weil die Dschesidi den Haradsch *) nicht regelmäßig be- zahlen."
"Er wird sich über die Gründe sehr wundern. Die Mörder müßt ihr bei euch selbst suchen; das wird er euch beweisen, und den Haradsch konntet ihr auf einem andern Wege erlangen. Was soll ich ihm von deinen jetzigen Entschlüssen sagen?"
"Sage ihm, daß er mir einen Mann senden möge, mit dem ich über die Bedingungen verhandeln kann, unter denen ich abziehe!"
"Und wenn er mich nach der Grundlage dieser Be- dingungen fragt?"
"Ich verlange im Namen des Mutessarif unsere Ge- schütze zurück; ich verlange für jeden unserer Toten oder Verwundeten ein Sühnegeld; ich verlange den verweigerten Haradsch, und ich verlange die Auszahlung einer Summe, die ich noch bestimmen werde, als Brandschatzung."
"Allah kehrim, Gott ist gütig! Er hat dir einen Mund gegeben, welcher sehr gut zu fordern weiß. Du brauchst mir weiter nichts zu sagen; es ist genug, und das übrige magst du Ali Bey selbst mitteilen. Ich werde sofort zu ihm gehen und euch die Antwort entweder selbst bringen oder sie euch durch einen Boten wissen lassen."
"Sage ihm nur noch, daß er unsere Artilleristen frei lassen und ihnen ihren Schreck vergüten muß!"
"Ich werde ihm auch dies noch mitteilen; aber ich befürchte, daß er von euch auch eine Vergütung der Ueber- raschung verlangt, welche ihr ihm bereitet habt. Jetzt sind wir fertig; ich werde mich aufmachen, warne euch aber vorher noch in einer Beziehung. Wenn ihr in Scheik Adi Schaden anrichtet, dann wird der Bey gegen euch keine Schonung kennen."
*) Eine auf Nicht-Mohammedaner gelegte Taxe.
weil die Dſcheſidi den Haradſch *) nicht regelmäßig be- zahlen.“
„Er wird ſich über die Gründe ſehr wundern. Die Mörder müßt ihr bei euch ſelbſt ſuchen; das wird er euch beweiſen, und den Haradſch konntet ihr auf einem andern Wege erlangen. Was ſoll ich ihm von deinen jetzigen Entſchlüſſen ſagen?“
„Sage ihm, daß er mir einen Mann ſenden möge, mit dem ich über die Bedingungen verhandeln kann, unter denen ich abziehe!“
„Und wenn er mich nach der Grundlage dieſer Be- dingungen fragt?“
„Ich verlange im Namen des Muteſſarif unſere Ge- ſchütze zurück; ich verlange für jeden unſerer Toten oder Verwundeten ein Sühnegeld; ich verlange den verweigerten Haradſch, und ich verlange die Auszahlung einer Summe, die ich noch beſtimmen werde, als Brandſchatzung.“
„Allah kehrim, Gott iſt gütig! Er hat dir einen Mund gegeben, welcher ſehr gut zu fordern weiß. Du brauchſt mir weiter nichts zu ſagen; es iſt genug, und das übrige magſt du Ali Bey ſelbſt mitteilen. Ich werde ſofort zu ihm gehen und euch die Antwort entweder ſelbſt bringen oder ſie euch durch einen Boten wiſſen laſſen.“
„Sage ihm nur noch, daß er unſere Artilleriſten frei laſſen und ihnen ihren Schreck vergüten muß!“
„Ich werde ihm auch dies noch mitteilen; aber ich befürchte, daß er von euch auch eine Vergütung der Ueber- raſchung verlangt, welche ihr ihm bereitet habt. Jetzt ſind wir fertig; ich werde mich aufmachen, warne euch aber vorher noch in einer Beziehung. Wenn ihr in Scheik Adi Schaden anrichtet, dann wird der Bey gegen euch keine Schonung kennen.“
*) Eine auf Nicht-Mohammedaner gelegte Taxe.
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[62/0076]
weil die Dſcheſidi den Haradſch *) nicht regelmäßig be-
zahlen.“
„Er wird ſich über die Gründe ſehr wundern. Die
Mörder müßt ihr bei euch ſelbſt ſuchen; das wird er euch
beweiſen, und den Haradſch konntet ihr auf einem andern
Wege erlangen. Was ſoll ich ihm von deinen jetzigen
Entſchlüſſen ſagen?“
„Sage ihm, daß er mir einen Mann ſenden möge,
mit dem ich über die Bedingungen verhandeln kann, unter
denen ich abziehe!“
„Und wenn er mich nach der Grundlage dieſer Be-
dingungen fragt?“
„Ich verlange im Namen des Muteſſarif unſere Ge-
ſchütze zurück; ich verlange für jeden unſerer Toten oder
Verwundeten ein Sühnegeld; ich verlange den verweigerten
Haradſch, und ich verlange die Auszahlung einer Summe,
die ich noch beſtimmen werde, als Brandſchatzung.“
„Allah kehrim, Gott iſt gütig! Er hat dir einen
Mund gegeben, welcher ſehr gut zu fordern weiß. Du
brauchſt mir weiter nichts zu ſagen; es iſt genug, und
das übrige magſt du Ali Bey ſelbſt mitteilen. Ich werde
ſofort zu ihm gehen und euch die Antwort entweder ſelbſt
bringen oder ſie euch durch einen Boten wiſſen laſſen.“
„Sage ihm nur noch, daß er unſere Artilleriſten frei
laſſen und ihnen ihren Schreck vergüten muß!“
„Ich werde ihm auch dies noch mitteilen; aber ich
befürchte, daß er von euch auch eine Vergütung der Ueber-
raſchung verlangt, welche ihr ihm bereitet habt. Jetzt
ſind wir fertig; ich werde mich aufmachen, warne euch
aber vorher noch in einer Beziehung. Wenn ihr in Scheik
Adi Schaden anrichtet, dann wird der Bey gegen euch
keine Schonung kennen.“
*) Eine auf Nicht-Mohammedaner gelegte Taxe.
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/76>, abgerufen am 22.12.2024.
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