Der Mann wollte mich glauben machen, daß er ge- schlafen habe.
"Komme heraus!" befahl ich ihm.
"U -- -- ah!" machte er noch einmal; dann schob er meine Hand von sich ab und kam langsam hervorge- krochen. Es war noch so licht, um deutlich zu sehen, daß dieser Mann nicht einen Augenblick geschlafen habe. Er gaffte mich an und that, als ob er erstaune.
"Ein Fremder! Wer bist du?" fragte er mich.
"Sage nur zuerst, wer du bist!"
"Dieses Haus ist mein!" antwortete er.
"So! Das ist mir lieb, denn dann kannst du mir sagen, wie du heraufgekommen bist."
"Auf der Leiter."
"Wo ist sie?"
"Im Hofe."
"Da ist sie nicht."
Ich sah mich auf dem Dache erst jetzt näher um und gewahrte sie längs des Dachrandes liegen.
"Mensch, du bist verschlafen, denn du hast ganz vergessen, daß du die Leiter hinter dir heraufgezogen hast! Hier liegt sie!"
Er blickte sich verdutzt um und sagte dann: "Hier? Ja. Ich habe geschlafen!"
"Nun wache aber. Komm hinab!" -- Mit diesen Worten schob ich die Leiter hinunter, und der Mann stieg mir voran und verließ hierauf das Haus, ohne ein Wort zu sagen. Erst that er, als sei er sehr überrascht von der Gegenwart eines fremden Menschen, und nun lief er gemächlich zum Nezanum hinüber, ohne mich weiter über mein Recht, hier in seinem Hause zu sein, im min- desten zu inquirieren.
II. 25
„Wer biſt du?“ fragte ich.
„U — — ah!“ erklang es gähnend.
Der Mann wollte mich glauben machen, daß er ge- ſchlafen habe.
„Komme heraus!“ befahl ich ihm.
„U — — ah!“ machte er noch einmal; dann ſchob er meine Hand von ſich ab und kam langſam hervorge- krochen. Es war noch ſo licht, um deutlich zu ſehen, daß dieſer Mann nicht einen Augenblick geſchlafen habe. Er gaffte mich an und that, als ob er erſtaune.
„Ein Fremder! Wer biſt du?“ fragte er mich.
„Sage nur zuerſt, wer du biſt!“
„Dieſes Haus iſt mein!“ antwortete er.
„So! Das iſt mir lieb, denn dann kannſt du mir ſagen, wie du heraufgekommen biſt.“
„Auf der Leiter.“
„Wo iſt ſie?“
„Im Hofe.“
„Da iſt ſie nicht.“
Ich ſah mich auf dem Dache erſt jetzt näher um und gewahrte ſie längs des Dachrandes liegen.
„Menſch, du biſt verſchlafen, denn du haſt ganz vergeſſen, daß du die Leiter hinter dir heraufgezogen haſt! Hier liegt ſie!“
Er blickte ſich verdutzt um und ſagte dann: „Hier? Ja. Ich habe geſchlafen!“
„Nun wache aber. Komm hinab!“ — Mit dieſen Worten ſchob ich die Leiter hinunter, und der Mann ſtieg mir voran und verließ hierauf das Haus, ohne ein Wort zu ſagen. Erſt that er, als ſei er ſehr überraſcht von der Gegenwart eines fremden Menſchen, und nun lief er gemächlich zum Nezanum hinüber, ohne mich weiter über mein Recht, hier in ſeinem Hauſe zu ſein, im min- deſten zu inquirieren.
II. 25
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„Wer biſt du?“ fragte ich.
„U — — ah!“ erklang es gähnend.
Der Mann wollte mich glauben machen, daß er ge-
ſchlafen habe.
„Komme heraus!“ befahl ich ihm.
„U — — ah!“ machte er noch einmal; dann ſchob
er meine Hand von ſich ab und kam langſam hervorge-
krochen. Es war noch ſo licht, um deutlich zu ſehen, daß
dieſer Mann nicht einen Augenblick geſchlafen habe. Er
gaffte mich an und that, als ob er erſtaune.
„Ein Fremder! Wer biſt du?“ fragte er mich.
„Sage nur zuerſt, wer du biſt!“
„Dieſes Haus iſt mein!“ antwortete er.
„So! Das iſt mir lieb, denn dann kannſt du mir
ſagen, wie du heraufgekommen biſt.“
„Auf der Leiter.“
„Wo iſt ſie?“
„Im Hofe.“
„Da iſt ſie nicht.“
Ich ſah mich auf dem Dache erſt jetzt näher um und
gewahrte ſie längs des Dachrandes liegen.
„Menſch, du biſt verſchlafen, denn du haſt ganz vergeſſen,
daß du die Leiter hinter dir heraufgezogen haſt! Hier liegt ſie!“
Er blickte ſich verdutzt um und ſagte dann: „Hier?
Ja. Ich habe geſchlafen!“
„Nun wache aber. Komm hinab!“ — Mit dieſen
Worten ſchob ich die Leiter hinunter, und der Mann
ſtieg mir voran und verließ hierauf das Haus, ohne ein
Wort zu ſagen. Erſt that er, als ſei er ſehr überraſcht
von der Gegenwart eines fremden Menſchen, und nun lief
er gemächlich zum Nezanum hinüber, ohne mich weiter
über mein Recht, hier in ſeinem Hauſe zu ſein, im min-
deſten zu inquirieren.
II. 25
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/399>, abgerufen am 23.12.2024.
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