Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892].

Bild:
<< vorherige Seite

Die Badinan wollten uns eine Strecke weit das Ge-
leit geben; ich mußte es gestatten, machte aber die Be-
dingung, daß sie bei ihrem Dorfe Kalahoni umkehren
sollten. Dieses liegt vier Stunden von Scheik Adi ent-
fernt. Seine Häuser waren fast ausnahmslos aus Stein
gebaut und hingen wie riesige Vogelnester zwischen den
Weingärten hoch über dem Flußbette des Gomel. Sie
erhielten ein sehr durables Aussehen durch die riesigen
Steinblöcke, welche als Oberschwellen der Thüren und als
Ecken des Gebäudes dienten.

Hier wurde Ade gesagt, dann ritten wir zu vieren
weiter.

Auf einem sehr steilen Wege, der unsern Tieren
große Beschwerden bereitete, erreichten wir das kleine
Dörfchen Bebozi, das auf dem Gipfel einer bedeutenden
Höhe liegt. Es giebt hier eine katholische Kirche, denn
die Einwohner gehören zu den Chaldäern, die bekehrt
worden sind. Wir wurden von ihnen sehr freundlich auf-
genommen und erhielten unentgeltlich Trank und Speise.
Sie wollten mir einen Führer mitgeben; da ich dies aber
ablehnte, so wurde mir der Weg zum nächsten Orte so
genau beschrieben, daß wir ihn gar nicht verfehlen konnten.

Er führte uns zunächst längs der Höhe hin durch
einen Wald von Zwergeichen und stieg dann in das Thal
hinab, in welchem Cheloki liegt. In diesem Orte machten
wir einen kurzen Halt, und ich nahm den Baschi-Bozuk vor:

"Buluk Emini, höre, was ich dir sage!"

"Ich höre es, Emir!"

"Der Mutessarif von Mossul hat dir den Befehl
gegeben, für alles zu sorgen, was ich brauchen werde.
Du hast mir bisher noch keinen Nutzen gebracht; von
heute an aber wirst du deines Amtes warten."

"Was soll ich thun, Effendi?"

Die Badinan wollten uns eine Strecke weit das Ge-
leit geben; ich mußte es geſtatten, machte aber die Be-
dingung, daß ſie bei ihrem Dorfe Kalahoni umkehren
ſollten. Dieſes liegt vier Stunden von Scheik Adi ent-
fernt. Seine Häuſer waren faſt ausnahmslos aus Stein
gebaut und hingen wie rieſige Vogelneſter zwiſchen den
Weingärten hoch über dem Flußbette des Gomel. Sie
erhielten ein ſehr durables Ausſehen durch die rieſigen
Steinblöcke, welche als Oberſchwellen der Thüren und als
Ecken des Gebäudes dienten.

Hier wurde Ade geſagt, dann ritten wir zu vieren
weiter.

Auf einem ſehr ſteilen Wege, der unſern Tieren
große Beſchwerden bereitete, erreichten wir das kleine
Dörfchen Bebozi, das auf dem Gipfel einer bedeutenden
Höhe liegt. Es giebt hier eine katholiſche Kirche, denn
die Einwohner gehören zu den Chaldäern, die bekehrt
worden ſind. Wir wurden von ihnen ſehr freundlich auf-
genommen und erhielten unentgeltlich Trank und Speiſe.
Sie wollten mir einen Führer mitgeben; da ich dies aber
ablehnte, ſo wurde mir der Weg zum nächſten Orte ſo
genau beſchrieben, daß wir ihn gar nicht verfehlen konnten.

Er führte uns zunächſt längs der Höhe hin durch
einen Wald von Zwergeichen und ſtieg dann in das Thal
hinab, in welchem Cheloki liegt. In dieſem Orte machten
wir einen kurzen Halt, und ich nahm den Baſchi-Bozuk vor:

„Buluk Emini, höre, was ich dir ſage!“

„Ich höre es, Emir!“

„Der Muteſſarif von Moſſul hat dir den Befehl
gegeben, für alles zu ſorgen, was ich brauchen werde.
Du haſt mir bisher noch keinen Nutzen gebracht; von
heute an aber wirſt du deines Amtes warten.“

