Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

als wenn die Stimm aus einem Menschenhalse käme,
so daß männiglich sich verwundert, und Allens das Rö߬
lein für bezaubert gehalten. Es hätte auch alsobald den
Hauptmann abgeworfen, ihm mit seinem Huf den Schä¬
del eingeschlagen, daß er da gelegen und gezappelt, und
hätte nunmehro ins Weite wöllen. Da hätte ein Reu¬
tersmann sein Handröhr auf das verzauberte Roß ab¬
gedrucket, daß es gleich auf den Weg zusammengeschos¬
sen und verrecket sei. So wäre er auch mit vielen hin¬
zugetreten dieweil der Obrist alsofort Befehlig an den
Feldscheerer gegeben, das Roß aufzuschneiden, umb zu
sehen, wie es innerlich mit ihm stünde. Wäre aber al¬
les gut gewest, und beide der Feldscherer und Feldme¬
dicus hätten testificiret daß es ein kern gesund Roß sei,
wannenhero denn Allens noch weit heftiger über Zau¬
berei geschrieen. Hierzwischen aber hätte er selbsten (ver¬
stehe den jungen Nobilis) gesehen daß dem Rößlein ein
feiner Rauch aus der Nasen gezogen, und als er sich
niedergebucket, hätte er alsobald einen Lunten herfürge¬
zogen, fast bei eines Fingers Länge, so noch geschwelet,
und ihme ein Bube mit einer Nadel heimlich zur Na¬
sen hineingestoßen. Da wäre denn die Zauberei auf ein¬
mal vergeschwunden, und man hätte den Thäter nachge¬
spüret, so auch alsobald gefunden wär, nämblich der Reut¬
knecht von dem Haubtmann selbsten. Denn da sein Herr
ihm das Wammes ausgeklopfet, hätte er einen Eid ge¬
than, es ihm zu gedenken, so aber der Profost selbsten
gehöret, der von ungefährlich am Stall gestanden und

als wenn die Stimm aus einem Menſchenhalſe käme,
ſo daß männiglich ſich verwundert, und Allens das Rö߬
lein für bezaubert gehalten. Es hätte auch alſobald den
Hauptmann abgeworfen, ihm mit ſeinem Huf den Schä¬
del eingeſchlagen, daß er da gelegen und gezappelt, und
hätte nunmehro ins Weite wöllen. Da hätte ein Reu¬
tersmann ſein Handröhr auf das verzauberte Roß ab¬
gedrucket, daß es gleich auf den Weg zuſammengeſchoſ¬
ſen und verrecket ſei. So wäre er auch mit vielen hin¬
zugetreten dieweil der Obriſt alſofort Befehlig an den
Feldſcheerer gegeben, das Roß aufzuſchneiden, umb zu
ſehen, wie es innerlich mit ihm ſtünde. Wäre aber al¬
les gut geweſt, und beide der Feldſcherer und Feldme¬
dicus hätten teſtificiret daß es ein kern geſund Roß ſei,
wannenhero denn Allens noch weit heftiger über Zau¬
berei geſchrieen. Hierzwiſchen aber hätte er ſelbſten (ver¬
ſtehe den jungen Nobilis) geſehen daß dem Rößlein ein
feiner Rauch aus der Naſen gezogen, und als er ſich
niedergebucket, hätte er alſobald einen Lunten herfürge¬
zogen, faſt bei eines Fingers Länge, ſo noch geſchwelet,
und ihme ein Bube mit einer Nadel heimlich zur Na¬
ſen hineingeſtoßen. Da wäre denn die Zauberei auf ein¬
mal vergeſchwunden, und man hätte den Thäter nachge¬
ſpüret, ſo auch alſobald gefunden wär, nämblich der Reut¬
knecht von dem Haubtmann ſelbſten. Denn da ſein Herr
ihm das Wammes ausgeklopfet, hätte er einen Eid ge¬
than, es ihm zu gedenken, ſo aber der Profoſt ſelbſten
gehöret, der von ungefährlich am Stall geſtanden und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0108" n="92"/>
als wenn die Stimm aus einem Men&#x017F;chenhal&#x017F;e käme,<lb/>
&#x017F;o daß männiglich &#x017F;ich verwundert, und Allens das Rö߬<lb/>
lein für bezaubert gehalten. Es hätte auch al&#x017F;obald den<lb/>
Hauptmann abgeworfen, ihm mit &#x017F;einem Huf den Schä¬<lb/>
del einge&#x017F;chlagen, daß er da gelegen und gezappelt, und<lb/>
