckig beſchreibet, daß von Roͤmiſcher Seite Niedeꝛlage der Alemannen. Chnodomar wiꝛd gefangen. 1 noſtro congreſſum, frena retinentem & ſcutum baſta una manu uibrata, tegminibus ferreis ab- ſcondito bellatori nocere non poſſe: peditem uero inter ipſos diſcriminum uertices, cum nihil caueri ſolet praeter id quod occurrit, humi occulte reptan- tem, latere forato iumenti, incautum rectorem praecipitem agere, leui negotio trucidandum. Hoc itaque diſpoſito, dextrum ſui latus ſtruxere, clan- deſtinis inſidiis & obſcuris. 2 Man ſolte ſich Anfangs faſt wundern, wie ein Alemanniſcher Printz zu dieſem Egyptiſchen Namen kommen. Er hieß eigentlich Aganaricus; aber ſein Vater Meſerich, der lange Zeit als Geiſſel unter den Roͤmern in Gallien geweſen, und bey dieſer Gelegen- heit des Aberglaubens der Egyptier, ſo ſich durch die Roͤmiſchen Provintzen ausgebreitet, kundig worden war, hatte ihm dieſen Namen, an ſtatt des erſtern beygeleget. S. amm. marcellini Worte in der folgenden Note. 3 ammian. l. c. c. 12. Ductabant autem populos omnes pugnaces & ſaeuos Chnodomarius, & Serapio, poteſtate excelſiores ante alios reges. Et Chnodomarius quidem nefarius belli totius incentor, cuius uertici flammeus torulus aptabatur, anteibat cornu ſiniſtrum, audax & fidens ingenti robere lacertorum, ubi ardor proelii ſperabatur immanis, equo ſpumante ſublimior, erectus in iaculum for- midandae uaſtitatis, armorumque nitore conſpi- cuus, antea ſtrenuus & miles, & utilis praeter caeteros ductor. Latus uero dextrum Serapio age- bat, etiam tum adultae lanuginis iuuenis, efficacia praecurrens aetatem: Mederichi fratris Chnodo- marii filius, hominis quoad uixerat perfidiſſimi: ideo ſic appellatus, quod pater eius diu obſidatus pignore tentus in Galliis, doctusque Graeca quaedam arcana, hunc filium ſuum Agenarichum genitali uocabulo dictitatum, ad Serapionis tranſtulit nomen. Hos ſequebantur poteſtate proximi reges numero quinque, regalesque decem, & optimatum ſeries magna, armatorumque millia triginta & quinque. ex uariis nationibus partim mercede, partim pacte uiciſſitudinis reddendae quaeſita. Dieſe Fuͤrſten, welche amm. marcellinvs und andere hi- ſtorici reges nennen, herrſcheten uͤber gewiſſe Bezir- cke, und werden nicht ſo wohl in Anſehen ihrer Macht, als weil ſie niemand uͤber ſich hatten, reges genannt: wie denn auch der, bey den Alemannen und Francken gewoͤhnliche Titul KUNJNG, oder CHUNJNG mehr die Ehre des Geſchlechts, daraus die Fuͤrſten abſtammeten, als ihre Macht, oder eine unumſchraͤnckte Landesherrliche Gewalt anzeigen. §. LI. J i

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/283>, abgerufen am 24.11.2024.