"Das soll er wagen! Ich werde ihn überraschen, morgen oder auch heute noch. Emir, willst du ihn mit überraschen?"
Ich hütete mich wohl, einen Zweifel darüber blicken zu lassen, ob ich überhaupt das Recht habe, in dem Ge- fängnisse Zutritt zu nehmen; ich that im Gegenteile so, als ob ich ihm mit meiner Begleitung eine Ehre erwiese:
"Ist so ein Kerl es wert, daß er das Angesicht eines Emir sieht?"
"Du begleitest mich doch nicht um seinet-, sondern um meinetwillen."
"Dann muß mir aber auch die Ehre erwiesen wer- den, die einem Emir und Effendi, der das Gesetz studiert hat, gebührt!"
"Das versteht sich! Es wird so sein, als ob mich der Mutesselim selbst begleitete. Du sollst das Gefängnis in- spizieren."
"So gehe ich mit, denn ich bin überzeugt, daß mich diese Arnauten nicht für einen Khawassen halten."
Er hatte nur noch eine kleine Neige im Kruge, und ich hatte mit ihm gleichen Schritt gehalten. Seine Augen wurden kleiner, und die Spitzen seines Schnurrbartes stan- den auf Krakehl.
"Wollen wir uns noch einen Krug kommen lassen, Selim Agha?" fragte ich ihn.
"Nein, Effendi, wenn es dir beliebt. Ich dürfte da- nach, diesen Mazir zu überraschen. Wir werden morgen wieder hierhergehen!"
Der Sergeant wurde nur vorgeschoben, in Wirklich- keit aber mochte der gute Agha die Gefährlichkeit des Weines aus Türbedi Haidari bereits verspüren. Er legte die Pfeife fort und erhob sich ein wenig unsicher.
"Wie war der Tabak, Effendi?" erkundigte er sich.
„Das ſoll er wagen! Ich werde ihn überraſchen, morgen oder auch heute noch. Emir, willſt du ihn mit überraſchen?“
Ich hütete mich wohl, einen Zweifel darüber blicken zu laſſen, ob ich überhaupt das Recht habe, in dem Ge- fängniſſe Zutritt zu nehmen; ich that im Gegenteile ſo, als ob ich ihm mit meiner Begleitung eine Ehre erwieſe:
„Iſt ſo ein Kerl es wert, daß er das Angeſicht eines Emir ſieht?“
„Du begleiteſt mich doch nicht um ſeinet-, ſondern um meinetwillen.“
„Dann muß mir aber auch die Ehre erwieſen wer- den, die einem Emir und Effendi, der das Geſetz ſtudiert hat, gebührt!“
„Das verſteht ſich! Es wird ſo ſein, als ob mich der Muteſſelim ſelbſt begleitete. Du ſollſt das Gefängnis in- ſpizieren.“
„So gehe ich mit, denn ich bin überzeugt, daß mich dieſe Arnauten nicht für einen Khawaſſen halten.“
Er hatte nur noch eine kleine Neige im Kruge, und ich hatte mit ihm gleichen Schritt gehalten. Seine Augen wurden kleiner, und die Spitzen ſeines Schnurrbartes ſtan- den auf Krakehl.
„Wollen wir uns noch einen Krug kommen laſſen, Selim Agha?“ fragte ich ihn.
„Nein, Effendi, wenn es dir beliebt. Ich dürfte da- nach, dieſen Mazir zu überraſchen. Wir werden morgen wieder hierhergehen!“
Der Sergeant wurde nur vorgeſchoben, in Wirklich- keit aber mochte der gute Agha die Gefährlichkeit des Weines aus Türbedi Haidari bereits verſpüren. Er legte die Pfeife fort und erhob ſich ein wenig unſicher.
„Wie war der Tabak, Effendi?“ erkundigte er ſich.
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„Das ſoll er wagen! Ich werde ihn überraſchen,
morgen oder auch heute noch. Emir, willſt du ihn mit
überraſchen?“
Ich hütete mich wohl, einen Zweifel darüber blicken
zu laſſen, ob ich überhaupt das Recht habe, in dem Ge-
fängniſſe Zutritt zu nehmen; ich that im Gegenteile ſo,
als ob ich ihm mit meiner Begleitung eine Ehre erwieſe:
„Iſt ſo ein Kerl es wert, daß er das Angeſicht eines
Emir ſieht?“
„Du begleiteſt mich doch nicht um ſeinet-, ſondern
um meinetwillen.“
„Dann muß mir aber auch die Ehre erwieſen wer-
den, die einem Emir und Effendi, der das Geſetz ſtudiert
hat, gebührt!“
„Das verſteht ſich! Es wird ſo ſein, als ob mich der
Muteſſelim ſelbſt begleitete. Du ſollſt das Gefängnis in-
ſpizieren.“
„So gehe ich mit, denn ich bin überzeugt, daß mich
dieſe Arnauten nicht für einen Khawaſſen halten.“
Er hatte nur noch eine kleine Neige im Kruge, und
ich hatte mit ihm gleichen Schritt gehalten. Seine Augen
wurden kleiner, und die Spitzen ſeines Schnurrbartes ſtan-
den auf Krakehl.
„Wollen wir uns noch einen Krug kommen laſſen,
Selim Agha?“ fragte ich ihn.
„Nein, Effendi, wenn es dir beliebt. Ich dürfte da-
nach, dieſen Mazir zu überraſchen. Wir werden morgen
wieder hierhergehen!“
Der Sergeant wurde nur vorgeſchoben, in Wirklich-
keit aber mochte der gute Agha die Gefährlichkeit des
Weines aus Türbedi Haidari bereits verſpüren. Er legte
die Pfeife fort und erhob ſich ein wenig unſicher.
„Wie war der Tabak, Effendi?“ erkundigte er ſich.
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/249>, abgerufen am 22.12.2024.
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