„Was ſoll ich thun, Effendi?“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0132" n="118"/>
        <p>Die Badinan wollten uns eine Strecke weit das Ge-<lb/>
leit geben; ich mußte es ge&#x017F;tatten, machte aber die Be-<lb/>
dingung, daß &#x017F;ie bei ihrem Dorfe Kalahoni umkehren<lb/>
&#x017F;ollten. Die&#x017F;es liegt vier Stunden von Scheik Adi ent-<lb/>
fernt. Seine Häu&#x017F;er waren fa&#x017F;t ausnahmslos aus Stein<lb/>
gebaut und hingen wie rie&#x017F;ige Vogelne&#x017F;ter zwi&#x017F;chen den<lb/>
Weingärten hoch über dem Flußbette des Gomel. Sie<lb/>
erhielten ein &#x017F;ehr durables Aus&#x017F;ehen durch die rie&#x017F;igen<lb/>
Steinblöcke, welche als Ober&#x017F;chwellen der Thüren und als<lb/>
Ecken des Gebäudes dienten.</p><lb/>
        <p>Hier wurde Ade ge&#x017F;agt, dann ritten wir zu vieren<lb/>
weiter.</p><lb/>
        <p>Auf einem &#x017F;ehr &#x017F;teilen Wege, der un&#x017F;ern Tieren<lb/>
große Be&#x017F;chwerden bereitete, erreichten wir das kleine<lb/>
Dörfchen Bebozi, das auf dem Gipfel einer bedeutenden<lb/>
Höhe liegt. Es giebt hier eine katholi&#x017F;che Kirche, denn<lb/>
die Einwohner gehören zu den Chaldäern, die bekehrt<lb/>
worden &#x017F;ind. Wir wurden von ihnen &#x017F;ehr freundlich auf-<lb/>
genommen und erhielten unentgeltlich Trank und Spei&#x017F;e.<lb/>
Sie wollten mir einen Führer mitgeben; da ich dies aber<lb/>
ablehnte, &#x017F;o wurde mir der Weg zum näch&#x017F;ten Orte &#x017F;o<lb/>
genau be&#x017F;chrieben, daß wir ihn gar nicht verfehlen konnten.</p><lb/>
        <p>Er führte uns zunäch&#x017F;t längs der Höhe hin durch<lb/>
einen Wald von Zwergeichen und &#x017F;tieg dann in das Thal<lb/>
hinab, in welchem Cheloki liegt. In die&#x017F;em Orte machten<lb/>
wir einen kurzen Halt, und ich nahm den Ba&#x017F;chi-Bozuk vor:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Buluk Emini, höre, was ich dir &#x017F;age!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich höre es, Emir!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Der Mute&#x017F;&#x017F;arif von Mo&#x017F;&#x017F;ul hat dir den Befehl<lb/>
gegeben, für alles zu &#x017F;orgen, was ich brauchen werde.<lb/>
Du ha&#x017F;t mir bisher noch keinen Nutzen gebracht; von<lb/>
heute an aber wir&#x017F;t du deines Amtes warten.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was &#x017F;oll ich thun, Effendi?&#x201C;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0132] Die Badinan wollten uns eine Strecke weit das Ge- leit geben; ich mußte es geſtatten, machte aber die Be- dingung, daß ſie bei ihrem Dorfe Kalahoni umkehren ſollten. Dieſes liegt vier Stunden von Scheik Adi ent- fernt. Seine Häuſer waren faſt ausnahmslos aus Stein gebaut und hingen wie rieſige Vogelneſter zwiſchen den Weingärten hoch über dem Flußbette des Gomel. Sie erhielten ein ſehr durables Ausſehen durch die rieſigen Steinblöcke, welche als Oberſchwellen der Thüren und als Ecken des Gebäudes dienten. Hier wurde Ade geſagt, dann ritten wir zu vieren weiter. Auf einem ſehr ſteilen Wege, der unſern Tieren große Beſchwerden bereitete, erreichten wir das kleine Dörfchen Bebozi, das auf dem Gipfel einer bedeutenden Höhe liegt. Es giebt hier eine katholiſche Kirche, denn die Einwohner gehören zu den Chaldäern, die bekehrt worden ſind. Wir wurden von ihnen ſehr freundlich auf- genommen und erhielten unentgeltlich Trank und Speiſe. Sie wollten mir einen Führer mitgeben; da ich dies aber ablehnte, ſo wurde mir der Weg zum nächſten Orte ſo genau beſchrieben, daß wir ihn gar nicht verfehlen konnten. Er führte uns zunächſt längs der Höhe hin durch einen Wald von Zwergeichen und ſtieg dann in das Thal hinab, in welchem Cheloki liegt. In dieſem Orte machten wir einen kurzen Halt, und ich nahm den Baſchi-Bozuk vor: „Buluk Emini, höre, was ich dir ſage!“ „Ich höre es, Emir!“ „Der Muteſſarif von Moſſul hat dir den Befehl gegeben, für alles zu ſorgen, was ich brauchen werde. Du haſt mir bisher noch keinen Nutzen gebracht; von heute an aber wirſt du deines Amtes warten.“ „Was ſoll ich thun, Effendi?“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/132
Zitationshilfe: May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/132>, abgerufen am 22.12.2024.