hätte nunmehro ins Weite wöllen. Da hätte ein Reu¬<lb/>
tersmann &#x017F;ein Handröhr auf das verzauberte Roß ab¬<lb/>
gedrucket, daß es gleich auf den Weg zu&#x017F;ammenge&#x017F;cho&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;en und verrecket &#x017F;ei. So wäre er auch mit vielen hin¬<lb/>
zugetreten dieweil der Obri&#x017F;t al&#x017F;ofort Befehlig an den<lb/>
Feld&#x017F;cheerer gegeben, das Roß aufzu&#x017F;chneiden, umb zu<lb/>
&#x017F;ehen, wie es innerlich mit ihm &#x017F;tünde. Wäre aber al¬<lb/>
les gut gewe&#x017F;t, und beide der Feld&#x017F;cherer und Feldme¬<lb/>
dicus hätten te&#x017F;tificiret daß es ein kern ge&#x017F;und Roß &#x017F;ei,<lb/>
wannenhero denn Allens noch weit heftiger über Zau¬<lb/>
berei ge&#x017F;chrieen. Hierzwi&#x017F;chen aber hätte er &#x017F;elb&#x017F;ten (ver¬<lb/>
&#x017F;tehe den jungen <hi rendition="#aq">Nobilis</hi>) ge&#x017F;ehen daß dem Rößlein ein<lb/>
feiner Rauch aus der Na&#x017F;en gezogen, und als er &#x017F;ich<lb/>
niedergebucket, hätte er al&#x017F;obald einen Lunten herfürge¬<lb/>
zogen, fa&#x017F;t bei eines Fingers Länge, &#x017F;o noch ge&#x017F;chwelet,<lb/>
und ihme ein Bube mit einer Nadel heimlich zur Na¬<lb/>
&#x017F;en hineinge&#x017F;toßen. Da wäre denn die Zauberei auf ein¬<lb/>
mal verge&#x017F;chwunden, und man hätte den Thäter nachge¬<lb/>
&#x017F;püret, &#x017F;o auch al&#x017F;obald gefunden wär, nämblich der Reut¬<lb/>
knecht von dem Haubtmann &#x017F;elb&#x017F;ten. Denn da &#x017F;ein Herr<lb/>
ihm das Wammes ausgeklopfet, hätte er einen Eid ge¬<lb/>
than, es ihm zu gedenken, &#x017F;o aber der Profo&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;ten<lb/>
gehöret, der von ungefährlich am Stall ge&#x017F;tanden und<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0108] als wenn die Stimm aus einem Menſchenhalſe käme, ſo daß männiglich ſich verwundert, und Allens das Rö߬ lein für bezaubert gehalten. Es hätte auch alſobald den Hauptmann abgeworfen, ihm mit ſeinem Huf den Schä¬ del eingeſchlagen, daß er da gelegen und gezappelt, und hätte nunmehro ins Weite wöllen. Da hätte ein Reu¬ tersmann ſein Handröhr auf das verzauberte Roß ab¬ gedrucket, daß es gleich auf den Weg zuſammengeſchoſ¬ ſen und verrecket ſei. So wäre er auch mit vielen hin¬ zugetreten dieweil der Obriſt alſofort Befehlig an den Feldſcheerer gegeben, das Roß aufzuſchneiden, umb zu ſehen, wie es innerlich mit ihm ſtünde. Wäre aber al¬ les gut geweſt, und beide der Feldſcherer und Feldme¬ dicus hätten teſtificiret daß es ein kern geſund Roß ſei, wannenhero denn Allens noch weit heftiger über Zau¬ berei geſchrieen. Hierzwiſchen aber hätte er ſelbſten (ver¬ ſtehe den jungen Nobilis) geſehen daß dem Rößlein ein feiner Rauch aus der Naſen gezogen, und als er ſich niedergebucket, hätte er alſobald einen Lunten herfürge¬ zogen, faſt bei eines Fingers Länge, ſo noch geſchwelet, und ihme ein Bube mit einer Nadel heimlich zur Na¬ ſen hineingeſtoßen. Da wäre denn die Zauberei auf ein¬ mal vergeſchwunden, und man hätte den Thäter nachge¬ ſpüret, ſo auch alſobald gefunden wär, nämblich der Reut¬ knecht von dem Haubtmann ſelbſten. Denn da ſein Herr ihm das Wammes ausgeklopfet, hätte er einen Eid ge¬ than, es ihm zu gedenken, ſo aber der Profoſt ſelbſten gehöret, der von ungefährlich am Stall geſtanden und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/108
Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/108>, abgerufen am 18.05.2024.