also wohl die Absicht, mich hier festzuhalten. In dieser Ueberzeugung bestärkten mich natürlich die unvorsichtigen Reden des Kommandanten. Ein Blick auf das offene Gesicht des Agha ergab, daß er von dem Vorhaben des Mutesselim ganz sicher keine Kenntnis hatte. Also auch er stand im Verdacht, und daraus schloß ich, daß man den Entsprungenen in seiner und in meiner Wohnung vermute.
"Ich habe gehört," meinte der Kommandant, "daß du ein großer und geschickter Kenner aller Spuren bist."
"Wer hat dir das gesagt?"
"Dein Baschi-Bozuk, dem dein Diener Halef es erzählte."
Also er hatte den Baschi-Bozuk verhört. Darum also war derselbe von dem Basch Tschausch geholt worden! Der Kommandant fuhr fort:
"Und darum bitte ich dich, dir einmal das Gefäng- nis anzusehen."
"Dies habe ich doch bereits gethan!"
"Aber nicht so genau, wie es geschehen muß, wenn man Spuren entdecken will. Dann ist oft ein ganz kleines Ding, welches man erst gar nicht beachtet hat, von sehr wichtiger Bedeutung."
"Das ist richtig. Also das ganze Haus soll ich durch- suchen?"
"Ja. Aber du wirst wohl mit dem Loche beginnen müssen, in dem er gesteckt hat, denn dort hat auch seine Flucht begonnen."
O schlauer Türke! Hinter mir hörte ich auf den Treppen- stufen etwas knistern. Die Arnauten kamen leise herab.
"Das ist sehr richtig," bemerkte ich scheinbar ahnungs- los. "Laß die Thüre zu der Zelle öffnen!"
"Mache auf, Selim Agha!" gebot er.
Der Agha schob die Riegel zurück und legte die Thüre ganz bis an die Wand hinum.
alſo wohl die Abſicht, mich hier feſtzuhalten. In dieſer Ueberzeugung beſtärkten mich natürlich die unvorſichtigen Reden des Kommandanten. Ein Blick auf das offene Geſicht des Agha ergab, daß er von dem Vorhaben des Muteſſelim ganz ſicher keine Kenntnis hatte. Alſo auch er ſtand im Verdacht, und daraus ſchloß ich, daß man den Entſprungenen in ſeiner und in meiner Wohnung vermute.
„Ich habe gehört,“ meinte der Kommandant, „daß du ein großer und geſchickter Kenner aller Spuren biſt.“
„Wer hat dir das geſagt?“
„Dein Baſchi-Bozuk, dem dein Diener Halef es erzählte.“
Alſo er hatte den Baſchi-Bozuk verhört. Darum alſo war derſelbe von dem Baſch Tſchauſch geholt worden! Der Kommandant fuhr fort:
„Und darum bitte ich dich, dir einmal das Gefäng- nis anzuſehen.“
„Dies habe ich doch bereits gethan!“
„Aber nicht ſo genau, wie es geſchehen muß, wenn man Spuren entdecken will. Dann iſt oft ein ganz kleines Ding, welches man erſt gar nicht beachtet hat, von ſehr wichtiger Bedeutung.“
„Das iſt richtig. Alſo das ganze Haus ſoll ich durch- ſuchen?“
„Ja. Aber du wirſt wohl mit dem Loche beginnen müſſen, in dem er geſteckt hat, denn dort hat auch ſeine Flucht begonnen.“
O ſchlauer Türke! Hinter mir hörte ich auf den Treppen- ſtufen etwas kniſtern. Die Arnauten kamen leiſe herab.
„Das iſt ſehr richtig,“ bemerkte ich ſcheinbar ahnungs- los. „Laß die Thüre zu der Zelle öffnen!“
„Mache auf, Selim Agha!“ gebot er.
Der Agha ſchob die Riegel zurück und legte die Thüre ganz bis an die Wand hinum.
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alſo wohl die Abſicht, mich hier feſtzuhalten. In dieſer
Ueberzeugung beſtärkten mich natürlich die unvorſichtigen
Reden des Kommandanten. Ein Blick auf das offene
Geſicht des Agha ergab, daß er von dem Vorhaben des
Muteſſelim ganz ſicher keine Kenntnis hatte. Alſo auch er
ſtand im Verdacht, und daraus ſchloß ich, daß man den
Entſprungenen in ſeiner und in meiner Wohnung vermute.
„Ich habe gehört,“ meinte der Kommandant, „daß
du ein großer und geſchickter Kenner aller Spuren biſt.“
„Wer hat dir das geſagt?“
„Dein Baſchi-Bozuk, dem dein Diener Halef es erzählte.“
Alſo er hatte den Baſchi-Bozuk verhört. Darum alſo
war derſelbe von dem Baſch Tſchauſch geholt worden!
Der Kommandant fuhr fort:
„Und darum bitte ich dich, dir einmal das Gefäng-
nis anzuſehen.“
„Dies habe ich doch bereits gethan!“
„Aber nicht ſo genau, wie es geſchehen muß, wenn
man Spuren entdecken will. Dann iſt oft ein ganz kleines
Ding, welches man erſt gar nicht beachtet hat, von ſehr
wichtiger Bedeutung.“
„Das iſt richtig. Alſo das ganze Haus ſoll ich durch-
ſuchen?“
„Ja. Aber du wirſt wohl mit dem Loche beginnen
müſſen, in dem er geſteckt hat, denn dort hat auch ſeine
Flucht begonnen.“
O ſchlauer Türke! Hinter mir hörte ich auf den Treppen-
ſtufen etwas kniſtern. Die Arnauten kamen leiſe herab.
„Das iſt ſehr richtig,“ bemerkte ich ſcheinbar ahnungs-
los. „Laß die Thüre zu der Zelle öffnen!“
„Mache auf, Selim Agha!“ gebot er.
Der Agha ſchob die Riegel zurück und legte die
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/354>, abgerufen am 23.12.2024.
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