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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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mit IVLIO CAESARE.
da ihre dicke Wälder und Moräste, sie gnugsam schützeten: und insonderheit das
Land der Menapier, wegen des vielen Wassers, einer fremden Armee unwegsam
war. Caesar machte zwar einen Anfang die Wälder umhauen zu lassen, aber
die dazwischen kommenden Herbst-Regen machten auch diese Arbeit unmöglich,
und nöthigten ihn seine Leute in die Winter-Quartiere zu führen.

XI. Den folgenden Sommer kriegte Caesar mit einigen Teutschen Völckern zuGelegenheit,
die Caesar ge-
habt, die Teut-
schen diesseit
des Rheins zu
bekriegen. Le-
beus-Art der
Sveven und
Ubier.

thun. Die Gelegenheit dazu gaben die Sveven, die das mächtigste Volck unter ihnen
waren. Wir wissen aus dem tacito, daß unter dieser Benennung die Se-
nonen, Langobarden, Marcomannen und viele andere Völcker mehr begrieffen gewe-
sen. caesar 1 beschreibt sie als ein sehr rauhes Volck, das nicht lange an einem
Orte geblieben, und weder auf eigene Aecker, noch auf andere Bequehmlichkeit
des Lebens etwas gehalten. Er setzet hinzu, sie hätten keine andere Kleidung, als
Felle der Thiere gehabt, die noch dazu den wenigsten Theil des Leibes bedecket:
Jhr einiger Reichthum hätte in der Viehzucht bestanden, und sie hätten von keinem
andern Handel gewust, als daß sie einige fremde Kauff-Leute geduldet, um, was
sie erbeuthet, ins Geld zu setzen, oder zu vertauschen: Wein einzuführen wäre gar
verbothen, und ihr einiges Vergnügen die Jagd gewesen. Aber bey dieser Lebens-
Art fehlte ihnen das Hauptstück der menschlichen Glückseligkeit, weil sie mit dem
ihrigen nicht vergnügt waren. Jhrer Lebens-Art kam ihre gute Natur zu stat-
ten, so, daß sie durchgehends lange, starcke Leute waren, bey denen aber das Ge-
müthe, bey der angebohrnen Rauhigkeit, ohne Ausübung blieb, weil unter ihnen
nichts für schöner gehalten ward, als die Stärcke des Leibes, so, daß man sich nicht
wundern darff, wenn all ihr Thun und Lassen auf den Krieg gerichtet gewesen.
Sie waren insonderheit zur Reuterey wohl abgerichtet, 2 und stellten jährlich
100000 Mann ins Feld, wobey leicht zu erachten, wie übel es ihre Nachbarn
müssen gehabt haben. Die Ubier gräntzeten von einer Seiten mit ihnen, und er-
streckten sich ferner bis an den Rhein. Diese hatten zwar, weil sie mit den be-
nachbarten Galliern Handel und Wandel unterhielten, schon mehr Policey; wa-
ren aber zu ohnmächtig gewesen, den Sveven zu widerstehen, und hatten sich zum
Tribut verstehen müssen.

