gen, aber er tribulirete so lange, bis ich ihme den Wil¬ len that.
Und siehe, es half fast von Stund an, so daß er am Abend, als ich kommen war mit ihme zu beten, schon wieder auf der Bank saß, ein Topf zwischen den Beinen, aus welchem er seine Suppen kellete. Wollte aber nit beten (ein seltsam Ding, da er doch sonsten so gerne gebetet, und oftmals kaum die Zeit ausharren kunnte, ehe ich kam, so daß er wohl an die zween oder dreien Malen geschicket, wenn ich nit gleich zur Hand ware, oder sonst wo mein Wesen hatte), sondern sagete, er hätte schon gebetet, und wölle er mir vor meine Mühe den Hahnen zu einer Sonntagssuppen geben, wovon er den Mist eingenommen, maßen es ein großer schöner Hahnen sei, und er nichts Besseres hätte. Und, weilen das Hühnerwerk schon aufgeflogen, trat er auch zu dem Wiem *) so er in der Stuben hinter dem Ofen hatte, und langete den Hahnen herab, so er meiner Magd unter den Arm thät, so gekommen war mich wegkzurufen.
Hätte aber den Hahnen umb alles in der Welt nit essen wollen, besondern ließ ihn zur Zucht laufen. Wie ich nun ginge, fragte ihn noch, ob ich am Sonntage dem Herrn vor seine Besserung danken sölle, worauf er aber zur Antwort gab, daß ich solches halten könne, wie mir geliebte. Verließ also kopfschüttelnd sein Haus und nahm mir für, ihn alsogleich rufen zu lassen, wenn ich in Er¬
*) plattdeutsch: Gerüst, auf welchem die Hühner sitzen.
gen, aber er tribulirete ſo lange, bis ich ihme den Wil¬ len that.
Und ſiehe, es half faſt von Stund an, ſo daß er am Abend, als ich kommen war mit ihme zu beten, ſchon wieder auf der Bank ſaß, ein Topf zwischen den Beinen, aus welchem er ſeine Suppen kellete. Wollte aber nit beten (ein ſeltſam Ding, da er doch ſonſten ſo gerne gebetet, und oftmals kaum die Zeit ausharren kunnte, ehe ich kam, ſo daß er wohl an die zween oder dreien Malen geſchicket, wenn ich nit gleich zur Hand ware, oder ſonst wo mein Weſen hatte), ſondern ſagete, er hätte ſchon gebetet, und wölle er mir vor meine Mühe den Hahnen zu einer Sonntagsſuppen geben, wovon er den Miſt eingenommen, maßen es ein großer ſchöner Hahnen ſei, und er nichts Beſſeres hätte. Und, weilen das Hühnerwerk ſchon aufgeflogen, trat er auch zu dem Wiem *) ſo er in der Stuben hinter dem Ofen hatte, und langete den Hahnen herab, ſo er meiner Magd unter den Arm thät, ſo gekommen war mich wegkzurufen.
