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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Sechstes Buch. Geschichte der Teutschen
300. der verwegensten Soldaten in solcher Stille über den Rhein setzen, daß
die Alemannen, so nur das Feuer im Römischen Lager beobachteten, nichts
davon inne wurden. Hortarius, der zwar mit den Römern in Friede und
Bündniß stund, aber dem ungeachtet mit seinen Lands-Leuten wohl lebte,
hatte eben den Abend die Könige, Printzen und vornehmsten Häupter aus dem
Lager der Alemannen zur Tafel; die, nach Gewohnheit der Teutschen Gast-
mahle, bis gegen Morgen beysammen geblieben waren. Die Römische Par-
they überfiel diese Gesellschafft, als sie eben von einander gegangen; da zwar
die Herren, als die zu Pferde waren, entkamen: von den Bedienten aber etliche
erschlagen wurden. Dieser Streich verursachte solch ein Schrecken, daß ein
jeder glaubte, die Römer wären schon Meister vom Lande: sie verliessen also
das Ufer des Rheins, und ein iedes Volck eylte nach seiner Heymath, um ihre
Weiber und Kinder, und bestes Vermögen für dem Feinde zu erretten. Die
Römer konten also nunmehro mit aller Bequemlichkeit ihre Brücke werffen,
und über den Fluß setzen *.

LXII. Sie zogen durch Hortarii Gebiethe, ohne es zu beschädigen, ver-
Und durch-
streifft Ale-
mannien, bis
an die Grän-
tzen der Bur-
gunder.
wüsteten aber der übrigen Alemannischen Fürsten Länder durchaus, bis an die
Marck, welche zwischen den Alemannen und Burgundern die Gräntze machte 1,
allwo sie ein Lager aufschlugen. Jn selbigem fanden sich zwey Alemannische
Fürsten, Macrianus und Hariobaudus, so Brüder waren, ein, um mit den
Römern sich zu setzen. Diese beyden Printzen, so zum ersten mahl ein Römisch
Lager sahen, erstauneten über der Pracht und Ordnung desselben, und über
der Kriegs-Macht der Römer: welche Verwunderung aber nicht verhindert,
daß nicht nachmahls Macrianus mit denselben angebunden. Es kam auch

Vado-
* [Beginn Spaltensatz] amm. marcellinvs L. XIIX. c. 2.
1 ammianvs marcellinvs
c. l. p. 147. Statimque difficultate omni depulsa,
ponte constrato, sollicitarum gentium opinione
praeuenta, uisus in barbarico miles, per Hortarii
regna transibat intacta. Vbi uero terras infesti-
orum etiam tum tetigit regum, urens omnia, ra-
piensque, per medium rebellium solum grassabatur
intrepidus. Postque saepimenta fragilium penatium
inflammata, & obtruncatam hominum multitudi-
nem, uisosque cadentes multos, aliosque suppli-
cantes, cum uentum fuisset ad regionem,
cui
CAPELLATII, uel PALAS nomen est,
ubi terminales lapides ALAMANNORVM,
& BVRGVNDIORVM
confinia distingue-
bant, castra sunt posita: ea propter, ut Macrianus
& Hariobaudus, germani fratres & reges, susci-
perentur impauidi
; qui propinquare sibi perniciem
sentientes, uenerant pacem anxiis animis preca-
turi. Post quos statim rex quoque Vadomarius
uenit, cuius erat domicilium contra Rauracos:
scriptisque Constantii principis, quibus commen-
[Spaltenumbruch] datus est arctius, allegatis, leniter susceptus est.
Et Macrianus quidem cum fratre inter aquilas ad-
missus & signa, stupebat armorum uiriumque
uarium decus, uisa tunc primitus, proque suis
orabat. Vadomarius uero nostris coalitus, utpote
uicinus limiti, mirabatur quidem apparatum am-
bitiosi procinctus, sed uidisse se talia saepe ab ado-
lescentia meminerat prima. Libratis denique diu
consiliis, concordi assensione cunctorum, Macriano
quidem & Hariobaudo pax est attributa: Vado-
mario uero, qui suam locaturus securitatem in
tuto, & legationis nomine precator uenerat pro
Vrio, & Vrsicino, & Vestralpo regibus, pacem
itidem obsecrans, interim responderi non poterat,
ne, ut sunt fluxioris fidei barbari, post abitum
recreati nostrorum, parum acquiescerent per alios
impetratis. Sed cum ipsi quoque missis legatis post
messes incensas & habitacula, captosque plures &
interfectos, ita supplicarent, tanquam ipsi haec
deliquissent in nostros; pacem conditionum simili-
tudine meruerunt. Inter quas id festinatum est
maxime, ut captiuos restituerent omnes, quos ra-