XII.
[Beginn Spaltensatz] utrumque latus exstruebat. Incredibili celeritate,
magno spatio, paucis diebus, confecto, quum iam pecus
atque extrema impedimenta ab nostris tenerentur,
ipsi denfiores siluas peterent, eiusmodi tempestates
sunt consecutae, uti opus necessario intermitteretur,
& continuatione imbrium, diutius sub pellibus mili-
tes contineri non possent.
1 §. XI. 1. caesar L. IV. c. 1. Sueuorum gens
est longe maxima, & bellicosissima Germanorum
omnium. Ii centum pagos habere dicuntur, ex qui-
bus quotannis singula millia armatorum, bellandi
saussa suis ex finibus educunt, reliqui domi manent:
pro se, atque illis, colunt. Hi rursus inuicem anno post
in armis sunt; illi domi remanent. Sic neque agri-
cultura, neque ratio, neque usus belli intermittitur;
sed priuati ac separati agri apud eos nihil est: ne-
[Spaltenumbruch] que longius anno remanere uno in loco, incolendi
caussa, licet. Neque multum frumento, sed maxi-
mam partem lacte atque pecore uiuunt, multumque
sunt in uenationibus. e. q. s.
2 idem L. IV. c. 2. Quin etiam iumentis,
quibus maxime Gallia delectatur, quaeque impenso
parat pretio, Germani importatis non utuntur; sed
quae sunt apud eos nata, parua atque deformia,
haec quotidiana exercitatione, summi ut sint laboris,
efficiunt. Equestribus proeliis saepe ex equis desili-
unt, ac pedibus proeliantur, equosque eodem rema-
nere uestigio assuefaciunt, ad quos se celeriter, quum
usus est, recipiunt. neque eorum moribus turpius
quidquam, aut inertius habetur, quam ephippiis uti.
Itaque ad quemuis numerum ephippiatorum equitum,
quamuis pauci, adire solent.
Jn dem Treffen, das
[Ende Spaltensatz]
Arioui-
D 3

mit IVLIO CAESARE.
da ihre dicke Waͤlder und Moraͤſte, ſie gnugſam ſchuͤtzeten: und inſonderheit das
Land der Menapier, wegen des vielen Waſſers, einer fremden Armee unwegſam
war. Caeſar machte zwar einen Anfang die Waͤlder umhauen zu laſſen, aber
die dazwiſchen kommenden Herbſt-Regen machten auch dieſe Arbeit unmoͤglich,
und noͤthigten ihn ſeine Leute in die Winter-Quartiere zu fuͤhren.

XI. Den folgenden Som̃er kriegte Caeſar mit einigen Teutſchen Voͤlckern zuGelegenheit,
die Caeſar ge-
habt, die Teut-
ſchen dieſſeit
des Rheins zu
bekriegen. Le-
beus-Art der
Sveven und
Ubier.

thun. Die Gelegenheit dazu gaben die Sveven, die das maͤchtigſte Volck unter ihnen
waren. Wir wiſſen aus dem tacito, daß unter dieſer Benennung die Se-
nonen, Langobarden, Marcomañen und viele andere Voͤlcker mehr begꝛieffen gewe-
ſen. caesar 1 beſchreibt ſie als ein ſehr rauhes Volck, das nicht lange an einem
Orte geblieben, und weder auf eigene Aecker, noch auf andere Bequehmlichkeit
des Lebens etwas gehalten. Er ſetzet hinzu, ſie haͤtten keine andere Kleidung, als
Felle der Thiere gehabt, die noch dazu den wenigſten Theil des Leibes bedecket:
Jhr einiger Reichthum haͤtte in der Viehzucht beſtanden, und ſie haͤtten von keinem
andern Handel gewuſt, als daß ſie einige fremde Kauff-Leute geduldet, um, was
ſie erbeuthet, ins Geld zu ſetzen, oder zu vertauſchen: Wein einzufuͤhren waͤre gar
verbothen, und ihr einiges Vergnuͤgen die Jagd geweſen. Aber bey dieſer Lebens-
Art fehlte ihnen das Hauptſtuͤck der menſchlichen Gluͤckſeligkeit, weil ſie mit dem
ihrigen nicht vergnuͤgt waren. Jhrer Lebens-Art kam ihre gute Natur zu ſtat-
ten, ſo, daß ſie durchgehends lange, ſtarcke Leute waren, bey denen aber das Ge-
muͤthe, bey der angebohrnen Rauhigkeit, ohne Ausuͤbung blieb, weil unter ihnen
nichts fuͤr ſchoͤner gehalten ward, als die Staͤrcke des Leibes, ſo, daß man ſich nicht
wundern darff, wenn all ihr Thun und Laſſen auf den Krieg gerichtet geweſen.
Sie waren inſonderheit zur Reuterey wohl abgerichtet, 2 und ſtellten jaͤhrlich
100000 Mann ins Feld, wobey leicht zu erachten, wie uͤbel es ihre Nachbarn
muͤſſen gehabt haben. Die Ubier graͤntzeten von einer Seiten mit ihnen, und er-
ſtreckten ſich ferner bis an den Rhein. Dieſe hatten zwar, weil ſie mit den be-
nachbarten Galliern Handel und Wandel unterhielten, ſchon mehr Policey; wa-
ren aber zu ohnmaͤchtig geweſen, den Sveven zu widerſtehen, und hatten ſich zum
Tribut verſtehen muͤſſen.