Hätte aber den Hahnen umb alles in der Welt nit eſſen wollen, beſondern ließ ihn zur Zucht laufen. Wie ich nun ginge, fragte ihn noch, ob ich am Sonntage dem Herrn vor ſeine Beſſerung danken ſölle, worauf er aber zur Antwort gab, daß ich ſolches halten könne, wie mir geliebte. Verließ alſo kopfſchüttelnd ſein Haus und nahm mir für, ihn alſogleich rufen zu laſſen, wenn ich in Er¬
*) plattdeutſch: Gerüſt, auf welchem die Hühner ſitzen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0114"n="98"/>
gen, aber er tribulirete ſo lange, bis ich ihme den Wil¬<lb/>
len that.</p><lb/><p>Und ſiehe, es half faſt von Stund an, ſo daß er am<lb/>
Abend, als ich kommen war mit ihme zu beten, ſchon<lb/>
wieder auf der Bank ſaß, ein Topf zwischen den Beinen,<lb/>
aus welchem er ſeine Suppen kellete. Wollte aber nit<lb/>
beten (ein ſeltſam Ding, da er doch ſonſten ſo gerne<lb/>
gebetet, und oftmals kaum die Zeit ausharren kunnte,<lb/>
ehe ich kam, ſo daß er wohl an die zween oder dreien<lb/>
Malen geſchicket, wenn ich nit gleich zur Hand ware,<lb/>
oder ſonst wo mein Weſen hatte), ſondern ſagete, er<lb/>
hätte ſchon gebetet, und wölle er mir vor meine Mühe<lb/>
den Hahnen zu einer Sonntagsſuppen geben, wovon er<lb/>
den Miſt eingenommen, maßen es ein großer ſchöner<lb/>
Hahnen ſei, und er nichts Beſſeres hätte. Und, weilen<lb/>
das Hühnerwerk ſchon aufgeflogen, trat er auch zu dem<lb/>
Wiem <noteplace="foot"n="*)">plattdeutſch: Gerüſt, auf welchem die Hühner ſitzen.</note>ſo er in der Stuben hinter dem Ofen hatte,<lb/>
und langete den Hahnen herab, ſo er meiner Magd<lb/>
unter den Arm thät, ſo gekommen war mich wegkzurufen.</p><lb/><p>Hätte aber den Hahnen umb alles in der Welt nit<lb/>
eſſen wollen, beſondern ließ ihn zur Zucht laufen. Wie<lb/>
ich nun ginge, fragte ihn noch, ob ich am Sonntage dem<lb/>
Herrn vor ſeine Beſſerung danken ſölle, worauf er aber<lb/>
zur Antwort gab, daß ich ſolches halten könne, wie mir<lb/>
geliebte. Verließ alſo kopfſchüttelnd ſein Haus und nahm<lb/>
mir für, ihn alſogleich rufen zu laſſen, wenn ich in Er¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[98/0114]
gen, aber er tribulirete ſo lange, bis ich ihme den Wil¬
len that.
Und ſiehe, es half faſt von Stund an, ſo daß er am
Abend, als ich kommen war mit ihme zu beten, ſchon
wieder auf der Bank ſaß, ein Topf zwischen den Beinen,
aus welchem er ſeine Suppen kellete. Wollte aber nit
beten (ein ſeltſam Ding, da er doch ſonſten ſo gerne
gebetet, und oftmals kaum die Zeit ausharren kunnte,
ehe ich kam, ſo daß er wohl an die zween oder dreien
Malen geſchicket, wenn ich nit gleich zur Hand ware,
oder ſonst wo mein Weſen hatte), ſondern ſagete, er
hätte ſchon gebetet, und wölle er mir vor meine Mühe
den Hahnen zu einer Sonntagsſuppen geben, wovon er
den Miſt eingenommen, maßen es ein großer ſchöner
Hahnen ſei, und er nichts Beſſeres hätte. Und, weilen
das Hühnerwerk ſchon aufgeflogen, trat er auch zu dem
Wiem *) ſo er in der Stuben hinter dem Ofen hatte,
und langete den Hahnen herab, ſo er meiner Magd
unter den Arm thät, ſo gekommen war mich wegkzurufen.
Hätte aber den Hahnen umb alles in der Welt nit
eſſen wollen, beſondern ließ ihn zur Zucht laufen. Wie
ich nun ginge, fragte ihn noch, ob ich am Sonntage dem
Herrn vor ſeine Beſſerung danken ſölle, worauf er aber
zur Antwort gab, daß ich ſolches halten könne, wie mir
geliebte. Verließ alſo kopfſchüttelnd ſein Haus und nahm
mir für, ihn alſogleich rufen zu laſſen, wenn ich in Er¬
*) plattdeutſch: Gerüſt, auf welchem die Hühner ſitzen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/114>, abgerufen am 18.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.