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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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Andres Buch. Kriege der Teutschen

XII. Die Usipeter und Tenchterer, nachdem sie sich ihrer viele Jahre
Die Usipeter
und Teuchte-
rer fallen in
Gallien ein.
kümmerlich erwehret, waren endlich gezwungen worden ihr Land gar zu räumen,
und wageten es um diese Zeit, nachdem sie drey Jahr in Teutschland herumge-
schweiffet, in Gallien eine neue Wohnung zu suchen. Sie brachen nicht weit von
der Münde des Rheins 1 ins Land der Menapier ein, die an beyden Seiten des
Flusses wohneten; übermanneten die, so am rechten Ufer ihren Sitz hatten,
und bedienten sich ihrer Fahrzeuge, über den Rhein zu setzen, allwo sie die andre
Helffte dieses Volcks ebenfalls vertrieben, und von ihrem Vorrath den Winter
durch vollend lebeten. caesar war in Jtalien, um eine Gelegenheit zu besorgen,
deren Ausgang ihm die Früchte seiner bisherigen Siege auf einmahl entweder rau-
ben, oder bestätigen konnte. Lucius Domitius, der sich Hoffnung machte aufs
folgende Jahr Consul zu werden, hatte öffentlich gedrohet, er wollte alsdenn Cae-
sari
das Commando nehmen: deswegen sich dieser mit Crasso und Pompe-
io
verbunden, daß er ihnen bey der vorstehenden Abwechselung des Regiments zum
Consulat behülfflich seyn, und sie ihm, in selbigem, das Commando auf fünff
Jahr erneuern sollten. 2 Als er diese Zeitung erhielt, eilte er aus Jtalien zur Ar-
mee, weil er befürchten muste, die Gallier möchten sich nach ihrer natürlichen Neu-
begierigkeit, die Ankunfft dieser Kriegerischen Teutschen zu allerhand Unterneh-
mungen verleiten lassen. Und in der That hatten bereits einige Gallische Völcker
an die Usipeter und Tenchterer geschicket, und sie tieffer ins Land zu gehen ersuchet,
wie sie denn, als caesar in Gallien ankam, schon würcklich im Gebiete der Ebu-
ronen und Condrusier 3 stunden. *

Werden von
Caesare aufs
Haupt ge-
schlagen.

XIII. caesar berieff die Häupter der Gallischen Völcker zusammen, ver-
barg sein Mistrauen, und that ihnen seinen Entschluß, die Teutschen aufzusuchen,
zu wissen: wozu sie ihren Antheil Reuterey hergeben, und zugleich Lebens-Mittel
lieffern musten. Währendes Zuges langte eine Gesandschafft der Usipeter und
Tenchterer an, die da vorstellte, die Noth allein hätte ihre Lands-Leute über
den Rhein getrieben; sie wären bereit, wenn Caesar ihnen ein Stück Landes zur
Wohnung anweisen, oder ihnen das, so sie erobert, lassen wollte, ihm in allen
Dingen zu dienen; wo nicht, so hofften sie, auch allenfals sich mit Gewalt dabey
zu erhalten. Caesar antwortete, er würde sie in Gallien schlechterdings nicht dul-
den; es wären aber Gesandten der Ubier bey ihm, durch die er zu erhalten gedäch-
te, daß sie von selbigem Volck aufgenommen würden, da sie sich denn mit zusam-
men gesetzten Kräfften der Sveven würden erwehren können. Die Teutschen hat-
ten eben einen grossen Theil ihrer Reuterey über die Maas zu den Ambivariten auf
1
2

Beute
[Beginn Spaltensatz] Ariouistus den Römern gelieffert, finden wir ein
Exempel von dergleichen Manier zu fechten.
1 §. XII. 1. caesar L. IV. c. 1. Non longe a ma-
ri, quo Rhenus influit.
Es ist vermuthlich oberhalb
der Jnsul der Batavier geschehen.
2 svetonivs in Iulio c. 24.
3 Qui erant Treuirorum clientes. caesar
L. IV. c.
6.
* [Spaltenumbruch] idem L. IV. c. 1-7.
1 §. XIII. 1. caesar L. IV. c. 12. Impetu facto
celeriter turbauerunt; rursus, resistentibus no-
stris, consuetudine sua ad pedes desilierunt, suffos-
sisque equis compluribusque nostris deiectis, reliquos
in fugam coniecerunt.
2 dio L. 39. p. 113. A. B. meldet, daß in der
That die junge Mannschafft der Teutschen die Römer
ohne Ordre angegrieffen, und dieses wird mit als ein
[Ende Spaltensatz]
Umstand
Andres Buch. Kriege der Teutſchen