XII.
[Beginn Spaltensatz] utrumque latus exſtruebat. Incredibili celeritate,
magno ſpatio, paucis diebus, confecto, quum iam pecus
atque extrema impedimenta ab noſtris tenerentur,
ipſi denfiores ſiluas peterent, eiusmodi tempeſtates
ſunt conſecutae, uti opus neceſſario intermitteretur,
& continuatione imbrium, diutius ſub pellibus mili-
tes contineri non poſſent.
1 §. XI. 1. caesar L. IV. c. 1. Sueuorum gens
eſt longe maxima, & bellicoſiſſima Germanorum
omnium. Ii centum pagos habere dicuntur, ex qui-
bus quotannis ſingula millia armatorum, bellandi
sauſſa ſuis ex finibus educunt, reliqui domi manent:
pro ſe, atque illis, colunt. Hi rurſus inuicem anno poſt
in armis ſunt; illi domi remanent. Sic neque agri-
cultura, neque ratio, neque uſus belli intermittitur;
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[Spaltenumbruch] que longius anno remanere uno in loco, incolendi
cauſſa, licet. Neque multum frumento, ſed maxi-
mam partem lacte atque pecore uiuunt, multumque
ſunt in uenationibus. e. q. ſ.
2 idem L. IV. c. 2. Quin etiam iumentis,
quibus maxime Gallia delectatur, quaeque impenſo
parat pretio, Germani importatis non utuntur; ſed
quae ſunt apud eos nata, parua atque deformia,
haec quotidiana exercitatione, ſummi ut ſint laboris,
efficiunt. Equeſtribus proeliis ſaepe ex equis deſili-
unt, ac pedibus proeliantur, equosque eodem rema-
nere ueſtigio aſſuefaciunt, ad quos ſe celeriter, quum
uſus eſt, recipiunt. neque eorum moribus turpius
quidquam, aut inertius habetur, quam ephippiis uti.
Itaque ad quemuis numerum ephippiatorum equitum,
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[29/0063] mit IVLIO CAESARE. da ihre dicke Waͤlder und Moraͤſte, ſie gnugſam ſchuͤtzeten: und inſonderheit das Land der Menapier, wegen des vielen Waſſers, einer fremden Armee unwegſam war. Caeſar machte zwar einen Anfang die Waͤlder umhauen zu laſſen, aber die dazwiſchen kommenden Herbſt-Regen machten auch dieſe Arbeit unmoͤglich, und noͤthigten ihn ſeine Leute in die Winter-Quartiere zu fuͤhren. 3 XI. Den folgenden Som̃er kriegte Caeſar mit einigen Teutſchen Voͤlckern zu thun. Die Gelegenheit dazu gaben die Sveven, die das maͤchtigſte Volck unter ihnen waren. Wir wiſſen aus dem tacito, daß unter dieſer Benennung die Se- nonen, Langobarden, Marcomañen und viele andere Voͤlcker mehr begꝛieffen gewe- ſen. caesar 1 beſchreibt ſie als ein ſehr rauhes Volck, das nicht lange an einem Orte geblieben, und weder auf eigene Aecker, noch auf andere Bequehmlichkeit des Lebens etwas gehalten. Er ſetzet hinzu, ſie haͤtten keine andere Kleidung, als Felle der Thiere gehabt, die noch dazu den wenigſten Theil des Leibes bedecket: Jhr einiger Reichthum haͤtte in der Viehzucht beſtanden, und ſie haͤtten von keinem andern Handel gewuſt, als daß ſie einige fremde Kauff-Leute geduldet, um, was ſie erbeuthet, ins Geld zu ſetzen, oder zu vertauſchen: Wein