Hierauf kam der Amtshaubtmann abermals mit sei¬ nen drei Kerls an, und verneigete sich vor Sr. Maje¬ stät zur Erden. Da er aber kein Lateinisch nit kunnte, item auch kein Italiänisch oder Französisch verstande, spielte ich alsobald den Dolmetscher. Denn es fragete J. M. wie weit es bis zur Swine wär, und ob es dorten noch viel fremd Kriegsvolk hätte? Und meinete der Amtshaubt¬ mann daß annoch an die 200 Krabaten im Läger lä¬ gen, worauf Se. Majestät dem Roß die Spornen gab und freundlich nickende ausrief: valete*). Nun kam aber erst das andere Kriegsvolk, bei 3000 Mann ge¬ waltig, aus dem Busch, so gleichfalls ein wacker An¬ sehn halte, auch keine Narrentheidinge fürnahm, wie es sonsten wohl pfleget, als es bei unserm Häuflein und den Weibern vorbeizog, sondern fein ehrbar einhertrat, und begleiteten wir den Zug noch bis hinter Coserow an die Heiden wo wir ihn dem Schutz des Allmächtigen em¬ pfohlen, und ein Jeglicher wieder seiner Straßen heimbzog.
Hülfe siegreich zurückkehre, erwarte ich das versprochene Ge¬ dicht und außerdem zwei Küsse.
*) Lebt wohl!
8 *
Hierauf kam der Amtshaubtmann abermals mit ſei¬ nen drei Kerls an, und verneigete ſich vor Sr. Maje¬ ſtät zur Erden. Da er aber kein Lateiniſch nit kunnte, item auch kein Italiäniſch oder Franzöſiſch verſtande, ſpielte ich alſobald den Dolmetſcher. Denn es fragete J. M. wie weit es bis zur Swine wär, und ob es dorten noch viel fremd Kriegsvolk hätte? Und meinete der Amtshaubt¬ mann daß annoch an die 200 Krabaten im Läger lä¬ gen, worauf Se. Majeſtät dem Roß die Spornen gab und freundlich nickende ausrief: valete*). Nun kam aber erſt das andere Kriegsvolk, bei 3000 Mann ge¬ waltig, aus dem Buſch, ſo gleichfalls ein wacker An¬ ſehn halte, auch keine Narrentheidinge fürnahm, wie es ſonſten wohl pfleget, als es bei unſerm Häuflein und den Weibern vorbeizog, ſondern fein ehrbar einhertrat, und begleiteten wir den Zug noch bis hinter Coſerow an die Heiden wo wir ihn dem Schutz des Allmächtigen em¬ pfohlen, und ein Jeglicher wieder ſeiner Straßen heimbzog.
Hülfe ſiegreich zurückkehre, erwarte ich das verſprochene Ge¬ dicht und außerdem zwei Küſſe.
*) Lebt wohl!
8 *
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0131"n="115"/><p>Hierauf kam der Amtshaubtmann abermals mit ſei¬<lb/>
nen drei Kerls an, und verneigete ſich vor Sr. Maje¬<lb/>ſtät zur Erden. Da er aber kein Lateiniſch nit kunnte,<lb/><hirendition="#aq">item</hi> auch kein Italiäniſch oder Franzöſiſch verſtande, ſpielte<lb/>
ich alſobald den Dolmetſcher. Denn es fragete J. M.<lb/>
wie weit es bis zur Swine wär, und ob es dorten noch<lb/>
viel fremd Kriegsvolk hätte? Und meinete der Amtshaubt¬<lb/>
mann daß annoch an die 200 Krabaten im Läger lä¬<lb/>
gen, worauf Se. Majeſtät dem Roß die Spornen gab<lb/>
und freundlich nickende ausrief: <hirendition="#aq">valete</hi><noteplace="foot"n="*)">Lebt wohl!</note>. Nun kam<lb/>
aber erſt das andere Kriegsvolk, bei 3000 Mann ge¬<lb/>
waltig, aus dem Buſch, ſo gleichfalls ein wacker An¬<lb/>ſehn halte, auch keine Narrentheidinge fürnahm, wie es<lb/>ſonſten wohl pfleget, als es bei unſerm Häuflein und den<lb/>
Weibern vorbeizog, ſondern fein ehrbar einhertrat, und<lb/>
begleiteten wir den Zug noch bis hinter Coſerow an die<lb/>
Heiden wo wir ihn dem Schutz des Allmächtigen em¬<lb/>
pfohlen, und ein Jeglicher wieder ſeiner Straßen heimbzog.</p><lb/><notexml:id="note-0131"prev="#note-0130"place="foot"n="**)">Hülfe ſiegreich zurückkehre, erwarte ich das verſprochene Ge¬<lb/>
dicht und außerdem zwei Küſſe.</note><milestonerendition="#hr"unit="section"/><fwplace="bottom"type="sig">8 *<lb/></fw></div></body></text></TEI>
[115/0131]
Hierauf kam der Amtshaubtmann abermals mit ſei¬
nen drei Kerls an, und verneigete ſich vor Sr. Maje¬
ſtät zur Erden. Da er aber kein Lateiniſch nit kunnte,
item auch kein Italiäniſch oder Franzöſiſch verſtande, ſpielte
ich alſobald den Dolmetſcher. Denn es fragete J. M.
wie weit es bis zur Swine wär, und ob es dorten noch
viel fremd Kriegsvolk hätte? Und meinete der Amtshaubt¬
mann daß annoch an die 200 Krabaten im Läger lä¬
gen, worauf Se. Majeſtät dem Roß die Spornen gab
und freundlich nickende ausrief: valete *). Nun kam
aber erſt das andere Kriegsvolk, bei 3000 Mann ge¬
waltig, aus dem Buſch, ſo gleichfalls ein wacker An¬
ſehn halte, auch keine Narrentheidinge fürnahm, wie es
ſonſten wohl pfleget, als es bei unſerm Häuflein und den
Weibern vorbeizog, ſondern fein ehrbar einhertrat, und
begleiteten wir den Zug noch bis hinter Coſerow an die
Heiden wo wir ihn dem Schutz des Allmächtigen em¬
pfohlen, und ein Jeglicher wieder ſeiner Straßen heimbzog.
**)
*) Lebt wohl!
**) Hülfe ſiegreich zurückkehre, erwarte ich das verſprochene Ge¬
dicht und außerdem zwei Küſſe.
8 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/131>, abgerufen am 18.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.