XII. Die Uſipeter und Tenchterer, nachdem ſie ſich ihrer viele Jahre
Die Uſipeter
und Teuchte-
rer fallen in
Gallien ein.
kuͤmmerlich erwehret, waren endlich gezwungen worden ihr Land gar zu raͤumen,
und wageten es um dieſe Zeit, nachdem ſie drey Jahr in Teutſchland herumge-
ſchweiffet, in Gallien eine neue Wohnung zu ſuchen. Sie brachen nicht weit von
der Muͤnde des Rheins 1 ins Land der Menapier ein, die an beyden Seiten des
Fluſſes wohneten; uͤbermanneten die, ſo am rechten Ufer ihren Sitz hatten,
und bedienten ſich ihrer Fahrzeuge, uͤber den Rhein zu ſetzen, allwo ſie die andre
Helffte dieſes Volcks ebenfalls vertrieben, und von ihrem Vorrath den Winter
durch vollend lebeten. caesar war in Jtalien, um eine Gelegenheit zu beſorgen,
deren Ausgang ihm die Fruͤchte ſeiner bisherigen Siege auf einmahl entweder rau-
ben, oder beſtaͤtigen konnte. Lucius Domitius, der ſich Hoffnung machte aufs
folgende Jahr Conſul zu werden, hatte oͤffentlich gedrohet, er wollte alsdenn Cae-
ſari
das Commando nehmen: deswegen ſich dieſer mit Craſſo und Pompe-
io
verbunden, daß er ihnen bey der vorſtehenden Abwechſelung des Regiments zum
Conſulat behuͤlfflich ſeyn, und ſie ihm, in ſelbigem, das Commando auf fuͤnff
Jahr erneuern ſollten. 2 Als er dieſe Zeitung erhielt, eilte er aus Jtalien zur Ar-
mee, weil er befuͤrchten muſte, die Gallier moͤchten ſich nach ihrer natuͤrlichen Neu-
begierigkeit, die Ankunfft dieſer Kriegeriſchen Teutſchen zu allerhand Unterneh-
mungen verleiten laſſen. Und in der That hatten bereits einige Galliſche Voͤlcker
an die Uſipeter und Tenchterer geſchicket, und ſie tieffer ins Land zu gehen erſuchet,
wie ſie denn, als caesar in Gallien ankam, ſchon wuͤrcklich im Gebiete der Ebu-
ronen und Condruſier 3 ſtunden. *

Werden von
Caeſare aufs
Haupt ge-
ſchlagen.

XIII. caesar berieff die Haͤupter der Galliſchen Voͤlcker zuſammen, ver-
barg ſein Mistrauen, und that ihnen ſeinen Entſchluß, die Teutſchen aufzuſuchen,
zu wiſſen: wozu ſie ihren Antheil Reuterey hergeben, und zugleich Lebens-Mittel
lieffern muſten. Waͤhrendes Zuges langte eine Geſandſchafft der Uſipeter und
Tenchterer an, die da vorſtellte, die Noth allein haͤtte ihre Lands-Leute uͤber
den Rhein getrieben; ſie waͤren bereit, wenn Caeſar ihnen ein Stuͤck Landes zur
Wohnung anweiſen, oder ihnen das, ſo ſie erobert, laſſen wollte, ihm in allen
Dingen zu dienen; wo nicht, ſo hofften ſie, auch allenfals ſich mit Gewalt dabey
zu erhalten. Caeſar antwortete, er wuͤrde ſie in Gallien ſchlechterdings nicht dul-
den; es waͤren aber Geſandten der Ubier bey ihm, durch die er zu erhalten gedaͤch-
te, daß ſie von ſelbigem Volck aufgenommen wuͤrden, da ſie ſich denn mit zuſam-
men geſetzten Kraͤfften der Sveven wuͤrden erwehren koͤnnen. Die Teutſchen hat-
ten eben einen groſſen Theil ihrer Reuterey uͤber die Maas zu den Ambivariten auf
1
2