[Ende Spaltensatz]
puerant

Sechſtes Buch. Geſchichte der Teutſchen
300. der verwegenſten Soldaten in ſolcher Stille uͤber den Rhein ſetzen, daß
die Alemannen, ſo nur das Feuer im Roͤmiſchen Lager beobachteten, nichts
davon inne wurden. Hortarius, der zwar mit den Roͤmern in Friede und
Buͤndniß ſtund, aber dem ungeachtet mit ſeinen Lands-Leuten wohl lebte,
hatte eben den Abend die Koͤnige, Printzen und vornehmſten Haͤupter aus dem
Lager der Alemannen zur Tafel; die, nach Gewohnheit der Teutſchen Gaſt-
mahle, bis gegen Morgen beyſammen geblieben waren. Die Roͤmiſche Par-
they uͤberfiel dieſe Geſellſchafft, als ſie eben von einander gegangen; da zwar
die Herren, als die zu Pferde waren, entkamen: von den Bedienten aber etliche
erſchlagen wurden. Dieſer Streich verurſachte ſolch ein Schrecken, daß ein
jeder glaubte, die Roͤmer waͤren ſchon Meiſter vom Lande: ſie verlieſſen alſo
das Ufer des Rheins, und ein iedes Volck eylte nach ſeiner Heymath, um ihre
Weiber und Kinder, und beſtes Vermoͤgen fuͤr dem Feinde zu erretten. Die
Roͤmer konten alſo nunmehro mit aller Bequemlichkeit ihre Bruͤcke werffen,
und uͤber den Fluß ſetzen *.

LXII. Sie zogen durch Hortarii Gebiethe, ohne es zu beſchaͤdigen, ver-
Und durch-
ſtreifft Ale-
mannien, bis
an die Graͤn-
tzen der Bur-
gunder.
wuͤſteten aber der uͤbrigen Alemanniſchen Fuͤrſten Laͤnder durchaus, bis an die
Marck, welche zwiſchen den Alemannen und Burgundern die Graͤntze machte 1,
allwo ſie ein Lager aufſchlugen. Jn ſelbigem fanden ſich zwey Alemanniſche
Fuͤrſten, Macrianus und Hariobaudus, ſo Bruͤder waren, ein, um mit den
Roͤmern ſich zu ſetzen. Dieſe beyden Printzen, ſo zum erſten mahl ein Roͤmiſch
Lager ſahen, erſtauneten uͤber der Pracht und Ordnung deſſelben, und uͤber
der Kriegs-Macht der Roͤmer: welche Verwunderung aber nicht verhindert,
daß nicht nachmahls Macrianus mit denſelben angebunden. Es kam auch