einzufuͤhren waͤre gar verbothen, und ihr einiges Vergnuͤgen die Jagd geweſen. Aber bey dieſer Lebens- Art fehlte ihnen das Hauptſtuͤck der menſchlichen Gluͤckſeligkeit, weil ſie mit dem ihrigen nicht vergnuͤgt waren. Jhrer Lebens-Art kam ihre gute Natur zu ſtat- ten, ſo, daß ſie durchgehends lange, ſtarcke Leute waren, bey denen aber das Ge- muͤthe, bey der angebohrnen Rauhigkeit, ohne Ausuͤbung blieb, weil unter ihnen nichts fuͤr ſchoͤner gehalten ward, als die Staͤrcke des Leibes, ſo, daß man ſich nicht wundern darff, wenn all ihr Thun und Laſſen auf den Krieg gerichtet geweſen. Sie waren inſonderheit zur Reuterey wohl abgerichtet, 2 und ſtellten jaͤhrlich 100000 Mann ins Feld, wobey leicht zu erachten, wie uͤbel es ihre Nachbarn muͤſſen gehabt haben. Die Ubier graͤntzeten von einer Seiten mit ihnen, und er- ſtreckten ſich ferner bis an den Rhein. Dieſe hatten zwar, weil ſie mit den be- nachbarten Galliern Handel und Wandel unterhielten, ſchon mehr Policey; wa- ren aber zu ohnmaͤchtig geweſen, den Sveven zu widerſtehen, und hatten ſich zum Tribut verſtehen muͤſſen. Gelegenheit, die Caeſar ge- habt, die Teut- ſchen dieſſeit des Rheins zu bekriegen. Le- beus-Art der Sveven und Ubier. XII. 3 utrumque latus exſtruebat. Incredibili celeritate, magno ſpatio, paucis diebus, confecto, quum iam pecus atque extrema impedimenta ab noſtris tenerentur, ipſi denfiores ſiluas peterent, eiusmodi tempeſtates ſunt conſecutae, uti opus neceſſario intermitteretur, & continuatione imbrium, diutius ſub pellibus mili- tes contineri non poſſent. 1 §. XI. 1. caesar L. IV. c. 1. Sueuorum gens eſt longe maxima, & bellicoſiſſima Germanorum omnium. Ii centum pagos habere dicuntur, ex qui- bus quotannis ſingula millia armatorum, bellandi sauſſa ſuis ex finibus educunt, reliqui domi manent: pro ſe, atque illis, colunt. Hi rurſus inuicem anno poſt in armis ſunt; illi domi remanent. Sic neque agri- cultura, neque ratio, neque uſus belli intermittitur; ſed priuati ac ſeparati agri apud eos nihil eſt: ne- que longius anno remanere uno in loco, incolendi cauſſa, licet. Neque multum frumento, ſed maxi- mam partem lacte atque pecore uiuunt, multumque ſunt in uenationibus. e. q. ſ. 2 idem L. IV. c. 2. Quin etiam iumentis, quibus maxime Gallia delectatur, quaeque impenſo parat pretio, Germani importatis non utuntur; ſed quae ſunt apud eos nata, parua atque deformia, haec quotidiana exercitatione, ſummi ut ſint laboris, efficiunt. Equeſtribus proeliis ſaepe ex equis deſili- unt, ac pedibus proeliantur, equosque eodem rema- nere ueſtigio aſſuefaciunt, ad quos ſe celeriter, quum uſus eſt, recipiunt. neque eorum moribus turpius quidquam, aut inertius habetur, quam ephippiis uti. Itaque ad quemuis numerum ephippiatorum equitum, quamuis pauci, adire ſolent. Jn dem Treffen, das Arioui- D 3

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/63>, abgerufen am 21.11.2024.