Beute
[Beginn Spaltensatz] Ariouiſtus den Roͤmern gelieffert, finden wir ein
Exempel von dergleichen Manier zu fechten.
1 §. XII. 1. caesar L. IV. c. 1. Non longe a ma-
ri, quo Rhenus influit.
Es iſt vermuthlich oberhalb
der Jnſul der Batavier geſchehen.
2 svetonivs in Iulio c. 24.
3 Qui erant Treuirorum clientes. caesar
L. IV. c.
6.
* [Spaltenumbruch] idem L. IV. c. 1-7.
1 §. XIII. 1. caesar L. IV. c. 12. Impetu facto
celeriter turbauerunt; rurſus, reſiſtentibus no-
ſtris, conſuetudine ſua ad pedes deſilierunt, ſuffos-
ſisque equis compluribusque noſtris deiectis, reliquos
in fugam coniecerunt.
2 dio L. 39. p. 113. A. B. meldet, daß in der
That die junge Mannſchafft der Teutſchen die Roͤmer
ohne Ordre angegrieffen, und dieſes wird mit als ein
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[30/0064] Andres Buch. Kriege der Teutſchen XII. Die Uſipeter und Tenchterer, nachdem ſie ſich ihrer viele Jahre kuͤmmerlich erwehret, waren endlich gezwungen worden ihr Land gar zu raͤumen, und wageten es um dieſe Zeit, nachdem ſie drey Jahr in Teutſchland herumge- ſchweiffet, in Gallien eine neue Wohnung zu ſuchen. Sie brachen nicht weit von der Muͤnde des Rheins 1 ins Land der Menapier ein, die an beyden Seiten des Fluſſes wohneten; uͤbermanneten die, ſo am rechten Ufer ihren Sitz hatten, und bedienten ſich ihrer Fahrzeuge, uͤber den Rhein zu ſetzen, allwo ſie die andre Helffte dieſes Volcks ebenfalls vertrieben, und von ihrem Vorrath den Winter durch vollend lebeten. caesar war in Jtalien, um eine Gelegenheit zu beſorgen, deren Ausgang ihm die Fruͤchte ſeiner bisherigen Siege auf einmahl entweder rau- ben, oder beſtaͤtigen konnte. Lucius Domitius, der ſich Hoffnung machte aufs folgende Jahr Conſul zu werden, hatte oͤffentlich gedrohet, er wollte alsdenn Cae- ſari das Commando nehmen: deswegen ſich dieſer mit Craſſo und Pompe- io verbunden, daß er ihnen bey der vorſtehenden Abwechſelung des Regiments zum Conſulat behuͤlfflich ſeyn, und ſie ihm, in ſelbigem, das Commando auf fuͤnff Jahr erneuern ſollten. 2 Als er dieſe Zeitung erhielt, eilte er aus Jtalien zur Ar- mee, weil er befuͤrchten muſte, die Gallier moͤchten ſich nach ihrer natuͤrlichen Neu- begierigkeit, die Ankunfft dieſer Kriegeriſchen Teutſchen zu allerhand Unterneh- mungen verleiten laſſen. Und in der That hatten bereits einige Galliſche Voͤlcker an die Uſipeter und Tenchterer geſchicket, und ſie tieffer ins Land zu gehen erſuchet, wie ſie denn, als caesar in Gallien ankam, ſchon wuͤrcklich im Gebiete der Ebu- ronen und Condruſier 3 ſtunden. * Die Uſipeter und Teuchte- rer fallen in Gallien ein. XIII. caesar berieff die Haͤupter der Galliſchen Voͤlcker zuſammen, ver- barg ſein Mistrauen, und that ihnen ſeinen Entſchluß, die Teutſchen aufzuſuchen, zu wiſſen: wozu ſie ihren Antheil Reuterey hergeben, und zugleich Lebens-Mittel lieffern muſten. Waͤhrendes Zuges langte eine Geſandſchafft der Uſipeter und Tenchterer an, die da vorſtellte, die Noth allein haͤtte ihre Lands-Leute uͤber den Rhein getrieben; ſie waͤren bereit, wenn Caeſar ihnen ein Stuͤck Landes zur Wohnung anweiſen, oder ihnen das, ſo ſie erobert, laſſen wollte, ihm in allen Dingen zu dienen; wo nicht, ſo hofften ſie, auch allenfals ſich mit Gewalt dabey zu erhalten. Caeſar antwortete, er wuͤrde ſie in Gallien ſchlechterdings nicht dul- den; es waͤren aber Geſandten der Ubier bey ihm, durch die er zu erhalten gedaͤch- te, daß ſie von ſelbigem Volck aufgenommen wuͤrden, da ſie ſich denn mit zuſam- men geſetzten Kraͤfften der Sveven wuͤrden erwehren koͤnnen. Die Teutſchen hat- ten eben einen groſſen Theil ihrer Reuterey uͤber die Maas zu den Ambivariten auf Beute 2 1 2 1 §. XII. 1. caesar L. IV. c. 1. Non longe a ma- ri, quo Rhenus influit. Es iſt vermuthlich oberhalb der Jnſul der Batavier geſchehen. 2 svetonivs in Iulio c. 24. 3 Qui erant Treuirorum clientes. caesar L. IV. c. 6. * idem L. IV. c. 1-7. 2 Ariouiſtus den Roͤmern gelieffert, finden wir ein Exempel von dergleichen Manier zu fechten. 1 §. XIII. 1. caesar L. IV. c. 12. Impetu facto celeriter turbauerunt; rurſus, reſiſtentibus no- ſtris, conſuetudine ſua ad pedes deſilierunt, ſuffos- ſisque equis compluribusque noſtris deiectis, reliquos in fugam coniecerunt. 2 dio L. 39. p. 113. A. B. meldet, daß in der That die junge Mannſchafft der Teutſchen die Roͤmer ohne Ordre angegrieffen, und dieſes wird mit als ein Umſtand

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/64>, abgerufen am 21.11.2024.