Vado-
* [Beginn Spaltensatz] amm. marcellinvs L. XIIX. c. 2.
1 ammianvs marcellinvs
c. l. p. 147. Statimque difficultate omni depulſa,
ponte conſtrato, ſollicitarum gentium opinione
praeuenta, uiſus in barbarico miles, per Hortarii
regna tranſibat intacta. Vbi uero terras infeſti-
orum etiam tum tetigit regum, urens omnia, ra-
piensque, per medium rebellium ſolum graſſabatur
intrepidus. Poſtque ſaepimenta fragilium penatium
inflammata, & obtruncatam hominum multitudi-
nem, uiſosque cadentes multos, aliosque ſuppli-
cantes, cum uentum fuiſſet ad regionem,
cui
CAPELLATII, uel PALAS nomen eſt,
ubi terminales lapides ALAMANNORVM,
& BVRGVNDIORVM
confinia diſtingue-
bant, caſtra ſunt poſita: ea propter, ut Macrianus
& Hariobaudus, germani fratres & reges, ſuſci-
perentur impauidi
; qui propinquare ſibi perniciem
ſentientes, uenerant pacem anxiis animis preca-
turi. Poſt quos ſtatim rex quoque Vadomarius
uenit, cuius erat domicilium contra Rauracos:
ſcriptisque Conſtantii principis, quibus commen-
[Spaltenumbruch] datus eſt arctius, allegatis, leniter ſuſceptus eſt.
Et Macrianus quidem cum fratre inter aquilas ad-
miſſus & ſigna, ſtupebat armorum uiriumque
uarium decus, uiſa tunc primitus, proque ſuis
orabat. Vadomarius uero noſtris coalitus, utpote
uicinus limiti, mirabatur quidem apparatum am-
bitioſi procinctus, ſed uidiſſe ſe talia ſaepe ab ado-
leſcentia meminerat prima. Libratis denique diu
conſiliis, concordi aſſenſione cunctorum, Macriano
quidem & Hariobaudo pax eſt attributa: Vado-
mario uero, qui ſuam locaturus ſecuritatem in
tuto, & legationis nomine precator uenerat pro
Vrio, & Vrſicino, & Veſtralpo regibus, pacem
itidem obſecrans, interim reſponderi non poterat,
ne, ut ſunt fluxioris fidei barbari, poſt abitum
recreati noſtrorum, parum acquieſcerent per alios
impetratis. Sed cum ipſi quoque miſſis legatis poſt
meſſes incenſas & habitacula, captosque plures &
interfectos, ita ſupplicarent, tanquam ipſi haec
deliquiſſent in noſtros; pacem conditionum ſimili-
tudine meruerunt. Inter quas id feſtinatum eſt
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[260/0294] Sechſtes Buch. Geſchichte der Teutſchen 300. der verwegenſten Soldaten in ſolcher Stille uͤber den Rhein ſetzen, daß die Alemannen, ſo nur das Feuer im Roͤmiſchen Lager beobachteten, nichts davon inne wurden. Hortarius, der zwar mit den Roͤmern in Friede und Buͤndniß ſtund, aber dem ungeachtet mit ſeinen Lands-Leuten wohl lebte, hatte eben den Abend die Koͤnige, Printzen und vornehmſten Haͤupter aus dem Lager der Alemannen zur Tafel; die, nach Gewohnheit der Teutſchen Gaſt- mahle, bis gegen Morgen beyſammen geblieben waren. Die Roͤmiſche Par- they uͤberfiel dieſe Geſellſchafft, als ſie eben von einander gegangen; da zwar die Herren, als die zu Pferde waren, entkamen: von den Bedienten aber etliche erſchlagen wurden. Dieſer Streich verurſachte ſolch ein Schrecken, daß ein jeder glaubte, die Roͤmer waͤren ſchon Meiſter vom Lande: ſie verlieſſen alſo das Ufer des Rheins, und ein iedes Volck eylte nach ſeiner Heymath, um ihre Weiber und Kinder, und beſtes Vermoͤgen fuͤr dem Feinde zu erretten. Die Roͤmer konten alſo nunmehro mit aller Bequemlichkeit ihre Bruͤcke werffen, und uͤber den Fluß ſetzen *. LXII. Sie zogen durch Hortarii Gebiethe, ohne es zu beſchaͤdigen, ver- wuͤſteten aber der uͤbrigen Alemanniſchen Fuͤrſten Laͤnder durchaus, bis an die Marck, welche zwiſchen den Alemannen und Burgundern die Graͤntze machte 1, allwo ſie ein Lager aufſchlugen. Jn ſelbigem fanden ſich zwey Alemanniſche Fuͤrſten, Macrianus und Hariobaudus, ſo Bruͤder waren, ein, um mit den Roͤmern ſich zu ſetzen. Dieſe beyden Printzen, ſo zum erſten mahl ein Roͤmiſch Lager ſahen, erſtauneten uͤber der Pracht und Ordnung deſſelben, und uͤber der Kriegs-Macht der Roͤmer: welche Verwunderung aber nicht verhindert, daß nicht nachmahls Macrianus mit denſelben angebunden. Es kam auch Vado- Und durch- ſtreifft Ale- mannien, bis an die Graͤn- tzen der Bur- gunder. * amm. marcellinvs L. XIIX. c. 2. 1 ammianvs marcellinvs c. l. p. 147. Statimque difficultate omni depulſa, ponte conſtrato, ſollicitarum gentium opinione praeuenta, uiſus in barbarico miles, per Hortarii regna tranſibat intacta. Vbi uero terras infeſti- orum etiam tum tetigit regum, urens omnia, ra- piensque, per medium rebellium ſolum graſſabatur intrepidus. Poſtque ſaepimenta fragilium penatium inflammata, & obtruncatam hominum multitudi- nem, uiſosque cadentes multos, aliosque ſuppli- cantes, cum uentum fuiſſet ad regionem, cui CAPELLATII, uel PALAS nomen eſt, ubi terminales lapides ALAMANNORVM, & BVRGVNDIORVM confinia diſtingue- bant, caſtra ſunt poſita: ea propter, ut Macrianus & Hariobaudus, germani fratres & reges, ſuſci- perentur impauidi; qui propinquare ſibi perniciem ſentientes, uenerant pacem anxiis animis preca- turi. Poſt quos ſtatim rex quoque Vadomarius uenit, cuius erat domicilium contra Rauracos: ſcriptisque Conſtantii principis, quibus commen- datus eſt arctius, allegatis, leniter ſuſceptus eſt. Et Macrianus quidem cum fratre inter aquilas ad- miſſus & ſigna, ſtupebat armorum uiriumque uarium decus, uiſa tunc primitus, proque ſuis orabat. Vadomarius uero noſtris coalitus, utpote uicinus limiti, mirabatur quidem apparatum am- bitioſi procinctus, ſed uidiſſe ſe talia ſaepe ab ado- leſcentia meminerat prima. Libratis denique diu conſiliis, concordi aſſenſione cunctorum, Macriano quidem & Hariobaudo pax eſt attributa: Vado- mario uero, qui ſuam locaturus ſecuritatem in tuto, & legationis nomine precator uenerat pro Vrio, & Vrſicino, & Veſtralpo regibus, pacem itidem obſecrans, interim reſponderi non poterat, ne, ut ſunt fluxioris fidei barbari, poſt abitum recreati noſtrorum, parum acquieſcerent per alios impetratis. Sed cum ipſi quoque miſſis legatis poſt meſſes incenſas & habitacula, captosque plures & interfectos, ita ſupplicarent, tanquam ipſi haec deliquiſſent in noſtros; pacem conditionum ſimili- tudine meruerunt. Inter quas id feſtinatum eſt maxime, ut captiuos reſtituerent omnes, quos ra- puerant

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/294>, abgerufen am 23.11.2024.